Dictum 69 – Turba Philosophorum

Dictum 69

Sprach Fiorus (Sokrates): Deine Abhandlung, Mundus (Parmenides), gedenke ich zu vollenden, denn du hast die Art des Kochens nicht durchgeführt.

Und jener: Wohlan, Philosoph!

Und Fiorus: Ich lehre die Söhne der Lehre, dass das Zeichen für die Güte der ersten Kochung die Ausziehung seiner ‘Röte’ ist.

Und jener: Beschreibe, was ‘Röte’ ist!

Und Fiorus: Wenn ihr ihn noch ganz schwarz seht, so wisst, dass die ‘Weiße’ dann im Innern jener ‘Schwärze’ verborgen ist; dann müsst ihr jene ‘Weiße’ aus jener ‘Schwärze’ ausziehen durch das Feinste dessen, was ihr zu unterscheiden wisst. Bei der zweiten Abkochung aber wird jene ‘Weiße’ im Gefäß mit ihren ‘Werkzeugen’ eingesetzt und gelinde gekocht, bis alles weiß wird. Wenn ihr aber, alle Erforscher dieser Kunst, jene ‘Weiße’ erscheinen und alles im Gefäß überragen seht, so seid überzeugt, dass die ‘Röte’ in jener ‘Weiße’ verborgen ist. Dann aber müsst ihr jene nicht ausziehen, sondern kochen, bis das Ganze ein höchstes ‘Rot’ wird, das nicht seinesgleichen hat. Und wisst, dass jene erste ‘Schwärze’ aus der Natur der Bleiglätte entsteht, und dass die ‘Röte’ aus jener ‘Schwärze’ ausgezogen wird, weil sie jenes ‘Schwarze’ verbessert hat, was zwischen Flüchtigem und Nichtflüchtigem Frieden herstellend diese zur Einheit zurückgeführt hat.

Antwortete die Versammlung: Und warum ist dies gewesen?

Und jener: Darum, weil das ‘gequälte’ Ding, wenn es im ‘Körper’ untertaucht, ihn in eine unveränderliche und unzerstörbare Natur verwandelt. Ihr müsst daher diesen ‘Schwefel’ kennen, der den ‘Körper’ schwärzt. Und wisst, dass jener ‘Schwefel’ weder gequält noch gefärbt werden kann, sondern ihn (selbst) quält und färbt; weil der ‘Schwefel’, der schwärzt, derjenige ist, welcher dem Nichtflüchtigen die Tür öffnet und es in Flüchtiges mit Flüchtigem umwandelt. Seht ihr nicht, dass er, wenn er quält, nicht durch Schaden oder durch Zerstörung quält, sondern durch Vereinigung und durch Nutzen? Denn wenn seine Qual schädlich und unzuträglich wäre, so würde es nicht von jenem erfüllt werden, bis von ihm die unveränderlichen und unzerstörbaren Farben ausgezogen werden, was wir ‘Wasser des Schwefels’ genannt und zur Färbung der ‘Röte’ geeignet gemacht haben, die übrigens nicht schwärzt. Was aber schwärzt und nicht ohne Schwärze geschieht, habe ich als den Schlüssel des Werkes bezeichnet.