Basilius Valentinus – Vom ersten und höchsten Planeten Saturn

Vom ersten und höchsten Planeten Saturn

Basilius Valentinus (1612)

 Basillius Valentinus

 

 

Dieses Gedicht stammt vom Alchemisten und Verfasser alchemistischer Schriften Basilius Valentinus. Die Alchemie befasst sich mit der Herstellung von spirituellem Gold und dem Stein der Weisen (Lapis Philosophorum) und stammt aus dem alten Ägypten und dem hellenistischen Griechenland. Alchemie steht auch in Verbindung mit Hermes Trismegistus, dem Begründer der Hermetik. Dieser Text beschreibt die wesentliche Rolle des Saturn beim großen Werk, dem Opus Magnum.

 

Ich komm vom höchsten Himmel her,
Und scheine oben weit und fern
Dass man mich kaum erkennen kann,
Im Sinn bin ich ein Wundermann,
Hab gar ein melancholisch Art,
Davon hab ich meinen Greisenbart,
Der Samstag ward mir zugetan,
Wie er sein Name von mir bekam.

Mein Lauf, der ist ganz Zirkelring,
Denselben in dreißig Jahren vollbring.
Fünf Tag sechs Stunde gehören auch dazu,
Noch kann ich haben keine Ruh.

Der Steinbock und der Wassermann,
Die zweien sind mein Untertan.
Ein schön Granat Stein klar und hell
Gab mir mein Engel Oriphiel.

Ich sitz und rechne Tag und Nacht,
Wie ich viel Gut bekommen mag.
Wie tun die alten Geizigen gleich,
Die nimmer können werden reich.

Drum heißt mein Kunst Astronomie,
Zu rechnen, was für Farbe ich sehe.
Da findest du schwarz, weiß, gelb und rot,
Bestehen aber nicht in der Not.

Mein Geist ist süß, kalt wie ein Eis,
In rauben stehlen hab ich Preis.
Da gebunden aber wird der Geist,
So tu ich auch, was ich verheiß.

Kann zähmen, ändern und auch binden,
Das sonst alles bleibt dahinten.
Fides, die tugendreich solches lehrt,
Wie ich im Alter ward bekehrt.

Mein Stelzen warf ich von mir weg.
Dass ich ohne sie ging meinen Weg.
Ein rotes Öl damals draußen war.
Per extractionem offenbar.
Destilliert darnach ganz lauter hell

Das Band Mercurium bald und schnell.
So fix und standhaft seinen Geist
Gleich wie das feine Silber weiß,
Dass solches zu einem Pulver war,
Entgangen aller Sorg und Gefahr.

Doch nimm dir ganz und gar zu Sinn,
Dass kein gemeines Blei ich bin,
Sondern viel einer andern Art,
Wie dir mein Büchlein offenbart.
Bereit aus einem Mineral,
Rechnest du recht, triffst du die Zahl
zu probieren bin erkoren ich.

Wer mich besteht, behält den Stich
Und kann den Himmel nicht erlangen,
Davon ich zwar bin ausgegangen.
Ich zitiere das flüchtig allzurecht,
Dass dank mir alten greisen Knecht,
Unfixen Metallen bin ich ein Tod,
Und führe sie in Angst und Not.

Aber wer mich recht sucht und kennt,
Gebe ich genug bis an sein End.
Mein Sense scharf haut alles ab,
Hiermit sag ich der Welt schab ab.