Dictum 29 – Turba Philosophorum

Dictum 29

Sagte Diamedis: Du hast schon neidlos gesagt, was geschehen muss. Ich werde daher sprechen, deine Worte bestätigend, aber von der Vielnamigkeit der Elemente absehend, welche die Weisen beseitigen wollten, da dieses ‘Verfahren’ (Verhalten) bei ihnen höchst wertvoll ist. Wisst, alle Erforscher dieser Lehre, dass nichts aus dem Menschen kommt außer ein Mensch, noch aus den Vierfüßlern außer etwas ihnen Ähnliches, noch aus den Vögeln außer etwas ihnen Ähnliches. Achtet daher auf diesen meinen kurzgefassten Traktat, da ich euch fern von Weitschweifigkeit zur Wahrheit geführt habe. Denn die Natur wird durch die Natur nicht verbessert außer durch die eigene Natur, wie auch du nicht verbessert wirst außer durch deinen Sohn, der Mensch nämlich durch den Menschen. Hütet euch also, meine Vorschriften zu vernachlässigen und bedient euch der verehrungswürdigen Natur; denn aus ihr kommt die Kunst, nicht aus etwas anderem. Und wisst, wenn ihr sie nicht nehmt und behandelt, so werdet ihr nichts haben. Vermählt also das Männliche, den Sohn des roten Sklaven, mit seiner geruchtragenden Gattin, worauf sie gemeinsam (das Werk der) Kunst erzeugen, und setzt ihnen nicht Fremdes zu, weder ein Pulver, noch irgendeine (andere) Sache. Das genüge euch also, denn die Empfängnis ist nahe, der Sohn aber ist näher als sie. Wie höchst kostbar ist die Natur jenes roten Sklaven, ohne den das Verfahren nicht bestehen kann!

Sprach Bacsem (Paxamos): Dieses Verfahren, Diomedes, hast du rückhaltlos offen gelegt.

Antwortete er: Ich will (es) noch mehr beleuchten! Wehe euch, fürchtet ihr nicht, dass euch Gott diese Kunst wegnimmt, wenn ihr neidisch auf eure Brüder seid?

Antworteten sie: Wir weichen nur den Unverständigen aus. Sage also, was du willst!

Und jener: Führet den ‘Zitronengelben’ mit seiner ‘Gattin’ nach der Vermählung in das ‘Bad’, erhitzet aber nicht aufs äußerste, damit sie nicht der Sinne und der Bewegung beraubt werden. Lasst sie das Bad nehmen, bis ihr Körper und ihre Farbe etwas Einziges werden. Gebt ihnen ihren Schweiß zurück und liefert sie nochmals dem Tod aus, verschafft ihnen Ruhe und hütet euch, sie in die Flucht zu schlagen, indem ihr sie in zu heißem Feuer verbrennt. Verehret den ‘König’ und seine ‘Gattin’, und verbrennt sie nicht, da ihr nicht wisst, wann ihr jene (Dinge) braucht, die den ‘König’ und seine ‘Gattin’ veredeln. Kocht sie daher, bis sie (erst) schwarz, dann weiß, dann rot werden, und dann das ‘färbende Gift’ entsteht. Wenn ihr versteht, Erforscher dieser Wissenschaft, so seid ihr glücklich, wenn aber nicht, so habe ich schon getan, was ich tun soll, und zwar kurz, und wenn ihr unwissend seid, so hat Gott die Wahrheit vor euch verborgen. Tadelt also nicht die Weisen, sondern euch selbst; denn wenn Gott bei euch einen gläubigen Sinn wüsste, dann würde er euch die Wahrheit mitteilen. Siehe, ich habe euch auf den (rechten) Weg geführt und vom falschen abgezogen!