Dictum 12 – Turba Philosophorum

Dictum 12

Sprach Lucas (Leukippos): Ich werde sprechen, indem ich darin den Spuren der Alten folge. Und wisst, alle Erforscher der Weisheit, dass der Traktat hier nicht der Anfang des Verfahrens ist. Nehmt das Quecksilber, das vom ‘Männlichen’ ist, und verfestigt es gemäß der Gewohnheit. Seht ihr nicht, dass ich euch sage ‘gemäß der Gewohnheit’, weil es vorher schon verfestigt worden ist? Dies ist daher nicht der Anfang des Verfahrens. Ich empfehle euch jedoch, das Quecksilber zu nehmen, das vom ‘Männlichen’ ist, und es auf vorbehandeltes Kupfer oder Eisen zu tun, so wird es geweißt werden. Ähnlich entsteht ‘weiße Magnesia’ und wird das ‘Männliche’ umgewandelt; da ja eine gewisse Verwandtschaft des Magneten mit dem Eisen besteht, so freut sich die Natur über die Natur. Nehmt also die ‘Wolke’, welche die Alten euch zu nehmen empfohlen haben, und kocht sie mit ihrem ‘Körper’, bis Zinn entsteht. Und gemäß der Gewohnheit reinigt es von seiner Schwärze, wascht und röstet in gleichmäßigem Feuer, bis es weiß wird. Mit (vor-) behandeltem Quecksilber wird jeder ‘Körper’ geweißt, denn die Natur wandelt die Natur. Nehmet daher die ‘Magnesia’ und weißet mit dem Rauch von ‘Wasser des Alauns’ und ‘Wasser des Nitrons’ und ‘Wasser des Meeres’ und ‘Wasser des Eisens’, weil jener ‘Rauch’ weiß ist, und alles weißt; was immer ihr durch den ‘Rauch’ geweißt haben wollt, das wird geweißt. Mischt daher jenen ‘Rauch’ mit seinem Rückstand, bis er sich verfestigt und ‘weißes Silber’ wird. Röstet aber dieses ‘weiße Kupfer’, bis es sich selbst zum Keimen bringt, da die ‘Magnesia’, wenn sie geweißt wird, die ‘Geister’ nicht entweichen und den ‘Schatten des Kupfers’ nicht erscheinen lässt, weil die Natur die Natur festhält. Nehmt also, all ihr Söhne der Lehre, das ‘schweflige Weiß’ und weißt es mit ‘Sonne und Tau’, oder mit der ‘Blüte des weißen Salzes’, bis es ein weißes Silber wird. Und wisst, dass die ‘Blüte des weißen Salzes’ das ‘Ethel der Ethel’ ist. Röstet es daher sieben Tage hindurch, bis es glänzend wie Marmor wird, weil es, wenn es so wird, ein größtes Geheimnis ist, da der Schwefel mit dem Schwefel gemischt worden ist; und das größte Werk ist von daher bewirkt worden, wegen der gegenseitigen Verwandtschaft, weil Naturen, die ihrer Natur begegnen, sich freuen. Nehmt also ‘Martak’ (Bleiglätte) und weißt ihn mit ‘Kadmia’ und ‘Essig’ und ‘immerwährendem Wasser’, und röstet und verfestigt, bis es nicht mehr flüssig wird, in einem Feuer, das stärker ist als sein früheres Feuer, und verschliesst die Mündung des Gefäßes fest, damit die ‘Blüte’ nicht entflieht, sondern ihren Verwandten (bei sich) festhält und seine Weiße sich verstärken lässt. Und hütet euch vor der Verstärkung des Feuers, weil (das Wasser), wenn ihr das Feuer verstärkt, vorzeitig rot wird, was euch nichts nützt, weil ihr ja beim Anfang des Verfahrens das Weiße haben wollt. Darauf mögt ihr es verfestigen, dann rotmachen; und es sei euer Feuer gelinde wie beim Weißfärben, bis es sich verfestigt. Und wisst, dass wir es, wenn es sich verfestigt, ‘Seele’ nennen und dass es dann schneller von einer Natur in die andere verwandelt wird. Dies also ist für die Verständigen genug über die ‘Kunst des Silbers’, weil (schon) ein einziges Ding tut, was auch mehrere bewirken; mehrere Dinge aber braucht ihr nicht, sondern nur das eine Ding, und jenes eine Ding wird bei jeder Stufe unsrer Arbeiten in eine andere Natur verwandelt.

Sprach die Versammlung: Meister, wenn du reden würdest, wie die Weisen geredet haben, so würden auch binnen kurzem jene, von denen wir sehen, dass sie sich von der Unterwerfung unter die Finsternis nicht trennen wollen, uns folgen.