Buch 01

Das erste Buch – Hermetis Trimegisti Pömander

Titelblatt der ersten Ausgabe in Deutsch, Hamburg 1706

Hermes
1. Einstmals, da ich die wesentlichen Dinge betrachtete und mein Gemüt sich erhob, da verschlummerten die Sinne meines Leibes ganz und gar, gleich wie einer, der von Speise überladen oder von Arbeit müde, mit dem Schlafe überfallen worden.

2. Und es kam mir vor, als ob ich jemanden sah, der sehr groß und von einer unendlichen Länge, nennend meinen Namen und zu mir sprechend:

Pömander
3. Was willst du hören und sehen und was ist, dass du in deinem Gemüte gedenkst zu lernen und zu erkennen?

Hermes
4. Ich sprach, wer bist du?

Pömander
5. Er sprach, ich bin Pömander, das Gemüt, des von sich selbst bestehenden Wesens, ich weiß, was du begehrest und bin überall mit dir.

Hermes
6. Ich sprach, ich begehre die wesentlichen Dinge zu lernen, derselben Natur zu verstehen und zu erkennen.

Pömander
7. Wie?

Hermes
8. Ich sprach, ich will’s hören.

Pömander
9. Darauf sprach er, halte mich wiederum in deinem Gemüte, so will ich dich lehren dasjenige, das du untersuchen willst.

Hermes
10. Nachdem er solches gesagt hatte, verwandelte er seine Gestalt und von Stunde an wurde mir alles in einem Augenblick eröffnet, und ich sah ein unendliches Gesicht; es wurde alles zu einem Licht, welches sehr lieblich und erfreuend war, und ich erfreute mich in dem Anschauen.

11. Kurz darauf entstand in einem Teile eine Finsternis, die sich davon niederwärts abschied, sie war erschreckend und traurig, welche sich in einer Krümme schloss, dabei mir deuchte in dem Anschauen, dass dieselbe Finsternis würde verändert in eine feuchte und unaussprechlich verwirrte Natur, welche einen Rauch als vom Feuer und ein unaussprechlich betrübtes Geläut von sich gab.

12. Danach brach aus derselben feuchten Natur hervor eine undeutliche Stimme, die ich hielt für die Stimme des Lichtes.

13. Aus dem Lichte stieg noch ein heiliges Wort auf die Natur und das reine Licht erhob sich aus der feuchten Natur in die Höhe, dasselbige war leicht, durchdringend und mächtig.

14. Die Luft, die auch leicht war, folgte dem Geiste und fuhr auf von der Erde und Wasser, bis an das Feuer, so dass es war, als ob sie über dasselbige hingehe.

15. Die Erde und das Wasser blieben untereinander vermengt, so dass die Erde wegen des Wassers nicht gesehen wurde und wurden bewegt durch das geistliche Wort, welches oben über ihnen schwebte.

Pömander
16. Da sagte Pömander zu mir, hast du das Gesicht verstanden, was dasselbige bedeute?

Hermes
17. Ich sprach, ich will ihm nachdenken.

Pömander
18. Das Licht, sprach er, bin ich, das Gemüt, dein Gott, welcher aus der feuchten Natur ist, welche aus der Finsternis erschien.

19. Das aus dem Gemüt leuchtende Wort, der Sohn Gottes.

Hermes
20. Ich sprach, was ist das zu sagen?

Pömander
21. Verstehe dasselbige also, dasjenige, was in dir stehet und höret, ist das Wort des Herrn, das Gemüt aber ist Gott der Vater, sie sind aber voneinander nicht unterschieden, denn derselben beiden Vereinigung ist das Leben.

Hermes
22. Ich sprach, ich danke dir.

Pömander
23. Aber fasse mit dem Gemüte das Licht und erkenne dasselbige.

Hermes
24. Nachdem er dieses hatte gesagt, haben wir einander eine lange Zeit angesehen, also dass ich zitterte vor seiner Gestalt.

25. Aber indem er mich wiederum ansah, sah ich in meinem Gemüt ein Licht, von unzählbaren Kräften und eine in der Wahrheit unendliche Welt und dass das Feuer mit großer Kraft geschlossen und zusammengetrieben und also in Ordnung gebracht würde.

26. Dieses erkannte ich, da ich das Wort des Pömander habe gesehen, worüber, da ich bestürzet war, sprach er wieder zu mir.

Pömander
27. Hast du nun im Gemüte gesehen die ursprüngliche Gestalt, welche vor dem Anfang von einem unendlichen Anfang ist? Dieses sprach Pömander zu mir.

Hermes
28. Ich sprach, woraus sind die Elemente der Natur zusammengesetzt?

29. Darauf antwortete er, der Rat Gottes, der das Wort empfangen und die schöne Welt angesehen hat, hat dieselbige nachgeahmt und also durch sein eigenes Element und die Ausfließung der Seelen die Welt geschaffen.

30. Aber das Gemüt (Gott), welcher Mann und Weib, Leben und Licht ist, hat durch’s Wort eine andere wirkende Natur geboren, welche (seiend des Feuers und des Geistes Gott) sieben Regenten gemacht hat, so die empfindliche Welt in Circulen umfassen, deren Regierung Fatum oder Schicksal genannt wird.

31. Von Stund an ist aus denselbigen herunter gesunkenen Elementen Gottes das Wort Gottes zu einem reinen Werk der Natur hervorgekommen, welches mit dem wirkenden Gemüte ist vereinigt worden, dieweil er mit demselben eines Wesens war.

32. Und die heruntergesunkenen Elemente der Natur wurden ohne Vernunft gelassen, auf dass sie allein die Materie wurden.

33. Aber das wirkende Gemüt samt dem Worte, welches die Circulen umfasset und mächtig treibt, hat sein Wirken drehend gemacht und bestimmet, dass solcher von dem Anfang ohne Anfang, bis an das Ende, ohne Ende umgetrieben werde, dann fangen sie alle allezeit an, allwo sie sich endigen.

34. Die Drehung der Werke hat nach dem Willen der Gemüter aus den heruntergesunkenen Elementen die unvernünftigen Tiere gezeugt; denn sie selbst hatten keine Vernunft.

35. Die Luft hat das Fliegende hervor gebracht und das Wasser das Schwimmende und das Wasser und die Erde sind von einander geschieden, so wie es das Gemüt gewollt hat! Da dann die Erde die Tiere, die sie gehabt, von sich gegeben hat, nämlich vierfüßige, kriechende, wilde und zahme.

36. Aber der Vater aller Dinge (das Gemüt sei Leben und Licht) hat den Menschen sich gleich geboren und ihn geliebt als seine eigene Geburt, denn er war sehr herrlich und trug des Vaters Ebenbild; gewiss, Gott hat seine eigene Gestalt geliebt und alle seine Werke an denselbigen übergeben.

37. Aber als dieser die Schöpfung des Werkmeisters in dem ganzen Wesen sich hatte zu Gemüte geführt, da wollte er auch selbst Werkmeister sein: darum wurde er von dem Vater abgesondert und den wirkenden Kreisen einverlassen.

38. Und indem er alle Gewalt hatte, merkte er die Werke der sieben Regenten an, welche ihn dann geliebt und ein jeder seiner Ordnung teilhaftig gemacht hat.

39. Nachdem er ihr Wesen hatte erlernet und ihrer Natur teilhaftig geworden war, so wollte er den Umlauf der Circulen durchgründen und die Gewalt derjenigen, die über das Feuer sind, mit dem Gemüte begreifen.

40. Und nachdem er über die sterblichen und unvernünftigen Tiere der Welt alle Gewalt hatte, durch die Erforschung der Einstimmung der Dinge, wollte er auch die Kraft der Circulen durchbrechen; da sah er ganz tief durch die Zusammenstimmung und bewies, dass die herunter gesunkene Natur sei ein schönes Bild Gottes.

41. Als er dieselbe gesehen, welche in ihr selbst unersättliche Schönheit, alle Wirkung der Regenten und das Bild Gottes hatte und aus Liebe lachte, indem sie das Bildnis von der allerherrlichsten Gestalt (nämlich der Menschen) in dem Wasser sah und dessen Schatten in der Erde.

42. Und indem er sah seine gleichförmige Gestalt in ihm selbst, im Wasser, gewann er sie lieb und begehrte ihr beizuwohnen, da denn von Stund an der Wille durch das Werk geschehen und hat ein unvernünftiges Bild geboren.

43. Die Natur hat ihren Geliebten umfangen und sich ganz und gar in ihn geflochten und sind beide miteinander vermengt worden, dieweil sie einer den andern hatten lieb gewonnen.

44. Und darum ist der Mensch über alle andern Geschöpfe auf Erden zweifältig, nämlich sterblich dem Leibe nach und unsterblich nach dem wesentlichen Menschen.

45. Denn ob er schon unsterblich ist und die Gewalt aller Dinge hat, dennoch leidet er die sterblichen Dinge, welche dem Schicksal unterworfen sind, und obwohl er vornehmer ist, als die Zusammenstimmung, so ist er doch ein Knecht von derselben geworden, aber Mann und Weib, aus dem Vater, der Mann und Weib ist, und herrschet ohne Schlaf von dem, der ohne Schlaf ist.

46. Danach sprach mein Gemüt, ich liebe diese Rede.

47. Aber Pömander sagte: Das ist bis auf diesen Tag ein verborgenes Geheimnis, denn als die Natur sich hatte mit dem Menschen vermengt, hat sie ein Wunder über alle Wunder zum Vorschein gebracht.

48. Denn als der Mensch die Natur der Zusammenstimmung der sieben Regenten, von demselben, welchen ich genannt habe (nämlich von dem Feuer und von dem Geist), hatte, so blieb sie nicht stille, sondern gebar von Stund an sieben Menschen nach der Natur der sieben Regenten, die Mann und Weib und hoch erhöht waren.

49. Hierauf sagte ich: O Pömander! Ich habe große Begierde und mich verlangt dasselbige zu hören, mache doch keinen Umschweif.

50. Aber Pömander sprach: Schweig, denn ich habe die erste Rede noch nicht ausgeführt.

51. Ich sprach: Siehe, ich schweige.

52. Die Geburt demnach von den sieben, gleichwie ich gesagt habe, ist auf eine solche Weise geschehen: Die weibliche Luft und das schwebende Wasser haben aus dem Feuer die Reifung und aus der allerreinsten Luft den Geist genommen, und die Natur hat zu dem Bilde des Menschen den Leib hervorgebracht.

53. Aber der Mensch ist aus dem Leben und dem Lichte zur Seele und Gemüt geworden, aus dem Leben zu einer Seele und aus dem Lichte zu einem Gemüt und wurde also über alle Glieder der empfindlichen Welt bis an das Ende des Umkreises herrschend und gebärend.

54. Nun höre auf die Rede, die du gerne hören willst: nachdem der Umkreis war angefüllt; wurde nach dem Rat Gottes von allen Dingen der Bund aufgelöst, denn alle Tiere, die Mann und Weib sind, wurden zugleich mit dem Menschen aufgelöst, und das eine Teil wurde männlich, und das andere Teil aber weiblichen Geschlechts.

55. Und Gott sprach durch sein heiliges Wort: von nun an wachst im Wachstum und vermehrt euch in der Vermehrung, alle ihr Geschöpfe und Werke, und der das Gemüt in sich hat oder verständig ist, der erkenne sich selbst, dass er unsterblich sei; und wisse, dass die Liebe zu dem Leibe die Ursache des Todes sei und erkenne alle Eigenschaften.

56. Und als Gott dieses hatte gesprochen, hat die Vorsehung durch das Schicksal und die Zusammenstimmung die Vermengung eingeführt und die Gebärung eingesetzt, und alle Dinge sind in ihrem Geschlechte vermehrt worden, und der sich selbst hat erkannt, der ist in das Gute (welches über allem Guten ist) gekommen, aber der aus Verleitung der Liebe den Leib hat geliebt, der bleibt in der Finsternis irrend und leidet empfindlicher Weise das, was des Todes ist.

57. Ich sprach, was haben die Unwissenden so hart verschuldet, dass sie der Unsterblichkeit beraubt werden?

58. O du! Es scheint, dass du dasjenige nicht hast verstanden, was du gehört.

59. Ich habe dir zwar nicht gesagt, dass ich’s verstehe; ich verstehe es aber dennoch und erinnere mich desselben.

60. Wohl dir, wenn du es verstanden hast.

61. Ei, lieber sage mir, warum sind diese des Todes würdig, die in dem Tode sind; ist’s darum, weil vor dem Leibe eine traurige Finsternis vorhergeht, aus welcher die feuchte Natur und aus derselben der Leib in der empfindlichen Welt gemacht ist, woraus der Tod entsteht?

62. Dieses hast du nun recht verstanden: Aber wie kommt der zu Gott, der sich selbst erkennt, wovon das Wort Gottes spricht?

63. Ich sagte: Weil der Vater aller Dinge, aus welchem der Mensch gemacht ist, aus Licht und Leben besteht.

64. Wie sprichst du so? Gott und der Vater, aus welchem der Mensch geboren, ist Licht und Leben: Wenn du deshalb wirst lernen, wie du aus Licht und Leben bestehst, so wirst du wieder in das Leben eingehen, also sprach Pömander.

65. Aber sage mir dennoch, sprach ich, wie soll ich in das Leben eingehen? O mein Gemüt! Denn Gott sprach: Der Mensch, der das Gemüt hat, erkenne sich selbst; haben denn nicht alle Menschen das Gemüt?

66. Wie sprichst du so! Denn ich, das Gemüt, komme allein zu den Heiligen, Guten, Reinen, Barmherzigen und die gottesfürchtig leben und meine Gegenwart ist ihre Hilfe, also dass sie von Stund an alles erkennen und in Liebe den Vater bitten und ihm Dank, Lob und Preis sagen und ihre Liebe zu ihm alleine richten und ehe sie den Leib an ihren Tod übergeben, die Sinne hassen, weil derselben Werke ihnen wohlbekannt sind.

67. Ja, ich, das Gemüt, lass es nicht zu, dass solche verfallende Wirkungen des Leibes zum Ende gebracht werden: Ich schließe gleich einem Türwächter den Eingang vor den bösen Lüsten zu und schneide die Gedanken der schändlichen Werke ab.

68. Aber von den Unverständigen, Bösen, Untugendhaften, Neidischen, Geizigen, Totschlägern und Gottlosen bin ich weit entfernt, ich übergebe dieselben dem Strafgeiste, der sie, die Schärfe des Feuers brauchend, empfindlicherweise verletzt und zu Unordnungen noch mehr waffnet, wodurch sie größere Strafen empfangen und hören nicht auf, aus unersättlichen Lüsten und Begierden im Finstern zu tappen; solchergestalt verdirbt und peinigt er sie mit mehr und mehr Überhäufung des Feuers über sie.

69. O Gemüt! Du hast mich alles, so als ich wollte, gelehrt: Sage mir doch noch von der Wiederkunft, welche nach diesem geschieht.

70. Pömander sprach: Erstlich wird in der Auflösung des stofflichen Leibes der Leib selbst der Veränderung übergeben und die Gestalt, die er gehabt hat, wird unsichtbar und die werklosen Sitten werden dem Genius übergeben und die Sinne des Leibes kommen wiederum in ihren Ursprung und wenn sie zu Teilen gemacht sind, so werden sie wiederum in ihre Wirkung gesetzt.

71. Der Zorn und die Begehrlichkeit gehen in die unvernünftige Natur und also fährt er endlich in die Höhe durch die Zusammenstimmung und gibt
an den ersten Kreis die zu- und abnehmende Kraft;
an den zweiten; die Ausübung des Bösen und den werkbösen Betrug.
An den dritten; ebenfalls die werkböse begierliche Kraft.
An den vierten; die regierböse Luft zu regieren.
An den fünften; die unheilige Kühnheit und ruchlose Verwegenheit.
An den sechsten; die böse Anreizung zu werkbösem Reichtum.
An den siebenten Kreis; die niederliegenden Lügen.

72. Und alsdann, wenn er von der Wirkung der Zusammenstimmung entblößt ist, kommt er zu der achten Natur und hat seine eigene Kraft und lobet den Vater mit denjenigen, die allda sind und sich auch mit ihm über seine Ankunft erfreuen.

73. Und wenn er denselben ist gleich geworden, so hört er auch die Kräfte, die über der achten Natur sind, mit ihren eigenen Stimmen Gott loben.

74. Und dann steigen sie in der Ordnung weiter auf zu dem Vater und begeben sich selbst unter die Kräfte, und wenn sie Kräfte geworden sind, kommen sie in Gott. Und das ist das gute Ende von denjenigen, die Erkenntnis haben, nämlich, dass sie vergöttert werden.

75. Aber nachdem du alles begriffen hast, was wartest du, diejenigen anzuleiten, die es würdig sind? Auf dass das menschliche Geschlecht durch Gott behalten werde.

76. Nachdem Pömander solches hatte gesagt, vermengte er sich unter die Kräfte; ich aber dankte und lobte den Vater aller Dinge, durch welchen ich war kräftig geworden aufzustehen und gelehrt worden aller Dinge Art oder Natur und auch das große Gesicht zu erkennen und fing an, die Herrlichkeit der Gottseligkeit und der Erkenntnis mit erhobener Stimme dem Menschen zu verkünden.

77. O! Ihr Völker, ihr irdischen Menschen, ihr, die ihr euch selbst zu der Trunkenheit, zu dem Schlaf und zu der Unerkenntnis Gottes begeben habt! Seid nüchtern und hört von dem Vrassen doch einmal auf, und lasst euch den unvernünftigen Schlaf nicht so sehr gefallen.

78. Da sie solches hörten, kamen sie einträchtig zu mir, und ich sprach weiter: O ihr Irdische, warum habt ihr euch selbst in den Tod begeben! Da ihr doch Macht habt, der Unsterblichkeit teilhaftig zu werden.

79. Bekehrt euch doch, ihr, die ihr mit dem Irrsal seid umgeben und mit der Unwissenheit verfinstert worden! Weicht vor dem dunklen Licht, werdet der Unsterblichkeit teilhaftig, verlasst die Verderblichkeit.

80. Doch etliche von ihnen gingen spottend weg und begaben sich auf den Weg des Todes.

81. Die anderen baten mich, dass ich sie möchte lehren und fielen mir zu Fuß, aber ich befahl ihnen aufzustehen und wurde ein Führer des menschlichen Geschlechtes.

82. Ich lehrte sie Mittel und Wege, wie und auf welche Weise sie möchten behalten werden, ich pflanzte in sie Worte der Weisheit und tränkte sie mit Himmelswasser.

83. Aber wie es Abend wurde und der Sonnenschein anfing ganz unterzugehen, befahl ich ihnen, Gott zu danken, und nach vollbrachter Danksagung kehrte ein jeder wiederum nach seinem eigenen Ort.

84. Ich aber schrieb Pömander Gütigkeit in mich, und als ich damit nach meinem Begehren erfüllt war, so hatte ich über die Maßen große Freude, denn des Leibes Schlaf wurde die Nüchternheit der Seelen; das Zutun der Augen, das wahrhaftige Anschauen, mein Stillschweigen, die Schwängerung des Guten, die Ausbrechung der Rede.

85. Dieses ist mir widerfahren, wie ich solches empfangen habe von meinem Gemüt, das ist, gleich wie ich vom Pömander (dem Worte des von sich selbst bestehenden Wesens) göttlich bin angeblasen und der Wahrheit teilhaftig geworden, darum lobe ich Gott den Vater von Herzen und allen Kräften.

86. Heilig ist Gott, der Vater alles Wesens, heilig ist Gott, dessen Rat von seinen eigenen Kräften vollbracht wird. Heilig ist Gott, der da will erkannt sein und von den Seinen erkannt wird.

87. Heilig bist du, der du durch das Wort alles hast zusammengesetzt. Heilig bist du, dessen Bildnis die ganze Natur ist geworden; heilig bist du, der du von der Natur angebildet bist; heilig bist du, der du stärker bist als alle Kräfte. Heilig bist du, der du größer bist als alles; heilig bist du, der alles Lob übertrifft.

88. Nimm auf das vernünftige und reine Opfer von meiner Seele und von meinem Herzen, die zu dir gerichtet sind, du, der du unsäglich, unaussprechlich und allein in der Stille genannt wirst, wir bitten dich, dass wir von der Erkenntnis nicht abgeführt werden.

89. Neige dich zu mir, stärke mich und erleuchte doch auch mit dieser Gnade diejenigen, die noch in Unwissenheit sind, nämlich die von meinem Geschlechte, Brüder und deine Söhne.

90. Darum glaube ich dir und bezeuge es und gehe in das Leben und Licht. Hochgebenedeit bist du, Vater, dein Mensch begehrt zugleich mit dir geheiligt zu werden, gleich wie du ihm alle Macht gegeben hast.