3. Tag

3. Tag

So bald nun der liebe Tag angebrochen und die helle Sonn sich über die Berge erhoben und am hohen Himmel zu seinem befohlenen ampt wider eingestelt, fiengen sich an, meine gute kämpffer auß den Betten zu erheben und sich allgemach zur inquisition gefast zu machen.

Deßwegen dann einer nach dem andern wider in den Saal kommen und einen guten Tag gewündscht und gefragt, wie wir diese Nacht geschlaffen, wie sie nun unsere Bande gesehen, waren auch viel, die uns erfiltzeten, daß wir uns so verzagt hätten ergeben und nit viel mehr auff Glück und Unglück, wie sie gewaget, wiewol etliche, denen das Hertz immer geklopffet, nit laut zur sachen schrien.

Wir entschuldigten uns mit unserm Unverstandt und verhofften, wir solten nun bald loß außgehen und uns diesen Spot für ein witzigung sein zulassen, das sie hergegen noch nit allerdings entrunnen und villeicht noch die gröste gefahr bevor hätten.

Entlich wie sich nuhn jederman wider versamlet, fanget man abermals an, wie vormals zu Trommeten und die Heerbaucken zuschlagen, da meinten wir nit anders, denn es wurde sich der Bräutigam praesentiren, welches doch manchem gefehlet: Dann es war abermal die gesterige Jungfraw, die hätte sich in ein gantz rohten Samet bekleidet und mit weissem Bändel umbgürttet: Auff ihrem Haupt hatte sie ein grünen Lorberkrantz, welcher sie trefflich zieret: Ihr apparat waren nicht mehr Liechtlin, sondern auff die 200. Geharnischter Männer, welche alle gleich in Roht und Weiß wie sie gekleidet gewesen.

So bald die nuhn vom Stul gesprungen, geht sie gleich zu uns gefangenen her, und nach dem sie uns gegrüst, sagt sie mit wenig worten: Daß ewer etlich ihr Elendt erkanndt, daß last ihm mein Gestränger Herr gefallen, und will es euch auch geniessen lassen.

Und wie sie mich in meinem Habit ersicht, lachet sie und spricht: Sih, hastu dich auch unter das Joch begeben? Ich meint, du hättest dich so fein gerüst: mit welchen worten sie mir die Augen uber getrieben.

Darauf heist sie uns aufflösen und zusammen kupplen, auch an ein orth stellen, da wir die Wag wol sehen kundten, dann sagte sie: Es kan ihnen noch besser ergehen, dann einem vermessenen, so noch hier ledig steht.

Unter dessen wirt die Wag so gantz guldin gewesen, mitten in dem Saal auffgehenckt, auch ein kleines Tischlein mit rohtem Samet bedeckt und darauff 7. Gewicht gestelt: Erstlich stund ein ziemlich groß: darauff vier kleine besonders: Entlich 2. grosse aber besonders.

Und waren diese Gewicht zu ihrer Proportz so schwer, daß es kein Mensch glauben, noch begreifen kann.

Es hatte aber jeder Geharnischter neben einem blossen Schwert ein starcken Strick, die sie denn nach der Zahl der Gewicht in 7. Rotten getheilt und auß jeder Rotte einen zu seinem Gewicht erwehlet: und darauff wider auff ihren hohen Thron gesprungen.

So bald sie nuhn ihr Reverentz gethan, fangt sie also mit starcker stimm an zu reden.

Wer in eines Malers Stuben geht,
Und sich umb Malen nichts versteht,
Redt doch darvon mit grossem pracht,
Der wirt von meniglich verlacht.
Wer sich nuhn gibt in Künstler Orden,
Und ist doch nit erwehlet worden,
Und künstlet doch mit grossem pracht,
Der wirt von meniglich verlacht.

Wer zu zu einer Hochzeit bald erscheint,
Und ist doch niemal worden gemeint,
Und kommet doch mit großem pracht,
Der wirt von meniglich verlacht.
Wer nun auff diese Wag wirt steigen,
Die Gewicht ihn dann nit werden meiden,
Und fehrt alsbald nauff, das es kracht,
Soll sein von meniglich verlacht.

So bald die Jungfraw außgeredt: Heisset der Knaben einer jeden seiner ordnung nach stellen und einen nach dem anderen auffsteigen: Dessen sich dann der Keyser einer nit gewegert, sondern sich erstlich gegen der Jungfrawen ein wenig geneiget: Darnach mit allem seinem statlichen habit auffgestiegen: Darauff jeder Oberster sein Gewicht auffgelegt, bey welchen er mit meniglichs verwundern beharret.

Aber das letste wurde ihm zu schwer, muste also mit solcher betrübnuß hinauff, daß er auch wie mich gedauchte, die Jungfraw selbsten erbarmet, die dann auch den ihren zu schweigen gewuncken, noch wurde der gute Keyser gebunden, und der 6. Rott ubergeben.

Auff ihn kam aber ein Keyser daher, der tratt stoltz auff die Wag: Und weil er ein groß dick Buch unter dem Rock hatte, meint er, es wurde ihme nit fehlen.

Wie er aber kaum daß dritt Gewicht erleiden mögen, und unbarmhertzig hinauff geschlingt wurde, ihm auch sein Buch im schrecken entpfallen, fangen alle Soldaten an zu lachen, unt wirt er der 3. Rott gebunden uberlifert: So giengs noch etlichen Keysern, die alle spötlich verlacht und gefangen worden.

Nach diesen komt ein kurtz Männlin, auch ein Keyser daher, hatte ein krauß brauns Bärtlin, der stellet sich nach gewohnlicher Referentz auch auf: Daß er sich so standhafft gehalten, daß mich bedunckt, wann noch mehr Gewicht vorhanden wären, er wurde sie außhalten: Gegen welchem dann die Jungfraw schnell aufgestanden, sich vor ihm geneigt und ein roht Sametin Rock anziehen lassen.

Entlich auch ein Lorbezweig, deren sie viel auff dem Stul hatte, gereichet und auff die Träppen ihres Stuls heißen nidersitzen.

Wie es nun nach diesem andern Keysern, Königen und Herren ergangen, were zu lang zu erzehlen, allein kann ich ungemeldet nit lassen: daß wenig auß solchen hohen Heüptern geblieben.

Wiewol sich sonsten manch feine Tugent wider mein verhoffen an vielen gefunden.

Einer möchte diß außhalten, der ander ein anders.

Etlich 2. etlich 3. 4. oder 5. wenig aber kundten zu rechter perfection kommen.

Aber zu jedem, dem es gefehlet, warde von den Rotten hefftig gelachet.

Nach dem auch die inquisition uber die vom Adel, Gelehrte und andere ergangen, und bey jedem Standt, ewann einer, etwa zwen, zu mehrmalen aber gar keiner just erfunden worden.

Ist es entlich auch an die frommen Herren Landtbetriegern und Lapidem Spitalauficum machenden Leckern kommen.

Die wurden mit solchem gespöt auf die wag gestelt, dz mir selbsten in meinem Leid der Bauch vor lachen wolt zerspringen, so kondten auch die gefangenen selbsten das lachen nit halten: Dann da kundte der mehrtheil deß ersnten Gerichts nit erwartten, sondern wurden mit Pritschen und Geißeln von der Wag geschmissen und zu anderen Gefangenen, jedoch bey gebührender Rott geführt.

Sein also von so grossem Hauffen so wenig geblieben, daß ich mich ihre zal zu eröffnen schäme, doch waren hohe Personen auch darunter, wiewol man einen wie den andern mit Sametin Kleyd und Lorbeerzweyg geehrt.

Wie nun die inqusition nun mehr allerdings vollendet gewesen, auch niemand mehr auff der seiten, dann wir arme gekuplete Hund da stunden: Trit entlich der Hauptleut einer herfür und spricht: G. Fräwlin, wann es E. G. gefällig, wollte man diese arme Menschen, welche ihren unverstand erkent, ohne ihr gefahr auch nuhr zu Lust auff die Wag stehen lassen.

Ob doch etwas rechts unter ihnen were. Allererst war ich in grosen Nöthen, dann in meinem Creütz war diß nuhn mehr mein Trost, daß ich nit mußte, so in schanden stehen, oder von der Wag gepeutscht werden.

Dann mir zweiffelt nit, das viel der gefangenen wündschten, wie weren zehen Nächt bey uns in dem Saal geblieben: Noch weil es die Jungfraw bewilligt, muß es sein, und wurden wir auffgelöst, auch einer nach dem andern auffgestellt, wiewol es nuhn mehrestheils mißlungen, wurde ihrer doch weder gelacht noch sie gepeutscht, sondern mit frieden auff eine seit gestelt.

Mein Gesell war der 5., der erhielt sich stattlich, deßwegen von Menniglichen, sonderlich aber dem Hauptmann, so uns erbetten, gefrolocket, und von der Jungfrawen gewohnliche Ehr ihm erzeigt wurde.

Nach ihm wischen abermal zwen flux hinauff.

Ich aber war der Acht, so bald ich nun mit zittern auffgetretten, sihet mich mein Gesell, so albereit inn seinem Sammet da gesessen, freündtlich und lächlet die Jungfraw selbsten ein wenig: Nach dem ich aber auff alle gewicht beharret, heisset mich die Jungfraw mit gewalt auffziehen.

Deßwegen noch 3. Mann an das ander theil der wag gehanget, so doch nichts vermöcht: deßwegen bald der Knaben einer auffgestanden, und uberlaut geschrien, der ists, darauff der ander geantwortet: So last ihm sein Freyheit gelten, welches die Jungfraw vergönnet: und nach dem ich mit gebürlichen Ceremonien auffgenommen worden, wird mir die wahl gegeben, einen gefangenen, wer mir gefiel, zuerlösen.

Deßwegen ich mich nit lang besonnen und den ersten Keyser, der mich lengsten erbarmet, erwehlt, welcher dann bald loß gelassen, und zu uns mit allen Ehren gesetzt worden.

Wie nun der letste auch auffgestelt worden, die gewicht ihm aber zu schwer worden, sihet under daß die Jungfraw meine Rosen, die ich von dem Hut: in die Händ genommen, deßwegen sie dieselbe durch ihren Knaben bald von mir Gnedig begehrt: Die ich ihr willig uberschickt.

Und ist also dieser erste Actus umb zehen Uhr vor Mittag absolvirt worden, deßwegen man abermal angefangen zu Trommeten.

Welches wir doch der zeit nit sehen konten.

Under deß musten die Rotten mit ihren gefangenen abtretten und eines urtheils erwarten.

Darauff wurde der Rath von den 7. Obersten und uns besetzt und von der Jungfrawen als praesidentin der handel fürgehalten und begert.

Es wolt jeder sein meinung geben, wessen sich mit den gefangenen zu verhalten.

Die erste meinung war, man solte sie alle Tödten, doch einen hertter, dann den andern: Als welche sich wider die lautere Conditionen mutwillig eingestelt.

Andere wolten sie gefangen behalten, welches beides weder der praesidentin noch mir gefiel.

Endlich war durch einen Keyser, den ich erledigt, einen Fürsten, meinen Gesellen und mich die sach dahin gebracht.

Es solten erstlich, was fürneme Herren weren, mit bescheidenheit aus dem Schloß gefürt werden.

Andere könte man etwas spötlichers hinauß führen: Die solte man außziehen, und nackend lauffen lassen.

Die vierdten mit ruten geiseln oder hunden hinauß jagen: was sich gestern willig ergeben, solte man ohn alle entgeltnuß ziehen lassen: Endlich aber die gar mutwilligen, und die sich in gesteriger Malzeit so ungebürlich verhalten, an Leib und Leben nach jedes verwircken straffen.

Und diese meinung gefiel der Jungfrawen wol und behielt die Oberhand: wurde ihnen auch noch zum überfluß ein Mittag essen vergünt: Welches ihnen bald angezeigt, das Urtheil aber auff 12. Uhr nachmittag auffgeschoben worden.

Hiemit nam der Senat ein End.

Und verfügt sich gleichwol die Jungfraw sampt den ihrigen an ihr gewohnlich ort, uns aber wurde der Oberste Tisch in dem Saal eingeben, mit bitt wir wolten so für gut nemen, biß der handel vollend außgericht wurde: Als dann sollen wir zum H. Bräutigam und Braut gefürt werden, mit welchen wir uns dann der zeit willig abweisen lassen.

Under deß wurden die gefangene wieder in den Saal gebracht und jeder seinem stand gemeß gesetzt.

Wurde auch ihnen befohlen, sich etwas züchtigers dann gestern beschehen zuverhalten: Welches doch keines verbietens bedörfft, dann ihnen war die Pfeiff ohne daß in die Taschen gefallen.

Und kam ich nit umb schmeicheln willen, sondern der warheit zu Lieb diß kecklich sagen, daß sich gemeiniglich hohe personen am besten gewust in solch unverhofften unf all zuschicken: Ihre Tractation war zimmlich schlecht, jedoch Ehrlich, und kondten sie ire auffwärter noch nit sehen: uns aber waren sie sichtbar, welches mich dann höchlich erfrewet.

Darneben aber ob uns wol das Glück erhöhet, liessen wir uns doch nit mehr als andere beduncken, sonder spracheten mit den andern und hiessen sie ein gut Hertz haben, es wurde so übel nit außschlagen.

Ob sie nun wol das Urtheil von uns gern hetten erfahren, war es uns doch so hart eingebunden, daß es keiner dorffte verlauten lassen: Doch trösten wir sie, so gut wir kundten.

Truncken auch mit ihnen, ob sie doch der Wein möchte frölicher machen.

Unser Tafel ward mit rotem Sammet bedeckt, mit lauter Silbern und Guldinen Trinckgeschirren besetzt.

Welches dann die andern mit verwunderung und gröstem schmertzen gesehen.

Eh wir aber uns gesetzt, komment beyde Knaben herein und verehren von deß Bräuttigams wegen jedem die Guldin Vließ mit einem fliegenden Löwen: mit begeren, wir wolten dieselbe über der Tafel anhaben, und deß Ordens (den S M. uns jetz schenket, bald auch mit gebürlicher Solennitet Confirmieren wurde) reputation und Herrligkeit gebürlicher weiß erhalten, so mir mit höchster underthenigkeit angenommen und versprochen, alles was seiner Majestet wurde belieben gehorsamlich zu verrichten.

Neben diesem hatte der Edel Knab einen zedel, darinnen wir ordentlich Lociert wurden, und begehrt ich sonsten meinen locum nicht zu verhelen, so mir nit solches vielleicht zur Hoffart, welcher doch wider das 4. Gewicht, gedeutet wurde.

Weil nun unser Tractation gar statlich, fragten wir der Knaben einen, ob uns nicht erlaubt were, unsern Freunden und bekandten bescheid Essen zuschicken, der es denn in kein bedencken gezogen, deßwegen jeder seinem bekandten reichlich durch die Diener zugeschickt, deren sie doch keinen gesehen, und weil sie nicht gewußt, wa her es keme, wolte ich einem etwas selbsten bringen, so bald ich aber auffgestanden, war mir schon der Diener einer auff der Hauben mit vermeldung, er wolt mich freundlich gewarnet haben, dann wa solches der Knaben einer hette gesehen, wer es für den König kommen, welches mir gewißlich übel erschossen, weil es aber niemand als er gemercket, gedencke er mich nicht zuverrathen, solte aber fürhin deß Ordens würde besser in acht nemmen: Mit welchen Worten der Diener mich warlich dermassen gesetzt, das ich mich inn langer zeit auff meinem stul kaum mehr geregt: Bedanckte mich doch der getrewen Warnung, so gut mir in eyl und schrecken einfiel.

Bald darauff fanget man an zu Drommeten, dessen wir schon gewohnet, dann wir wusten wol, dz es die Jungfraw wer, deßwegen wir uns gerüstet, sie zu empfahen: die kommet nun mit gewohnlichem Apparat auff ihrem hohen Sessel daher, und wirdt ihr von dem einen Knaben ein hoher guldiner Becher, von andern aber ein Pergamentin patent vorgetragen: Wie die nun vom Sessel Künstlich geschwungen, nimmet sie den Pocal von dem Knaben, und überliffert denselbigen von deß König wegen, mit vermeidung, er wer uns von seiner M. gebracht, und solten wir dem zu Ehren in herumb gehen lassen.

Auff dieses Pocals deckel stund die Fortuna, von Gold zierlich gegossen.

Die hatte in der Hand ein rotes fliegendes Fänlein, deßwegen ich etwas traurigers getruncken, als dem deß Glücks Tück nun mehr gnugsam bekandt worden.

Es war aber die Jungfraw gleich so wol als wir, mit der güldin Vließ und Löwen gezieret, darauß ich vermerckt, daß sie villeicht des Ordens praesidentin wurde sein: Deßwegen wir sie gefragt, wie doch der Orden genent wurde? hat sie uns geantwortet, es wer noch nicht zeit, solches zu eröfnen, biß die sach mit den Gefangenen außgericht wurde.

Deßwegen ihnen auch noch die Augen gehalten weren: und was anjetzo uns beschehen, sey nur ihnen zum Anstoß und Ergernuß, wiewol es noch für nichts gegen der Ehr deren wir gewertig zurechnen.

Hiemit empfieng sie das Patent von dem andern Knaben, in zwey theil underschieden: dem ersten hauffen wurde auß dem Patent ungefahrlich so viel vorgelesen: Sie sollen bekennen, daß sie falschen erdichten Büchern zu leichtlich geglaubt, ihnen selbsten zuviel zugemessen, und also in diß Schloß kommen, darzu sie doch niemalen berufft worden.

Were auch vielleicht der mehrertheil vorhanden gewest, sich hierinnen zu besappen, und darnach desto prächtiger und Herrlicher zu leben, so hette auch einer den andern auffgebracht, ünd in solch Spott und Schand gesteckt, weren derwegen werth, ein zimliche straff zu leiden: Welches sie dann demütiglich bekandt, und die Hand dargebotten: darauff den andern etwas hartes ungefehrlich auff die weiß zugeredt worden: Sie wüsten grundtlich wol und weren in irem gewissen überzeugt, daß sie Falsche erdichte Bücher geschmiedet, andere genarret, betrogen und hierdurch Königliche Ehr bey Männiglich geschmälert.

So wüsten sie, was Gottloser verfürische Figuren sie gebraucht.

Da sich auch Göttlicher Dreyfaltigkeit nit verschonet, sondern sich derselben Land und Leut zu betriegen gebraucht.

So wer nun mehr am Tag, mit was Practicken sie rechten Gästen nachgestellet: unverstendige eingesetzt.

So were Menniglich bekand, daß sie in offentlicher Hurerey, Ehebrecherey, Füllerey und andern unreinen wesen steckten: welches alles wider offentliche ordnung unsers Königreichs were: In Summa sie wüsten, daß sie K. M. auch bey dem gemeinen Man verkleinert, solten derowegen bekennen, daß sie offentliche uberwiesene Landbetrieger, Lecker und Buben weren, welche verdient, daß sie von redlichen Menschen abgesondert und hertiglich gestrafft würden.

Hinder diese bekandnuß kamen die gute Künstler ungern, dieweil ihn aber nicht allein die Jungfraw selbsten den Todt getrewet und geschworen, sondern noch die ander Parthey hefftig uber sie getobet und einmütiglich beklagt, sie weren von ihnen bößlich hinder das Liecht geführt worden: haben sie grossen unf all zuverhüten, endlich solches mit schmertzen bekennet, und doch daneben fürgebracht, was hierinnen beschehen, were ihnen nit in ärgstem zu vermercken: Dann weil einmalen die Herren in das Schloß kommen wöllen, auch hierumben groß Geld versprochen, hette jeder alle list etwz zu erschnappen gebraucht, und es also, wie es albereit vor Augen so weit gebracht: Das es aber nit gerathen, hetten sie ihres erachtens nit mehr als die Herren verwürckt: Als welche deß verstands solten gewesen sein, dz da einer hette sicher herein kommen können, würde er nit um schlechtes gewins willen, mit inen, mit so grosser gefar über die Mauren gestiegen sein.

So weren ire Bücher so heuffig auffgekaufft worden, daß wer sich anderst nit neren können, ein solchen betrug anfangen müssen: Sie verhofften auch, wann man recht wolte ürtheilen, es solte an inen, als die den Herren wie Dienern gebürt, auff ihr embsigs begehren, gar kein Mißhandlung erfunden werden: Mit solchen und dergleichen Worten wolten sie sich entschuldigen.

Es wurde ihnen aber geantwortet: K. M. sey entschlossen, alle und jede zustraffen, doch einen herter als den andern.

Dann was von ihnen fürgebracht werde, seye gleichwol zu theil wahr, solle auch deßwegen den Herrn nicht gar geschenckt sein: Die aber mögen sich wol zu Todt rüsten, so mutwilliglich sich angebotten, und etwan unverstendiger wieder ihren willen verführt.

Item die mit falschen Büchlin K. M. verletzet, wie denn solche alle auß ihren eignen Schrifft und Büchlin zu überzeugen.

Hierüber erhub sich bey vielen ein erbärmlich Klagen, Weinen und Flehen, Bitten und Fußfallen, welches doch alles nit helffen mögen: und wundert mich sehr, wie sich doch die Jungfraw so standthafftig kondte erhalten, da doch ihr Elend uns allen (wiewol uns mehrertheil viel leids und Marter angethan) die Augen ubertrib und zu mitleiden bewegt: Dann sie fertigt bald ihren Knaben ab: Der brachte mit sich alle Kürrisser, so sich heut bey der Wag eingestellt: diesen wurde befohlen, jeden den seinen zu sich zunemmen, und in ihren grossen Gartten in ordentlicher procession, daß allweg ein Kürißer mit einem gefangnen gienge, zuführen.

Da denn jeder den seinen so artlich erkent, das ich mich verwundert.

Es wurde aber auch meinem gestrigen Companen erlaubet, hinauß in den Gartten ungebunden zugehen, und der Urthel Execution bey zuwohnen.

So bald nun jederman hinauß komen, schwinget sich die Jungfraw auß ihrem Stul und begehret, wir wolten auch auff den Träppen auffsitzen und bey der Urthel erscheinen: Welches wir nit geweigert, sonder liessen alles auff dem Tisch (ohn das Pocal, welches die Jungfraw dem Knaben zu verwahren befohlen) stehn, und fuhren in unserm Schmuck auff dem Stul hinauß, welcher für sich selbst so sanft gangen, als wir im Lufft fuhreten, biß wir also in den Garten kommen, da wir samentlich abgestanden.

Dieser Garten war nit sonderlich zierlich, allein gefiel mir, das die Bäum so ordentlich gesetzt waren, sonsten lieff auch ein köstlicher Bronne darinnen, mit wunderbahrlichen Bildern und inscriptionen, auch seltzamen Zeichen (deren ich wils Gott in künfftigem Buch gedencken will) geziert.

In diesem Garten war ein hültzerin Gerüst53 auffgemacht, mit schönen gemahlten Deckenin umbhenget.

Es waren aber 4. Gäng übereinander gemachet: der erste war herrlicher dann der ander keiner, und deßwegen mit eim weiß Daffeten Umbhang bedeckt.

Also das wir damalen noch nit wissen kundten, wer darunder wäre.

Der ander war leer und unbedeckt: Die letsten zwen waren abermal mit rohtem und blawem Daffet verdeckt: So bald wir nun zu dem Gerüst kommen, neiget sich die Jungfraw nahend zu der Erden, deßwegen wir hefftig erschrocken.

Dann wir kundten leichtlich erachten, der König und Königin musten nit weit sein: Wie wir nun auch unser Reverentz wie billich erzeigt: führt uns die Jungfraw durch den Schnecken auff den andern Gang, da sie sich zu obrist gestellet, und wir in voriger ordnung geblieben.

Wie sich nun der Keyser, den ich erlöst, damalen, wie auch zuvor ob der Taffel, gegen mir erzeigt, kan ich ohne böser Mäuler nachtheil nit wol erzehlen.

Dann er kundte wol erachten, in was Trübsal und sorgen er jetzt wäre, da er erst mit solchem Spott mußte deß Urtheils erwartten, und er nun mehr durch mich zu solcher dignitet und würde da stunde: Under deß trit die Jungfraw, so mir erstmals die Ladung gebracht, und die ich bißhero nimer gesehen, herfür: blaset erstlich mit ihrer Posaunen eins herab, eröffnet hierauff mit lauter stirn das Urthel also: Es möchte die König M Mein allergnädigster: H von Hertzen wündschen, das alle und jede so hie versamlet, mit solchen qualiteten auff S M erfordern weren erschienen, daß sie dero zu ehren mit gröserer frequentz das Hochzeitliche angestelte frewden Fest könten zieren.

Weil es aber Gott dem Allmächtigen anderst gefallen, hat sein M[ajestät] nichts dawider zu murren, sonder muß bey altem löblichen herkommen dieses Königreichs wider S M belieben verbleiben.

Damit aber nun I M angebohrne miltigkeit in aller Welt möchte celebrirt werden, hat sie mit dero Räthen und Landtständ dahin allerdings gehandlet, daß das gewohnliche Urthel umb mercklichs gelindert wurde: wölle also erstlich den Herren und Potentaten nit allein das Leben gäntzlich geschenckt, sondern auch sie frey loß gelassen haben.

Mit fr Gunst und G bitt, es wolten I L ja nit zürnen, daß sie S M. Ehren Fest nit können beywohnen, sondern gedencken, es sey I L ohne daß von Gott dem Allmächtigen mehr auffgelegt, dann sie füglich und mit ruh tragen mögen, der habe auch in außtheilung seiner Gaben ein unbegreifflich bedencken.

So sey es auch I Reputatz nit nachtheilig, wann sie schon bey solchem unserm Orden verworffen werde, weil wir einmal nit alle alles können mögen.

Daß aber I L von bösen Leckern verführt worden, solle an ihnen nit ungerochen bleiben.

Wie dann sein Ma willens in kurtzem E L ein Catalogum Haereticorum oder Indicem expurgatorium mit zutheilen, damit dieselben forhin mit besserm Verstandt können unter gutem und bösen dijudicieren: Weil auch S. M. in kurtzem auch unter dero Bibliothec ein Außmusterung und die Verführische Schrifften dem Vulcano auff zuopffern bedacht Will sie E L Fr Dienst und G gebetten haben.

Es wölle jeder mit den seinigen auch so hausen: Damit verhoffentlich allem übel und unrath künfftig möge gesteuret werden.

Darneben sollen sie auch ermanet sein, fürohin so unbedachtsam nimer herein zu begeren, damit ihnen nit voriges der verfürern entschuldigung möchte fürgerupft werden, und sie bey meniglichen in spott und verachtung kommen: Entlich weil je die Landschaft etwas an ihr L zufordern, verhoffe I. M., es werde keiner sich beschweren mit einer Ketten, oder was er bey handen zu lösen, und also freundtlich von uns abzuscheiden und durch unser begleit wider sich zu den seinigen begeben.

Die andern, so im 1.3. und 4. Gewicht nit bestanden, will I. M. so leichtlich nit von sich lassen: Damit nun auch die S. M. gelindigkeit mögen spüren, ist ihr befelch, dieselbige gantz nakkent auß zuziehen und also fort zu schicken.

Was im 2. und 5. Gewicht zu leicht erfunden worden, solle neben der entblössung auch mit einem, 2. oder mehr Brandmalen (nach dem jeder leichter oder schwerer gewest) bezeichnet werden.

Die so von 6. oder 7. ohn die anderen auffgezogen worden, sollen etwas gnädigers gehalten werden.

Und so fortan: dann es wurde auff jede Combination ein gewisse straff verordnet, welches zulang wurde hie zu erzehlen.

Die so sich gestern frey willig abgesondert, sollen ohn alle entgeltnuß ledig außgehen.

Entlich sollen die uberwiesene Landbetrieger, so kein Gewicht auffwegen mögen, an Leib und Leben nach gelegenheit mit dem Schwert, Strang, Waffen und Ruten gestrafft werden.

Und solle solch Urtheils Execution unbeweglich anderen zum Exempel gehalten werden.

Hiemit brach unser Jungfraw das Stäblein: darauff bließ die ander, so das Urthel verlesen, ihr Posaun und trat mit hoher Reverentz gegen denen, so unter dem Umhang gestanden.

Aber hie kan ich nit unterlassen, dem Leser von der zahl unserer Gefangenen etwas zu eröffnen: Deren so ein Gewicht: waren 7. die zwey gewogen waren 21. die drey, 35. die vier, 35. die fünff, 21. die sechs, Aber so auff die siben kam, und doch nit gern auffheben möcht, der war einer, und zwar den ich erledigt: Sonsten deren, die gar hindurch gefallen waren viel.

Deren aber so alle Gewicht auff den Boden gezogen etlich.

Und so hab ichs fleissig in mein Schreibtäfelin, da sie unterschiedlich vor uns gestanden, abgezehlet und notiert.

Und das ist sich hoch zuverwundern, das unter allen denen, so etwas gewogen, keiner dem andern gleich gewesen.

Dann ob schon unter den dreyen wie gesagt 35. gewesen, hat doch dieser den 1. 2. 3. der ander den 3. 4. 5. der dritt den 5. 6. 7. und so fortan gewogen, daß also zum höchsten wunder, unter 126 so etwas gewogen, keiner dem andern gleich gewesen: und die wolte ich alle, mit jedes Gewicht wol nennen können, wann mir es nit noch der zeit verbotten were: Ich hoffe aber, es solle künfftig mit der interpretation an tag kommen.

Als nuhn diß Urthel verlesen worden, waren die Herren zu vorderst wol zufrieden.

Weil sie sich bey solcher strenge eines milten Sententz nit hätten versehen dörffen.

Deßwegen gaben sie noch mehr, dann man begehrt und lediget sich jeder mit Ketten, Geschmeid, Gold, Gelt und anderrn, so viel er bey handen, und namen mit Reverentz urlaub.

Wiewol nun den Königlichen Dienern verbotten, keines im abzug zu spotten, kondten doch etliche Spotvögel das lachen nit halten, und zwar war es lächerlich genug, wan sie sich so geschwind ohn hinder sich sehen darvon machten: Etliche begertten, man wolte ihnen den versprochenen Catalogum fürderlich zukommen lassen, wolten sie sich mit ihren Büchern dermassen verhalten, daß es K M würde gefellig sein.

Welches ihnen abermalen zugesagt worden, under dem Thor wurde jedem auß einem Becher ein Oblivionis haustus gegeben, dar mit er also unf als möchte vergessen.

Nach diesem zogen die Freywillige darvon, die ließ man umb ihrer redligkeit willen Paßiren, doch solten sie nimmer in solcher gestalt herwider kommen.

Da ihnen aber, wie auch den andern, Etwas mehrers eröffnet werde, solten sie liebe Gäst sein.

Under deß war man am außziehen, in welchem dann abermal ein ungleichheit nach jedes verwircken gehalten worden.

Etliche wurden nackend unbeschedigt fortgeschickt: Etliche trib man mit Glöcklin und Schellen hinauß.

Etliche wurden hinauß gepeutscht.

In summa der Straffen waren so mancherley, daß ich sie nit alle erzehlen kan.

Entlich kam es auch an die letsten, mit denen verzog es sich etwas längers: Dann biß etlich gehenckt, etlich geköpfft: etlich ins Wasser gesprengt, andere anders abgefertiget wurden, gieng ein gute zeit fürüber.

Uber solcher Execution giengen mir warlich die Augen über, nit zwar der Straff halben, welche sie sonsten umb ihres frevels willen wol verdient, sondern in betrachtung Menschlicher blindheit, daß wir uns imerdar in dem bemühen, das uns vom ersten fall hero versiegelt: Wurde also der Gart so kurtz zuvor aller voll war bald gelehret.

Daß außer den Soldaten kein Mensch mehr da war.

So bald nuhn solches beschehen, auch auff fünff Minuten lang sich ein Stille erhebt: Kam herfür ein schönes schneeweißes Einhorn mit einem guldin Halßband, darinnen etliche Buchstaben, herfür biß zu dem Brunnen, daselbsten neiget es sich auff beede fordere Füß, als ob es dem Löwen, so auff dem Brunnen so unbeweglich stundt, daß ich ihn für Steinen oder Ehrnen gehalten, hiemit ehr beweiset, der nam also bald das blose Schwerdt, so er in den Klawen geführt, und brach es mitten entzwey, dessen stücke meines bedunckens in den Brunnen versuncken.

Brüllet darauff so lang, biß ein weiße Tauben in ihrem Schnäbelin ein Aestlin von einem Oelbaum bracht, welche der Löw alsbald verschlucket und darauff zufrieden worden.

So gieng auch das Einhorn mit frewden wieder an sein orth.

Hierauff führet unser Jungfraw uns wider den Schnecken über das Gerüst herab, und also war unser Reverentz abermal gegen dem umbhang gethan.

Musten wir unsere Händ und Häupter auß dem Brunnen und in unser Ordnung da ein kleine zeit wartten, biß der König durch einen verborgenen Gang sich wider in seinen Saal verfüget, und wir auch wider mit sonderlicher Music, Pomp, Pracht, auch lieblichem Gespräch auß dem Garten in voriges unser Losament geführt worden.

Und diß geschah umb vier Uhren nach Mittag.

Damit uns nun dieweil der Zeit nit zu lang wurde, gab die Jungfraw unser jeder eim Edlen Knaben zu, die waren nit allein köstlich bekleydet, sondern auch trefflich gelehrt.

Kundten deßwegen von allen sachen so artlich discurriren, das wir uns billich zu schämen hatten.

Diesen wurde befohlen, uns im Schloß herumb (jedoch an gewisse ort) zuführen: und da müglich unserm begeren nach die weil zuverkürtzen.

Under deß nam die jungfraw urlaub, mit vertröstung sie wolte bey dem Nachtessen wider erscheinen.

Und darauff die Ceremonien suspensionis ponderum celebrieren, mit bit, wir wolten also deß morgenden Tags mit gedult erwarten.

Dann morgen musten wir dem König praesentirt werden.

Wie sie nun also von uns gescheiden, thäte unser jeder wz im am liebsten.

Ein theil besahe die schöne Taflen, die sie ihnen selbsten verzeichneten, bedachten sich auch, was die wunderliche Characteres bedeütten möchten, etliche musten sich mit speiß und Tranck wider erquicken, ich zwar liesse mich meinen Knaben samt meinem gesellen im schloß hin und herführen, welcher spazier weg auch die tag meines lebens mich nimer gerewen soll, dann neben manchen herrlichen antiquiteten wurden mir auch der Könige begräbnuß gezeiget, bey welchen ich mehr gelernet, dann in allen Büchern geschrieben steht.

Daselbst steht auch der Herrliche Phönix (von dem ich vor zweyen Jahren ein sonder Büchlein hab außkommen lassen, bin auch willens vom Löwen, Adler, Greiffen, Falcken und andern mehr (da anderst diese mein Narration wird Frucht schaffen) und zwar von jedem ein sonder Tractetlein mit derselben Abriß und Inscription ans Liecht kommen zulassen).

Es dauren mich auch noch meine andere Consorten, daß sie solchen thewren Schatz versaumbt: und muß doch gedencken, Es seye Gottes sonderlicher will hierin gewesen.

Und hab ich zwar mehrertheil meins Knaben genossen, dann wie jedes Ingenium war, also fürt er seinen anbefohlenen an end und ort, die im gefellig.

Nun waren meinem Knaben die Schlüssel hierzu vertrawet, deßwegen mir vor andern diß Glück zugestanden.

Wiewol er nun auch andere hierzu beruffen, meineten sie doch, es wurden solche Begrebnüssen nur auff dem Kirchhoff sein, darzu sie noch wol (wan je da etwas zu sehen) kommen werden.

Es sollen aber auch solche monumenta, wie wir beyde sie verzeichnet und abgeschrieben, meinen Danckbaren schülern nit verhalten werden: das ander so uns zweyen gezeigt worden: war die Herrliche Bibliothec: Wie die auch vor der Reformierung bey einander war.

Von welcher (wiewol sie mir mein Hertz erquickt, so offt ich ihrer gedencke) desto weniger begehr zusagen: weil dem Cathalogus auffs ehest ans Liecht kommen soll.

Zu eingang dieses gemachs steht ein groß Buch, dergleichen ich niemalen gesehen, in welchem sein alle Figuren, Saal, Portal, auch alle schrifft, AEgnigmata und dergleichen gerissen, wz im gantzen Schloß zu sehen.

Wiewol mir nun auch von diesem etwas versprochen, halt ich doch noch der zeit innen, und muß die Welt vor besser lernen erkennen.

Bey jedem Buch steht sein Autor gemahlet.

Deren wie ich verstanden, viel sollen verbrent werden, damit auch ir gedechtnüß von rechten Leuten außgetilgt werde.

Wie wir nun auch solches perlustriert, und kaum herauß kommen waren, lauffet ein anderer Knab daher, und wie er den unseren etwas in ein Ohr geredt, übergibt er ihm die Schlüssel, der sie bald den Schnecken hinauff getragen: Unser Knab aber war sehr erblichen, und weil wir ihm mit biten hart zugesetzt, vermeldet er, K. M. wöll nit haben, daß jemand die beyde als Bibliothecam und die Begrebnussen sehe, wolle uns deßwegen, so lieb wir sein Leben haben bitten, solches niemand zu entdecken, weil er es schon allbereit geleugnet.

Deßwegen wir beydes in frewden und forcht gestanden, doch bleib solches verschwiegen und fraget niemand mehr darnach, hatten also an beyden orten drey stund zugebracht, welche mich niemalen gerewet.

Wiewol es nun albereit sieben geschlagen, gab man uns doch noch nit zu essen.

Es war aber unser Hunger mit stettiger erquickung wol zubüssen, und wolt ich bey solcher Tractation mein lebenlang fasten.

Under deß würden uns auch die schöne brunnenwerck, Bergwerck, auch allerley Kunst Officinen gewiesen, deren keine war, die nit all unser Kunst, wenn man die all zusammen schmeltzte, übertreffe.

All ihr gemach waren in eim halben Circkel gebawen: Damit sie daß Köstliche Uhrwerck, so in Centro an einen schönen Ihurn gemacht war vor Augen haben, und sich nach der Planeten lauff (welches hieran Herrlich zusehen war) richten möchten.

Darbey ich abermal leichtlich erachten können, waran es unsern Künstlern fehle, wiewol meines beruffs nit ist, dieselbige zu informieren.

Endlich kam ich in ein Weiten Saal, (welcher zwar den andern schon lengst gezeigt worden) darinnen stund in der mitten ein Globus terrenus, dessen diameter 30. schuh hielt, wiewol fast das halbe theil, biß an etlichs, so mit den stafflen bedeckt war, in die erden vergraben war: diesen Globum konten 2. Man mit seinen gewerben artlich herumb bringen, daß allweg mehr nit, dann soviel über den Horizontem zusehen war.

Wiewol ich nun leichtlich mercket, daß er auch einen sonderlichen nutzen muste haben, kondte ich doch nit wissen, warzu die guldin Ringlin, die an etlich orten darauff waren, dieneten: Dessen mein Knab gelacht und ermant, ich wolt sie fleissiger besehen.

In summa, ich fand da mein Vatterland auch mit Gold notieret: deßwegen mein gesell dasseinig auch gesucht und also befunden.

Weil nun solches auch bey anderer, so geblieben, heimat gestanden: Saget uns der Knab für gewiß, Es seye gestern von iren alten Atlante (so heißt der Astronomus) K M angezeiget worden, dz alle vergulte puncten derer Vatterland, wie das von jedem angezeigt worden, ad unguem respondiere.

Deßwegen er auch da er gesehen, daß ich mich außgeschetzt, und doch bey meinem Vatterland ein punct stehe, der Hauptleute einen angericht, für uns zu bitten, daß wir auff Glück und Unglück, ohn unsern schaden auffgestellt wurden, sonderlich weil eines Vatterland ein sonderlich gut signum habe.

So seye auch er der Knab, als welcher under allen den grösten gewalt hatte, nit ohn ursach mir zugegeben worden, dessen ich mich dann bedanckt, und hierüber fleissiger nach meinem Vatterland gesehen, auch befunden, daß neben dem Ringlein noch etliche schöne striemen weren, welches ich mir doch selbsten nit zu Ruhm oder Lob wil gesagt haben.

Ich sahe noch wol mehr auff diesem Globo, welches ich nit beger zu eröffnen.

Es gedencke ihm doch jeder selbst nach: Warumb nit jede Stat ein Philosophum hab.

Hierauff führet er uns in den Globum gar hinein.

Daß war also gemacht, auff dem Meer, da es ohne daß grossen platz, war eine Tafel, darauff drey Dedication und Autoris nam stund, diese kundt man Subtil auffheben und durch ein geschnheidig Bretlein in dz Centrum, welchs ihre vier tragen möcht, hinein kommen, das war mehr nit, dann ein rund Bredt, darauff wir sitzen, und wol bey hellem tag (jetzmals war es schon dunckel) die Sternen hetten contemplieren können: Meines erachtens waren es lauter Carbunckele, die gläntzeten in gebürender Ordnung und lauff so schön, daß ich kaum mehr herauß wolt, dessen hernach der Knab bey der Jungfraw gedacht, die mich offtmals mit vexiert: dann es war albereit essens zeit, und hatte in dem Globo ich mich dermassen ergucket, daß ich fast der letst beim Tisch war.

Deßwegen saubt ich mich lenger nit, und wie ich meinen Rock (zuvor hatt ich ihn abgelegt) wieder angethan und zu Tisch getretten, wurde mir von den Dienern so viel Reverentz und Ehr entbotten, daß ich vor scham nit auffsehen dorfft, und ließ also die Jungfraw, so meiner auff einer seiten gewartet, unbewust stehen: welches sie bald gemercket, mich bey dem Rock erwischt und also zu Tisch geführt: von Music und anderer Herrlichkeit weiter zusagen, halt ich für unnötig, weil nit allein solche nit gnugsam außzusprechen, auch oben, so viel in meinem vermögen gerümbt worden: in Summa da war nichts dann Kunst und lieblichkeit.

Nach dem wir nuhn unser thun, so wir nachmittag gehabt, einer dem andern erzehlet, (wiewol der Bibliothec und Monumenten geschwiegen worden) auch wir albereit vom Wein lustig waren: Fengt die Jungfraw an: Liebe Herren, Ich hab ein grossen zanck mit einer meiner Schwester.

In unserem gemach haben wir einen Adler.

Nun nehren wir denselben mit solchem fleiß, daß jede will die liebste sein und haben deßwegen manchen Zanck.

Die Tag beschlossen wir mit einander, zu ihm zugehn, und gegen welcher er sich am freundtlichsten erzeigen wird, desse solt er eigen sein, diß geschahe, und trug ich wie gemeiniglich inn meiner Hand ein Lorberzweig.

Meine Schwester aber hat keinen: Wie er uns nun beyde ersicht, gibt er von stund an meiner schwester einen zweig, den er im schnabel hat, und begert hingegen deß meinen, welches ich im geben.

Nun vermeint jede, er habe sie am liebsten, weß hab ich mich zu verhalten? Solches der Jungfrawen züchtiges fürbringen, gefiel uns allen wol, hette auch gern jeder die Solution gehört, weil aber Menniglich auff mich sahe, und den anfang von mir zu haben begert, war mein Gemüt dermassen verwirt, das ich ihm anderst nit wüste zu thun, den ein anders an d‘stat zu setzen, sprach derhalben: Gnediges Fräwlein, Ewer G. quaestion wer leichtlich auff zulösen, wann mich nit eins bekümmert.

Ich hatte zween gesellen, die beyde liebeten mich ohne maß, weil sie nun zweiffelten, welcher mir am liebsten, beschlossen sie, unversehens zu mir zulauffen, wen ich als denn auffangen würde, der were der rechte: Daß theten sie nun, doch möchte der eine dem anderen nit gefolgen, blieb deßwegen dahinden und weinet, den andern empfieng ich mit verwundern.

Wie sie mir nun nachmalen den handel entdeckt, wüste ich mich nit zu resolvieren, hab es also bishero anstehen lassen, ob ich doch hier ein guten rath finden möchte: die Jungfraw wundert sich hierüber und mercket wol, warumb es mir zu thun were, antwortet deßwegen, wolan, so last uns beyde wett sein: Begehre hierauff von anderen die Solution.

Ich hette sie aber schon witzig gemacht: fieng deßwegen dieser auch an: In meiner Stat wurde newlich ein Jungfraw zum Todt verurtheilt: weil sie aber den Richter umb etwas dauret, ließ er außruffen, da jemand wer, der die Jungfraw begerte zu erf echten, daß stund ihm frey.

Nun hatte sie zwen liebhaber, der ein macht sich bald fertig, kam auff den plan seiner wiederpart zu erwarten.

Under deß praesentiert sich der ander auch, weil er aber zu spat kommen, gedacht er dennoch zustreiten, und sich mit willen überwinden zu lassen, damit nun die Jungfraw bey leben bleibe, welches dann auch geschehen.

Hierauff wolte sie ein jeder haben.

Nun lehrt mich ihr Herren, wem gebürt sie?

Die Jungfraw kundt: sich nimmer enthalten, sprach: Ich meinete viel zu erfahren, so komm ich selbst ins Netz, noch möcht ich hören, ob mehr vorhanden weren: Ja wol, antwortet der 3.

Gröser abentheur ist noch nie erzehlet worden, dann mir selbst begegnet: In meiner Jugent liebet ich ein ehrliche Jungfraw, damit nun solch mein Lieb zu erwüntschten end möchte kommen, muste ich mich eines alten Mütterleins gebrauchen, die brachte mich auch letzlich zu ir.

Nun begab sichs, daß eben der Jungfrawen Brüder zu uns kamen, da wir 3. allein beysammen waren, die erzürneten so sehr, daß sie mir wolten, daß leben nemen, weil ich aber so sehr bat, must ich endlich schweren, jede ein Jahr lang für mein Ehelich Weib zu haben: Nun sagt mir ihr Herren, solte ich die alte oder junge vorgenommen haben: Dieses Retzels Lachten wir alle gnug, und wiewol ihr etlich darüber zu einander Mumleten, wolte doch keiner den außschlag geben.

Darauff fieng der 4. an:

In einer Stat wohnet ein Ehrliche Fraw vom Adel, die ward von Menniglich lieb gehaben, sonderlich aber von einem Jungen Edelman, der ihr zuviel zumuten wolt, sie gab ihm endlich den Bescheid: werde Er sie im kalten Wintter inn ein schönen grünen Rosengarten führen, so solte er gewert sein, wa nicht, solle er sich nimmer finden lassen.

Der Edelman zog hin in alle Land, ein solchen Mann, der diß praestieren kundte, zu finden, biß endlich traff er ein altes Mänlein an, der versprach ihm solches zu thun, wa er ihm das halbtheil seiner Güter werde versprechen: Welches dieser bewilliget, und jener verrichtet.

Deßwegen er benandte Fraw zu sich in seinen Garten berufft, die es wider verhoffen alles Grün Lustig und Warm befunden, darneben sich ihres versprechens erinnert, und mehr nicht dann noch ein mal zu ihrem Herren zukommen begehret, dem sie ihr Leid mit seüfftzen und zehren geklaget.

Weil aber der ihr Trew gnugsam gespüret, fertigt er sie wider ab ihrem Liebhaber, der sie so Thewr erworben, ein genügen zuthun, den Edelman bewegt dieses Ehemans redligkeit so sehr, daß er ihm Sünden förcht, ein so Ehrlich Weib zu berühren, schicket sie also mit Ehren ihrem Herrn wider heim: Wie nun solcher beyder trew deß Mänlin erfahren, wolt er wie arm er sonst war, auch nicht der geringst sein, sonder stellet dem Edelman all seine Gütter wider zu und zog darvon: Nuhn weiß ich nit liebe Herren, wer doch unter diesen Personen die gröste trew möchte bewiesen haben.

Hie war uns das Maul recht abgehawen, so wolt auch die Jungfraw nichts anders respondieren, dann nur fahre fort ein anderer Herr.

Deßwegen sich der fünfft auch nit saumt, fieng an: Liebe Herren, ich begers nit lang zu machen.

Wer hat größer Frewd? Der so das, so ihm geliebet, anschawet, oder der so ihm nur nach gedenckt?

Der so es sihet, sprach die Jungfraw.

Nein antwortet ich, hiemit erhub sich ein Streit, deßwegen ruffet der Sechste:

Liebe Herren, Ich soll ein Weib nemmen.

Nuhn habe ich vor mir ein Jungfraw, ein Verheürate, und ein Wittib, helfft mir dieses zweyfels ab, so will ich hernach auch helffen, jenes schlichten.

Da gehts noch wol, antwortet der Siebende, wa man die Wahl hat: Mit mir hat es ein andere Gestalt:

In meiner Jugendt liebet ich ein schöne und ehrliche Jungfraw von grund meines Hertzen, und sie mich widerumb, noch kunten wir auß versagung ihrer Freünd nit ehelich zusamen kommen, wurde deßwegen einem andern wiewol ehrlichen züchtigen Gesellen vermählet, der hielt sie in Zucht und Liebe, biß sie in Kindsbanden kam, da es ihr so saur wurde, daß meniglich meinet, sie wäre Todt, wurde auch also köstlich, und mit grossem Leyd zur Erden bestattet: Nun gedacht ich, hat dir diß Mensch in ihrem Leben nit mögen zu theil werden, so wiltu sie doch also Todt umbfahen und gnug küssen, nam deßwegen meinen Diener zu mir, der grub sie wider bey Nacht auff, wie ich nuhn den Sarch eröffnet, und sie in meine Arm geschlossen, auch ihr Hertz berührt, befand ich, daß es sich noch ein wenig reget, welches von meiner wärme je mehr und mehr zu genommen, biß ich entlich gemerckt, daß sie eigentlich noch lebet, trug sie deßwegen in stillem zu Hauß, und nachdem ich ihren erkalteten Leib durch ein köstlich Kräuterbad erwärmet, befehl ich sie meiner Mutter, biß sie eines schönen Sohns genaß, deßen ließ ich auch wie der Mutter getrewlich pflegen.

Nach zweyen Tagen, da sie sich hefftig verwundert, entdeckte ich ihr allen fürgeloffenen handel, mit bit, si solte nuhn fürohin mir ehliche beywohnung thun, dessen sie sich dergestalt beschweret, wann es ihrem Ehemann, der sie wol und ehrlich gehalten werde leid sein, da aber solches auch sein will, seye sie nuhn mehr einem so wol als dem andern mit Liebe verpflicht: Nuhn lude ich nach zweyen Monaten (dieweil muste ich anders wahin verreysen) ihren Ehemann zu gast, und wie ich ihn under anderem befragt, ob er auch sein verstorbene Haußfraw, da die ihm wider zu Hauß käme, wolte wider annemmen: Er aber solches mit zeheren und weinen bejahet.

Bracht ich ihm entlich sein Weib sampt dem Sohn: Neben erzehlung aller verloffener Handlung, mit bitt, er wolte solche meine fürgenommene Verehligung mit seinem consens ratificieren.

Nach langem disputieren mochte er mich von meinem rechten nit bringen, muste mir also das Weib lassen, noch war der Streit umb den Sohn: Hie fiel ihm die Jungfraw in die red und sprach, mich wundert, wie ihr habt mögen dem betrübten Mann sein Leyd dopplen.

Wie antwortet dieser, war ich es dann nit befügt: Uber das erhub sich ein disputieren under uns, doch wolte der mehrertheil, er hätte recht gethan.

Nein sprach er, Ich hab ihm beedes sein Weib und Sohn geschencket: Jetzt sagt mir liebe Herren, war mein redligkeit, oder deß Mannes frewd grösser?

Diese wort hätten die Jungfr. dermassen erquickt, das sie gleich umb dieser beeder willen ließ ein Trunck herub gehen.

Darauf f giengen der anderen übrigen auffgaben, etwas verwirrtes zu, daß ich sie nit alle behalten kundt.

Eins fehlt mir noch ein.

Daß sagte einer, der hatte vor wenig Jahren einen Medicum gesehen, der habe auff den Winter ihme Holtz eingekaufft, darbey auch sich den gantzen Winter gewermet.

So bald aber der Früling wider herbey kommen, habe er eben diß Holtz wider verkauft und also vergebens seiner genossen.

Hie muß Kunst sein, sprach die Jungfraw, aber die zeit ist nunmehr fürüber.

Ja antwortet mein Gesell, wer die Rätzel nit alle weist auffzülösen, der mag es eim jeden bey eim eygenen Botten wissen lassen.

Ich meinte nit, daß ihm solte versagt werden: unter deß ward das gratias angefangen zusprechen, und stunden wir allesampt von der Tafel auff, mehr satt und fröhlich dann voll, möchte auch wündschen, daß alle Gastungen und Malzeiten also gehalten wurden.

Wie wir uns nuhn wider einwenig in dem Saal erspatziert, fraget uns die Jungfraw, ob wir begerten, der Hochzeit ein anfang zu machen: Ja sprach einer, Edle und Tugentsame Jungfraw.

Darauff fertiget sie eim Knaben heimlich ab, fuhr doch unter deß mit uns im Gespräch fort.

In Summa sie war mit uns schon so heimlich, daß ichs wagt und ihres Namens begert.

Die Jungfraw lächlet meines Fürwitz, ließ sich doch nichts bewegen, sonder antwortet: Mein Nam helt fünff und fünfftzig, und hat doch nur acht Buchstaben, der dritte ist deß fünfften drittertheil, kompt er dann zu dem sechsten, so wirt ein zahl deßen Radix schon umb den ersten Buchstaben grösser wirt, dann der dritte selbst ist und ist deß vierdten halbtheil.

Nuhn seind der fünfft und siebent gleich, so ist der letst dem ersten auch gleich, und machen mit dem anderen soviel als der sechste hat, der doch nuhr umb vier mehr als der dritte dreymal hatt: Nun sagt ihr mir mein Herr, wie heiß Ich?

Die Antwort war mir krauß gmug, noch ließ ich nit nach: Sprach, Edle und Tugentsame Jungfraw, mochte ich nit einen einigen Buchstaben erlangen?

Ja wol sprach sie, daß ist wol zuthun, was mag dann, antwortet ich wider, der Siebendt haben? Er hat, sprach sie, so viel als der Herren hie seind: Hiemit war ich Content, und fand ihren Namen leichtlich: deßen sie wol zufrieden war, mit vermelden, es solte uns noch wol mehrers unverborgen sein.

Under dessen hatten sich etliche Jungfrawen fertig gemacht: Sie kamen daher mit grossem gepräng: Erstlich leichteten ihnen zwen Jüngling vor.

Der ein war eines lustigen Gesichts, hellen Augen und feiner proportion.

Der ander war etwas Zornigs anzusehen, was er haben wolt, daß muste sein, wie ich nachmalen innen worden.

Uff sie folgeten erstlich vier Jungfrawen.

Die eine sahe züchtig zu der Erden, an Geberden gar Demütig.

Die ander war auch ein züchtige schamhafftige Jungfraw, die dritte entsetzet sich umb etwas, da sie in die Stuben tratte.

Wie ich aber vernommen, so kan sie nit wol bleiben, da man zuviel lustig ist.

Die vierte bracht etliche Streüßlin mit sich, ihre Liebe und Freygebigkeit hierdurch zuerzeigen.

Nach diesen vieren kamen zwo, so etwas herrlichers bekleydet.

Die grüsseten uns schön.

Die eine hatt ein gantz blawen Rock, mit guldin Sternlin versetzt.

Die ander gantz grün, mit rohten und weissen Strichen geziert, auff den Haupten hatten sie zarte fliegende Tüchlin, welche ihnen auff das zierlichst zustunden.

Entlich kam eine allein, die hatte ein Krönlin auff dem Haupt, sahe doch mehr uber sich gehn Himmel denn auff Erden.

Wir meineten alle, es wäre die Braut.

Aber es fehlet noch weit, wiewol sie sonsten an Ehren Reichthumb und stand der Braut weit überlegen, und diese hat nachmal die gantze Hochzeit regieret.

Nuhn in solchem fall folgeten wir unserer Jungfrawen, fielen gantz nider auff die Knüe, wiewol sie sich gar demütig und Gottsförchtig erzeiget: Bot jedem die Hand, vermanet uns auch, wir solten uns nit zu hoch ab diesem verwundern, denn diese wäre ihrer geringsten Gaaben eine: Unsere Augen aber solten wir zu unserem Schöpffer erheben, und hierinnen sein Allmacht lernen erkennen, auch in angefangenem unserm Lauff fortfahren, Gott zu Lob, und dem Menschen zu gut, uns solcher Gnaden gebrauchen.

In Summa ihre wort waren gar anderst, dann unserer Jungfrawen, die war noch was Weltlichers: Sie trungen mir durch Marck und Bein.

Und du, sprach sie weiter zu mir, hast mehr dann andere empfangen, sihe das du auch mehr außgebest: Diese Predigt war mir gar frembd.

Dann wie wir die Jungfrawen mit der Music ersehen, meineten wir, wir musten schon tantzen, aber die zeit war noch nit da.

Nun stunden die Gewicht, deren oben meldung gethan worden noch alle da.

Deßwegen hieß die Königin, (ich weiß doch nit, wer sie gewesen) jede Jungfraw eins zu sich nemmen.

Unserer Jungfrawen aber gab sie das ihrige, so das letst und gröste gewesen, und hieß uns hernach folgen, unser Majestät war da etwas geringers, dann ich mercket wol, das unser Jungfraw uns nur zu gut wäre, und wir nit gar so hoch geschetzt weren, wie wir uns schier zum theil selbst wolten anfangen einbilden: Wir giengen also in unser Ordnung hernach, da wurden wir in das erst Gemach geführt, da hencket unser Jungfraw der Königin Gewicht am ersten auff, und wurde dabey ein schön geistlich Gesang gesungen.

In diesem Gemach war nichts köstlichs, dann etlich schöne Betbüchlein, deren man dann nimmer gerathen kan.

In der mitten stund ein auffricht Pult, zum betten gar füglich, darauff knühet die Königin nider: Umb die musten wir alle herumb knühen und der Jungfrawen, so auß eim Büchlein gelesen, nachbeten: Daß solche Hochzeit mit Gottes Ehr und unserm nutzen abgehe.

Hierauff kamen wir in das ander Gemach, da hencket die erste Jungfraw ihr Gewicht auch auff, und so fortan, biß alle Ceremonien verrichtet worden.

Hierauff bot die Königin jedem wider die Hand, und schied mit ihren Jungfrawen darvon.

Unser Praesidentin blieb noch ein weil bey uns, weil es aber allbereit umb zwey Uhren in der Nacht war, wolte sie uns lenger nit auffhalten.

Mich gedauchte, sie war sehr gern umb uns, noch nam sie ein gute nacht und befahl uns die Nacht rüwiglich zu schlaffen, schied also freündtlich gleichsam ungern von uns.

Unsere Knaben waren der sachen berichtet, weiseten deßwegen jedem seine Kammer, blieben auch bey uns in einem andern betlin, damit so wir etwz bedurff ten, wir ihrer uns gebrauchen köndten.

Mein Kammer (von andern weiß ich nichts zusagen) war Königlich bereittet, mit schönen Teppichen, und Gemälden umbhencket.

Vor allem aber liebet ich meinen Knaben, der war so trefflich beredt und in Künsten erfahren, daß er mich auch noch umb ein stundt bracht und erst umb halbe viere entschlieff.

Und diß zwar war die erste Nacht, daß ich mit ruh geschlaffen.

Noch ließ mir ein schändlicher Traum nit zu lieb werden.

Dann die gantze Nacht gieng ich mit einer Thüren umb, die kundt: ich nit auffbringen, entlich gereth es mir.

Mit solchen Fantaseyen vertrieb ich die zeit, biß Ich entlich gegen Tag erwachet.

(4. Tag)