Teil 2

Unser Prophet war das Oberhaupt unsers Bundes. Er war der heilige Stifter unsers Bundes

Lästre nicht sagte Schach Gebal, und womit beweisst ihr denn dies?

Aeschm. Durch Rosenkreuzerische Zeichen, die unsere Vorältern in Palästina im Tempel des Herrn gesehen zu haben, versichern und die nicht mehr existiren: Viele von uns sind eigends dahin gereiset um sie zu suchen, und obschon sie keine solche Zeichen, als bloß gothische Zierrathen auf einer alten Mauer, ein Ueberbleibsel maracenischer Arbeit gefunden haben, so sind sie doch zu ehrliche Männer, als dass sie unsere Vorältern Lügen strafen wollten, und glauben blindlings die Aussage, weil sie unserm Orden Aussehen, und Gewicht verschaft.

Danisch. Bravo! Herr Doktor und womit beweisen sie, dass sie die wahren Söhne Gottes sind?

Aeschm. Damit, dass wir alle vortheilthafte Stellen des Alkorans als auf uns gemeint, auslegen, mögen sie sonst passen oder nicht; und dieses Buch erleichtert uns sehr die Arbeit, denn es ist so räthselhaft, dass ein jeder mit ein wenig Einbildungskraft alles darinn zu finden glaubt.

Sch. G. Vortreflich! Also beweisen sie wie unsere Derwische und Imams die Heiligkeit ihres Ordens durch den Alkoran, und diesen durch ihren Orden.

Aeschm. Nicht anders diese ist die beste Art immer Recht zu haben.

Sch. G. Nun sagt mahl etwas Näheres von eueren Wissenschaften

Aeschm. Keine entgeht uns, Sire wir alleine sind das wahre Archiv aller Wissenschaften und Kenntnisse. Euer Majestät können nach Belieben wählen: Magie, Alchimie, Kabala alles schlägt in unser Gebiet ein.

Sch. G Danke, danke schönstens! Nun was muss man denn thun um ein wahrer Magus zu werden?

Aeschm. Um ein wahrer Magus nach dem Sinn, und dem Willen Gottes zu seyn, muss man erstens: mit dem wahren blinden Glauben ausgerüstet seyn.*)

Danisch. Ja wohl ! Den muss man wahrlich besitzen

Aeschm. Zweitens muss man die Kräfte der Kräuter, der rothen Korallen und das Kraut Hyppericon kennen.

Hyppericon, sagte Schach Gebal! Kraut Hyppericon, wiederholte Nurmahl nur. Danischmende sah den Magier mit einem zweideutigen Lächeln an und sagte nichts.

Aeschm. Drittens muss man in freywilliger unthätiger Gelassenheit auf die Einwirkung des heiligen Geistes harren (Da magst du lange harren, dachte Danishmende).

Wenn einer zu diesem Grade gelangt ist, so kann er sich mit nichts materiellem mehr beschäftigen.

Vater, Mutter und Kinder mögen ihr Brod und Nahrung suchen wo sie wollen, der Magier beschäftiget sich mit dem heiligen Geiste, und kümmert sich wenig mehr um die Geschöpfe der Erde denn es steht geschrieben: Verlasse Vater und Mutter um mir zu folgen.

**) S. der im L.d, W. st. R. K. p. z.

Was denken Sie, Sire, sagte Danischemende, wenn mehrere solche harrende Geschöpfe in der bürgerlichen Gesellschaft wären, was wohl aus der Menschheit würde?

Aeschm. Die geht uns nichts an! Ein jeder für sich und Gott für alle und sonst sind wir nur Bürger des Himmels

Danisch. Barbar! Und was soll die Gesellschaft aus euch unthätigen unnützen Gliedern machen? Sie muss euch hinausstoßen, und dann formt in welchem Theile der Welt ihr nur immer wollt, unter euch ein Volk aus

Das wird sie sagte Schach Gebal, der schon in petto einen Vorsatz gefast hatte. Nun was muss man denn noch thun ?

Aeschm. Fünftens, sagte ganz gelassen der Theosoph muss man den Talisman Urim und Thummim besitzen, bey welchem, Sire, kein Teufel sich einmischen kann, und alle höllische Nachstellungen ihre Kraft verlieren, und die Pfeile des Beelzebubs stumpf werden.

Danischmende fiel ihm ins Wort.

Würden Sie, Sire, geglaubt haben, dass in den aufgeklärten Zeiten Eur.“ Majestät glorreicher Regierung es wohl Leute gebe, die solch abgeschmacktes Zeug in den sogenannten Schulen der Weisheit lehren, oder noch leichtglaubige Menschen da seyn könnten, die solche Schwärmereyen um ihr theures Geld kaufen? Mensch! Wie kannst du deine Vernunft, diese heilige Gabe der Gottheit so erniedrigen? Muss man denn noch immer zu Träumen und Fabeln Zuflucht nehmen, um dich zu ziehen, und zu führen? Wahrlich! Sire, ich verzweifle an der Besserung des ganzen Menschengeschlechts, so lange solche Schwärmer noch existiren werden

Aeschmaim’s Glaube, oder vielmehr seine Eigenliebe ward hier beleidigt; schon spannten sich die Muskeln seines Gesichts, und seines Mundes und mit einem Strom von Schimpfwörtern unsern Philosophen von der Bahn der Vernunft zurükzuführen, als die schöne Nurmahal, deren Sittsamkeit einen dem vorhinigen gleichen Auftritt befürchtete, ganz naiv unsern Adepten fragte:

Also können sie Wunder thun ?

Aeschm. Ob wir es können? Schöne Frage! Die ganze Natur steht uns zu Gebote: Engel, Menschen, Thiere und Teufel! Uns zu Gefallen hält die Gottheit die Würkung der ven ihm, von Ewigkeit her eingesezten Geseze der Natur, inne, um der geringsten aller Würkungen, lässt Jehova Millionen Ursachen würken. Wenn es uns beliebt, so zieht das ewige Wesen die Sterne aus ihren Kreisen, ordnet sie in einer Reihe hebräischer Buchstaben und wir lesen darinn die Zukunft. Freylich könnte der ewige Baumeister der Welten, natürlicher unsere Vernunft erleuchten, als gegen die Bestimmung seiner ewigen Geseze handeln. aber für uns ist die erste Art der Belehrung bequemmer.

Schön! Vortrefflich Herr Doktor, sagte Danischmende; und ihre Cabala?

Aeschm. Ja! was die betrift da könnte ich ihnen Wunder erzählen. Durch dieselbe lesen wir alle Handlungen der Menschen, alle Begebenheiten der Zukunft. Freilich sind unsere Orakelsprüche, wie überhaupt alle Prophezeihungen, immer sehr dunkel.

Danisch. Und eben deswegen unbrauchbar und grober Betrug. Was heißt in der Zukunft lesen? Ist es nicht der größte Widerspruch? Die Zukunft existiret nicht ist nicht da, wie wollen sie jezt sehen was nicht da ist? Und sonst fordere ich jeden auf, mir nur eine einzige Prophezeihung zu weisen, die nur ein wenig verständlich wäre. Heißt das nicht die Gottheit lästern, wenn man zugeben könnte, sie wolle nur mit uns sprechen, um unsere Verlegenheit zu genießen? Entweder lässt es Gott zu, dass der Mensch seine künftige Schicksale erfahre, oder er lässt es nicht zu: Im ersteren Falle, warum sind die Orakelsprüche dunkel? Im zweiten, warum giebt es solche? Diese kindische Wissenschaft, Sire, entspringt aus dem natürlichen, unruhigen Triebe des Menschen sich aus dem Zirkel der Zeitigen zu sehen, um ein besseres Schicksal zu hoffen. Der Mensch hat gesucht aus der Kunst der Muthmassungen ein Sistem zu machen und ist in die gröbsten Irrthümer verfallen. Ueberhaupt aber, Sire, ist es gefährlich, solche Kabalisten in großen bürgerlichen Gesellschaften zu dulten, denn wenn ein boshafter Schwärmer leichtglaubige Menschen bethören kann, und sie dazu bringt, fest zu glauben die Gottheit spreche aus ihm, so ist es klar, dass, wenn es sein Interesse erheischen wird, diese Gottheit ihm den Königsmord und Aufruhr eingeben wird.

Ich will sie keine Stunde mehr in meinen Staaten leiden, sagte Schach Gebal dem schon angst und bang war. Ich will sie nicht dulten, sie sollen alle, alle fort.

Aeschm. Aber Sire!

Kein Aber! Der Beweis vom Danischmende ist wie das ein mahl eins klar, wer dagegen sprechen will, muss tollkühn, oder ein Schwärmer, wie du bist, seyn. Weg von mir.

Danisch. Erlauben Eure Majestät, nur noch einige Fragen Doktor! ihr seyd also Alchimisten?

Aeschmaim, dessen Zorn und Ungedult aufs höchste gestiegen war, antwortete mit zornigen Bliken: Mit ihnen spreche ich nicht, sie verstockter Atheist, Sie verdienten für ihre Lästerungen im ewigen Pfuhl geworffen, und von Ewigkeiten zu Ewigkeiten, unter den größten Seelen und Gewissensängsten, Gott und uns zur Ehre verbrannt zu werden! *)

*). Man kann diesen heißen Rosenkreuzerischen Wunsch gegen alle Philosophen überall in allen ihren Wertheidigungsschriften finden. Dieser Eifer ist natürlich. Der Philosoph klärt zu sehr sein Jahrhundert auf, über welches immer der Rosenkreuzer den dichten Schleyer der Dummheit verbreiten will. Man muss die Leute bey ihrem Interesse nehmen, und dann wird man finden, dass ihr Wunsch alle aufgeklärte Köpfe zu verbannen, gar nicht unnatürliches

Still da! Bey allem was heilig ist, schrie der äußerst aufgebrachte Sultan ich befehle Ich! spreche! Seyd ihr solches Zeug, wie Danischmende sagt?

Aeschm. Der der Sonne den Glanz und das Licht ablaugnen kann, der allein kann uns in Betreff der Verwandlung der Metalle widersprechen. Wir besizen dies Geheimnis. Wir können Klumpen Metalle in das allerreineste Gold zur Ehre Gottes und unserm Nutzen alle Augenblicke verwandeln.

Nun gut! sagte Schach Gebal, geh als sogleich und du, sprach er zu einem Kammerherrn, der im Vorzimmer stand, geh mit diesem Menschen hohle sogleich alles, was du dazu brauchst, und hier musst du mir gleich Goldmachen. Was, du gehst nicht?

türliches in sich fast. Freylich hegt der Philosoph nie eine so grausame Rache gegen seinen Nebenbuhler und sucht ihn nur zurükzuführen, und wenn dieser noch den Dolch des Fanatismus gegen ihn zükt, so verzeiht ihm der Weise, aber der Unterschied ist auch zwischen ihnen sehr groß, denn dieser ist ein Mann und der Rosenkreuzer nur ein Schwärmer!
Anonymius


Aeschm. Gebietender, glorreicher Beherscher Scheschians, hier neigte sich der Adept tief zur Erde, verzeihen Ihro Majestät, dass Dero armer Knecht sich unterfangen muss, in diesem Punkt dero Allerhöchstem Befehle zuwider zu handeln, vor Profanen können wir nicht arbeiten, es können nur eingeweihte Augen das große Geheimnis mit ansehen.

Erkennt also, dass ihr Betrüger seyd, schrie mit flammenden Augen Schach Ge bal. Solche Ausreden taugen hier nicht. Gleich macht mir Gold oder ich lasse euch funfzig derbe Schläge abmessen.

Lieber das lezte! Lieber das lezte, sagte im Enthusiasmus seines Eifers der Rosenkreuzer zur Ehre Gottes und unsers Ordens!

Sch. G. Run! Das sollt ihr nicht umsonst gesagt haben (md klingelte). Danischmende und Nurmahal wollten um den armen Gaukler bitten, aber es half nicht. Man kennt die Heftigkeit und den Starrsinn dieses Sultans.

Ein starkknochichter Kerl, der diese in Scheschian gebräuchliche Bestraffung zu verrichten pflegte, kam. Man band den Doktor zur Erde, der willig und gelassen die Ceremonie aushielt, lieber, als dass seine Eigenliebe ihm erlaubt hätte den Betrug zu entdeken. Er sang unterdessen taktmäßig mit Jubelstimme.

Wenn auch alle Wetter blitzen, wird doch Gott den Orden schützen; weil er ohne Trug und List, nur auf ihn gerichtet ist.

Stund auf und gieng ganz stolz zur Thüre hinaus.

Der eitle Eigensinn dieser Leute, sprach der befriedigte Sultan, ist doch schreklich. Dieser Mensch hier hätte sich lieber zu todt prügeln lassen, als seinen Betrug zu gestehen.

Yurmah. Ist denn kein Mittel die Menschen von diesen Schwärmereyen zurükzuführen.

Danisch. Kein anders, meine schöne Dame, als die Philosophie, die nach und nach im stillen ausgebreitet, die Zeiten aufklären, und die Vernunft der Menschen erleuchten wird. Wollte man die jetzigen Rosenkreuzer von der Schädlichkeit, und dem kindischen ihrer Wissenschaften überführen, so müsste man die erste Zuflucht zu Aerzten nehmen, die das zerrüttete Sensorium dieser Leute heilen, und sie als denn den Händen der Philosophie übergeben sollten. Ich will, weiß es Gott, keines Menschen Schaden, aber hier ruft die ganze Menschheit gegen diese Entehrer ihrer Vernunft, und fordert jeden Souverain, dem das Wohl seiner ihm anvertrauten Kinder am Herzen liegt, durch alle Kräfte der Geseze. Wenigstens die Zusammenkünfte (denn welche Geseze vermögen etwas über den freyen Willen und den Geist der Menschen!) dieser Leute und ihre weitere Anwerbungen zu verbieten. Durch gründliche Beweise könnte man als denn die Menschen von der Schädlichkeit der Lehre dieser Leute warnen, und sie dazu bringen, der Verführung, von ihnen eingeweiht zu werden, zu entgehen.

Wie würden Sie es denn z.B. thun, fragte Schach Gebal?

Ich wollte gleich, erwiederte der Philosoph, die Menschen überzeugen, dass die so sehnlichst gesuchte Verwandlung der Metalle platterdings unmöglich ist, dass dieser schöne Traum in der erhizten Phantasie eines Geizigen, oder eines Bettlers zuerst entstanden seyn mag, oder dass Weise vielleicht, welches leicht möglich ist, sich der Allegorie des Steins der Weisen bedienten, um durch die Hoffnung, dass Menschen es durch einen stillen guten Lebenswandel, und durch gute Sitten, es in ihrer Gesellschaft erlangen könnten, unvermuthet durch dieses anziehende Interesse, zu einer unvermerklich gewohnten Tugend führen wollten. Sonst ist es ja klar, dass das Bestreben, ein Produkt der Natur in ein anderes zu verwandeln, höchst lächerlich ist: z.B. Eisen in Silber, denn dazu braucht der Mensch zwei Kräfte, die er nicht besizt, noch besitzen kann, er muss nehmlich das Eisen vernichten um Silber zu schaffen; und alltägliche unseelige Beyspiele zeigen nur zu sehr, wie unglüklich jene sind, die sich mit solchen chimärischen Wissenschaften beschäftigen. Eine gebrechliche, von den giftigen Dünsten der Schmelztigeln zu Grund gerichtete Gesundheit, und der Bettelstab sind die Folgen dieser Krankheit des menschlichen Geistes.

Warte ein wenig, sagte Schach Gebal, einer meiner Sekretärs soll kommen, um diese Gründe aufzuschreiben, und sie als denn in ein Edikt einzukleiden, das ich gegen diese Leute heraus geben will.

Der Sekretär kam: Danischmende musste von neuem wieder anfangen, und setzte seine Rede so fort: Die Auflage der Allchimischen Schriften wären in jedem Staat unter den schwersten Ahndungen zu verbieten. Welches Unheil entspringt nicht für ganze Familien, wenn solche Bücher schwache Menschen verleiten, diesen chimärischen Stein der Weisen zu suchen, ihr ganzes Vermögen, und jenes ihrer armen Kindern in Schmelztigeln verrauchen zu lassen, und so sich und diese unschuldigen Wesen auf immer unglüklich zu machen

Sie sollen es nicht! Gewiss nicht, sagte er gute Sultan, in vier und zwanzig Stunden sollen alle diese Bücher verbrannt, und die ganze Gesellschaft aus meinen Staaten verbannt werden.

Danisch. Was ihre Kabala und ihre Wunderwürkungen betrift, so können sich die Menschen leicht denken, dass Gott nicht einigen Leuten zu gefallen, die Einrichtung seiner ewigen Naturgesetze verändern wird. Man paart immer mit dem Gedanken: ein Wunderwerk; eine übernatürliche Sache. Man denkt aber dabey nicht, dass es so viel heißt: als eine unmögliche Sache. Denn, was versteht man unter dem Worte Natur? Gewiss nichts anders, als die ewige Anordnung der Dinge. Also wäre ein Wunderwerk in dieser Anordnung unmöglich. Und meistens sind diese sogenannte Wunderwerke unnütze, und ihre Ursache lächerlich. Wenn es der ewigen Gottheit gefiele, mich zu überzeugen, so braucht Sie nicht meine Augen zu blenden. Ihre Macht ist vermögend meinen Geist zu erleuchten. Sie braucht nicht die Geseze der Natur über den Hauffen zu werffen, sie kann meinen Kopf und mein Herz so stimmen, dass es mir unmöglich fällt, gegen den Satz, den man mir vorträgt, etwas einzuwenden. Wenn also Gott wirklich kein Wunder bewirkt, so werden es noch weniger einige schwärmerische Sektirer können! Sein heiliger Name ist nicht jene magische Ruthen die Gärten in Wüsten, und diese in Gärten verwandeln kann, und wenn man nur mit einem wahren festen Glauben ausgerüstet seyn muss, um Berge von ihrer Stelle zu bewegen, so haben seit zweitausend Jahren so viele schwärmerische Glaubige existiret, dass gewiss zu unsern Zeiten kein Berg mehr auf seinen ursprünglichen Plaze stehen würde. Jede Zauberey muss vor dem Spiegel der Philosophie in ihrem Nichts zerfallen, und wenn auch der Weise durch einen geschickten Taschenspieler auf einige Augenblicke geblendet werden könnte, so wird er immer mit einem großen Manne sagen: Ich glaube, dass der Gott des Bösen die Werke der guten Gottheit zerstört.

Ihre Geisterlehre? Wie lächerlich ist nicht die! Alles, jedes Fach der Natur, alle Elemente werden von Geistern bewohnt und regiert. Was bey uns eine natürliche Einrichtung ist, ist bey ihnen eine Einwürkung der Dämonen, unser elektrisches Feuer, das allem Leben und Gedeihung giebt, erkennen sie nicht, und setzen an dessen Stelle, ätherische Geschöpfe und Sylphen. Doch hier müssen wir diese Geisterlehre aus dem Grunde sehen, denn sie ist sehr alt, und hat nicht geringe Fortschritte, – weiß Gott warum? in unsern aufgeklärten Zeiten gethan.

Dieser Glaube an Engel und Teufel, kömmt von der allgemeinen alten Lehre her, die Welt würde durch unsichtbare Wesen regiert. Ein natürlicher roher Einfall ungebildeter Naturmenschen: Unsichtbare, größere, mächtigere Wesen als sie waren, rollten den Donner, schleuderten den Blitz und erschütterten die Erde. Selbst der Mensch, von dem schnellen Strom der Zeit fortgerissen, sieht mit unruhigen Bliken die Zeit, die ihn trägt, und die Strecke, die er zurükgelegt hat. Er möchte gerne seine Blike bis zu den lezten Gränzen seiner Laufbahn er streken, den Spiegel der Zukunft erfragen und mit einem Blick die ganze Kette seiner Existenz durchschauen.

Dieser unruhige Wunsch gebährt alle schwärmerische Phänomena: die immer thätige Einbildungskraft versucht immer den Schleyer der Zukunft zu zerreißen, und der Mensch wird ein Schwärmer, weil er kein Prophet werden kann.

Der in uns eingepflanzte Hang zum Wunderbaren, ist hinlänglich gegen alle Sätze des Scepticismus unsere Glaubsucht zu verewigen: die sich selbst überlassene Einbildungskraft liebt Wunder auf Wunder zu häuffen, und sie vertheidigt als denn gegen den Philosophen die Ungeheuer, die sie gebährt, weil sie ihr Werk sind.

Gesetzgeber, und Sektirer wussten, dass man immer den Mensch führen kann, wenn man vor ihm große wunderbare Schauspiele spielen lässt, und seine Einbildungskraft mehr überraschet, als seine Vernunft erleuchtet. Von der Bewundrung zum schwärmenden Glauben ist ein unmerklicher Schritt. Der Philosoph allein zweifelt, weil er weise genug ist, nicht dem was er sieht und hört, und noch weniger den Werken seiner Einbildungskraft zu trauen.

Es gab nie Geister, als in dem Sensorium des schwachen Geistes, der sie hervorbringt.

Die Seele ist unsterblich, aber wenn die Hülle, die sie einkleidet, sich auflöst, so kann sie nicht mehr auf Wesen würken, dessen materielle Organen nur materiellen Eindrüken offen stehen.

Und weiters, wo sucht man die Wohnung dieser Geister, die sich auf dem Wink des Menschen zeigen sollen? Schweben sie vielleicht in einer unthätigen Existenz um unsere Erde, um unsere Befehle zu erwarten? Oder wenn sie, nach der gemeinen Meinung, im Orte ihrer Bestimmung sind, sollen Rauchwerke, und unverständliche Worte, sie aus ihrem belohnten, oder bestraften Stande ziehen, um die Neugierde einiger Schwärmer zu befriedigen?

Der Teufel existirt nicht, der Mensch, der ihn sehen, oder hören kann, den schicke ich zu einem geschickten Arzt, dass er seine kranke Organen heile, und jener, der den Teufel zeigt, den lasse ich als einen Betrüger einsperren.

Unser Teufel ist eine schlechte Copie des Egyptischen Typhons und des Persischen Arimanes. Seine Existenz, sagt man, bestünde darinn, alles was das gute Peimigium aufbaut, niederzureißen, dies ist der ewige Streit des Bösen mit dem Guten, der erfunden wurde, um den Ursprung des Uebels aufzulösen, dennoch hat dieser Streit das Räthsel nicht um ein Jota aufgelöst.

Hier ließ die schöne Cirkassierinn Danischmenden unsern guten Sultan betrachten, der unvermerkt in einen tiefen Schlaf verfallen war. Der Sekretär hingegen schrieb immerfort, und die neugierige Nurmahal bat unsern Philosophen leise fortzufahren, welches er auch auf folgende Art that:

Nicht diese Lehren allein würden mich gegen die Rosenkreuzerische Gesellschaft eingenommen haben, denn wo finden wir eine Ecke auf dieser leider so sehr betrügerisch betrogenen Welt, wo nicht gleich abgeschmacktes Zeug als heilige Wahrheiten angebetet werden? Aber der innerliche Geist des Ordens empört mich gegen diese Schwärmer. Der schreklichste eisernste Despotismus, mit dieser vernunftlosen Lehre vereinbart, ist hinlänglich jeden eingeweihten, biedern, für Recht und Unrecht empfindlichen Mann, höchst unglüklich zu machen; setze man noch dazu den Hass und die Verfolgungen, denen derjenige ausgesetzt ist, dessen Herz, der Moral und den Grillen dieser Leute widerstrebend, auf den natürlichen Gedanken käme, sich von einer solchen Gesellschaft zu trennen. Sie haben ihre Mitglieder überall zerstreut, bey Höfen und Gerichtsstellen, Pfarreyen, Civilstande, und Militär. Sobald also jener den Orden verlässt, so geben die Oberen also gleich allen Mitgliedern Nachricht davon, sagen, sie hätten diesen Menschen wegen seinem sträflichen Lebenswandel selbst ausgestoßen, schildern ihn als den verruchtesten Bösewicht, und die Anhänger des Ordens müssen diese Aussagen durch alle Wege verbreiten, und so kömmt der Unglückliche immer um seinen guten Namen und seine Stelle, wenn er eine besitzt.

Häuffige bekannte Beyspiele sind das von vorhanden.

Diese Bedrückungen vergolden sie unter dem Scheine, als wären sie nur Prüfüngen um die arme verblendete Seele des Ausgetretenen) wieder von der Irr bahn zurückzuführen und um dessen wahre Bekehrung zu erlangen. Unterdessen sterben aber oft diese arme Leute in Kummer und Elend, und unter der Last der Schikanen dieser Männer Gottes, nach Licht ringenden, in Gott ruhenden, Seelenheil begierigen armen Diener des Worts Gottes, wie sie sich selbst zu nennen belieben.

Sie geben vor: sie wären Patriarchalische Natur Priester *) und durch die Taufe zu geistlichen Priestern getauft, dadurch hätten sie das Recht die Beichte von ihren Untergebenen zu hören, und die Fehlenden im Gewissen zu beruhigen.

*) S. den in Licht der Wahrh. strahl. R. K.

Ich überlasse jedem die bösen Folgen solcher Grundsätze selbst einzusehen, und zu schließen, wie gefährlich solche in Händen von Bösewichtern seyn könnten. Besonders ist dieses, dass, wenn ein Neuaufgenommener von ihnen, vorher in andere Gesellschaften eingeweiht worden, und einige geheime Grade besitzt, von deren Mitheilung ihn schwere Eide verhindern, oder jemand ein Geheimnis unter den Pflichten des Ehrenworts es keinem andern mit mithzuteilen, erhalten hat, und diese Leute, wie sie immer auf jedes Geheimnis spähen, um dadurch sich mehr Gewicht zu geben, gerne ausforschen und wissen möchten, so erklären sie, die Obern hätten das Recht von Gott erhalten jeden Menschen von was immer für Eiden und Pflichten loszusprechen, stellen eine solche Absolution dem Neueingeweihten dar, und erschleichen auf solche Art von leichtgläubigen Menschen, alles was sie wollen. Ich halte dieses Recht für eines der gefährlichsten in bürgerlichen Gesellschaften!

Dieser Orden hat neun Grade, die alle sehr theuer bezahlt werden. *) Die lezte, oder die neunte Stuffe kostet 99. Mark löthigen Goldes, welche Summe aber gewiss gering scheinen wird, wenn man bedenkt, dass man mit derselben zu einem wahren Magus, zu einem zweiten Moses und Aaron umgeschaffen wird, und dass man alle Geheimnisse der Natur, und der Oberherrschaft über Engel, Teufel und Menschen erhält. Der Stein der Weisen ist das geringste, was diese Halbgötter besitzen.

Aber ich sehe um mich, betrachte das Elend der Menschheit und kann nicht be greiffen, warum noch so viel Elend da ist,

*) Die R. K. sind so überzeugt, dass sie ihre Initiirte mit den rasendsten Streichen um ihr Geld schnellen, dass es zur Maxime bey ihnen geworden ist, dadurch ihr Gewissen zu beruhigen, dass sie sich mit dem heiligen Volke Israel vergleichen, denen Gott befohlen hatte den Egyptern ihren Nachlohn zu rauben (die Egypter bev ihnen sind die Profanen). Sie sagen: „alles was der Mensch besizt ist nicht sein, sondern nur ein

wenn die Erde würklich solche Wunderwerker und Propheten besitzt. Du armer Unglüklicher, der du mit Kummer und Elend dein Brod von Thüre zu Thüre bettelst, warum bist du a? Und ihr alle, die ihr überall unter der Last der schmerzhaftesten Krankheiten schmachtet, warum bekommt ihr keine Linderung im Leiden und ihr Magi und Wunderwerker, warum verbreitet ihr nicht unter den Menschen die wohlthätigen Entdekungen, die euch Gott nach eurer Sage verliehen hat? Wenn ihr mir antwortet ihr könnet gegen die Gesetze und den Willen der Gottheit, die es erforderten, dass der arme Mensch hie sein Brod bettle, und der andere in den frühesten Jahren seiner Jugend unter den größten Schmerzen dahin sterbe, nicht handeln, was nützen euch alsdenn eure Geheimnisse, euere Essenzen, und euer philosophischer Stein.

„ein Lehn der göttlichen Freygebigkeit, und
„dieser göttliche Lehnsherr hat die Macht,
„solches zu caduciren und Verdientere (die „R. K.) damit zu belehnen.“ S. den im Licht der Wahrh, strahl. R. K. pag. 1c8.

Es ist keine Auswahl zwischen diesen beiden Sätzen, und lasset mir es zu sagen, ihr seyd entweder die schwärzesten Ungeheuer, die je die Natur hervorgebracht hat, indem ihr die unglükliche Menschheit nicht rettet, oder ihr seyd die grössten Betrüger, die es giebt, so viele Wunderkräfte zu besitzen, um nur die Menschheit zu täuschen, und sie zu euern Privatabsichten zu gebrauchen.

Menschen! Bürger, Brüder! Seyd redlich, genügsam, und arbeitsam, und dann besizt ihr den wahren Stein der Weisen. Dann wird euch nichts mangeln. Suchet zuerst die Geschöpfe, die um euch sind, und mit denen ihr bestimmt seyd zu leben, glüklich zu machen, und dann suchet, wenn ihr wollt, einen Verkehr mit unsichtbaren Geistern. Lasst euch eure Natur nicht durch Quaksalbereyen in der Hoffnung eines langen Lebens verderben. Die beste allgemeinste Arzney ist aus Mäßigkeit, Mäßigung und Ordnung zusammengesezt. Dies erhält den Körper so lange stark und gut, bis der Cirkel der Dinge euch zu Umschaffung in andre Gestalten, und zu Formung einer andern Generation hinweg ruft. Lasst diese zu Faulheit und Trennung führenden Grillen! Ich verachte nicht eine bescheidene, auf festen reinen Grundsätzen gestüzte Nachforschung der dem großen Hauffen verschleyerten Naturgeheimnisse, doch nehme man stets die gesunde Vernunft, die unser Schöpfer zur Leiterinn gab, zu Hülfe, und glaube nie, was denn derselben widerspricht. Besser an allem gezweifelt, was nicht auf klaren festen Grundsätzen beruht, als aus Liebe zum Wunderbaren alles Unbegreifliche angenommen. Jenes kann nur die Fortschritte der Weisheit aufhalten, dieses öfnet dem Aberglauben und Betrug, der Verblendung, der Thorheit und allgemeinen Barbarey das Thor ––*)

*) Danishmende der viel las, und dabey ein vortrefliches Gedächtnis hatte, brachte oft fremden

Hier endigt sich, man weiß nicht warum, die Persische Handschrift, und ließ uns in der Ungewissheit über die Würkung des Edikts. Welche Würkung aber diese getreue Uebersezung auf meine Landsleute machen wird ist zu errathen, aufgeklärte Köpfe werden vieles billigen, der unwissende Theil der Leser, für welche ich dieses Fragment gewiss nicht herausgebe, wird sich an dem ihm am nächsten liegenden Theil der Richter halten. Schwärmer aber werden es examiniren, verbrennen, verleumden, beschimpfen, vielleicht gar eine Widerlegung mit Noten aus der Bibel dagegen schreiben. Mag es seyn! Ich antworte auf ihre Paßquille einmahl gewiss nicht, also wenn der lezte ankommende Theil immer das Recht des Schlachtfeldes behalten muss, so werden sie siegen, ich aber werde mich leicht mit dem wenigen Theil der Aufgeklärten über die Verderbtheit des Geistes meines Jahrhunderts trösten.

den Ruhm, ohne es würklich zu wissen, für den seinigen zu Markte, man sieht es aus dieser ganzen langen Stelle, die Wort für Wort aus einem Buche herausgeschrieben ist, das ein aufgeklärtes Genie seiner Zeit auch gegen geheime Gesellschaften schrieb.

Aufnahme.

1. Es werden zu dieser hohen Stuffe keine andern Brüder zugelassen als Schottische A. M. welche genugsame Proben ihrer Gottesfurcht, Redlichkeit, Menschenliebe, und Wissbegierde zur Weisheit gegeben haben.

2. Wann nun ein solcher M. erfunden worden, so wird ihm von seinem Anführer der Tag und die Stunde zur Aufnahme bestimmet, und nachdem er als S. M. an das Vorzimmer geklopfet hat, soll er hinein gelassen, und allda von einem theoretischen Bruder mit folgender Anrede empfangen werden:

3. Seyn sie gegrüßet durch 3 mahl 3 von Herzen, lieber Bruder! Und nachdem er von dem Candidaten das schottische Zeichen, die Berührung und Wort abgefordert, so geben sie sich den gewöhnlichen vierfachen Kuss

Der theoretische Bruder spricht ferner den Candidaten an, und sagt:

4. „Lieber Bruder! Als schottischer M.
”haben sie ihre Hände waschen müssen, bevor
”sie in das innerste des Tempels gelassen
”worden sind, ihnen anzuzeigen, dass die
„schottische B. B. rein und ohne Mackel, das
”ist, von Lastern befreyet, vor Gott erschei
„nen. Hier wird diese Reinigung erneuert,
„weilen sie mehr und mehr ihr Herz der
”Tugend, Gottesfurcht und der Liebe des
”Nächsten widmen müssen; waschen sie sich
”dann mit dem festen Vorsaze diesen nach
„zuleben, versprechen sie es? . . . . Ja.

5. Wenn der Candidat sich gewaschen hat, so spricht der Th. B. Jezo wünsche ich ihnen Glük zu ihren Unternehmungen, und klopffet 16 mahl an die Thüre. Solche wird aufgemacht, und der Candidat gehet hinein, mit seinen schottischen Ornamenten gezieret.

6. Der W. O. Vorst. spricht: Mein Bruder! Was vor eine Stuffe der Maurerey haben sie verrichtet? Ich bin ein Schottischer Altmeister.

F. „Was verlangen sie mehr?“
A. Ich verlange größere Kenntnisse zu erlangen.
Der O. B. spricht antworten sie mir treu und aufrichtig auf meine Fragen:
F. Haben Sie die Pflicht der Schottischen M. treulich erfüllet?
F. Haben Sie Ihren Verstand und Willen, durch die Ausübungen der Tugend und Meidung der Laster verbessert?
F. Haben sie fleißig der Verrichtung ihrer Arbeit nachgeforschet?
F. Tragen sie eine Begierde zur Weisheit?
F. Was ist der Weisheit Anfang?
F. Was für Begriffe haben Sie von Gott?
F. Was für Gesinnung haben Sie gegen ihren Nächsten ?

Wann diese Fragen nach. Möglichkeit und zur Befriedigung der Versammlung ausgefallen, so spricht der W. O. V. wie folget:

„Wohlan ! Die brüderliche Liebe erfordert von uns, ihnen ihr Begehren zu gewähren! Wann, es Gott gefällt, so wird er ihre Gedult, Mühe und Arbeit mit Seegen belohnen; hier aber müssen sie ihre überflüssige Zierrathen ablegen, und sich dabey erinnern, dass sie bey ihrer ersten Aufnahme als Maurer von allen Metallen sind entblößet worden, das heißt in moralischem Verstande, den alten Adam oder den Welt Mensch abzulegen, und sich nach den Sitten des Namens gottesfürchtiger Menschen zu bestreben.

Der Huth und Degen auch Ornamenten und Schurzfell des Schottischen M. werden abgeleget, und der O. V. selbst ziehet dem Candidat die Schuhe aus und spricht:

„Lieber Bruder! Lernen sie durch meine „Handlung erkennen, dass auch Demuth bey uns herrschet. “

9. Wann der Candidat zugerichtet ist, so spricht der BV. „Mein Br. treten sie auf die Weltkugel!

Der Br. Secret. lieset das Evang. St. Johannis dem Candidaten vor. Nachdem es abgelesen worden, so frägt der W. O. V.: Mein Br. glauben Sie an dieses Licht der Offenbarung? Wenn er Ja spricht, so legen Sie die Finger darauf und sprechen Sie mir nach:

Der Eyd muß bedachtsam gesprochen werden.