4. Tag

4. Tag

Ich lag noch in meinem Bett und besahe algemach die herrliche Bilder und Figuren, so hin und wider in meinem Gemach waren, unter deß erhört ich schnell ein Music von Zincken, als ob man schon allbereit in der Proceßion wer: mein Knab wischet auß dem Bett, als ob er von Sinnen were, sahe auch einem Todten viel gleicher, dann eim Lebendigen, wie nun mir gewesen sey, ist gut zugedencken, dann er saget, die andern wurden allbereit dem König praesentiert.

Ich wüste mehr nit zu thun, dann die hellen zehern zu weinen, und mein Faulheit selbsten zu verfluchen.

Noch that ich mich an, aber mein Knab war lengst fertig und lieff zum Gmach hinauß zu sehen, wie doch die Sachen stunden.

Er kam doch bald wider und bracht die fröhliche Pottschafft, daß gleichwol nichts versaumt were, allein hätte ich daß Frühstuck verschlaffen, man hätte mich doch umb meines Alters willen nit begert zu wecken.

Jetzt aber sey es zeit, daß ich mit ihm zum Brunnen gehe, da seyen sie mehrertheil versamlet: Von diesem Trost kam mein Geist wider, ward deßwegen bald mit meiner Kutten ferttig, und zog dem Knaben nach, in obgemelten Garten zu dem Brunnen.

Nach dem wir nun einander salutiert, auch die Jungfraw meines langschlaffens gespottet, führt sie mich bey der Hand zu dem Brunnen, da fand ich, das der Löw an stat seines Schwertes ein ziemliche grosse Taffel bey sich hatte.

Wie ich nuhn die eben besichtiget, befand ich, daß sie auß den Alten Monumenten genommen und hieher zu sonderlicher Ehr gesetzt worden: Die Schrifft war etwas auß älte abgelescht, will sie derowegen, wie sie ist, hieher setzen und einem jeden nach zudencken geben.

HERMES PRINCEPS.
POST TOT ILLATA
GENERI HUMANO DAMNA,
DEI CONSILIO:
ARTISQUE ADMINICULO,
MEDICINA SALUBRIS FACTUS
HEIC FLUO.

Bibat ex me qui potest, lavet, qui vult:
turbet qui audet:

BIBITE FRATRES, ET VIVITE

Diese Schrift war nun gut zu lesen und zu verstehen, mag auch wol darumb hieher gesetzt worden sein, weil sie leichter dann sonst keine.

Nach dem wir uns nuhn erstlich auß dem Brunnen gewaschen, auch jeder ein Trunck auß einer gantz guldin Schalen gethan: Musten wir der Jungfrawen noch einmal in den Saal folgen und daselbsten newe Kleyder anziehen: Diß waren gantz guldine Stuck, mit Blumen herrlich gezieret.

So wurde auch jedem ein ander Guldin Flüß gegeben, welche mit Edelgestein ubersetzt waren und mancherley wirckung nach jedes wirckhener Krafft mit sich bracht.

Daran hieng ein schweres stuck Gold, darauff waren Sonn und Mond gegen einander gebildet, auff der andern seiten aber stund dieser Spruch: deß Monds Schein wirt sein wie der Sonnen Schein, und der Sonnen Schein wirt siebenmal heller sein, dann jetzt.

Unser vorige Geschmeid aber wurden in ein Trüchlein geleget, und der Diener einem befohlen: Nach diesem führet uns die Jungfraw in unser Ordnung hinauß, da warteten allbereit vor der Ihür die Musicanten, alle in rohtem Samet mit weissen Borten bekleidet: Hierauff wurde ein Thür (so ich zuvor nie offen gesehen) zum Königlichen Schnecken eröffnet.

Da hinauff führet uns die Jungfraw, sampt der Music, 365. Staffeln hinauff.

Da sahen wir nichts dann lauter köstliche und künstliche Arbeit.

Je mehr wir auch giengen, je herrlicher die zier wurde, biß wir entlich zu oberst in ein gemahlet Gewelb kommen: Da wartteten unser auff die 6o. Jungfrawen, alle köstlich bekleydet, so bald die nun sich gegen uns geneiget, wie auch wir unser Reverentz, so gut wir künnten, erzeiget, fertiget man unsere Musicanten ab, die musten wider den Schnecken hinunder: Und wurd die Thür beschlossen.

Hierauff wurde ein klein Glöcklin geleutet: Da kam ein schöne Jungfraw herfür, die brachte jedem einen Lorberkrantz: unsern Jungfrawen aber wurde ein Zweig gegeben.

Unter deß ward ein umbhang auffgezogen.

Da ersahe ich den König und Königin: Wie die in ihrer Majestät da saßen.

Und da mich die gesterige Königine nit hätte so trewlich ermanet, hätte ich mein selbsten vergessen, und solch unsäglich herrligkeit dem Himmel verglichen, dann neben das der Saal von lauter Gold und Edelgestein gläntzet, waren doch der Königin Kleydung dermassen beschaffen, daß ich sie nit ansehen mocht.

Und da ich zuvor etwas für schön gehalten, war doch alles eins über das ander, wie die Stern am Himmel erhaben.

Hiezwischen trat die Jungfraw hinein, so namen auch jede Jungfraw unser einen bey der Hand, und praesentierten also mit hoher Reverentz dem König: Darauff hub die Jungfraw also an zureden: Daß Ewer Königliche Majestät zu ehren: Allergnädigster König und Königin, gegenwertige Herren sich mit leibs und lebens gefahr hieher begeben, das haben S. M. billich zu erfrewen, weil auch mehrertheil qualificiert, E M Königreich und Landen zu amplificieren: Wie die dann selbsten von jedem allg werden explorieren können, wölte also hiemit E M Ich sie in Underthänigkeit praesentiert haben, mit underthänigster bitt, solcher meiner Commißion mich zu erlassen, und von jedem meins thun und lassens gnugsame kundtschafft allergnädigst einnemmen.

Hiemit leget sie ihren Zweig auff die Erden.

Nun wolte es sich gleichwol gebühren, daß unser einer auch etwas hätte hierauff geredt: Weil uns aber allen war daß Zäpfflein herab gefallen, tratt entlich der alte Atlas herfür, und sprach vons Königs wegen: König. May. thuen sich ewerer ankunfft allergnädigst erfrewen, wölte auch ihr Königliche Gnad allen und jeden zugesagt haben.

Mit deiner verrichtung L Jungfraw sein auch sie Allgst zufrieden, solle dir auch deßwegen ein Kön. verehrung vorbehalten sein.

Wer doch ihr meinung, du soltest dich noch heüt ihrer annemmen: Dann sie wusten dir nichts arges zu zutrawen.

Hierauff hub die Jungfraw den Zweig wider demütig auff.

Und musten wir also hiemit auff das erstemal mit unseren Jungfrawen abtretten.

Dieser Saal war vornen vierecket, fünff mal breitter dann er lang war, gegen den Außgang aber hatte er ein grossen Bogen wie ein Thor, darinnen stunden im Zirckel drey herrliche Königliche Stüle: doch war der Mittel etwas höhers, dann die andern.

Nuhn sassen in jedem Stul zwo Personen.

Im ersten saß ein Alter König mit einem grawen Bart, doch war sein Gemahel uberauß schön und Jung.

Im dritten Stul saß ein schwartzer König mittelmessiges alters: Neben diesem war ein fein alt Mütterlin, nit Gekrönet, sondern mit einem Schleyer verhühlet.

Im mitlen aber sassen die zwey Junge Menschen.

Die hatten gleichwol Lorberkräntz auff ihren Haupten, ob ihnen aber hieng ein grosse köstliche Kron.

Nuhn waren sie gleichwol damalen nit so schön, als ich mir sie fürbildet.

Aber das muste so sein.

Hinder ihnen sassen auff einem runden Banck mehrertheil alte Männer: Deren doch keiner, daß mich wunder nam, kein Schwert, noch ander Wehr bey sich hatte, so sahe ich auch kein ander Leibsquardi: Dann etliche Jungfrawen.

so gestern bey uns gewesen, die saßen auff der seiten an dem Bogen.

Hie kan ich nit verschweigen: Der kleine Cupido flog auch da umb, haspelt und gaucklete doch mehrertheil auff der grossen Kronen umb.

Zuweilen setzet er sich zwischen beede Liebhabende hinein, etwas ihnen lächelnd mit seinem Bogen.

Ja er stellet sich auch zu weilen, als wollte er unser einen schiessen. In Summa das Knäblein war so mutwillig, daß es auch der kleinen Vögelin, so hauffenweiß im Saal umbflogen, nit verschonet, sonder sie vexieret, wa er kundte, die Jungfrawen hatten auch ihr kurtzweil mit ihm: und wann sie ihn kundten erwischen, mochte er so bald nit von ihnen kommen, machte also dieser kleine Knab alle Frewd und Wollust.

Vor der Königin stundt ein kleines aber uber die massen zierliches Altärlin: Darauff lag ein schwartz Sametin Buch, mit Gold nur ein wenig beschlagen.

Neben diesem stund ein klein Liechtlin, auff einem helffenbeinen Leuchter.

Wiewohl nun daß gar klein war, brandte es doch immer und immer, auch also steht: Daß wann Cupido nit zu weilen auß kurtzweil darein geblasen hatte, möchten wir es nit für ein Fewr gehalten haben.

Neben diesem stund ein Sphaera oder Himmelskugel. die gieng für sich selbsten artlich herum.

Nach dieser ein kleines schlag Uhrlin, darauff ein klein Christallin Rohrbrünlin, darauß ein Blutroht hellwasser stetigs lieff und entlich ein Todtenkopf.

In dem war ein weiße Schlang, die war so lang, daß ob sie wol ringsweiß umb die andere stuck herumb kroch, blieb ihr doch allweg der Schwantz in einem Aug, biß der Kopf wider zum anderen hinein kam, wich also nimmer auß ihrem Todtenkopf, begab sich dann, das sie Cupido ein wenig pfetzet, so wischet sie so geschwind hinein, daß wir uns alle verwundern musten.

Neben diesem Altärlin waren hin und wider in dem Saal wunderliche Bilder, die regeten sich alle, als ob sie Lebten und hatten so wunderliche Fantasey, daß mir unmöglich war, alles zuerzehlen.

So erhu sich auch, wie wir hinauß giengen, ein so wunderliche Vocal Music, daß ich nit eigentlich wuste, ob es von Jungfrawen, die noch darinnen blieben, oder von den Bilden selbst gehalten wurde.

Nun wir waren auff dißmal zufrieden und zogen mit unseren Jungfrawen darvon, so waren allbereit unsere Musicanten vorhanden, die führten uns wider den Schnecken hinab.

Aber die Thür wurde fleißig beschlossen und verriglet.

Wie wir nun wider in den Saal kommen, fanget der Jungfrawen eine an: Schwester mich wundert, dz du dich unter so viel Personen hast wagen dörffen:

Mein Schwester, antwortet unser Praesidentin, ich besorget mich vor keinem so ubel, als vor dem: deütet also auff mich; Diß wort gienge mir nahe zu hertzen, dann ich verstund wol, dz sie meins alters spottet.

Und zwar war ich under allen der eltest.

Doch tröstet sie mich wider mit verheissung, da ich mich würde recht mit ihr halten, wölte se mir dieses Lasts wol abhelffen.

Dieweil ward daß Essen wider auffgetragen, und jedem sein Jungfraw bey gesetzt: die wusten uns mit holdseligem Gespräch die weil wol zu verkürtzen.

Was aber ihr Gespräch und Kurtzweil gewesen, darff ich nit auß der Schul schwetzen.

Der mehrertheil fragen aber waren von Künsten, dabey ich leichtlich erachten kundt, daß Jung und Alt mit Kunst umbgienge.

Noch lag mir immer im Sinn, wie ich doch wider könnte Jung werden: War deßwegen etwas trawrigers: Daß mercket die Jungfraw, hub derowegen an:

Ich mercke wol, was diesem jungen Gesellen fehlet.

Was gilts, wann ich künfftige Nacht bey ihm schlaffe, er soll morgen lustiger sein: Hierauff fiengen sie an zu lachen, und wiewol mir Roht an allen ortten außgieng, must ich doch meines eygenen Unglücks lachen.

Nuhn war einer da, der wollte mein Schmach wider an der Jungfrawen rechen: Sprach deßwegen, Ich hoffe, es werden nit allein wir, sonder auch die Jungfrawen selbsten zugegen unserm Bruder zeugnuß geben, daß sich unser Jungfraw Praesidentin versprochen, künfftige Nacht bey ihm zuschlaffen:

Deß wer ich wol zufrieden, Antwort die Jungfraw: wann ich mich nit vor diesen meinen schwestern zu beförchten hätte: denen wer es nit zuthun, wann ich ohn ihren Willen mir den schönsten und besten erwälete.

Mein Schwester, fieng bald ein andere an, wir spüren hiebey, dz dich dein hohes Ampt nit stolz gemacht.

Da wir nuhn auß deiner erlaubnuß gegenwärtige Heren uns zu Schlaffbulen möchten durchs Loß austheilen, soltestu mit unserm guten willen solche praerogativam haben.

Wir liessen diß also ein Scherz sein, fiengen auch also an, wider einander zuzusprechen, unser Jungfraw aber kundt uns nit ungevexiert lassen, fieng deßwegen wider an: Ihr Herren, wie wann wir das Glück liessen erzeigen, wer doch heunt bey den andern schlaffen mußte.

Wolan sprach Ich, kans nit anders sein, so können wir ein solch erbieten nicht abschlagen.

Weil nuhn beschlossen wurde, solches nach dem Essen zu probiren, wollten wir lenger nicht zu Tisch sitzen, stunden also auff, und spatzieret jeder mit seiner Jungfraw auff und ab: Nein sprach die Jungfraw, daß soll noch nit sein, aber last sehen, wie uns das Glück gesellen wölle.

Hierauff wurden wir von einander vertrennet: Nun erhub sich erst ein disputation, wie diese sachen anzugreiffen, es war aber diß nur ein angelegtes Spiel, dann die Jungfraw thet bald den fürschlag, wir sollten uns under einander in einem Ring vermischen: so wlote sie an ihr anheben zuzehlen, und mußte der Siebendt mit dem nachfolgenden siebenden für gut nmen, Es wer jetzt gleich ein Jungfraw oder Mann, wir versahen uns keines Lists, liessens deßwegen geschehen, und da wir meineten, wir vermischten uns eben wol, waren die Jungfrawen doch so verschmitzt, das jede ihren ort schon vorhin wuste: die Jungfraw hub an zu zehlen, da traff es ein Jungfraw, nach ir war dz siebent wider ein jungfraw, zum 3. wider ein jungf und diß geschahe so lang, biß alle jungfrawen mit unserer verwunderung herauß kamen, und unser keiner getroffen worden, blieben also wir arme tropffen allein stehen, und mußten noch unser darzu Spotten lassen, und bekennen, daß wir ja redlich betrogen wären.

In summa, wer uns in unserer ordnung hätte gesehen, möchte sich schier deß Himmels fall ehe versehen haben, dann das es nimmer an uns kommen solt.

Hiemit war unser schertz auß, und musten wir uns der Jungfrawen Schalckheit gefallen lassen.

Hiezwischen kam auch zu uns der kleine mutwillige Cupido, weil aber der von Königliche Maist wegen da war.

Auch von deren wegen uns ein trunck auß einer guldin Schalen uberlifert.

Auch unsere Jungfrawen zum König abfordert, darneben erklert, er kundte dißmal lenger nit bey ihnen sein, kundten wir uns nit recht mit ihm erliebgen.

Ließen ihn also mit gebührender underthänigster dancksagung fort fliegen.

Weil nuhn auch hierzwischen meinen Consorten die frewd in die Füß kam, solches auch die Jungfrawen nit ungern sahen, hatten sie in kurtzen ein züchtig Täntzlin angestelt: denen ich mehr mit frewden zusahe, dann halff.

Dann es kundten sich meine Mercurialisten so artig in den bossen schicken, als ob sie das Handwerck lengsten gelernet.

Nach etlichen Täntzen kam unser Praesidentin wider daher und vermeldet uns, wie das sich die Künstler und Studiosi gegen ihrer König Majest. erbotten, deren zu ehren und gefallen vor dero abzug, ein fröliche Comoediam zu agieren, wolten nuhn wir derselben auch beywohnen und König. Ma. auff der Sonnen Hauß begleiten, daß were dero Lieb und wolte solches in allen gnaden erkennen: Hierauff thäten wir uns zuforderst der angebottener ehr allerunderthenigst bedancken und nit allein hierinnen, sondern noch mehrem unsere geringe Dienst demüttigst offerieren: welches die Jungfraw wider anzeigt und bald bescheid bracht, König. Maiest. auff den gang in unserer Ordnung zuwartten, dahin wir dann baldt geführt wurden, stunden auch nit lang da: Dann die Königliche procession war schon vorhanden, doch ohn alle Music: vorher gieng die unbekandte Königin, so gestern bey uns gewesen mit einem kleinen und köstlichen Krönlin: in weiß Atliß bekleidet, die trug mehr nit dann ein klein Crucifix, so von einem Perlin gemachet war, das war heut zwischen dem Jungen König und der Braut auf gemachet gewesen: nach ihr giengen die Sechs vorgenandte Jungfrawen: zu zweyen Glieden, die trugen deß Königs Kleinot, so auff das kleine Altärlin gehörig.

Auff diese kamen die drey König, under denen der Bräutigam in der mitten war, gieng aber schlecht, nur in schwartz Atliß auff Italienisch bekleidet, hatten ein klein schwartz rund Hütlin auff, mit einem kleinen schwartzen spitzigen Federlin: daß zog er freündtlich gegen uns ab, hierdurch sein gnad gegen uns zuerweisen, gegen diesem neigeten wir uns (wie auch gegen den ersten) wie wir dann dessen erinnert worden.

Nach den Königen kamen die drey Königin, deren die zwo köstlich bekleidet waren.

Allein die mittel gieng auch gantz Schwartz und trug ihr der Cupido den Schweiff nach: Hierauff wurde uns gewuncken zu folgen, und nach uns den jungfrawen, biß entlich der alte Atlas den Reyen beschlossen.

In solcher procession kamen wir entlich durch manchen köstlichen Gang auff der Sonnen Hauß, daselbsten auff einem zugerichten statlichen Gerüst, neben dem König und Königin der angestelten Comoedi zuzusehen: Wir zwar stunden den Königen (gleichwol underschieden) an der rechten, die Jungfrawen aber zur lincken, außgenommen denen, so die Königliche Insignia befohlen.

Denen war zu obrist ein sonderer Standt eingegeben: Was aber andere Diener waren, die musten zu underst, zwischen den Säulen stehen, und also für gut nemen.

Weil nun an dieser Comoedi viel sonderlichs zu bedencken, wolte ich dieselbige kürtzlich zu uberlauffen nit underlassen.

Erstlich kam herauß ein alter König, mit etlichen Dienern, für dessen Thron wurde ein kleines Kästlin gebracht, mit vermeldung es were auff dem Wasser gefunden worden: Wie man nun solches eröffnet, war es ein schön Kind: das neben etlichen Kleinoten auch ein klein Pergamentin versiglet Brieflin, welches Uberschrift an den König stund: Deßwegen der König solches bald eröffnet, und nach dem es gelesen, darüber geweinet, hierauff zeiget er seinen Dienern an, mit was grossem schaden der Moren König seiner Basen das Land eyngenommen, und allen Königlichen Samen biß an das Kind außgetilget hätte.

Mit deren Tochter er doch jederzeit seinen Sohn hätte gedacht zuvermählen.

Schwur darauff ewige Feindtschafft wider den Moren und seine Gehülffen zutragen, und solches an ihm zu rechen.

Hiemit befahl er das Kind zartlich auffzuziehen und sich wider den Moren gefast zumachen.

Solch rüsten nuhn, und deß Töchterlins disciplin (Sie war aber, nach dem sie ein wenig erwachsen, eim alten Lehrmeister untergeben) weret durch den gantzen ersten Act: mit viel feiner und löblicher kurtzweil hinauß.

Hiezwischen ließ man einen Löwen und Greiffen miteinander kämpffen, und blieb dem Löwen der Sieg: welches auch wol zusehen war.

Im andern Act: Kam auch der Mor herfür, ein schwartzer tückischer Mann, der hatte nuhn mit schmertzen vernommen, wie das sein Mord eröffnet, und ihm doch ein Fräwlin durch List wäre entzückt worden, berahtschlagt sich deßwegen, wie er einem so mächtigen Feind kondte mit List begegnen, welches ihm auch entlich durch etliche so auß Hungersnot zu ihm geflohen, gerahten: Und das Jungfräwlein wider meniglichs verhoffen, in seine Hand kommen, der sie dann gleich erwürgen lassen, wann er nit von seinen eygnen Dienern wunderbarlich wer betrogen worden.

Wurde also dieser Act mit einem wünderbarlichen Triumph deß Moren auch beschloßen.

Im dritten Actu wurde vons Königs wegen ein groß Kriegsheer wider den Moren versamlet, und unter einen Alten dapfferen Ritter gethan; der fiel dem Moren ins Land, biß er entlich mit Gewalt die Jungfraw auß dem Thurn erledigt, sie wider bekleidet.

Nach diesem richteten sie geschwind ein herrlich Gerüst auff, stelleten ihr Fräwlin darauff: Bald kamen zwölff Königliche Gesandten, unter welchen bedachter Ritter die Red that: und vermeldet, wie das sein Allergnädigster H. König sie nit allein schon zum andern mal vom Todt erlöset, auch biß hero Königlich aufferziehen lassen, sie aber sich nit allwegen, wie sich wol gebürt hatte verhalten.

Noch habe I. K. M. sie vor anderen seinem Jungen Herren und Sohn zum Gemahl erwälet, begerte auch solche Verlobung Allergnädigst ins werck zurüsten, da sie sich wurden auff folgende Articul gegen S. M. Verloben.

Hiemit laß er auß einem Patent etliche herrliche Conditionen, die wol wert wären, hie zu erzehlen, wan es nit zu lang wurde: kürtzlich die Jungfraw schwur einen Ayd, solches unbeweglich zu halten: sich darneben solcher so hohen gnad auffs zierlichst bedanckendt.

Deßwegen huben sie an zu singen, Gott, den König und die Jungfraw zuloben, tratten also auff dißmal wider ab.

Zur Kurtzweil wurden dieweil die vier Thier Danielis, wie er die im Gesicht gesehen und außführlich geschrieben, auffgeführt, welchs alles sein gewisse bedeuttung hatte.

Im vierdten Actu ward der Jungfrawen ihr verlohren Königreich wider eingeraumbt, sie Gekrönet, auch ein zeitlang in solchem Schmuck auf dem Platz mit herrlichen Frewden umbgeführt, darauff erschienen viel und mancherley Legaten, nit allein ihr Glück zu wündschen, sondern auch ihr herrligkeit zusehen.

Nun bliebe sie nit lang bey ihrer Frombkeit, sondern fieng schon an wider frech umb sich zusehen, gegen den Legaten und Herren zuwincken, darinnen sie warlich ihr Person wacker agierte.

Solch ihre Mores werden dem Moren bald kundt, der wolte solche Gelegenheit nit versaumen, und weil ihre Hoffmeister nit gnugsam achtung auf sie hätten, ward sie leichtlich durch grosses versprechen verblendet, daß sie ihrem König nichts guts zutrawet, sondern sich heimlich dem Moren nach und nach gäntzlich befahl.

Hierauff eylet der Mor zu, und wie er sie durch ihr bewilligung in seine Händ gebracht, gab er ihr so lang gute Wort, biß all ihr Königreich sich ihm underwarff: Hierauff ließ Er sie in der dritten Scena dieses Actus heraußführen: Und erstlich gantz nackend außziehen, auff einem groben hultzen Gerüst an ein Säul binden und wol Geisslen: Entlich auch zum Todt verurtheilen.

Diß war so kläglich anzusehen, daß es manchem die Augen ubergetrieben, hiemit wurde sie also nackend in den Kercker geworffen, das elbsten deß Todts zuerwarten, und das solte mit Gifft beschehen: welches sie doch nit ertödtet, sondern gantz aus setzig gemacht: war also dieser Actus mehrertheil kläglich.

Hiezwischen führeten sie Nebucadnezars Bild herauß, das war mit allerley Wappen am Kopf, Brust, Bauch, Schenckeln, Füssen und dergleichen geziert, von welchen auch in künfftiger Explication soll geredet werden.

Im fünfften Actu wurde dem Jungen König angezeigt, was sich mit dem Moren und seiner zukünfftigen Gespons verloffen.

Der thät erstlich Intercession bey seinem Vatter für sie, mit bitt, man wolte sie so nit hangen lassen.

Da solches der Vatter bewilliget, werden Legaten abgefertigt, sie in ihrer Kranckheit und Gefängnuß zu trösten: Doch auch ihr unbedachtsame zuverweisen.

Sie aber will sie noch nit annemmen, sondern bewilliget, deß Moren Concubina zu sein, welches auch geschehen und dem Jungen König angezeigt worden.

Nach diesem kommen ein Chor Narren, deren jeder ein Stäcken mit sich gebracht, darauß machten sie in kurtzer eyl ein grosse Weltkugel, die sie auch alßbald verlegten, war ein feine kurtzweilige Fantasey.

Im sechsten Actu beschloß der Junge König dem Moren ein Kampff an zubieten, welches auch beschehen.

Und wird gleichwohl der Mor erlegt, aber meniglich hält den Jungen König auch für todt: Entlich kam er wider zu recht, löset sein Gespons und schicket sich zur Hochzeit, befilcht sie under deß seinem Hoffmeister und Hoffprediger.

Deren der erste sie hefftig gepeiniget, entlich keret sich das Blätlin umb und wirdt der Pfaff so ubermütig böß, daß er uber alle wolt sein, biß solches dem Jungen König angezeigt worden: welcher eylends einen abgefertiget, so dem Pfaffen sein gewalt gebrochen, und die Braut zur Hochzeit etlicher massen geschmuckt.

Nach dem Actu führet man ein gemachten ubergrossen Elephanten herauß, der trug ein grossen Thurn mit Musicanten: welches auch meniglich wol gefiel.

Im letsten Actu erschien der Bräutigam mit solchem Pomp, daß nit wol zu glauben ist, und mich wunder genommen, wie solches anzubringen gewesen: Im kam die Spons mit gleicher Solennitet entgegen: Damit rieff alles Volck vivat Sponsus; vivat Sponsa.

Damit sie also durch solche Comoediam unserm König und Königin auff daß statlichst gratulieren.

Welches ihnen (wie ich wol gesehen) uber die maß trefflich gefallen.

Entlich zogen sie also in solcher Procession ein mal etlich herumb, biß zu letst fiengen sie allzumal also an zu singen.

I.
Die liebe Zeit,
bringt uns so grosse Frewd
mit deß Königs Hochzeit,
darumb singet alle,
daß es erschalle,
Glück sey dem ders uns geit.

II.
Die schöne Braut,
deren wir so lang gewartet,
wirdt ihm nuhnmehr vertrawt,
wir han gewonnen,
darnach wir gerongen,
wol dem der für sich schawt.

III.
Die Eltern gut,
die sein nuhn erbetten,
lang gnug war sie in hut,
mehrt euch mit ehren,
daß Tausendt werden
auß ewrem eugenen Blut.

Nach diesem ward abgedanckt, und nam die Comoedi mit frewden, und den Königlichen Personen sonderlichen gefallen ein Endt.

So war der Abent auch allbereit herbey kommen, tratten deßwegen in vorgedachter Ordnung mit einander ab, doch musten wir die Königlichen Personen, den Schnecken hinauff bis in obgemelten Saal begleiten, daselbsten waren die Taflen schon köstlich zugericht, und war diß das erste mal, daß wir an die Königliche Tafel geladen wurden.

Daß Altärlin stelt man mitten in den Saal, und wurden die besagte sechs Königliche Insignia drauf geleget.

Dazumal hielt sich der junge König gegen uns sehr gnädigst, aber er kund nit recht frölich sein, sondern ob er wol zuweilen mit uns etwas redet, erseüfftzet er doch manchmalen, deßen der kleine Cupido nur gespottet und seinen Mutwillen getrieben.

Die alten König und Königin wahren sehr ernsthafft, allein deß einen Alten Gemahl erzeiget sich Frisch gnug, dessen ursach ich doch nit wuste: Hierzwischen wurde die erste Tafel mit den Königlichen Personen besetzet, an der andern sassen wir alleine.

An der dritten setzten sich etliche fürneme Jungfrawen nider.

Die andere Männer und Jungfrawen musten alle auffwarten.

Daß gieng nun mit solcher köstlichkeit und ernsthafftem stillem Wesen zu, daß ich mich schewe, viel hiervon zu reden.

Hie kan ich nit unangeregt lassen, wie das alle Königliche Personen vor dem Essen sich in schneeweise glantzende Kleyder angezogen, und also zu Tisch gesessen.

Ob der Tafel hieng vorgemeldte grosse guldine Kron, deren Edle Gestein wol hätten ohn alles anders Liecht den Saal erleuchten mögen.

Sonsten wurden alle Liechter von dem kleinen Liechtlein auff dem Alter angezündet, was die ursach, weiß ich nit eygentlich.

Daß hab ich aber wol wargenommen, daß der junge König manchmal der weissen Schlangen auff dem Altärlein zu Essen geschickt, welches mir auch nach denckens gemacht.

Daß Geschwetz dieses Panckets war fast aller deß kleinen Cupidinis, der kondte uns und zwar mich sonderlich nit ungevexiert lassen.

Brachte immerdar etwas wunderlichs auff die Ban.

Aber da war kein sondere frewd, alles gieng still zu.

Darauß ich mir selbsten grosse künfftige Gefahr imaginieren kundte, dann auch kein Music nit gehört wurde, sondern so etwas von uns gefragt wurde, musten wir kurtze runde Antworten geben, und es dabey bleiben lassen.

In summa es hatte alles ein so wunderlichs außsehen, daß mir der Schweiß begundte, uber den Leib anzufangen zu rinnen, und glaub ich wol, das noch dem behertzesten Mann der Muth hätte können empfallen.

Wie nun also fast diß Nachtessen zu end geloffen, heisset ihm der Junge König das Buch von dem Altärlin herreichen, daß thet er auff.

Und ließ uns nochmalen durch ein alten Mann fürhalten, ob wir gedächten, bey ihm in Lieb und Leyd zu verharren: Da wir solches mit zittern bewilliget, ließ er uns weiter trawriglich fragen, ob wir uns zu ihm verschreiben wolten, da kondten wir nit hinumb, es must auch sein.

Hierauff stunde einer nach dem andern auff und schrieb sich mit eignen Händ in diß Buch.

Da solches auch verricht, bringet man das Christallin Springbrünlin herbey, samt einem sehr kleinen Christallen Gläßlin, deß truncken alle Königliche Personen nach einander herauß, darnach wurde es uns auch gereichet, und so fortan zu allen Personen, und wurde diß genennet der Haustus Silentii.

Hierauff boten uns alle Königliche Personen die Hand mit vermeldung, daß da wir an jetzo nit an ihnen halten wurden, wurden wir sie jetzt und nimmermehr sehen, welches uns warlich die Augen ubergetrieben, unser praesidentin aber versprach sich an unser stadt gar hoch, welches sie zu friden gewesen.

Unter deß wirt ein klein Glöcklin geleuttet, darüber erblichen alle Königliche Personen so hoch, das wir schier gar wolten verzagen.

Bald legten sie ihre weisse Kleider wider ab, zogen gantz schwartze herfür, so wurde auch der gantze Saal mit schwartzem Samet umbhencket, der Boden mit schwartzem Samet bedecket, auch oben an der Büni (welches alles zuvor zugericht gewesen) fürgezogen.

Nach dem auch die Tisch weggeraumbt gewesen, und sich meniglich auff die Banck herumb gesetzt, wir auch schon schwartze Kutten angezogen, kommet unser praesidentin, so zuvor hinauß gegangen, wider herein, und trug mit sich sechs Schwartz Taffetin Binden, mit welchen sie den sechs Königlichen Personen die Augen verbunden: Da sie nun nichts mehr gesehen, wurden fluchs von den Dienern sechs verdeckter Sarch in den Saal getragen, und nider gesetzt, auch ein niderer schwartzer Sessel in die mitten gestelt.

Entlich trat in den Saal hinein ein Kohlschwartzer langer Mann, der trug in der Hand ein scharpff Beyel.

Nach dem nuhn erstlich der alte König auff den Sessel geführet worden, wurde ihm das Haupt flux abgeschlagen und in ein schwartz Tuch eingewiddet, daß Blut aber in ein guldin groß Pocal auffgefangen und zu ihm in den beygestelten Sarch geleget, und also beseits zugedeckt gestellet.

Und so giengs mit den andern auch, dz ich entlich gedacht, es wirdt an mich auch kommen: Aber es geschah nit, dann so bald die sechs Personen enthauptet wurden, gieng der schwartze Mann wider hinauß, dem folget ein anderer nach, so ihn gleich vor der Thür auch Enthauptet, und sein Haupt sampt dem Beyel mit sich gebracht, welches in ein klein Trüchlein geleget worden.

Diß gedauchte mich warlich ein Blutige Hochzeit, doch weil ich nit wissen kundt, was noch geschehen möchte, muste ich dazumal mein Witz gefangen nemmen, biß auff weiter Bescheid, dann auch unser Jungfraw hieß uns zu frieden sein, weil unser etlich Kleinmüthig wolten sein, und weineten. Dann sprach sie zu uns: Dieser Leben stehet nunmehr in ewerer Händ, und da ihr mir folgeten, soll solcher Todt noch viel lebendig machen.

Hiemit zeiget sie uns an, wir solten nuhn schlaffen gehen und unsret halben weiters nit bekümmern, dann ihnen solte ihre recht wol geschehen.

Gab uns also mit einander ein gute Nacht mit vermeidung, sie muste heunt der todten Leichnam wachen, diß ließen wir geschehen und wurden von unsern Knaben ein jeglicher in sein Losament geführt.

Mein Knab redet mit mir viel und mancherley, deren ich noch wol gedencke, hatte mich auch an seinem Verstandt gnug zu verwundern.

Sein intent aber war mich zum Schlaff zu bewegen, welches ich zu letst wol merckt, deßwegen ich mich auch stellet, als ob ich starck schlieffe, aber kein Schlaff war in meinen Augen, und kondte der Enthaupteten nit vergessen.

Nuhn war mein Losament gegen den grossen See gerichtet, daß ich also wol darauff sehen kundte.

So waren die Fenster nahe bey dem Bett, umb Mitternacht, so bald es zwölf Uhren schlug, da ersahe Ich schnell auf dem See ein grosses Fewr, deßwegen ich auß forcht schnell daß Fenster aufmachte, zu sehen was darauß werden wolte.

So sihe ich nun von fernen Sieben Schiff daher kommen, so alle mit Liechtern voll besteckt waren.

Uber jedem schwebet zu obrist ein Flamme, die fuhr hin und wider, ließ sich auch zuweilen gar hernieder, daß ich leichtlich erachten kundt, es musten der Enthaupten Geister sein.

Diese Schiff kamen nuhn gemehlich ans Landt, und hatte jedes mehr nit als einen Schiffmann.

So bald die nuhn ans Land gestossen, ersahe ich bald unser Jungfraw mit einer Fackel den Schiffen entgegen gehen, deren trug man die sechs verdeckte Sarch sampt dem Kästlein nach, und wurde jedes in ein Schiff verborgen geleget.

Wecket deßwegen meinen Knaben auch, der dancket mir höchlich, dann weil er den Tag uber viel geloffen, hätte er diß scher verschlaffen, so ers doch wol gewust: So bald nun die Sarch in die Schiff geleget wurden, wurden alle Liechter außgelescht.

Und fuhren die Sechs Flammen mit einander uber den See hinein, daß also mehr nit als in jedem Schiff ein Liechtlein zur Wacht war.

So hatten sich auch etlich hundert Hüeter an das Gestad gelägert, und die Jungfraw wider in das Schloß geschicket, die alles wider fleissig verrieglet, daß ich also wol kunde erachten, es wurde weiters heunt nicht geschehen, sondern muste deß Tags erwarten, gaben uns also wider zu ruh: Und war ich der einig unter allen meinen Gesellen, so mein Gemach gegen dem See gehabt und solches gesehen.

So war ich auch jetzt allerdings matt und entschlieff also in meinem vielfältigen speculieren.

(5. Tag)