Teil 2.3

Visionen der friedvollen Mächte

Vision des Vairocana

Sohn der Edlen, bereits seit drei und einem halben Tag bist du in Bewusstlosigkeit gewesen. Da du aus der Bewusstlosigkeit erwachst, wird dir der Gedanke kommen: Was ist mir nur geschehen?

Deshalb musst du erkennen, dass du im Zwischenzustand bist. Zu dieser Zeit, da du dich von der Wandelwelt abkehrst, gehen alle Erscheinungen als Licht und göttliche Personen auf. Der ganze Himmel erstrahlt in hellblauer Farbe.

Zu dieser Zeit geht dir die Vision des Erhabenen Vairocana auf. Er sitzt im Seligen Gefilde der Mitte, Ausbreitung des Lichtpunkts genannt auf dem Löwenthron, ist von weißer Farbe, hält das achtspeichige Rad in der Hand und umfängt die göttliche Mutter Akashadhateshvari (Beherrscherin des Himmelsraums) von Angesicht zu Angesicht. Da die Bewusstseins-Konstituente geläutert wurde, geht vor dir das hellblaue Licht, das die Urweisheit der Sphäre des Seins-an-sich ist, klar, durchsichtig, leuchtend und strahlend auf. Aus dem Herzen des göttlichen Vairocana und der göttlichen Mutter trifft es dich so unmittelbar, dass deine Augen es kaum ertragen können.

Gleichzeitig mit diesem strahlenden Licht wird dich ein göttliches, weißes Licht treffen, das jedoch nicht strahlt. Kraft deines schlechten Karmas wirst du zu dieser Zeit vor dem hellblauen, strahlenden Licht, das die Urweisheit der Sphäre des Seins-an-sich ist, Angst und Schrecken empfinden, und du wirst ihm zu entfliehen suchen. Dagegen wird das göttliche, nichtstrahlende, weiße Licht dir eine angenehme Empfindung bereiten. Zu dieser Zeit sollst du vor dem hellblauen, klaren, strahlenden und durchsichtigen Licht keine Angst haben, denn es ist das Licht der Erhabenen Weisheit, fürchte es nicht! Man nennt es das Licht des Tathagata, und es ist die Urweisheit der Sphäre des Seins-an-sich, bringe ihm daher Glauben und Hingabe entgegen. Bedenke, dies ist das Licht des Mitleids des Tathagata Vairocana! So flehe es an! So ist also der Tathagata Vairocana gekommen, um dich am abgründigen Pfad des Zwischenstands zu empfangen. Dies ist Vairocanas Licht des Mitleids!

Das göttliche weiße Licht, das strahlenlose, sollst du nicht schätzen, nicht begehren, nicht danach verlangen! Wenn du danach verlangst, wirst du im Kreise der sechs Daseinsbereiche umherirren, da du zunächst in die Welt der Götter wandern musst. Da dieses weiße Licht ein Hindernis auf dem Weg zur Befreiung ist, sollst du deinen Blick ihm nicht zuwenden! Nach dem hellblauen Licht, dem leuchtend klaren, sollst du verlangen und voll Inbrunst an Vairocana dieses Gebet richten, das du mir nachsprechen sollst: Wehe! Da ich zu dieser Zeit durch meine tiefe Unwissenheit in der Wandelwelt umherirrte, bitte ich Dich, Vairocana, mich auf den lichten Pfad der Urweisheit der Sphäre des Seins-an-sich, auf den rechten Pfad zu führen! Und die erhabene, göttliche Mutter Akasheshvari (Herrin des Himmelsraums) möge mir von hinten beistehen. Ich bitte Dich, errette mich aus dem abgründigen Pfad des Zwischenzustands und geleite mich zur vollkommen vollendeten Buddhaschaft!

Da du dieses Gebet mit tiefer Verehrung gesprochen hast, gehst du ein in die Aureole um das Herz des göttlichen Vaters Vairocana und der göttlichen Mutter, und im Seligen Gefilde der Mitte, das Dicht-Gefügte genannt, wirst du ein Buddha im Zustand des vollkommenen, spirituellen Mitteilens.

Vision des Vajrasattva Akshobya

Ferner, wenn du trotz dieser Unterweisung, nämlich durch den hemmenden Einfluss deines Hasses und deiner Befleckungen, Angst vor dem Licht und dem Strahlen empfindest und zu fliehen suchst und trotz des Gebets verwirrt bist, werden am zweiten Tag sowohl die göttlichen Scharen des Vajrasattva wie auch dein schlechtes, höllisches Karma kommen, um dich zu empfangen.

Um nun den Toten zur Einsicht zu bringen, rufe man ihn bei seinem Namen und spreche Folgendes:

Sohn der Edlen, höre ohne Zerstreuung zu! Am zweiten Tag erscheint dir ein weißes Licht, das die Sublimierung des Elementes Wasser ist. Gleichzeitig geht dir aus dem bläulich strahlenden Seligen Gefilde Hohes Glück des Ostens die Vision des Erhabenen Vajrasattva Akshobhya auf. Er ist von bläulicher Körperfarbe und hält einen fünfzackigen Vajra in der Hand, während er auf einem Elefanten sitzt und die göttliche Mutter Buddha-Locana von Angesicht zu Angesicht umfangen hält. Sie sind umgeben von den männlichen Bodhisattvas Kshitigarbha und Maitreya und den weiblichen Bodhisattvas Lasya und Pushpa, so dass nun das Wesen des Buddha dir sechsfach erscheint.

Die spiegelgleiche Urweisheit, die als weißes Licht der geläuterten Konstituente der Gestalthaftigkeit weiß, strahlend, klar und leuchtend ist, bricht aus dem Herzen des göttlichen Vaters Vajrasattva und der göttlichen Mutter hervor und trifft dich so unmittelbar, dass du dieses Licht fast nicht anzuschauen vermagst. Gleichzeitig mit diesem Licht der Urweisheit wird dich ein höllisches, rauchfarbenes Licht treffen, das jedoch nicht strahlt. Kraft deiner Ablehnung wirst du zu dieser Zeit vor dem weißen, strahlenden Licht Angst und Schrecken empfinden, und du wirst ihm zu entfliehen suchen. Dagegen wird das höllische, rauchfarbene Licht, das nicht strahlt, dir eine angenehme Empfindung bereiten. Zu dieser Zeit sollst du dieses weiße Licht, das leuchtend, strahlend, klar und durchsichtig ist, nicht fürchten, sondern es als die Urweisheit erkennen! Ihm sollst du gläubiges Vertrauen und Hingabe entgegenbringen. Es ist doch der Lichtstrahl des Mitleids des Erhabenen Vajrasattva.

Voll Hingabe sollst du denken: Zu Ihm nehme ich Zuflucht!, und deine Gebete an ihn richten, denn er ist ja der Erhabene Vajrasattva, der gekommen ist, um dich aus dem Schrecken und den Ängsten des Zwischenzustands herauszuführen. Da dies doch ein eiserner Rettungshaken von Licht ist, nämlich das Mitleid des Vajrasattva, verlange danach! Neige dich nicht dem höllischen, rauch-farbigen Licht ohne Strahlen zu! Dies ist der unselige Pfad deiner Befleckungen, die du durch deinen heftigen Hass angehäuft hast. Verlange nicht danach, da du sonst an einen höllischen Ort gerätst! Bist du erst eingetreten in den Bereich des unerträglichen Leides und Elends, wird die Zeit des Entrinnens nicht so bald kommen, denn dies ist ein Hindernis, das den Weg zur Befreiung versperrt. Deshalb schau nicht darauf und gib deinen Hass auf! Begehre und verlange nicht danach!

Das weiße, leuchtende, strahlende Licht wünsche herbei! Wende dich voll Inbrunst mit folgendem Gebet an den Erhabenen Vajrasattva und sprich: Wehe! Da ich zu dieser Zeit, bedingt durch meinen tiefen Hass, in der Wandelwelt wandern muss, führe mich auf den leuchtend klaren Pfad der spiegelgleichen Urweisheit, auf den rechten Pfad, o Erhabener Vajrasattva! Die göttliche Mutter Buddha-Locana steht von hinten bei. Ich bitte Euch, befreit mich aus dem schrecklichen, abgründigen Pfad des Zwischenzustands! Geleitet mich zum Zustand der reinen, vollkommenen Buddhaschaft!

Da du mit diesen Worten voll inniger Verehrung und Hingabe betest, gehst du ein in die Aureole im Herzen des erhabenen Vajrasattva. Und du wirst im Seligen Gefilde Hohes Glück ein Buddha, der im Zustand des vollkommenen, spirituellen Mitteilens ist.

Vision des Ratnasambhava

Obgleich sie zur Einsicht gebracht werden sollten, empfinden einige Lebewesen, die voll Stolz und Befleckungen sind, doch Furcht vor dem Licht des Mitleids, das gleich einem Rettungshaken ist, und laufen weg. Deshalb kommen am dritten Tag die göttlichen Scharen des Ratnasambhava zusammen mit dem lichten Weg der Menschen, um den Toten zu empfangen.

Wiederum gilt es, sie zur Einsicht zu bringen. Man rufe den Toten bei seinem Namen und spreche:

Sohn der Edlen, höre ohne Zerstreuung zu! Da nun der dritte Tag gekommen ist, erscheint dir ein klares gelbes Licht. Zu dieser Zeit wird dir der Erhabene Ratnasambhava, mit gelber Körperfarbe und in der Hand ein kostbares Juwel haltend, im Seligen Gefilde des Südens, das Glanzvolle genannt, erscheinen, wie er auf einem herrlichen Pferd sitzt und die göttliche Mutter Mamaki von Angesicht zu Angesicht umfängt. Er ist umgeben von den männlichen Bodhisattvas Akashagarbha und Samantabhadra und den weiblichen Bodhisattvas Mala und Dhupa. Damit entfaltet sich dir aus der Sphäre des Lichtes, der Strahlen und der Aureole das Wesen des Buddha sechsfach.

Ein gelbes Licht, nämlich die geläuterte Gefühls-Konstituente strahlt gelblich als die Urweisheit von der Gleichheit aller Phänomene, geschmückt mit großen und kleinen Lichtkränzen, hell-leuchtend und dem Auge unerträglich. Es trifft dich unmittelbar aus dem Herzen des göttlichen Vaters Ratnasambhava und der göttlichen Mutter hervorbrechend, so dass dein Auge es kaum anzusehen vermag. Gleichzeitig mit diesem Licht der Urweisheit trifft ein menschliches, blaues Licht gegen dein Herz. Aufgrund deines Stolzes erwacht zu dieser Zeit in dir Furcht vor diesem strahlenden, leuchtenden gelben Licht, und du möchtest ihm entfliehen.

Während in dir Freude und Zuneigung zu dem menschlichen, blauen Licht, das nicht strahlt, erwächst, sollst du eben dieses gelbe Licht, das klar, durchsichtig, strahlend und leuchtend ist, nicht fürchten, sondern es als die Urweisheit erkennen. Darin sollst du deinen Geist in der Gelassenheit seines Wesens ohne Tun ruhen lassen. Auch sollst du dich ihm mit Verlangen und Hingabe zuwenden. Wenn du dieses Licht als das ureigene Strahlen deiner eigenen Geist-Natur erkennst, dann wirst du im Wesen identisch mit den göttlichen Personen und allen Lichtstrahlen und zu einem Buddha werden, auch wenn du keine Verehrung dargebracht und das Gebet nicht gesprochen hast. Wenn du dieses Licht aber nicht als das ureigene Strahlen deiner geistigen Natur erkennen kannst, dann bete mit tiefer Verehrung, indem du folgendes denkst: Dies ist der Lichtstrahl des Mitleids des Erhabenen Ratnasambhava. Zu ihm nehme ich Zuflucht!

Weil dies eben der Rettungshaken des Lichtes des Mitleids des Erhabenen Ratnasambhava ist, neige dich ihm in Verehrung zu! An dem menschlichen, blauen Licht ohne Strahlen empfinde keine Freude! Dies ist der unselige Lichtpfad deiner latenten Neigungen, angesammelt durch deinen großen Stolz. Wenn du nach ihm verlangst, gerätst du in die Menschenwelt, wo dir das Leid von Geburt, Alter, Krankheit und Tod sicher ist, da ja die Zeit zur Befreiung aus der Wandelwelt nicht gekommen ist.

Weil dies also ein Hindernis auf dem Pfad zur Befreiung ist, sollst du deinen Blick ihm nicht zuwenden und dabei deinen Stolz aufgeben. Diese latenten Neigungen gib auf! Hänge ihnen nicht an! Verlange nicht danach! Dem gelben Licht, so klar und strahlend, neige dich zu und sprich dies Gebet, indem du dich auf den Erhabenen Ratnasambhava konzentrierst: Wehe! Zurzeit, da ich durch meinen schrecklichen Stolz in der Wandelwelt umherirren muss, führe mich, o Erhabener Ratnasambhava, auf den lichten und wahren Pfad der Urweisheit von der wesensmäßigen Gleichheit aller Phänomene. Und die göttliche Mutter Mamaki möge mir dabei von hinten beistehen. So bitte ich dich, mich aus dem abgründigen Pfad des schrecklichen Zwischenzustands zu erretten und mich zur vollkommen vollendeten Buddhaschaft zu geleiten!

Wenn du dieses Gebet mit tiefer Verehrung gesprochen hast, gehst du ein in die Aureole um das Herz des göttlichen Vaters, des Erhabenen Ratnasambhava, und der göttlichen Mutter. Und im Seligen Gefilde des Südens, das Glanzvolle genannt, wirst du zu einem Buddha im Zustand des vollkommenen spirituellen Mitteilens. Da du so zur Einsicht gebracht wurdest, wirst du ohne Zweifel befreit werden, wie schwach auch dein Vermögen sein mag.

Vision des Amitabha

Es gibt aber Gruppen von Menschen, die, obwohl sie mehrfach in dieser Weise zur Einsicht gebracht wurden, immer noch nicht diese Einsicht verwirklichten, sei es aufgrund der tiefen Verdunklungen ihres Geistes, sei es, dass sie ihre religiösen Gelübde brachen, sei es, dass sie zu jenen gehören, denen es an Geschick gebricht.

Aufgrund ihrer Begehrlichkeit und ihrer geistigen Verdunklungen ängstigen sie sich vor den Tönen und dem Licht und versuchen zu fliehen. Deshalb kommen am vierten Tag die göttlichen Scharen des Erhabenen Amitabha und das Licht des Pfades der Hungergeister, bedingt durch die Taten seiner Begehrlichkeit und seines Geizes, um ihn zu empfangen.

Wiederum soll der Tote zur Einsicht gebracht werden. Man rufe den Toten bei seinem Namen und spreche:

Sohn der Edlen, höre ohne Zerstreuung zu! Am vierten Tage erscheint dir nun das rote Licht, das das sublimierte Element Feuer ist. Zu dieser Zeit geht dir im Seligen Gefilde des Westens, das Glückselige genannt, der Erhabene Amitabha auf. Er ist von roter Körperfarbe, sitzt auf einem Pfauenthron, hält eine Lotosblüte in der Hand und umfängt die göttliche Mutter Pandaravasini (Die Weiß Gewandete) von Angesicht zu Angesicht. Er ist umgeben von den beiden männlichen Bodhisattvas Avalokiteshvara und Manjushri und den beiden weiblichen Bodhisattvas Kirti und Aloka, so dass dir aus der Lichtsphäre der Aureole das Wesen des Buddha sechsfach aufscheint.

Die Urweisheit der Unterscheidung, die als rotes Licht der geläuterten Wahrnehmungs-Konstituente rot, strahlend, geschmückt mit großen und kleinen Lichtkränzen, klar und leuchtend, strahlend und funkelnd ist, bricht aus dem Herzen des göttlichen Vaters Amitabha und der göttlichen Mutter hervor und trifft dich ins Herz. Fast unerträglich für dein Auge kommt es auf dich zu. Fürchte dich nicht davor! Gleichzeitig aber mit dem Licht der Urweisheit erscheint das gelbe Licht der Hungergeister, das strahlenlose, deshalb fühle dich nicht angezogen von ihm! Gib das Verlangen und Begehren danach auf!

Zu dieser Zeit wirst du kraft deiner starken Begierde vor dem roten Licht, dem strahlend klaren, Furcht empfinden und zu fliehen versuchen. Aber zu dem gelben strahlenden Licht der Hungergeister fühlst du dich hingezogen, und es erwächst ein starkes Verlangen danach in dir. Zu dieser Zeit sollst du das rote Licht, das strahlend leuchtende, nicht fürchten, sondern es als die Urweisheit erkennen! Hierauf sollst du den Geist in der Gelassenheit seines Wesens ohne Tun ruhenlassen und auch diesem Licht mit Vertrauen und Hingabe begegnen. Wenn du es als das ureigene Strahlen deiner selbst erkennst, wirst du – wesensgleich mit all den göttlichen Personen und dem Licht – in ihnen versinken und ein Buddha werden, auch wenn du keine Verehrung dargebracht hast und wenn du das Gebet nicht gesprochen hast.

Kannst du aber die Wahrheit auch in dieser Weise nicht erkennen, dann bete mit Verehrung und Hingabe, indem du denkst: Dies ist das Licht des Mitleids des Erhabenen Amitabha. Zu ihm nehme ich Zuflucht!

Dies ist der Lichthaken des Mitleids des Erhabenen Amitabha. Gib dich Ihm verehrungsvoll hin! Fliehe nicht dieses Licht! Auch wenn du es fliehst, wird es stets mit dir verbunden bleiben. Fürchte es nicht!

Nach dem gelben Licht der Hungergeister, dem strahlenlosen, sehne dich nicht, denn es ist der Lichtpfad deiner latenten Neigungen, die durch deine starke Begierde aufgestaut wurden. Wenn du danach verlangst, wirst du an den Ort der Hungergeister geraten und unerträgliches Leid durch Hunger und Durst erfahren. Da dies ein Hindernis auf dem Pfad zur Befreiung ist, verlange nicht danach, sondern gib diese Neigungen auf! Hänge ihnen nicht an! Dem roten Licht, dem klaren, strahlenden, sei hingegeben! Indem du dich ganz auf den Erhabenen Amitabha, den göttlichen Vater, und die göttliche Mutter konzentrierst, sprich dieses Gebet: Wehe! Zurzeit, da ich durch meine starke Begierde in der Wandelwelt umherirre, führe mich, o Erhabener Amitabha, auf den hellen Lichtpfad der unterscheidenden Urweisheit! Und die göttliche Mutter Pandaravasini stehe mir von hinten bei! Ich bitte Dich, rette mich aus dem abgründigen Pfad des schrecklichen Zwischenzustands und geleite mich zur vollkommen vollendeten Buddhaschaft!

Da du mit diesen Worten hingebungsvoll und mit Verehrung gebetet hast, gehst du ein in die Aureole um das Herz des göttlichen Vaters, des Erhabenen Amitabha, und der göttlichen Mutter und wirst im Seligen Gefilde des Westens, das Glückselige genannt, zu einem Buddha im Zustand vollkommenen spirituellen Mitteilens. Es ist nicht möglich, dass man dadurch nicht befreit würde.

Vision des Amoghasiddhi

Auch wenn man den Toten in dieser Weise zur Einsicht bringen wollte, so gibt es doch Lebewesen, die durch ihre latenten Neigungen und durch langandauernde Gewöhnung, sowie durch Neid und übles Karma, da sie die latenten Neigungen nicht aufgegeben haben, vor den Tönen und dem Licht Furcht und Schrecken empfinden.

Weil sie aber durch den Rettungshaken des Lichtes des Mitleids nicht erfasst wurden, müssen sie am fünften Tag des Zwischenzustands umherirren. Zu dieser Zeit kommen die göttlichen Scharen des Erhabenen Amoghasiddhi, denen die Lichtstrahlen des Mitleids anhaften, um den Toten zu empfangen. Aber auch der Lichtpfad der Asura, geboren aus der Verderbtheit des Neides, wird kommen, um ihn zu empfangen.

Auch zu dieser Zeit gilt es, den Toten zur Einsicht zu bringen, also rufe man den Toten bei seinem Namen und spreche:

Sohn der Edlen, höre ohne Zerstreuung zu! Am fünften Tage erscheint dir das grüne Licht als die sublimierte Erscheinungsform des Elementes Luft. Zu dieser Zeit geht dir im grün-leuchtenden Seligen Gefilde des Nordens, Vollendung des Tuns genannt, der Erhabene Amoghasiddhi samt seinem Gefolge auf. Er ist von grüner Körperfarbe, hält einen gekreuzten Doppelvajra in Händen, sitzt auf einem herrlichen Harpyen-Thron und umfängt die göttliche Mutter Samayatara von Angesicht zu Angesicht. Er ist umgeben von den beiden männlichen Bodhisattvas Vajrapani und Avarananishkambhin und den beiden weiblichen Bodhisattvas Gandha und Nirtima, so dass aus der Licht-Sphäre und der Aureole das Wesen des Buddha sechsfach aufleuchtet. Die Urweisheit des vollendeten Wirkens, die als grünes Licht der geläuterten Konstituente der Gemütskräfte grün, strahlend, klar und leuchtend, funkelnd und furchterregend, geschmückt mit großen und kleinen Lichtkreisen, aus dem Herzen des göttlichen Vaters Amoghasiddhi und der göttlichen Mutter hervorbricht, trifft dich ins Herz. Und es ist deinem Auge kaum möglich, dieses Licht anzusehen. Davor fürchte dich nicht! Da dies die typische Kraft der Einsicht deiner ureigenen Geist-Natur ist, verharre in diesem erhabenen Zustand ohne Tun, in einem Gleichmut, der weder Begehren noch Zurückweisen, weder Nah noch Fern kennt!

Zur selben Zeit wie die Lichtstrahlen der Urweisheit erscheint dir das rote Licht der Asura, das durch Neid bewirkt wurde und ohne Strahlen ist. Betrachte dabei Begehren und Hass in gleichmütiger Weise! Bist du jedoch von schwachem Gemüt, dann empfinde eben keine Freude darüber! Zu dieser Zeit wirst du, bedingt durch deinen starken Neid, durch dieses grüne Licht, das strahlend, glänzend ist, aufgeschreckt und du versuchst zu fliehen.

Während du nach dem strahlenlosen, roten Licht der Asura verlangst und dich ihm zuneigst, sollst du zu dieser Zeit dich vor dem grünen Licht, dem strahlenden, funkelnden, klaren und durchsichtigen, nicht fürchten, sondern als die Urweisheit erkennen. Hierbei verharre gelassen in der Natur des Geistes, die ohne Tun ist und das menschliche Herz übersteigt.

Ferner bete voll Verehrung und Hingabe, indem du denkst: Dies ist doch das Licht des Mitleids des Erhabenen Amoghasiddhi! Zu ihm nehme ich Zuflucht!

Und weil eben dieses Licht des Mitleids, das vom Erhabenen Amoghasiddhi ausgeht, wie ein Rettungshaken ist, den man die Urweisheit des vollendeten Wirkens nennt, darum verehre es! Fliehe es nicht! Selbst wenn du es fliehst, wird es mit dir untrennbar verbunden sein! Fürchte dich nicht davor!

Verlange nicht nach dem roten Licht der Asura, dem strahlenlosen! Dies ist der unselige Weg des durch Neid und Geiz angesammelten Karma. Wenn du danach verlangst, wirst du an den Ort der Asura geraten und kaum erträgliches Leid an Kampf und Streit erdulden müssen. Dies ist ein Hindernis, das dich vom Weg zur Befreiung trennt, deswegen verlange nicht danach. Gib diese Neigung auf, begehre dieses Licht nicht! Das grüne Licht, das klare, strahlende, verehre hingebungsvoll und sprich dieses Gebet, indem du dich vollständig auf den Erhabenen Amoghasiddhi, den göttlichen Vater, und die göttliche Mutter konzentrierst: Wehe! Da ich zur Zeit, getrieben durch starken Neid, in der Wandelwelt umherirren muss, bitte ich dich, Erhabener Amoghasiddhi, mich auf den lichten Pfad der Urweisheit des vollendeten Wirkens, auf den rechten Pfad zu führen! Die göttliche Mutter Samayatara möge mir dabei von hinten beistehen! Ich bitte Dich, errette mich aus dem abgründigen Pfad des schrecklichen Zwischenzustands und geleite mich zur vollkommen vollendeten Bhuddhaschaft!

Da du mit diesen Worten hingebungsvoll mit Verehrung gebetet hast, gehst du ein in die Aureole um das Herz des Erhabenen Amoghasiddhi, des göttlichen Vaters, und der göttlichen Mutter. Und im Seligen Gefilde des Nordens, Vollendung des Tuns genannt, wirst du zu einem Buddha im Zustand vollkommenen spirituellen Mitteilens.

Da der Tote auf den vielen Stufen jeweils zur Einsicht gebracht wurde, ist es unmöglich, dass er nicht befreit würde, wie schwach auch die positive Ausstrahlung seines Karma sein mag, auch wenn er die Unterweisung einmal nicht begriffen hätte, da er sie doch ein andermal erkennt.

Vision der fünf spirituellen Ordnungen

Doch selbst wenn man mehrfach so zur Einsicht gebracht wurde, wird man, wenn man sich nämlich seit langem in großem Ausmaß von den Neigungen leiten ließ, durch eben diese üblen Neigungen zurückgeführt, und zwar sogar auch dann, wenn man kraft der früher nicht gekannten Schau der Urweisheit die Zusammenhänge erkannt hat.

Während man von dem einem Rettungshaken gleichenden Lichtstrahl des Mitleids nicht erfasst wurde, empfindet man Angst und Schrecken vor dem Licht und den Strahlen und irrt nun tiefer hinab. So treten nun aber am sechsten Tag die göttlichen Väter und Mütter der fünf spirituellen Ordnungen zusammen mit ihrem Gefolge auf.
Gleichzeitig damit erstrahlt auch das sechsfache Licht der sechs Daseinsbereiche.

Das Zur-Einsicht-Bringen:
Den Toten rufe man bei seinem Namen und spreche:

Sohn der Edlen, höre ohne Zerstreuung zu! Als dir bis gestern die jeweiligen Visionen der fünf spirituellen Ordnungen erschienen, ließest du dich — obwohl du von mir zur Einsicht gebracht wurdest — durch deine Neigungen in Angst und Schrecken versetzen. Deshalb bist du bis jetzt hier geblieben! Hättest du vorher die Strahlungen, die der Urweisheit der fünf spirituellen Ordnungen eigen sind, als deinen eigenen Widerschein erkannt, so wärest du bereits eingegangen in die Lichtaureole einer der Personen der fünf spirituellen Ordnungen und zu einem Buddha im Zustand vollkommenen spirituellen Mitteilens geworden.

Da du dies aber nicht erkannt hast, musst du bis jetzt umherirren! Nun aber schau zu, ohne zerstreut zu sein! Jetzt sind die vollkommenen Erscheinungen der fünf spirituellen Ordnungen, verbunden mit Erscheinungen von dem, was man die vier Urweisheiten nennt, gekommen, um dich zu empfangen. Dies erkenne doch!

Sohn der Edlen, das Licht der vier sublimierten Elemente, das vierfarbig ist, geht dir nun auf.
Zu dieser Zeit erscheint dir im Seligen Gefilde der Mitte, Ausbreitung des Lichtpunktes genannt, der Erhabene Vairocana als göttlicher Vater-Mutter wie schon vorher.
In dem Seligen Gefilde des Ostens, Hohes Glück genannt, erscheint dir der Buddha Vajrasattva als göttlicher Vater-Mutter samt seinem Gefolge.
In dem Seligen Gefilde des Südens, das Glanzvolle genannt, erscheint dir der Buddha Ratnasambhava als göttlicher Vater-Mutter samt seinem Gefolge.
In dem Seligen Gefilde des Westens, das Glückselige genannt, erscheint dir der Buddha Amitabha als göttlicher Vater-Mutter samt seinem Gefolge.
In dem Seligen Gefilde des Nordens, die Vollendung des Tuns genannt, erscheint dir jetzt aus der Sphäre seiner Aureole heraus der Buddha Amoghasiddhi als göttlicher Vater-Mutter samt seinem Gefolge.

O Sohn der Edlen, außerhalb des Kreises der göttlichen Väter und Mütter der fünf spirituellen Ordnungen erscheinen dir nun die schrecklichen Torhüter: Vijaya (Siegreicher), Yamantaka (Bezwinger Yamas), Hayagriva (Pferdnackiger), Amrtakundali (Nektar-Wirbel) mit den weiblichen Torhütern: Ankusha, Pashi,, Shrnkhala, Ghanta und auch die sechs Seher, die Erhabenen: der Seher der Götter, der mächtige Indra; der Seher der Asura, Vemacitra; der Seher der Menschen, Shakyasimha; der Seher der Tiere, Dhruvasimha; der Seher der Hungergeister, Jvalamukha und der Seher der Höllenwesen, Dharmaraja. Auch der Samantabhadra und die Samantabhadrâ, die Ahnen aller Buddhas, erscheinen dir zu göttlichen Paaren geeint.

Diese zweiundvierzig Wesen, die göttlichen Scharen im Zustand des spirituellen Mitteilens, treten aus deinem Herzen hervor. Und da sie dir erscheinen, steigen sie dir als die wahre Schau deiner selbst auf! Deshalb erkenne sie als solche!

O Sohn der Edlen, diese Seligen Gefilde existieren nicht an einem anderen Ort, sondern ausschließlich im Raum deines Herzens, und da sie dem Inneren deines Herzens entsteigen, erscheinen sie dir gleich von dir unabhängigen Wesen.

Auch diese göttlichen Wesen kommen nicht von irgendwo anders her, sondern sind seit Ewigkeit das ureigene Wirken deiner eigenen Geist-Natur. Deshalb erkenne sie doch als so beschaffen!

Sohn der Edlen, diese göttlichen Wesen sind weder groß noch klein, sondern wohlproportioniert, sie haben ihren Schmuck, ihr Aussehen, Farbe, Sitzhaltung, Thron und ihre jeweiligen Handhaltungen.

Diese göttlichen Wesen sind auch als jeweils fünf Paare geschmückt, und jedes der fünf ist mit einem Kranz fünffarbigen Lichtes umgeben. Die männlichen Bodhisattvas der einzelnen spirituellen Ordnungen sind Zeugen des männlichen Aspektes, und die weiblichen Bodhisattvas der einzelnen spirituellen Ordnungen sind Zeugen des weiblichen Aspektes, und alle Mandalas erscheinen in vollkommener Weise zur selben Zeit.

So erkenne doch, dass dies die göttlichen Personen der Yi-dams sind.

Sohn der Edlen, aus den Herzen der göttlichen Väter und Mütter dieser fünf spirituellen Ordnungen leuchten die vier Urweisheiten als Lichtstrahlen von hohem Glanz auf, und als ob sie mit Fäden von Sonnenlicht verwoben waren, dringen sie einzeln in dein Herz ein.

So wirst du als erstes die aus dem Herzen Vairocanas aufscheinende Urweisheit der Sphäre des Seins-an-sich schauen, die gleich eitler Hülle von schrecklichem Licht, strahlend und klar‚ auf alles, was mit deinem Herzen verbunden ist, niederscheint. In dieser Hülle von Glanz erscheinen weiße Lichtkreise und Strahlen, gleißend strahlend und leuchtend sind sie wie in einem umgedrehten Spiegel. Ferner sind sie geschmückt mit jeweils fünf Lichtkreisen, die die wahre Natur des Seins enthüllen und großen und kleinen Lichtkränzen, die jenseits aller Räumlichkeit sind.

Aus dem Herzen Vajrasattvas wird dir auf einer hellblau strahlenden Hülle, nämlich der spiegelgleichen Urweisheit, ein hellblauer Lichtkreis erscheinen, der gleich einer umgestürzten Türkisschale mit großen und kleinen Lichtkreisen geschmückt ist.

Aus dem Herzen Ratnasambhavas werden dir auf einer Hülle von gelbem Glanz, nämlich der Urweisheit von der Gleichheit aller Phänomene, gelbe Lichtkreise, gleich einer umgestürzten goldenen Schale, die mit großen und kleinen Lichtkreisen versehen ist, erscheinen.

Aus dem Herzen Amitabhas werden dir auf einer Hülle von rotem Glanz, nämlich der Urweisheit der Unterscheidung, rote, strahlende Lichtkreise erscheinen, die umgedrehten Schale aus Korallen gleichen, denen die Durchsichtigkeit der Urweisheit eignet.

Diese Lichtkreise werden mit jeweils fünf äußerst klaren, funkelnden Lichtkreisen und mit großen und kleinen Lichtkreisen, die jenseits aller Räumlichkeit sind, geschmückt sein. Diese werden auf alles, was mit deinem Herzen verbunden ist, herableuchten.

Sohn der Edlen, dies alles erscheint dir aufgrund des typischen Vermögens deiner eigenen Geist-Natur, denn es gibt dafür keinen anderen Ursprung. Deshalb hänge weder mit Begehren daran, noch fürchte dich davor! Verweile vielmehr gelassen in einem Zustand jenseits aller Begrifflichkeit. In diesem Zustand werden alle göttlichen Personen und alles Licht und Strahlen in dich eingehen, und du wirst Buddha werden!

Sohn der Edlen, das grüne Licht der Urweisheit des vollendeten Wirkens leuchtet dir noch nicht auf, da die Urweisheit deiner Geist-Natur noch nicht vollkommen entfaltet ist.

Sohn der Edlen, dies nennt man das gemeinsame Auftreten der vier Urweisheiten, und es wird der Pfad, der zum verborgenen Inneren von Vajrasattva führt, genannt. Zu dieser Zeit vergegenwärtige dir die Unterweisungen, mit denen dein Lama dir früher zur Einsicht verhalf! Wenn du dir den Sinn dieser Einsicht vergegenwärtigst, dann wirst du den vorher dir aufgestiegenen Erscheinungen vertrauen. Wie wenn Mutter und Kind einander treffen oder wie man einen Freund wiedertrifft, so wirst du zur Einsicht gelangen, und du wirst es ohne Zweifel tun. Da du die Erscheinungen deiner selbst als solche begreifst, erkennst du den unwandelbaren Pfad zum vollkommenen, lauteren Sein-an-sich. Und durch dein Vertrauen erwächst dir eine beständige Versenkung, so dass deine Geist-Natur eingeht in die vollkommensten und erhabensten göttlichen Personen die dir erschienen sind, und du wirst unwiderruflich zu einem Buddha im Zustand vollkommenen spirituellen Mitteilens.

Sohn der Edlen, zusammen mit dem Licht der Urweisheit werden jedoch die unreinen trügerischen Erscheinungen der Lichter der sechs Daseinsbereiche auftreten. Wie denn? Das weiße strahlenlose Licht der Götter, das rote strahlenlose Licht der Asura, das blaue strahlenlose Licht der Menschen, das grüne strahlenlose Licht der Tiere, das gelbe strahlenlose Licht der Hungergeister und das rauchfarbene strahlenlose Licht der Höllenwesen. Diese sechs Arten von Licht leuchten eben gleichzeitig mit dem reinen Licht der vier Urweisheiten.

Was für ein Licht du auch wahrnehmen magst, trage kein Verlangen danach! Verharre gelassen in einem Zustand jenseits aller Wahrnehmungen! Wenn du jedoch vor dem Licht der reinen Urweisheit Angst und zu dem Licht der sechs unreinen Lebensbereiche Zuneigung empfindest, dann musst du eine Verkörperung innerhalb dieser sechs Lebensbereiche annehmen, und du wirst wehklagen, weil die Zeit vertan ist, aus dem riesigen Ozean des Leidens, aus dieser Wandelwelt, dich zu befreien.

Sohn der Edlen, auch wenn du einer sein solltest, der durch die Unterweisung des Lama nicht zur Einsicht gelangte und vor dem Licht der vorher wahrgenommenen göttlichen Personen der reinen Urweisheit Angst und Schrecken empfand und der von dem Licht der unreinen Bereiche sich angezogen fühlt, so sollst du nun doch nicht so handeln, sondern den strahlenden, glänzenden Lichtern der reinen Urweisheit voll Verehrung und Hingabe dich zuwenden: Das Mitleid der Erhabenen der fünf spirituellen Ordnungen, der Tathagatas, ist als dieses Licht gekommen, um mich mitleidsvoll zu leiten, zu ihm nehme ich Zuflucht!

Nach dem Licht der sechs trügerischen Bereiche des Lebens verlange nicht, begehre nicht danach, sondern sammle und konzentriere dich ganz auf die göttlichen Väter und Mütter der fünf spirituellen Ordnungen und sprich dieses Gebet: Wehe! Zur Zeit, da ich durch schreckliches Leid in der Wandelwelt umherirren muss, geleitet mich, Erhabene Buddhas der fünf Ordnungen, auf den rechten Weg, den Weg des hellen Lichtes, das verquickt ist mit den vier Urweisheiten! O Erhabene, göttliche Mütter der Fünf Ordnungen, steht mir von hinten bei! Ich flehe Euch an, rettet mich aus dem Lichtpfad der sechs unreinen Bereiche des Daseins! Führt mich aus dem schrecklichen, abgründigen Pfad des Zwischenzustands heraus und geleitet mich zu den fünf erhabenen Seligen Gefilden!

Hat man so gebetet, dann werden die Besten die Natur ihrer eigenen Erscheinungen erkennen und – in Nicht-Zweiheit sich auflösend – Buddha werden.
Auch die Mittelmäßigen werden, da sie durch ihre ehrfurchtsvolle Hingabe sich selbst erkennen, die Befreiung erlangen.
Doch selbst die Geringsten werden durch die läuternde Kraft dieses Gebetes ihren Eintritt in einen der sechs Daseinsbereiche verhindern, und da sie den Sinn der vier untereinander verbundenen Urweisheiten erkannt haben, werden sie auf dem Weg zum verborgenen Inneren von Vajrasattva zum Buddha werden.
Werden die Lebewesen klar und im Einzelnen so zur Einsicht gebracht, dann werden die meisten diese auch erlangen, und viele werden die Befreiung finden.

Vision der wissensbewahrenden Mächte

Jedoch in dem allergeringsten von Menschen bewohnten Land können einige, die verblendet sind, da sie seit alters her keine Neigung zur Religion (Buddha-Lehre) haben oder da sie ihre religiösen Gelübde nicht beobachteten, durch die Täuschungen ihres Karma doch nicht zur Einsicht kommen, obwohl sie dazu angeleitet wurden. So müssen sie hinab irren.

Am siebenten Tag kommen nun die göttlichen Scharen der Wissensbewahrer aus dem Seligen Gefilde Reiner Himmelswandel hervor, um den Toten zu empfangen. Zugleich aber kommt auch der Lichtpfad der Tiere, ihn zu empfangen, der bewirkt wurde durch die verblendete Unwissenheit seiner Taten.

Die Anleitung zur Einsicht für diese Zeit: Man rufe den Toten bei seinem Namen und spreche:

Sohn der Edlen, höre ohne Zerstreuung zu! Am siebenten Tag wird im Bereich deiner latenten Neigungen ein klares vielfarbiges Licht erscheinen. Zu dieser Zeit kommen die göttlichen Scharen der Bewahrer des Wissens aus dem Seligen Gefilde (Reiner Himmelswandels) um dich zu empfangen.
In der Mitte eines Mandalas, das von einer Regenbogen-Aureole umhüllt ist, erscheint dir der unübertreffliche Pemagargjiwangtschuk als völlig gereifter Wissensbewahrer. Sein Körper strahlt in den fünf Farben, und als göttliche Mutter hält er eine rote Dakini umfangen. Tanzend hält er ein Sichelmesser und eine Schädelschale voll Blut und sendet einen Bannblick zum Himmel.
Im Osten dieses Mandalas erscheint dir ein Wissensbewahrer, Salanäpa (Auf der Erde Weilende) genannt. Sein Körper ist von weißer Farbe und lächelnd hält er eine weiße Dakini als göttliche Mutter umfangen. Tanzend hält er ein Sichelmesser und eine Schädelschale voll Blut und sendet einen Bannblick zum Himmel.
Im Süden dieses Mandalas erscheint dir ein Wissensbewahrer, der Zelawangpa (der Lebensmächtige) genannt wird. Sein Körper ist von gelber Farbe und schöner Wohlgestalt. Als göttliche Mutter halt er eine gelbe Dakini umfangen. Tanzend hält er ein Sichelmesser und eine Schädelschale voll Blut und sendet einen Bannblick zum Himmel.
Im Westen dieses Mandalas erscheint ein Wissensbewahrer, Tschagjatschenpo genannt. Er ist von roter Körperfarbe und lächelt. Als göttliche Mutter hält er eine rote Dakini umfangen. Tanzend hält er ein Sichelmesser und eine Schädelschale voll Blut und zum Himmel sendet er einen Bannblick.
Im Norden dieses Mandalas erscheint ein Wissensbewahrer, Lhunggidupa genannt. Er ist von grüner Körperfarbe und zeigt ein grimmiges Lächeln. Als göttliche Mutter hält er eine grüne Dakini umfangen. Tanzend hält er ein Sichelmesser und eine Schädelschale voll Blut, und gen Himmel sendet er einen Bannblick.

Außerhalb des Kreises dieser Wissensbewahrer sind unzählige Scharen von Dakinis, wie die Dakinis der acht großen Leichenstätten, die Dakinis der vier spirituellen Ordnungen, die Dakinis der Dreiwelt, der zehn Himmelsrichtungen, der vierundzwanzig Pilgerorte, Heroen und Heroinnen, Krieger, Schützer der Buddha-Lehre samt ihren Wächtern. Sie alle tragen den sechsfachen Knochenschmuck und führen unzählige Musikinstrumente mit sich, wie Trommeln, Schenkelknochen-Trompeten, Trommeln aus Schädelknochen, Banner aus Menschenhaut, Baldachine aus Menschenhaut, Bänder aus Menschenhaut, und Rauch von angesengtem Menschenfleisch umgibt sie. Damit füllen sie alle Bereiche des Universums aus, so dass es nach und nach ins Wanken und Beben gerät. Das Dröhnen dieser Musik ist so mächtig, dass einem schier der Kopf zerspringt. Auf verschiedene Art tanzend kommen diese Scharen herbei, die zu empfangen, die ihre Gelübde halten, und jene zu bestrafen, die diese verletzten.

O Sohn der Edlen, aus dem Bereich deiner üblen Neigungen wird dir die Urweisheit gemeinsamen Entstehens als ein fünffarbiges Licht, das ganz scheckig ist, wie aus bunten Fäden gewoben, blitzend und flackernd, klar und durchsichtig, strahlend und schrecklich aus den Herzen der fünf Hauptpersonen der Wissensbewahrer entgegen leuchten und dein Herz treffen, so dass es für deine Augen fast unerträglich sein wird. Gleichzeitig mit diesem Licht der Urweisheit wird dir das grüne, strahlenlose Licht der Tiere erscheinen.

Zu dieser Zeit wirst du kraft der Täuschungen deiner Neigungen vor dem fünffarbigen, strahlenden Licht Angst empfinden und es zu fliehen suchen, wogegen du zu dem strahlenlosen Licht der Tiere dich hingezogen fühlen wirst. Deshalb darfst du dich zu dieser Zeit nicht vor dem fünffarbigen, strahlenden und glänzenden Licht fürchten, darfst keine Angst haben, sondern musst es als die Urweisheit erkennen.

Aus dem Inneren des Lichtes ertönt der ureigene Laut der Wahrheit gleich tausendfachem Donnerhall. Mit gewaltigem Getöse donnert und heult es, hallt es wider von Kampfeslärm und dem machtvollen Schall gewaltiger Mantras. Davor habe keine Furcht! Fliehe nicht, habe keine Angst! Erkenne es als die ureigene Erscheinung deiner selbst, als das Vermögen deiner Geist-Natur!

Zu dem grünen, strahlenlosen Licht der Tiere fühle dich nicht hingezogen, trage kein Verlangen danach! Solltest du jedoch davon angezogen werden, so fällst du in das Reich der unwissenden Tiere, und du wirst unendliches Leid durch Stumpfsinn, Dummheit und weil du von Menschen gesotten wirst, erfahren müssen. Und da es keine Möglichkeit gibt, hieraus zu entkommen, lasse dich davon nicht anziehen! Konzentriere dich vielmehr vollständig auf die göttlichen Scharen der Erhabenen Wissensbewahrer, auf die Meister, und verehre dieses fünffarbige, strahlende, funkelnde Licht und denke:
Da doch die göttlichen Scharen der Wissensbewahrer, der Heroen und Dakini gekommen sind, mich in das Gefilde reinen, himmlischen Wandels zu geleiten, wendet eure Aufmerksamkeit jenen Lebewesen zu, die wie ich kein Verdienst gesammelt haben. Trotz des allzumal ausstrahlenden Lichtes des Mitleids aller Tathagatas und Buddhas der fünf spirituellen Ordnungen und aller drei Zeiten wurden diese elenden, gleich mir, nicht davon erfasst.
Ihr göttlichen Scharen der Wissensbewahrer, lasst mich von hier an nicht noch weiter hinabsteigen, sondern ergreift mich mit eurem Mitleid gleich wie mit einem Haken! Ich bitte euch, mich nur eilends in das Gefilde reinen, himmlischen Wandels zu geleiten!

Gesammelten Sinnes konzentriere dich und sprich dieses Gebet:
O ihr göttlichen Scharen der Wissensbewahrer, gedenket doch meiner und leitet mich liebevoll auf den rechten Pfad! Zur Zeit, da ich durch starke üble Neigungen in der Wandelwelt umherirre, geleitet mich, ihr Heroen und Wissensbewahrer, auf den lichten und klaren Pfad der Urweisheit gemeinsamen Entstehens, auf den rechten Pfad. Die göttlichen Mütter, die Dakinis, mögen mir von hinten beistehen! Errettet mich aus dem abgründigen Pfad des schrecklichen Zwischenzustands und geleitet mich in das Gefilde reinen himmlischen Wandels!

Hat man so mit Verehrung und Hingabe gebetet, verschmilzt man mit der Aureole, die aus dem Herzen der göttlichen Scharen der Wissensbewahrer hervortritt, und ohne Zweifel wird man im Gefilde himmlischen Wandels wiedergeboren. So sie dies erkennen, werden auch alle Arten von Gesches daraufhin sofort befreit, sogar diejenigen von ihnen, die üble Neigungen haben, werden gewiss befreit werden.

Bis hierher reicht die Anleitung der Großen Befreiung durch Hören, um das Urlicht im Zwischenzustand des Todes und um den friedvollen Zwischenzustand des Wahren Seins zu erkennen.