Carl Kellner und Theodor Reuß – Von den Geheimnissen der okkulten Hochgrade

Von den Geheimnissen der okkulten Hochgrade

Carl Kellner und Theodor Reuß  (1904)

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Carl Kellner

Theodor Reuß war ein deutscher Freimaurer, Theosoph, Ordens-Mitgründer. Karl Kellner war ein österreichischer Industrieller, Erfinder, Freimaurer des Memphis-Misraim Ritus. Gemeinsam mit Theodor Reuß gründete er einen Orden. Dieser Text handelt von den Geheimnissen der Freimaurerloge, den in der Freimaurerei verwendeten Symbolen und Ritualen. Die Autoren vertreten die Ansicht, dass durch die Hochgrade der Freimaurer letztendlich Unsterblichkeit erlangt werden könne.

 

 

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Theodor Reuß

 

 

Diese praktischen Mittel sind aber keine “Geisterbeschwörungen” oder andere “spiritistische Praktiken”, sondern es sind Mittel, die sich nur mit der inneren Stimme und mit den inneren Sinnen des Kandidaten selbst beschäftigen und die alle spiritistischen Praktiken direkt und strengstens ausschließen und verdammen.

Denn was nützt es, einem Schüler, der schwimmen lernen will, die besten, erprobtesten und ausführlichsten Anleitungen zum Schwimmen zu geben, wenn er, einmal ins Wasser gelegt, nicht selbst Hände und Füße bewegt. Oder was nützt es, einem Malschüler die umfangreichste Anleitung zum Malen zu geben und ihm die feurigsten Farbentöne vor zu malen; wenn er nicht selbst den Pinsel in die Hand nimmt und selbst die Mischung der Farben zu erzielen sucht, wird er nie ein Künstler werden.

Diejenigen Brr., welche nun dieses Geheimnis gefunden hatten, bewahrten es als ein köstliches, selbsterrungenes Eigentum, und um von den Alltagsmenschen nicht verkannt oder gar verspottet zu werden, verbargen sie es unter Symbolen, so, wie wir das heute noch tun.

Diese Symbole sind nun keine willkürlich gewählten Bilder und beruhen nicht auf irgendeinem Zufall, sondern sie sind begründet in den Eigenschaften Gottes und des Menschen, und wir müssen sie als Urbilder betrachten. Wir werden aber nie die Form, das Gefäß, das Ritual, die Symbole für den Inhalt nehmen, sondern in der Form den geistigen Inhalt suchen, und nachdem wir denselben gefunden und in uns aufgenommen haben, aus dem geistigen Inhalt die absolute Notwendigkeit der Form, des Rituals, der Symbolik erkennen.

Unsere Hochgrade geben daher dem Br. die Möglichkeit, einen sicheren Beweis für die Unsterblichkeit des Menschen zu erlangen, das ist und war die große Sehnsucht, seitdem denkende Menschen existieren. Der Mensch bedarf dieser Überzeugung von seinem Fortleben nach dem Tode, um in diesem Leben wahrhaft glücklich sein zu können. Es haben daher auch die Mysterien aller Religionen und Weisheitsschulen sich mit dieser Frage als ihrer höchsten und vornehmsten Aufgabe beschäftigt.

Das Kirchentum beschäftigt sich naturgemäß auch mit der Lösung dieser Frage “vom verlorenen Wort”, i.e. dem “verlorenen ewigen Leben”, sie verweist den Suchenden aber immer auf den Weg der Gnade und stellt es stets als ein Geschenk und nicht als etwas Selbstzuerwerbendes oder Erworbenes hin. Unser Orden stellt es jedoch in die Möglichkeit eines jeden einzelnen Suchenden, mittelst praktischer Mittel sich mit dem Weltbewusstsein, der Ur-Schöpferkraft, bewusst und selbst gewollt schon in diesem Leben zu vereinen.