Text 2 Zweites Heft Geheime Figuren der Rosenkreuzer

florum genannt: Unser Stein wird aus einem Dinge, und mit einem Dinge gemacht. Ebenso sagt er zu dem König von Neapolis: Alles was in unserem Stein ist, ist ihm von Nöten, und er bedarf keines andern, da der Stein einer Natur und eines Dings ist.
Und Rofinus spricht: Versichere dich, dass nur ein Ding sei, daraus alles gemacht wird, was du begehrst.
Und Lilium: Du bedarfst nicht mehr als eines Dinges, welches sich in einer jeden Staffel unseres Werks in eine andere Natur verkehrt.
Also spricht auch Geber in seiner Summa: Es ist ein Stein, eine Arznei, welcher wir nichts zusetzen, noch etwas davon nehmen, sondern allein das Überflüssige davon scheiden.
Und Scites in Turba spricht: Der Grund dieser Kunst ist etwas einziges, das da stärker und höher als alle Dinge ist, und wird der scharfe Essig genannt, das da gemacht hat, dass das Gold ein lauter Geist geworden, ohne welchen weder die Weiße, noch die Schwärze, noch die Röte bestehen kann: und wenn er mit dem Leibe vermischt wird, wird er mit behalten, und wird eines mit ihm, und verkehrt ihn in einen Geist, und färbt ihn mit geistlicher und unwandelbarer Farbe, und bekommt von dem gefärbten wieder seine leibliche Farbe, welche nicht ausgelöscht werden kann: und wenn du den Leib ohne Essig würdest zum Feuer setzen, würde er verbrennen.

Es möchte aber jemand aus Scitis Reden schließen, dass nicht ein, sondern zwei Dinge, nämlich der Leib, und der Essig: wie er es nennt: erfordert werden, und müsse man notwendig ein Nasses und Trockenes zusammenfügen, damit das Trockene vom Feuer nicht verbrannt, sondern von dem Nassen vor solcher Verbrennung beschützt werde. Solchem Argument und Schluss muss ich billich, wenn er nur recht verstanden wird, beipflichten, und nichts desto weniger abgesetzte philosophische Sprüche in ihrer Würde und Wahrheit erhalten. Denn einmal ist gewiss, dass unser gepriesener  Stein nur aus einer einzigen Materie ist, der [Stein] bei den Weisen sehr viele Namen hat, welche die Natur dem Künstler vorbereitet, und zur Materie des großen Steins einig und allein, und sonst keines anderen Dinges in der Welt, verordnet hat.
Solche ist für jedermann zu sehen, die ganze Welt besieht’s, begreift’s, liebt’s, und kennt’s doch nicht: Es ist edel und schlecht, teuer und wohlfeil, kostbar und gering, und wird an allen Enden gefunden. Theophrastus Paracelsus nennt es in seinem Buche Tincturam Physiocorum, den roten Löwen, vielen genannt, wenigen bekannt. Hermes nennt es in seinem Buche am 1. Kap. Quecksilber, das in den innersten Gemachen verhärtet ist. In der Turba wird sie hin und wieder Aes oder Erz genannt: in Rosario Philosophorum heißt es Salz. In Summe hat diese Materie so viele Namen wie es Dinge in der Welt gibt. Deshalb kommt es auch, dass sie von den Unwissenden so wenig verstanden wird. Unwissend nenne ich sie, weil sie ohne vorhergehende Erkenntnis der Natur und ihrer Eigenschaft zur Kunst schreiten, wie ein Esel zur Krippe geht, nicht weiß, wonach er sein Maul ausstreckt, wie Arnoldus sagt.

Darum spricht Geber in seiner Summa Perfectionis wohl und recht: Wer bei sich selbst die Anfänge der Natur nicht weiß, der ist noch weit von dieser Kunst abgesondert.
Und Rosarius sagt: Ich rate, dass sich niemand einlasse, diese Kunst zu finden, es sei denn, dass er den Anfang der wahren Natur und ihre Ordnung erkenne: Wenn er dieselbe dann erkannt hat, so bedarf er nicht mehr als eines einzigen Dinges, und erfordert nicht große Unkosten: Denn es ist nicht mehr als ein Stein, eine Arznei, ein Gefäß, eine Ordnung und eine Anstellung. So wird doch unsere Materie also geschieden durch die Hilfe der Natur und die klugen Handgriffe des Artisten, dass, wie Theophrastus sagt, sie in den weißen Adler transmutiert wird, aber das des Solis Glanz dem Spagyro nicht nachleuchte, oder – wie Bafilius Valentinus es nennt – daraus werde ein Geist weiß wie der Schnee, und noch ein Geist rot wie Blut, welche beide Geister den dritten in sich verborgen haben. Darum redet der König Aros nicht übel, wenn er spricht: Unsere Arznei wird aus zweien eines Wesens gemacht, nämlich aus der Vereinigung der beständigen, geistigen und leiblichen, kalten und feuchten, warmen und trockenen Natur, und kann aus keinem anderen Ding gemacht werden.
Und Richardus Anglicus sagt: Es ist ein Stein, und eine Arznei, welche von den Philosophis Rebis, das ist, aus zweien Dingen, nämlich aus dem Leibe und dem Geiste, Weiß oder Rot: in welchem sich viele Toren geirrt haben, die den Vers auf unterschiedliche Weise ausgelegt haben: Est rebis in dictis rectissima norma figuris. Es sind zwei Dinge: und diese zwei Dinge sind ein Ding, nämlich das Wasser, das dem Leibe zugefügt wird und diesen in einen Geist auflöst, das ist, in ein mineralisches Wasser, woraus es anfangs gemacht wurde, und wird also aus dem Leibe und dem Geiste ein mineralisches Wasser, welches Elixir, das ein Fermentum genannt wird.
Dann ist das Wasser und der Geist ein Ding, aus welchem die Tinktur und Arznei gemacht wird, das alle Leiber reinigt. Darum ist unsere Arznei aus einem Ding, welches ist das Wasser und Geist des Leibes, vollbracht.
Und also haben wir den Philosophen nach, die Natur des Schwefels und Quecksilbers über der Erde, aus welchem Gold und Silber unter der Erde gemacht wurden.
Und Bernhardus Graue von Trygene und der Mark spricht: unser Werk wird aus einer Wurzel und zweien merkurialischen Substanzen, rohe genommen und aus der Minera gezogen, sauber und rein, etc.
Und Bafilius Valentinus sagt im Buche von natürlichen und übernatürlichen Dingen im 4. Kapitel: Ich will dir in der Wahrheit und durch die Liebe Gottes dieses noch offenbaren, dass die Wurzel des philosophischen Schwefels, der da ein himmlischer Geist ist, mit der Wurzel des geistlichen über natürlichen Mercurij, so wohl der Anfang des spiritualischen Salzes in einem ist, und in einer Materia gefunden wird, daraus der Stein, der für mir gewesen, gemacht wird, und nicht in vielen Dingen: Obgleich der Mercurius für sich von allen Philosophen, und der Schwefel für sich, neben dem Salze insbesondere eingezogen wird, dass der Mercurius in einem, der Schwefel in einem und das Salz in einem gesunden wird: So sage ich dir doch, dass solches nur auf ihre Überflüssigkeit zu erstehen, welches in jedem am meisten gesunden wird, und speziell auf verschiedene Weisen mit Nutzen gebraucht und bereitet werden kann für die Arznei und die Veränderung der Metalle:  Allein das Vniuersal als der höchste Schatz
der irdischen Weisheit, und aller drei anfangenden Dinge ist ein einziges Ding, und wird in einem einzigen Ding zugleich gesunden und heraus gezogen, welches alle Metalle zu einem einzigen machen kann, und ist der wahre Spiritus Mercurij und Anima Sulphuris samt dem geistigen Salze, zugleich vereinigt beschlossen unter einem Himmel, und wohnhaft in einem Leibe, und ist der Drache und der Adler, es ist der König und der Löwe, es ist der Geist und der Leichnam, so den Leichnam des Goldes färben muss zu einer Medizin, etc. Also wird nun unsere zubereitete Materie der Mann und das Weib genannt.

Ebenfalls das Wirkende und das Leidende, wie Zimon in der Turba sagt: Wisset, dass das Geheimnis dieses Werkes aus dem Manne und dem Weibe besteht, also aus dem Wirkenden und dem Leidenden. Im Blei ist der Mann, im Auripigment (Arsensulfid) das Weib. Der Mann erfreut sich seines aufgenommenen Weibes, und ihm wird von ihr geholfen: und das Weib empfängt von dem Mann einen färbenden Samen, und wird von ihm gefärbt.
Und Diamedes spricht: Füget den männlichen Sohn des roten Knechts zu seinem wohlriechenden Weibe, so werden sie also zusammengefügt, die Kunst gebären, zu welcher ihr kein Fremdes, noch Pulver, noch ein anderes Ding einführen solltet, und lasset euch an der Empfängnis genügen, so wird euch der rechte Sohn geboren: O wie über kostbar ist die Materie dieses roten Knechtes, ohne welchen keine Ordnung bestehen kann: Andere nennen es Argentum vivum oder Mercurium und Schwefel oder Feuer.
Als Rogerius Baco in Speculo Kapitel 3 sagt: Aus Sulphur und Mercurio werden alle Metalle geboren, und hängt ihnen nichts an, wird ihnen auch nichts beigefügt, es verändert sich auch nichts, als was von ihnen herkommt. Darum müssen wir auch billich Mercurium und Sulphur für die Materie des Steins nehmen. Und Menadabus: Welcher das Quecksilber dem Leibe der Magnesiae, und das Weib dem Manne zufügt, der zieht die verborgene Natur aus, mit welcher die Leiber gefärbt werden.
Und Lullius in seinem Codicillo: Die Eigenschaft unseres Mercurij ist, dass es sich von seinem Schwefel koagulieren (binden) lässt. Und in der Praxis seines Testaments spricht er: Das Quecksilber ist eine überschwemmende und fließende Feuchte, die vor der Verbrennung bewahrt. Andere nennen es den Leib, Geist und Seele.
Also spricht Arnoldus in flore florum: Die Philosophen haben gesagt, unser Stein werde aus dem Leib, der Seelen und dem Geist zusammengesetzt, und sie haben die Wahrheit geredet: Denn das unvollkommene Corpus haben sie mit dem Leibe verglichen, weil es schwach ist: Das Wasser haben sie den Geist geheißen, und das mit Wahrheit, weil es ein Geist ist: das Fermentum (Enzym) aber haben sie mit dem Namen Seele ausgesprochen, weil es dem unvollkommenen Leib das Leben gibt, welches er vorhin nicht hatte, und bringt eine bessere Form hervor. Und ein wenig vorher sagt er: der Geist wird seinem Leib nicht zugefügt, als durch Vermittlung der Seelen: Denn die Seele ist das Mittel zwischen dem Leib und der Seelen, welches die beiden zusammenfügt.
Und Morienus spricht: Die Seele geht geschwind in ihren Leib ein: Wenn du sie aber einem anderen Leibe zufügen wolltest, wirst du vergebens arbeiten.
Und Lillum: Die Seele, der Leib und der Geist sind beisammen, und es ist ein Ding, welches alles in sich hat, und dem nichts Fremdes zugefügt wird. Was ist aber nötig, dass man alle Namen, mit denen diese unsere Materie genannt wird, hier anziehe und erkläre? Wir wollen uns mit diesen, den gebräuchlichsten und unserem Dafürhalten nach nähesten, begenügen. Und nachdem wir eigentlich erforscht haben, woher diese unsere Materie kommen und gelangen werden muss, wollen wir die Solution (Lösung), ein Wenig als das Hauptstück der ganzen Kunst betrachten, und durch selbige Betrachtung unseren Verstand schärfen.

Belangend die Consideration und Erwägung, was unsere Materie sei und wo man sie bekommen müsse, ist zu wissen, dass der allmächtige Schöpfer – dessen Weisheit so gross wie er selbst ist, nämlich unendlich im Umfange – da nichts da war als er selbst, zweierlei Dinge geschaffen hat, nämlich die himmlischen, und die unter dem Himmel sind. Die himmlischen sind die Himmel selbst und die himmlischen Einwohner, darüber wollen diesmal nicht weitläufig philosophieren.  Die unter dem Himmel erschaffenen Werke sind aus den vier Elementen erschaffenen, und werden in deren Zahl nur in dreierlei Geschlechter gefunden, nämlich erstens alles was Leben und Fühlung hat, und werden Animalia (Tiere) geheißen, danach alles, was aus der Erde wächst, und nicht fühlet, und werden Vegetabilia (Pflanzen) genannt. Und zuletzt alles, was unter der Erde wächst, heißt Mineralia (Mineralien).
Diese drei Geschlechter der Geschöpfe begreifen in sich alles, was unter dem Monde aus den vier Elementen erschaffen worden ist, und werden deren weder mehr noch weniger gefunden, sind auch von dem höchsten Gott also jedes in seinem Geschlecht und seiner Art bestätigt, dass keines aus seiner Art und Geschlecht in ein anderes verkehrt werden kann. Als wenn man aus einem Stein einen Menschen oder Baum, oder aus einem Kraut einen Affen oder Blei, oder aus Blei ein anderes Tier oder Kraut machen wollte. Solches, sage ich, ist auf Verordnung des großen Königs unmöglich. Denn wenn solches in der Natur zugelassen wäre, könnten deren Geschlechter weniger, ja auch wohl alle in eines verkehrt werden. Weil aber daraus alles über einen Haufen fallen würde, so hat der Herr aller Herzen eine solche Veränderung der Geschlechter nicht gestatten wollen: Und das noch mehr ist, hat er nicht allein diese drei Geschlechter ein jedes in seiner Art erhalten, sondern auch in einem jeden Geschöpf seinen eigenen Namen einverleiben wollen, damit ein jedes dadurch vermehrt in seiner Gestalt verbleibt, und nicht die Gestalt dieses in die des anderen verwandelt werden möchte, wie eines Menschen in ein Pferd, oder eines Apfelbaums in Lattich(?), oder eines Diamanten oder anderen Steins in Gold. Solches, sage ich, ist der Natur unserer Dinge nicht zugelassen. Und wie es von Anfang her gewesen ist, wird’s auch bleiben bis an den Tag, da der Allmächtige, so wie er im Anfang sagte, es werde, sprechen wird, es vergehe. Das ist aber wohl zugelassen, dass unter den Dingen, welche eine geheime Materie, Samen und Komposition der Elemente haben, eine Veredelung und Verbesserung seines Standes, nach dem ihre Materie rein und vollkommen ist, verrichtet und vollbracht werden kann.

Man sieht, dass ein Mensch viel höheren und verständigeren Gemüts viel höher emporkommt als andere, die so einen scharfen und subtilen Verstand nicht haben. Das kommt von den reinen und subtilen Geistern, die aus der gerechtfertigten und wohltemperierten Konstitution des Leibes herrühren und entspringen. So sieht man auch, wie ein Pferd um vieles edler ist als das andere, und ebenso beinahe in allen Speciebus Animalium (tierischen Spezien). Wie solches sich nun in den tierischen Geschlechtern verhält, ebenso wird’s auch in den Kräutern und Bäumen überflüssig gefunden. In den Bäumen durch Einpflanzung, Einpfropfung und anderen den fleißigen Gärtnern bekannte Mittel: in den Kräutern sieht man täglich, wie die Kräuter und Blumen einer Art je eines edler, schöner und wohlriechender, besser, geschmacklicher als alles andere ist: Man sehe nur die Garoyphyllos oder Näglein und die Tulpen an, ich will von anderen diesmal nicht sagen, wie vielerlei Geschlechter deren sind, dass man sie beinahe nicht zählen kann, welche, durch fleißige Wartung und Verbesserung, je länger je edler werden, dass auch so schöne und wohlriechende Blumen hervor kommen, deren gleichen, wie es scheint, zuvor niemals gewachsen waren.

Was soll ich nun von den Metallen sagen, deren allgemeine Materie das Quecksilber ist, welches von dem Schwefel gekocht und coaguliert (gebunden) wird?
Wie Richardus Anglicus Kap. 6 sagt: Allen flüssigen und schmelzenden Dingen Geschlechte hat die Natur aus dem Wesen des Quecksilbers und seines Schwefels gewirket: Denn die Eigenschaft des Quecksilbers ist, dass es von dem Dunste, gleich als von der Wärme des Schwefels, rot oder weiß ist, und nicht brennt, sich coagulieren lässt.
Und Arnoldus spricht in seinem ersten Teil am 2. Kap.: Von der Perfektion des Magisterij: Das Quecksilber ist der Anfang aller Dinge, die sich schmelzen lassen, weil alle schmelzbaren Dinge, wenn sie geschmolzen sind, in dasselbe verkehrt werden, und es lässt sich mit ihnen vermischen, weil es von ihrem Wesen ist: ob schon selbige Corpora in ihrer Komposition vom Quecksilber unterschieden sind, solchermaßen, nach dem solches rein oder unrein gewesen, von dem unreinen Schwefel, so ihm fremd und zuwider ist.
Und Rofinus sagt zu Saratanta: Die Materie aller Metalle ist das gekochte und vollkommene Quecksilber, welches der Schwefel im Bauche der Erde kocht: und nachdem der Schwefel unterschiedlich ist, so werden auch in der Erde unterschiedliche Metalle geboren, die weil sie alle miteinander eine einzige und allgemeine anfängliche Materie haben, allein, das nur mehr oder weniger Wirkung dazu oder nicht dazu kommt, mit Mäßigkeit.

Darum sehen wir täglich, wie die Natur in stetiger Arbeit sich müht, selbige zu reinigen und zu mehr Vollkommenheit zu bringen, und zu Gold, welches der Natur endliche Intention ist, zu machen, wie wir dann sehen in allen Metallen, dass die Natur in ihnen zu wirken angefangen: da keines so arm gefunden wird, dass nicht ein Korn Silber oder Gold bei sich führet, und zwar ist es mit den Metallen also getan, dass die Natur alsobald aus dem Quecksilber, das seinen eigenen Schwefel bei sich hat, Gold machen will und kann,