79. Das Verhör vor dem Hohepriester Kaiphas
1. Der Hohepriester fragte dann Jesus über seine Jünger und seine Lehren und sagte: „Wie alt bist du? Bist du der, der sagte, dass er unseren Vater Abraham zu seiner Zeit gesehen habe?“
2. Und Jesus antwortete: „Wahrlich, ehe denn Abraham war, bin ich.“ Und der Hohepriester sagte: „Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt, warum sagst du, dass du Abraham gesehen habest? Wer bist du denn? Wen machst du aus dir? Was lehrst du?“
3. Und Jesus antwortete ihm: „Ich habe öffentlich gesprochen vor der Welt, ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und im geheimen habe ich nichts gesagt. Warum fragst du mich? Frage die, die mich gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe; siehe, die wissen, was ich gesagt habe.“
4. Als er aber das gesagt hatte, schlug einer der Hauptleute, die dabei standen, Jesus mit der flachen Hand und sagte: „Antwortest du so dem Hohepriester?“ Jesus antwortete ihm: „Habe ich übel geredet, so beweise, dass es Übles ist; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich?“
5. Nun suchten die Hohepriester, die Ältesten und der ganze Rat falsche Zeugnisse gegen Jesus, damit sie ihn töten könnten, aber sie fanden keine. Ja, es traten viele falsche Zeugen auf, aber sie stimmten nicht überein.
6. Zuletzt kamen zwei falsche Zeugen. Und einer von ihnen sprach: „Der da hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes zerstören und ihn in drei Tagen wieder aufrichten.“ Und der andere sprach: „Dieser Mann hat gesagt: Ich will diesen Tempel zerstören und einen anderen aufbauen.“
7. Da stand der Hohepriester auf und sagte zu ihm: „Antwortest du nichts? Wie steht es mit dem, was diese Zeugen wider dich vorbringen?“ Aber Jesus schwieg. Denn es war gegen das Gesetz der Juden, einen Menschen bei Nacht zu verhören.
8. Und sie fragten ihn: „Bist du der Christus? Sage es uns.“ Und er sprach zu ihnen: „Wenn ich es euch sage, würdet ihr mir nicht glauben. Und wenn ich euch ebenso fragte, würdet ihr weder antworten noch mich gehen lassen.“
9. Und sie fragten ihn weiter und sagten: „Leugnest du die Gesetze und verbietest du das Essen von Fleisch, das Moses befahl?“ Und er antwortete: „Siehe, ein Größerer denn Moses stehet hier.“
10. Und der Hohepriester antwortete und sagte zu ihm: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagest, ob du der Christus, der Sohn Gottes, bist.“ Jesus sprach zu ihm: „Du hast es gesagt; doch ich sage euch: Bald werdet ihr den Menschensohn zur Rechten der Kraft sitzen und in den Wolken des Himmels kommen sehen.“
11. Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: „Er hat Gott gelästert; was bedürfen wir weiter Zeugen? Seht, jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehört. Was denkt ihr?“ Sie antworteten und sprachen: „Er ist des Todes schuldig.“
12. Da spien sie ihm in sein Angesicht und schlugen ihn mit den Händen und sprachen: „Weissage uns, du Christus, wer es ist, der dich schlug?“
13. Und als es Morgen war, hielten alle Hohepriester und die Ältesten des Volkes und der ganze Rat eine Beratung über Jesus, um ihn hinrichten zu können.
14. Und sie fällten ihren Urteilsspruch gegen Jesus, dass er des Todes schuldig sei und dass er gefesselt und abgeführt werde, und sie übergaben ihn dem Pilatus.