36. Die Ehebrecherin – Der Pharisäer und der Zöllner
1. Eines Tages kam Jesus in den frühen Morgenstunden wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm; und er setzte sich und lehrte sie.
2. Und die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau zu ihm, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: „Meister, diese Frau ist ergriffen worden beim Ehebruch auf frischer Tat. Nun hat Moses uns im Gesetz geboten, solche zu steinigen. Aber was sagst Du?“
3. Das sagten sie aber, um ihn zu versuchen, auf dass sie eine Anklage gegen ihn fänden. Aber Jesus bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde, als hörte er sie nicht.
4. Als sie fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“
5. Und er bückte sich abermals nieder und schrieb auf die Erde. Und die das hörten, wurden von ihrem eigenen Gewissen überführt und gingen hinaus, einer nach dem anderen, von den Ältesten an bis zu den Letzten; und Jesus ward allein gelassen, nur die Frau stand noch da.
6. Als Jesus sich aufrichtete und niemanden sah als die Frau, sprach er zu ihr: „Frau, wo sind sie, deine Ankläger? Hat dich niemand verdammt?“ Sie sagte zu ihm: „Niemand, Herr.“ Und Jesus sprach zu ihr: „So verurteile auch ich dich nicht. Sündige hinfort nicht mehr, geh in Frieden.“
7. Dieses Gleichnis sagte er zu einigen, die sich selbst für rechtschaffen hielten und andere verachteten: „Es gingen zwei Männer hinauf in den Tempel zu beten, der eine ein reicher Pharisäer, des Gesetzes kundig, der andere ein Zöllner, der ein Sünder war.
8. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: ‚Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie andere Leute sind, Wucherer, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich besitze.‘
9. Und der Zöllner stand weit davon, wollte seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: ‚Gott sei gnädig zu mir, einem Sünder.‘
10. Ich sage euch: Dieser ging hinab in sein Haus gerechtfertigter denn der andere. Denn, wer sich selbst erhöhet, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöhet werden.“