35. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter – Maria und Martha
1. Ein Schriftgelehrter, der ihn überführen wollte, trat ihm entgegen: „Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben erwerbe?“ Er sprach zu ihm: „Was steht im Gesetz geschrieben? Wie liest du?“
2. Er antwortete und sagte: „Du sollst keinem anderen tun, was du nicht willst, dass er dir tue. Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit deinem ganzen Gemüte. Du sollst anderen tun, was du willst, dass andere an dir tun.“
3. Und Jesus sprach zu ihm: „Du hast recht geantwortet. Tue das, so wirst du leben. An diesen drei Geboten hängen alle Gesetze und die Propheten, denn, wer Gott liebet, der liebet auch seinen Nächsten.“
4. Er aber wollte sich selbst verteidigen und sagte zu Jesus: „Und wer ist mein Nächster?“ Jesus antwortete und sprach: „Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihm sein Gewand aus, verwundeten ihn und gingen davon und ließen ihn halbtot liegen.
5. Es begab sich aber, dass ein Priester diese Straße herunterkam; und da er ihn sah, ging er an ihm vorüber. Desgleichen auch ein Levit, da er herunterkam und ihn sah, ging er auf der anderen Seite vorbei.
6. Aber auch ein Samariter kam auf der Reise dahin, wo er lag, und da er ihn sah, hatte er Mitleid mit ihm. Er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Darauf setzte er ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn.
7. Am anderen Morgen, da er weiterreiste, zog er zwei Groschen heraus, gab sie dem Wirte und sprach zu ihm: ‚Sorge für ihn, und was du mehr brauchst, will ich dir zurückzahlen, wenn ich wieder komme.‘
8. Welcher, dünkt dich, war unter diesen dreien der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war?“ Er sagte: „Der ihm Barmherzigkeit erwies.“ Da sprach Jesus zu ihm: „So gehe hin und tue desgleichen.“
9. Nun begab es sich unterwegs, dass sie in ein Dorf kamen. Eine Frau namens Martha nahm ihn auf in ihr Haus. Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich auch zu Jesu Füßen und hörte Seinem Wort zu.
10. Martha aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Und sie trat hinzu und sagte: „Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester allein dienen lässt? Sage ihr doch, dass sie mir helfe.“
11. Und Jesus antwortete und sprach zu ihr: „Martha, Martha, du bist besorgt und plagst dich um viele Dinge; eines aber nur ist nötig. Und Maria hat dieses gute Teil erwählt, und das soll nicht von ihr genommen werden.“
12. Wieder einmal, als Jesus mit seinen Jüngern in einer Stadt bei der Abendmahlzeit saß, sprach er zu ihnen: „Wie ein Tisch auf zwölf Pfeilern, ebenso bin ich in eurer Mitte.
13. Wahrlich, ich sage euch, die Weisheit bauet ihr Haus und behaut ihre zwölf Pfeiler. Sie bereitet ihr Brot und ihr Öl vor und mischt ihren Wein. Sie bestellt ihren Tisch.
14. Und sie steht auf den erhabenen Plätzen der Stadt und ruft die Söhne und Töchter der Menschen. Wer immer will, den lasst hierher führen, lasst ihn essen von meinem Brote und von meinem Öl nehmen und von meinem Weine trinken.
15. Sage dich los von den Törichten und lebe und gehe auf dem Weg der Einsicht. Die Verehrung Gottes ist der Anfang der Weisheit, und die Erkenntnis des Heiligen ist Verstehen. Durch mich werden eure Tage vermehrt, und die Jahre eures Lebens werden wachsen.“