31 Der Kameltreiber

31. Das Brot des Lebens – Das Bekenntnis des Petrus – Der Kameltreiber

1. Und abermals sprach Jesus: „Ich bin das wahre Brot und der lebendige Weinstock. Eure Väter haben Manna gegessen in der Wüste und sind gestorben. Dies ist die Speise Gottes, die vom Himmel herabkommt, auf dass nicht sterben wird, wer davon isst. Ich bin die lebendige Speise, die vom Himmel herabkam. Wer von dieser Speise essen wird, der wird leben auf ewig. Und das Brot, das ich geben werde, ist meine Wahrheit, und der Wein, den ich geben werde, ist mein Leben.“

2. Da stritten sich die Juden untereinander und sagten: „Wie kann sich dieser uns zur Speise geben?“ Jesus sprach zu ihnen: „Glaubt ihr, dass ich vom Fleisch essen spreche, wie ihr es unwissend im Tempel Gottes tut?

3. Wahrlich, mein Leib ist göttliche Substanz, und dies ist die wahre Speise, und mein Blut ist das Leben Gottes, und dies ist der wahre Trank. Nicht wie eure Vorväter, die nach Fleisch verlangten, und Gott in seinem Zorn gab ihnen Fleisch, und sie aßen es in ihrer Verderbtheit, bis es in ihren Nasen stankund ihre Körper fielen zu Tausenden in der Wüste wegen der Pest.

4. Denn davon stehet geschrieben: Sie sollen wandern 49 Jahre in der Wüste, bis sie von ihren Begierden gereinigt sind, ehe sie in das Land der Ruhe einziehen, ja sieben mal sieben Jahre sollen sie wandern, denn sie haben meine Wege nicht gekannt, noch meine Gebote befolgt.

5. Wer aber dieses Fleisch isst und trinkt dies Blut, der wohnt in mir und ich in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat, aus dem ich lebe, ebenso werden die leben aus mir, die mich essen, der ich die Wahrheit und das Leben bin.

6. Dies ist das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, und Leben gibt der Welt. Nicht wie eure Vorväter, welche Manna gegessen haben und gestorben sind. Wer dieses Brot und diese Frucht isst, der wird leben auf ewig.“ Solches sprach er in der Synagoge, als er lehrte zu Kapernaum. Viele seiner Jünger nun, als sie das hörten, sagten: „Das ist eine harte Sprache; wer kann sie annehmen?“

7. Da Jesus aber erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: „Ärgert euch das? Wie, wenn ihr des Menschen Sohn werdet auffahren sehen dahin, wo er zuvor gewesen ist? Es ist der Geist, der lebendig macht, das Fleisch und Blut ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch rede, sind Geist und sind Leben.

8. Aber es sind etliche unter euch, die glauben nicht.“ Denn Jesus wusste von Anfang an, welche nicht gläubig waren und wer ihn verraten würde. Darum sprach er zu ihnen: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn von oben gegeben.“

9. Von da an gingen viele seiner Jünger weg und wandelten hinfort nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: „Wollt auch ihr mich verlassen?“

10. Da antwortete ihm Simon Petrus: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast die Worte des ewigen Lebens. Und wir haben geglaubt und sind gewiss, dass du Christus bist, der Sohn des lebendigen Gottes.“

11. Jesus antwortete ihnen: „Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und einen darunter, der ein Verräter ist?“ Er sprach von Judas Ischariot, dem Sohne Simons des Leviten; denn dieser war es, der ihn hernach verriet.

12. Jesus zog nach Jerusalem und begegnete einem Kamel beladen mit Holz. Das Kamel konnte es nicht den Berg hinauf ziehen, und der Treiber schlug es und misshandelte es grausam, aber er konnte das Tier nicht von der Stelle bringen.

13. Und als Jesus es sah, sprach er zu ihm: „Warum schlägst du deinen Bruder?“ Und der Mann erwiderte: „Ich wusste nicht, dass es mein Bruder ist. Ist es nicht ein Lasttier und dazu gemacht, mir zu dienen?“

14. Und Jesus sprach: „Hat nicht derselbe Gott aus dem gleichen Stoffe dieses Tier geschaffen und deine Kinder, die dir dienen, und habet ihr nicht denselben Atem beide von Gott empfangen?“

15. Und der Mann staunte sehr über diese Rede. Er hörte auf, das Kamel zu schlagen, und befreite es von einem Teil seiner Last. So schritt das Kamel den Berg hinan, und Jesus ging vor ihm, und es blieb nicht mehr stehen bis an das Ende seiner Tagesreise.

16. Das Kamel erkannte Jesus; denn es hatte die Liebe Gottes in ihm gefühlt. Und der Mann wollte mehr von der Lehre wissen, und Jesus lehrte ihn gerne, und er wurde sein Schüler.