21. Jesus tadelt die Grausamkeit gegen ein Pferd
1. Und es begab sich, dass der Herr aus der Stadt zog und mit seinen Jüngern über das Gebirge ging. Und da kamen sie an einen Berg dessen Wege waren steil und dort fanden sie einen Mann Lasttier.
2. Aber das Pferd aber war zusammengebrochen, denn es war überlastet. Der Mann schlug es, bis das Blut floss. Und Jesus trat zu ihm hin und sprach: „Du Sohn der Grausamkeit, warum schlägst du dein Tier? Siehst du denn nicht, dass es für seine Last viel zu schwach ist, und weißt du nicht, dass es leidet?“
3. Doch der Mann antwortete und sprach: „Was hast du damit zu tun? Ich kann mein Tier schlagen, so viel es mir gefällt; denn es gehört mir, und ich kaufte es für eine stattliche Summe Geld. Frage die, die bei dir sind, sie sind aus meiner Nachbarschaft und wissen es.“
4. Und einige von den Jüngern antworteten und sagten: „Ja, Herr, es ist so, wie er sagt, wir waren dabei, als er das Pferd kaufte.“ Und der Herr erwiderte: „Sehet ihr denn nicht, wie es blutet, und höret ihr nicht, wie es stöhnt und jammert?“ Sie aber antworteten und sagten: „Nein, Herr, wir hören nicht, dass es stöhnt und jammert!“
5. Und der Herr wurde traurig und sprach: „Wehe euch, der Stumpfheit eures Herzens wegen hört ihr nicht, wie es klagt und schreit zu seinem himmlischen Schöpfer um Erbarmen, und dreimal Wehe über den, gegen den es schreit und stöhnt in seiner Qual!“
6. Und er ging weiter und berührte das Pferd, und das Tier erhob sich, und seine Wunden waren geheilt. Aber zu dem Manne sprach er: „Gehe nun deinen Weg und schlage es künftig nicht mehr, wenn auch dir nach Gnade verlangt.“
7. Und da er das Volk herankommen sah, sprach Jesus zu seinen Jüngern: „Des Kranken wegen bin ich krank, des Hungrigen wegen leide ich Hunger, des Durstigen wegen leide ich Durst.“
8. Er sagte auch: „Ich bin gekommen, die Opfer und die Blutfeste abzuschaffen. Wenn ihr nicht aufhören werdet, Fleisch und Blut der Tiere zu opfern und zu verzehren, so wird der Zorn Gottes nicht aufhören, über euch zu kommen; ebenso wie er über eure Vorfahren in der Wüste gekommen ist, die nach Fleisch lüstern und essen. Sie werden von Fäulnis erfüllt und von der Pest aufgezehrt.
9. Und ich sage euch, selbst wenn ihr versammelt seid in meiner Brust , haltet aber meine Gebote nicht, so will ich euch verstoßen. Denn wenn ihr nicht das verborgene Wissen im Kleinen erfüllen wollt, wie soll ich euch dann das größere geben?
10. Wer treu ist im Geringsten, wird auch treu sein im Großen; und wer ungerecht ist im Geringsten, wird auch ungerecht sein im Großen.
11. Und wenn ihr nicht treu gewesen seid in den sündhaften irdischen Gütern, wer wird euch die wahren Reichtümer anvertrauen? Und wenn ihr nicht treu gewesen seid in dem, was eines anderen ist, wer wird euch dann das eure geben?
12. Niemand kann zwei Herren dienen. Denn entweder muss er den einen hassen und den anderen lieben; oder er muss zum einen halten und den anderen geringschätzen. Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon zugleich dienen.“ Und die Pharisäer, welche habgierig waren, hörten alle diese Worte und verspotteten ihn.
13. Und er sprach zu ihnen: „Ihr seid es, die sich vor Menschen rechtfertigen; aber Gott kennt eure Herzen: Denn was unter den Menschen hochgeschätzt ist, ist ein Greuel im Angesichte Gottes.
14. Das Gesetz und die Propheten galten bis zu Johannes. Und von dieser Zeit an wird das Reich Gottes gepredigt, und jedermann dringt hinein. Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, denn dass ein Pünktchen des Gesetzes sich nicht erfülle.“
15. Und es kamen mehrere Frauen zu ihm und brachten ihre Kindlein, die sie an der Brust hatten, zu ihm, damit er sie segne. Aber einige sagten: „Warum belästigt ihr den Meister?“
16. Doch Jesus verwarnte sie und sprach: „Von diesen da werden jene kommen, die mich vor den Menschen verkünden werden.“ Und er nahm sie in seine Arme und segnete sie.