02 Die unbefleckte Empfängnis von Jesu Christi

02. Die unbefleckte Empfängnis von Jesu Christi

1. Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, namens Nazareth, zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Mann namens Joseph, vom Hause David, und der Name der Jungfrau war Maria.

2. Nun war Joseph ein rechtschaffener und vernünftiger Mann, und er war geschickt in allen Arten von Arbeit in Holz- und Stein. Und Maria war eine einfühlsame und klarsichtige Seele und webte Schleier für den Tempel. Und sie waren beide rein vor Gott. Und von ihnen beiden war Jesus, der Christus genannt wird.

3. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: „Gegrüßet seist du, Maria, du hast Gnade gefunden; denn Gottes Mutterschaft ist mit dir, du bist gesegnet unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.“

4. Und als sie ihn sah, erschrak sie über seine Worte und erwog in ihrem Sinne, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Und der Engel sprach zu ihr: „Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst in deinem Schoß empfangen und gebären und er wird groß sein und ein Sohn des Höchsten genannt werden.

5. Und Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seines Königreiches wird kein Ende sein.“

6. Da sprach Maria zu dem Engel: „Wie soll das geschehen, da ich von keinem Manne weiß?“ Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: „Der Heilige Geist wird über Joseph deinen Partner kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten, oh Maria; darum wird auch das Heilige, das von dir geboren wird, Christus, Gottes Sohn, genannt werden, und sein Name auf Erden soll sein Jesus; denn er soll die Menschen von ihren Sünden erlösen, wenn immer sie Reue zeigen und seinem Gesetze gehorchen.

7. Deshalb sollst du auch kein Fleisch essen noch starke Getränke trinken; denn das Kind wird Gott geweiht sein vom Schoße seiner Mutter an, und weder Fleisch noch starke Getränke soll es zu sich nehmen, noch soll jemals ein Schermesser sein Haupt berühren.

8. Und siehe, Elisabeth, deine Cousine, ist auch in ihrem hohen Alter schwanger mit einem Sohne und geht jetzt im sechsten Monat, sie, die unfruchtbar genannt war. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ Und Maria sagte: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Worte.“ Und der Engel schied von ihr.

9. Und am selben Tage erschien der Engel Gabriel dem Joseph im Traume und sprach zu ihm: „Sei gegrüßt, Joseph, du bist auserwählt; denn die Vaterschaft Gottes ist mit dir. Gesegnet bist du unter den Männern und gesegnet die Frucht deiner Lenden.“

10. Und da Joseph über die Worte nachsann, ward er verwirrt. Und der Engel des Herrn sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht, Joseph, Sohn Davids; denn du hast Gnade gefunden vor Gott, und siehe, du wirst ein Kind zeugen, und du sollst ihm den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“

11. Als dies geschah, auf dass erfüllet würde, was durch die Propheten geschrieben stand: „Siehe, eine Jungfrau wird empfangen und schwanger werden und einen Sohn gebären und ihm den Namen Emmanuel geben, was so viel heißt wie: Gott in uns.“

12. Da nun Joseph vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel befohlen hatte und ging zu Maria, seiner Verlobten, und sie empfing in ihrem Schoße den Heiligen Einen.

13. Maria aber stand auf in diesen Tagen und ging in das Gebirge eilends zu der Stadt in Judäa und trat in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth.

14. Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth ward erfüllt von der Kraft des Heiligen Geistes und sprach mit klarer Stimme: „Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.

15. Und woher kommt mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Siehe, da ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. Und gesegnet ist die, die geglaubt hat. Denn es wird vollendet werden, was ihr gesagt ist von dem Heiligen Einen.“

16. Und Maria sagte: „Meine Seele erhebt sich dich zu verherrlicht, den Ewigen, und mein Geist freut sich in Gott, meinem Heiland. Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen; denn siehe, von nun an werden mich alle Geschlechter seligpreisen.

17. Denn du, der du mächtig bist, hast große Dinge an mir getan, und heilig ist dein Name. Und deine Barmherzigkeit ist bei denen die dich fürchten von Generation zu Generation.

18. Du hast Stärke gezeigt mit deinem Arm, du hast zerstreuet, die hoffärtig sind in der Einbildung ihrer Herzen.

19. Du hast die Mächtigen von ihren Stühlen gestoßen und die Demütigen und Sanftmütigen erhöht. Du füllst die Hungrigen mit Gutem, und die Reichen schickst du leer hinweg.

20. Du hilfst deinem Knechte Israel im Gedenken an deine Barmherzigkeit, wie du geredet hast zu unseren Vätern, zu Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.“ Und Maria blieb bei ihr drei Monate; danach kehrte sie zurück in ihr Haus.

21. Und dieses sind die Worte, die Joseph sprach: „Gepriesen sei der Gott unserer Väter und unserer Mütter in Israel; denn zur richtigen Zeit hast du mich erhört, und am Tage der Erlösung hast du mir geholfen.

22. Denn du sagtest: Ich will dich bewahren und mit dir einen Bund mit dem Volk machen, um das Antlitz der Erde zu erneuern und die verlassenen Orte aus den Händen der Verderber zu befreien.

23. Dass du zu den Gefangenen sagen kannst: Geht von dannen und seid frei, und zu jenen, die in der Finsternis wandeln: Zeigt euch im Licht. Und sie sollen weiden auf den Pfaden der Freude, und sie sollen nimmermehr jagen noch töten die Geschöpfe, die ich erschaffen habe, um sich vor mir zu freuen.

24. Sie sollen nicht hungern noch dürsten, noch soll die Hitze sie verderben, noch die Kälte sie vernichten. Und ich will auf allen meinen Bergen ein Weg für die Reisenden machen, und meine Höhen sollen gepriesen werden.

25. Singt ihr Himmel, und jauchze du Erde, oh ihr Wüsten, erschallt von Gesang! Denn du, oh Gott, hilfst deinem Volk und tröstest jene, die Unrecht erlitten haben.“