Dictum 22 – Turba Philosophorum

Dictum 22

Sprach Theophilus: Du hast gut geredet, Noficus (Pythagoras), und schön, und hast dich frei von Neid gehalten!

Sprach die Versammlung: Möge uns also Eure Diskretion auseinandersetzen, was Noficus (Pythagoras) vorgetragen hat, und sei nicht neidisch!

Und jener: Alle Erforscher dieser Wissenschaft, das Geheimnis der Darstellung des Silbers und Goldes ist ein dunkles Gewand und niemand lernt verstehen, was die Philosophen in ihren Büchern erzählt haben, ohne häufiges Lesen und Anstellen von Versuchen und Befragung der Weisen. Denn was sie festgesetzt haben, ist erhabener und dunkler, als dass es gewusst werden könnte, und obgleich es Noficus (Pythagoras) behandelt, und zwar gut (behandelt) hat, so haben es doch manche dunkel behandelt, manche (aber) sind lichtvoller als andere.

Antwortete die Versammlung: Du hast wahr gesprochen.

Und jener: Ich gebe den Nachfahren bekannt, dass zwischen dem ‘Boritis’ und dem Kupfer eine Verwandtschaft besteht, weil der ‘Boritis’ das ‘Kupfer der Weisen’ verflüssigt und wie Wasser fließend macht. Teilt also das ‘Gift’ in zwei gleiche (Teile), mit deren einem ihr das Kupfer verflüssigt, deren andern ihr aber zum Zerreiben und Tränken bewahrt, weil ihr das Kupfer in Tafeln ausziehen und dann mit dem ersten Teil des ‘Giftes’ kochen müsst, zwei zu sieben in zwei zu sieben (Tagen?); kocht in seinem Wasser 42 Tage, dann öffnet das Gefäß, und ihr werdet das Kupfer in Quecksilber verwandelt finden. Wascht es durch Kochen, bis es von seiner Schwärze befreit ist und zu ‘schattenlosem Kupfer’ wird. Dann kocht es anhaltend, bis es sich verfestigt, denn wenn es verfestigt ist, kommt das höchste Geheimnis zustande. Diesen Stein also haben die Philosophen ‘Boritis’ genannt. Kocht jenen verfestigten Stein, bis er der ‘Mugra’ des Meeres ähnlich ist. Dann aber tränkt ihn mit dem ‘immerwährenden Wasser’, das ich euch zu bewahren empfohlen habe, nämlich mit dem zweiten Teil, und kocht vielfach, bis seine Farben erscheinen. Dies nämlich ist die größte ‘Faulung’, die das größte Geheimnis hervortreten lässt.

Sprach die Versammlung: Wiederhole die Auseinandersetzung, Theophilus!

Und jener: Es ist zu beachten, dass wenn eine Verwandtschaft zwischen dem Magneten und dem Eisen besteht, (dann) zwischen dem Kupfer und dem ‘immerwährenden Wasser’ sicher eine noch nähere Verwandtschaft besteht. Wenn ihr also das Kupfer und das ‘immerwährende Wasser’ behandelt, wie ich es euch empfohlen habe, so wird daraus das größte Geheimnis auf folgende Weise entstehen:

Nehmt ‘weiße Magnesia’ und Quecksilber, das mit dem ‘Männlichen’ gemischt ist, und zerreibt stark, und zwar durch Kochen, nicht mit den Händen, bis es ein feines Wasser wird. Nachdem ihr aber dieses Wasser in zwei Teile geteilt habt, kocht es mit dem einen Teil des Wassers 40 Tage, bis es zu weißer ‘Blüte’ wird, wie die ‘Blüte des Salzes’ in ihrem Glanz und Schimmer. Die Mündung des Gefäßes aber verschließt fest und kocht 42 Tage, dann werdet ihr ein ‘Wasser’ finden, weißer als Milch. Befreit es auch von seiner Schwärze durch Kochen, indem ihr anhaltend kocht, bis seine ganze Natur zerstört ist und seine Beschmutzung verschwindet und ihr seht, daß es rein ist und vollständig gebrochen wird. Wenn ihr aber wollt, dass das ganze Geheimnis, das ich euch gegeben habe, ausgeführt wird, so wascht es mit dem ‘Wasser’, das ich euch zu bewahren befohlen habe, nämlich mit dem anderen Teil, bis es zu Krokus wird; und lasst es in seinem Gefäß, da das Elixir sich selbst zerreibt, und tränkt es mit dem übrigen ‘Wasser’, bis es durch die Abkochung und das ‘Wasser’ zerrieben wird und dem Sirup von Granaten ähnlich wird. Tränkt es also und kocht, bis der Rest vom Gewicht der Feuchtigkeit, den ihr habt, verschwindet, und die Farbe erscheint, die die Philosophen in ihren Büchern erklärt haben.