Dictum 18 – Turba Philosophorum

Dictum 18

Sagte Mundus (Parmenides) zur Versammlung: Ihr Erforscher dieser Kunst, man muss wissen, dass die Philosophen in ihren Büchern das ‘Gummi’ auf vielerlei Weise bezeichnet haben, das nichts anderes ist, als das ‘immerwährende Wasser’, aus dem der kostbarste Stein erzeugt wird. O wie zahlreich sind die Erforscher dieses ‘Gummis’, und wie wenig kennen sie es! Und wisst, dass dieses ‘Gummi’ nur durch das Gold allein verbessert werden kann. Wie viele sind es doch, die diese Anwendungen erforschen und (auch) einige finden, aber die ‘Qualen’ nicht aushalten können, weil (die Stoffe) vermindert werden. Die Anwendungen aber, die von dem ‘Gummi’ gemacht werden und von dem verehrungswürdigen Stein, der die Färbung schon in sich enthielt, halten selbst die Qualen aus und werden niemals vermindert. Versteht also meine Worte, denn ich beleuchte euch ohne Neid das Verfahren des ‘Gummis’ und das in ihm vorhandene Geheimnis. Wisst, dass unser ‘Gummi’ stärker ist als das Gold, und die es kennen, müssen es für verehrungswürdiger halten als das Gold. Dennoch haben wir (auch) das Gold verehrt, denn ohne dieses kann das ‘Gummi’ nicht verbessert werden. Unser ‘Gummi’ ist daher bei den Philosophen kostbarer und erhabener als Perlen, weil wir um wenig Gold viel ‘Gummi’ kaufen. Darum haben die Philosophen, wenn sie schrieben, und verhüten wollten, dass es zugrunde geht, in ihren Büchern das Verfahren nicht klar angegeben, damit nicht jeder Beliebige es kennenlernt; denn wenn es die Unverständigen kennen würden, würden sie es um nicht geringen Preis verkaufen. Nehmt also vom ‘weißen Gummi’ von stärkstem Weiß einen Teil, und von dem ‘Harn eines weißen Kalbes’ einen Teil und von der ‘Galle eines Fisches’ einen Teil, und von dem ‘Körper des Gummi’, ohne den es nicht verbessert werden kann, einen Teil. Diese Anteile mischt und kocht vierzig Tage lang. Nachdem dies geschehen ist, verfestigt in der Sonnenwärme, bis es getrocknet ist. Darauf kocht es gemischt mit ‘Milch der Hefe’, bis die ‘Milch’ verschwindet, dann zieht es aus, und bis es trocken wird, lasst es in der Wärme. Dann mischt es mit ‘Milch der Feige’ und kocht, bis jene Flüssigkeit in dem Zusammengesetzten ausgetrocknet ist; dies mischt hernach mit ‘Milch der Wurzel des Krautes’ und kocht, bis es austrocknet. Darauf befeuchtet es mit ‘Regenwasser’ und röstet, bis es austrocknet. Darauf besprengt es mit ‘Wasser des Taues’ und kocht, bis es ausgetrocknet wird. Ferner tränkt es mit ‘immerwährendem Wasser’ und trocknet, bis es von äußerster Trockenheit wird. Nachdem dies alles vorangegangen ist, mischt es mit dem ‘Gummi’, das für alle Farben zubereitet wird, und kocht tüchtig, bis die Kraft des gesamten ‘Wassers’ vergeht, und trocknet seine gesamte Feuchtigkeit aus, indem ihr es durch Kochen einführt, bis seine Trockenheit verstärkt wird. Dann lasst es vierzig Tage stehen, dass es in jener Kochung verbleibt, bis der ‘Geist’ in den ‘Körper’ eindringt. Denn durch dieses Verfahren wird der Geist verkörperlicht und der Körper in einen Geist gewandelt. Beobachtet also das Gefäß, damit die Zusammensetzung nicht entweicht und in ‘Rauch’ aufgeht! Nachdem dies aber geschehen ist, öffnet das Gefäß, und ihr werdet euer Vorhaben (vollendet) finden. Dies also ist das Geheimnis des ‘Gummi’, das die Philosophen in ihren Büchern verborgen haben.