Dictum 11 – Turba Philosophorum

Dictum 11

Sprach Parmenides: Wisst, dass die Neider auf vielerlei Art von mehreren Wassern und Brühen, Körpern, Steinen und Metallen gehandelt haben, um euch alle, die Wissenschaft Suchenden, zu betrügen. Lasst also dies unbeachtet, und lasst das Gold Silber und das Silber Gold werden an Stelle dieses unseres Kupfers, und Kupfer an Stelle der Schwärze, und Blei und Zinn an Stelle der Verflüssigung. Und wisst, dass wenn ihr nicht die ‘Naturen der Wahrheit’ behandelt und ihre Verbindungen und Zusammensetzungen gut zusammenfügt, die Verwandten mit den Verwandten und das Erste mit dem Ersten, so arbeitet ihr unangemessen und richtet nichts aus; weil die Naturen, wenn sie ihren (verwandten) Naturen begegnen werden, ihnen folgen und sich freuen werden. Denn in ihnen faulen sie und werden sie erzeugt, weil die Natur von der Natur beherrscht wird, die sie zerstört, in Pulver verwandelt und ins Nichts zurückführt, endlich aber sie erneuert, wiederherstellt und erzeugt. Darum forscht immer wieder in den Büchern, damit ihr die ‘Naturen der Wahrheit’ wisst, und was sie zur Faulung bringt und was sie erneuert, welchen Geschmack sie haben und welche Verwandten sie von Natur besitzen, und wie sie sich gegenseitig lieben, und wie ihnen nach der Liebe Feindschaft und Verderben zustößt, und wie jene Naturen sich gegenseitig umfassen und einträchtig werden, bis sie im Feuer zugleich fein werden.

Nachdem dies also bekannt ist, legt in dieser Kunst Hand an. Wenn ihr aber die ‘Naturen der Wahrheit’ nicht kennt, nähert euch diesem Werk nicht, da (sonst) alles nur Schaden ist, Unheil und Traurigkeit. Betrachtet also die Worte der Weisen, wie sie mit diesen Worten das ganze Werk vollendet haben, indem sie sagten, dass die Natur sich über die Natur freut und die Natur die Natur festhält. In diesen Worten also ist euch das Werk vollendet.

Darum lasst das Vielfältige als überflüssig und nehmt das Quecksilber und verfestiget es im ‘Körper der Magnesia’, oder im ‘Kuhul’, oder im ‘unverbrennlichen Schwefel’; und macht es zu einer ‘weißen Natur’ und werft es auf ‘unser Kupfer’, so wird es weiß, und wenn ihr es rot macht, so wird es rot, und wenn ihr es darauf noch kocht, so wird es Gold. Ich sage, dass es selbst das Meer zu rotem Gold umwandelt und zu ‘Goldlot’. Und wisst, dass das Gold nicht in Röte verwandelt wird, ausser durch das ‘immerwährende Wasser’, weil die Natur sich der Natur freut. Behandelt es also durch Kochen mit der ‘Flüssigkeit’, bis die verborgene Natur erscheint. Wenn diese daher aussen erscheint, tränkt es siebenmal im ‘Wasser’ mit Kochen, Tränken und Rösten, bis es rot wird.

O ihr himmlischen Naturen, die ihr auf den Wink Gottes die ‘Naturen der Wahrheit’ vermehrt! O du starke Natur, die die Naturen besiegt und ihre Naturen sich freuen und fröhlich sein lässt! Diese ist es nämlich insbesondere, der Gott eine Kraft zugeteilt hat, die das Feuer nicht besitzt. Und deshalb haben wir sie gepriesen und ihr Ehre erwiesen, da es in der ‘wahren Färbung’ nichts Kostbareres gibt als sie, und nichts ihr Ähnliches oder Gleiches gefunden werden kann. Sie ist selbst die Wahrheit, alle Erforscher der Weisheit, denn mit ihren ‘Körpern’ verflüssigt bewirkt sie das höchste der Werke. Würdet ihr etwa, wenn ihr die Wahrheit wüsstet, mir nicht vielfachen Dank sagen? Wisst also, dass das Färbende die Körper, welche (damit) gemischt sind, zerstören muss. Denn es überwältigt das, was ihm zugemischt wird, und wandelt es in seine Farbe um. Und in der gleichen Weise, wie es für den Augenschein die Oberfläche besiegt, so wird es das Innere überwältigen. Und wenn das eine flüchtig ist, das andere aber das Feuer aushält, so hält das eine mit dem andern verbunden das Feuer aus. Und wisst, dass wenn die Oberfläche geweißt wird, (auch) sein Inneres geweißt werden wird. Und wenn die ‘Wolken’ die Oberfläche des Kupfers geweißt haben, so wird ohne Zweifel (auch) das Innere geweißt werden. Und wisst, alle Erforscher der Philosophie, dass ein einziges Ding zehn überwältigt, und dass ‘unser Schwefel’ alle ‘Körper’ verbrennt.

Antwortete die Versammlung: Du hast trefflich gesprochen, Parmenides, indessen hast du den Nachfahren nicht das Verhalten des ‘Rauches’ gezeigt, noch wie durch ihn geweißt wird.