Dictum 01 – Turba Philosophorum

Die Reden der Philosophen

Dictum 1

Beginnend sagte er: Ich behaupte, dass aller Dinge Anfang eine gewisse Natur ist, und dass diese ewig ist und alle Dinge zur Reife bringt, und dass die Naturen und ihre Hervorbringungen und Vernichtungen (an) Zeiten (gebunden) sind, für die bestimmte Grenzen, an die sie zu gelangen scheinen, aufgezeichnet werden.

Ich lehre euch aber, dass die Sterne feurig sind, und dass die Luft sie in Schranken hält, und dass, wenn die Feuchtigkeit und Dichte der Luft nicht wäre, die die Flamme der Sonne von den Geschöpfen trennte, die Sonne alles Bestehende verbrennen würde. Gott aber hat die Luft als Trennendes gesetzt, damit (die Sonne) nicht verbrennt was er auf Erden geschaffen hat. Seht ihr nicht, dass die Sonne, am Himmel aufsteigend, durch ihre Wärme die Luft besiegt, nach deren Erwärmung, die Wärme zu den unter der Luft befindlichen Dingen gelangt? Und wenn dann durch die Geister, von denen die Geschöpfe erzeugt werden, nicht Luft eingehaucht würde, so würde die Sonne alle unteren Dinge mit ihrer Wärme verbrennen… . Und darum bezwingt die Luft (die Sonne und das Wasser), weil ihre Wärme mit deren Wärme und ihre Feuchtigkeit mit der Feuchtigkeit des Wassers verbunden wird. Seht ihr nicht, dass ein feines Wasser in die Luft aufsteigt, wenn die Wärme der Sonne herauskommt, (so dass) die (Sonne) das Wasser gegen sich selbst unterstützt? Und wenn das Wasser die Luft nicht mit einer feinen Feuchtigkeit ernährte, so würde die Sonne die Luft ganz und gar bezwingen. Das Feuer zieht also aus dem Wasser Feuchtigkeit heraus, durch welche die Luft das Feuer selbst bezwingt. Das Feuer und das Wasser sind daher Feinde, zwischen denen keine Verwandtschaft besteht, weil das Feuer warm und trocken, das Wasser aber kalt und feucht ist. Die Luft hat aber auch, da sie warm und feucht ist, zwischen beide ihre Übereinstimmung gestellt: Mit dem Wasser durch ihre Feuchtigkeit und mit dem Feuer durch ihre Wärme, und so ist die Luft zwischen ihnen Erzeugerin der Übereinstimmung geworden. Und schauet, alle Weisen, wie der Geist aus dem feinen Dampf der Luft entstanden ist, weil durch Wärme, die mit Feuchtigkeit verbunden ist, etwas Feines herauskommen muss, was ein Geist werden wird. Denn die Wärme der Sonne zieht aus der Luft etwas Feines aus, das sowohl Geist wie Leben wird für alle Geschöpfe. Dies alles aber geschieht nach der Anordnung Gottes. So ist es auch beim Wetterleuchten: Wenn die Wärme der Sonne auf eine Wolke trifft und sie zusammendrückt, erscheint das Wetterleuchten.

Sagte die Versammlung: Du hast das Feuer gut beschrieben; fahre daher fort.