Heinrich Khunrath – Wahrhaftiger Bericht von Philosophischen Athanor

Wahrhaftiger Bericht von Philosophischen Athanor

Heinrich Khunrath

Beider Arznei Doktor:
Auch von nützlichen Brauch desselben.
Wer kann’s also rahmen, dass jedermann sprech’ Amen?
Phy Diabolo!

Wie sehr hoch und überaus trefflich viel, in naturgemäß-alchimistischer Kunst, an rechtem und notdürftigem Regiment des Feuers auf das der Artist die gradus Ignis entweder schwach oder stark, leicht, warm oder hitzig, wie nach unterschiedlicher Zeit sein unterhanden habendes Werk es unterschiedlich erfordert und von Nöten hat, bequem haben, geben oder nehmen könne, gelegen sei, solches bezeugen übergenügsam aller wahren chimischen Philosophorum Lehren und Schriften. Auch beides die Vernunft und tägliche Erfahrung. Wer es in die Faust nimmt, der wird es selbst wohl innen, ist unnötig diesmal derenthalben anderer Gestalt langen Beweis zu führen: kann auch aus Worten also nicht verstanden, wie im Werke selbst erfahren werden. So ist auch und bleibt unwidersprechlich wahr bei chimischer Kunst erfahrene (der Unerfahrene lasse hier wieder nur sein lassen) das nicht genügend auszusprechen, wie hochnützlich das Feuer und desselben unterschiedlicher Graduum unterschiedlicher Brauch sei, in Erkündigung der Geheimnisse der Natur, auch also das in Doctrina Physica, in der Lehre von natürlichen Dingen (O Gott erleuchte aller Einäugigen und verblendeten Physicorum Sinne, Herzen und Augen, das sie diese Wahrheit erkennen!) das sage ich, Ignis billig sei und genannt werde culter anatomicus, das Zerlegemesser, damit der naturkundige die natürlichen Dinge nach künstlicher Ordnung zerlege in ihre absonderen Teile, wo von sie zusammen gesetzt, und also Recht erkennen lerne derselben natürlichen Anfänge, Teile, Wesen und Eigenschaften. Ja die Natur selbst, und nicht nur jene im Licht der Natur unerfahrener alleine Griechischer und Lateinischer Sprachen kundiger, zierlicher und subtiler Schwätzer, falsche Einbildungen. Natura per Ignem Ορθοτομεφ, h.e. rectè partiri & per contari nos Physico-Chymicè docet Naturalia, die Natur lehrt uns naturgemäß Alchimisch durchs Feuer recht zerteilen und erforschen natürliche Dinge. Mit den Syllogismis Diaelecticis & verbalibus bloss und für sich alleine ist’s Gaukelei und Kinder Werk, die Wahrheit natürlicher Geheimnisse dadurch zu untersuchen, wo ferne sie nicht gegründet sein auf Syllogismum Vulcanicum sivè Ignis realem, verè Demonstratiuum, qui Physico-Chymicè formatur.

Sophistarumque, ac logo-Daedalorum dumtaxat non timet ergo. Ignis est qui indicat Omnia, etiam Physico-Chymicè: sonderlich jetzt in diesem unserem feurigen seculo sol und muss es also sein, iudicium Mundi per ignem typicè an zu kündigen. Gott der Wunderbare lehret uns auch wunderbarlich!

Damit aber solches, wie gesagt, füglich geschehe, sollen und müssen dazu dienliche Öfen angewendet und gebraucht werden. Ignis debitus certè administrari non potest, nisi furno ad hoc apto, dicitur etiam in libro Saturni.
Ich will aber (auch diesmal) nicht handeln von allen und jeden Ignis gradibus, noch Manieren und Arten des Feuers, so in allen und jeden chimischen Arbeiten gebraucht müssen werden, und derentwegen auch nicht von allen und jeden chimischer Kunst Öfen, da ich doch solcher weit über hundert unterschiedliche wüsste vorzustellen, sondern nur alleine von Einem solchen (wonach von vielen, auf vielerlei Weise, ist gekünstelt worden, von sehr wenigen aber recht troffen, wie ich dann sehr viel und mancherlei jetzt angedeuteter unbequemen Arten oder Manieren, hin und wieder bei vielen Laboranten gesehen) von einem solchen, sage ich, welcher beides zu Extractionibus, Digestionibus, Depurationibus, Separationibus, Putrefactionibus, Solutionibus, Destillationibus, Coagulationibus und Fixationibus vieler Dingen, und auch in der andern Operation oder Nacharbeit der naturgemäß-künstlichen Zubereitung des Philosophischen Universal Steins, aus Azoth Philosophorum, dem ein jeder treuer Medicus sintemal Lapis Philosophorum die höchste Medizin ist, beides Menschlicher und auch großweltlicher Körper, nicht vornämlich zum Gold oder Silber-machen, sondern Berufs und Amtshalben, Gott zu Ehren seinem hilfsbedürftigen kranken Nächsten zu Gutem und ihm selbst zu notdürftigem Ehrlichen unterhalt in diesem Jammertal naturgemäß-künstlich billig fleißig nachsucht, sehr nützlich und ganz bequem kann angewendet und gebraucht werden.
Das jenige thänerne, kein Nütze, Tocken oder Puppenöfenlein, derer eins man beim Töpfer für einen Pfennig kauft, mit welchem ein arg-chimischer Ardelio, lange aufgezogen und noch heutigen Tages hin und wieder aufzieht tut solches fürwahr nicht.

In der Ersten oder Vorarbeit, darinnen die Philosophi ihre Magnesiam Universalem entgroben und von ihren Überflüssigkeiten reinigen werden mancherlei bisweilen auch wohl sehr starke Gradus des Feuers, und daher auch unterschiedliche Öfen gebraucht: Deswegen dieser Athanor zu denselben laboribus nicht dienlich.

Woher möchte nun einer fragen, weiß man jetzt gesagtes Letzte von Präparation des Steins der Weisen? Hast du denn den Universalstein der Philosophen aus Azoth, in angedeutetem Ofen jemals zubereitet? Antwort. Ob schon den Universalstein der Weisen ich darinnen niemals verfertigt habe, so weiß ich doch solches unfehlbar war sein, daher dieweil in diesem meinem künstlichen Ofen, Ignis gradus mit geben, nehmen oder halten der Wärme ebener Massen regiert werden können, gleich wie die Philosophi von ihrem Athanor schreiben, das in demselben geschehen solle könne und müsse: Dann dieser Meinige in solchem Brauch und Nutz dem ihrigen aller Dinge gleich ist. Aus welcher genügsamen Ursache ich diesen meinen künstlichen Ofen (wie die Philosophi die Ihrigen) auch Athanor billig nenne: und gegenwertigen jenem gleich achte. Und hindert in diesem gar nichts das mein Athanor (so viel seine äußerliche Form oder Gestalt anlangt) aller Dinge mit der alten Philosophorum vielleicht nicht überein kommt: sintemal es allhier nicht zu tun ist um die äußere Form oder Gestalt, sondern viel mehr um den Brauch und Nutz desselben.

Sind doch die Alten selbst hierinnen alle mit einander nicht eins gewesen! Wie solches deutlich zu befinden bei Graf Bernhardo, fast am Ende des dritten Teils seines Büchleins von Hermetischen Stein, da er also spricht: Wir waren aller Dinge einig in allen Sachen, aber etliche so viel des Feuers Manier (Manier saget er) anlangt, waren nicht einer Meinung. Wiewohl da man’s conferierte war es ein Ding. Denn die Turba macht Sie einig in dem Sie sagt, dass das wirkende nicht entfliehe von dem Nachfolgenden (vel, ne phasianus volet ante insequentum, ut habet Exemplar Grataroli: sive, ne fugiens prius avolet, quam ipsum persequens, ut habet textus Dornei.) und das sich das Feuer lässt machen in Mancherlei Weise (in mancherlei Weise, verstehe des Ofens halben).

Wie es sein soll und ist doch im Grunde alles auf ein Werk gerichtet. Bisher Berhardus. Demnach aber als auch Lucas der Philosophus erinnert das Gefäß und Ofen besser zu erlernen sein, aus dem Augenschein des Werks selbst als nur alleine aus Beschreibung, als will auch Ich vom Werke selbst (tanquam ab intuitia notitia) im Namen Gottes anfangen. Der Ofen ist bei mir vorfertigt bei der Hand: Man kann ihn auch, nach Gelegenheit, wohl zusehen bekommen. Ecce! Haec Fornacis Philosophicae meae est constructio, in qua Ignis Physico-artificialiter sit accensio!

Das die Philosophi in ihren Schriften lehren als Morienus, eius Ignis indesinenter Aequaliter ardeat: ita scilicet, quod neq, inualescat neq, debilis existat. Sit ergo eius Ignis Blandus & Mitis, qui per suos dies ardendo Aequalis perduret, aliter maximum sequetur damnum. Autor consili coniugi Solis & Lunae, pag: 213.

Temperamentum Ignis debet esse Aequale, donec Interior Ignis (h.e. scintillula Naturae Igneae ignea, Archaeus) Opus suum petficiat, ut inquit Gratianus, h.e.

Sein Feuer soll ohne aufhören Gleich brennen, nämlich also, dass es nicht zu noch abnehme nicht zu stark noch zu schwach sei. Sei der halben sein Feuer gleich als schmeichelnde und sanfte oder gelinde seine ganze Zeit hindurch gleichwährende, sonst möchte Schaden daher entstehen. Der Meister des Buches genannt Ratschlag von Ehestande der Sonnen und Mondes am 213. Blatte, die rechte Masse des Feuers soll sein Gleich, so lang bis das Innere Feuer (das ist das feurige Fünklein der feurigen Natur der Archaeus) sein Werk verrichtet habe, wie auch Gratianus lehret. Diesen angezogenen Ort legt der Schreiber des Buches genannt Clangor Buccinae oder Trommeten klang gar artig aus in dem Er also spricht:

Requiritur quod calor extrinsecus, id est, Ignis artificialis vel Materialis sit calidus Temperate, ita quod non excedat calorem intrinsecum, scilicet, ut calor intrinsecus retineat secum suum humidum, quod naturaliter secum trahit: quia, si calor exterior excedit, tunc humidum unctuosum, subtili terreo mixtum, a forti Igne euolat, nec in corpore perseverat. Oportet igitur, quod quicquid est superfluum, grossum & nocuum, per virtutem & decoctionem Lentam paulatim purgetur, separetur, subtilietur. Haec ille.

Turba: Cauete Ignis extensionem, sit igitur Levis. Arnoldus in Epistola ad Regem Neapolitanum: Nota, quod Ignis debet esse in principio Operis Lentus, secundo, Mediocris, tertio, Fortis: videlicet, paullatiue augmentando ipsum Ignem, donec dictus Lapis albus fiat, ultimo rubeus, h.e.

Es erfordert, sagt Er, die Notdurft, dass die äußerliche Wärme, das ist das künstliche und materialische Feuer, sei mäßig warm, also dass sie nicht übertreffe die innere Wärme, nämlich das die innere Wärme bei sich behalte ihre Feuchte welche sie natürlich nach oder mit sich zieht: Denn wo die äußere Wärme zu stark wehre, so Flüge die schmierige Feuchtigkeit mit subtiler Erdigkeit vermischet wegen zu starker Hitze davon und bliebe nicht im Leichnam.

Muss deswegen das jenige so überflüssig, grob und schädlich ist durch die Kraft gelinder Kochung immer mählich und mählich gereinigt, abgeschieden und subtiliert werden. So weit dieser.

Die Schaar der Weisen: Meidet allzu stark Feuer, Ihr sollt es gelinde machen.
Arnoldus in seinem Sendbrief an den Neapolitanischen König: Merkt dass das Feuer im Anfange des Werks soll Gelinde sein. Nachfolgend Mittelmäßig. Letztlich Starck nämlich gemächlich vermehret werden bis so lange der gemelte Stein weiss werde und letztlich rot.

Bernhardus Comes: Facite Ignem vaporosum, digerentem seu concoquentem, continuum, non tamen violentum aut bulientem, subtilem, causum, clarum, circundatum, aëreum, non comburentem, alterantem, penetrantem & unicum seu uniformem: per Deum verum, hic dixi omnem Modum Ignis. Haec Comes. h.e. Bernhardus der Graffspricht, macht vaporisch Feuer, sittig digerierend, stetig nicht zu gewaltig oder siedend, sondern ganz subtil gedämpfte und beschlossen durchscheinend klar umbringet luftig die Materiam nicht verbrennende sondern verändernde, durchdringend und gleichwährend. Und bei dem wahren Gott, Ich, spricht Er, habe gesagt alle Weise des Feuers wie es zugehen soll. Bis hier Bernhardus.

Also auch andere mehr wann Sie reden de Igne Svavi & Blandissimo sive Silente, ut est in aenigmatibus Sapientum, visione Arislei:
Chlore Febril, gut est in Soliloquium Philosophisch, Etyma Hominid Sani, neck non Galina Jovis incubantis, (vom Brüt Feuer) quem comparant Solis, dum est in Ariete: qui debet esse Continuus atque Aequalis, sine diminutione, sine augmento, & nec ad horam cessare, h.e. von Lieblichen und gleich als Schmeichelenden oder Stillen Feuer, wie in den Rätselein der Weisen und dem Wunder-Geschichte Arislei zu befinden und von febrischer Wärme wie in den geheimen einsamen Reden der Philosophen zu sehen, auch von Wärme gleich eines Gesunden Menschen, oder Hennen, die Bruteies auf Eiern sitzt, welche Wärme Sie der Sonnen Wärme, dieweil dieselbe im Himmlischen wieder ist vergleichen, so stetwährend und immer gleich, ohne ab oder zunehmen sein, auch keine Stunde ruhend unterbleiben soll: Welches alles in ihrem Athanor geschehen könne, solle und müsse.
Solches bisher erzählte alles kann (sage Ich) eben auch bequem angestellt und nützlich vollbracht werden in gegenwärtigen meinem Athanor, gleich so wohl als in dem Ihrigen: Daher Er auch billig den Ihrigen nach also genannt wird.
Man kann auch das Regiment des Feuers, per Grades, darinnen halten entweder schwach, leicht oder warm, wie man’s solcher Gestalt begehret und allezeit Gleich: Es sei nun auch auf erwähnte Grade, angestellt wie es wolle.

Ignis Sic potest dari semper aequalis.

Durch Abwechslung kann man das Philosophische Glas darinnen haben und künstlich halten (gleich wie sonst in furno accediae, in faulem Heintzen geschicht) in balneo aquoso sive Maris, in quo aeque potest haberi calor putredinalis ac in fimo equino, in welchem so wohl eine solche fäulende Wärme als im Rossmist gehabt kann werden, in balneo vaporoso humido, h.e. Roris, entweder per se, für sich alleine, auf dem mit Leinen Tüchlein umbewundenen messingen Dreifuss oder aber eingeschlossen in der hölzernen, eichenen hohlen Kugel, in balneo vaporoso sicco, auch in tripode.

Sol und muss es denn stehen in Asche, in Salze, in subtilem oder aber groben Sande, in Eisenfeil, in Hammerschlag. So kanns wie gesagt durch Umwechslung alles gar wohl sein.

In diesem Ofen kann recht (nach Lehre Bernhardi Comitis) der Schlechteste das ist die lindeste Wärme, Hüter sein: Und also dieser schleichende Fuchs Natur gemäß-künstlich endlich auch noch erschleichen was er sucht. Auf das aber auch im Universal Werk der Philosophikum, das jenige geschehe, davon Hermes und Morienus lehren in dem Sie sprechen: Vas autem suae fornaci inviolabiliter vel immobiliter firmiterque adhaereat, donec totum tempus fermentationis Etheb compleatur, h.e. das Gefäß soll in seinem Ofen unverletzlich und unverrücklich beständig bleiben bis so lange die ganze Zeit der Fermentation Solis vollbracht sei: Als hat mein Athanor einen klaren durchsichtigen gläsernen Deckel durch welchen man die eingesetzte Materiam, in Philosophischem Glase, eigentlich sehen und judizieren kann wie dieselbe sich erzeigt, ohne Eröffnung des Ofens: wodurch dann (dieweil sie ungeöffnet beschaut kann werden) Ungleichheit und Verrückung des rechten Gradus der Wärme, auch Zerstörung des Werks (wo es wegen Eröffnung Erkaltete) hochnützlich verhütet wird. Gleicher Gestalt ist das Unterteil dieses Athanoris darum auch Gläsern, auf das man nicht alleine des Nachts sondern auch zu jeder Zeit das Feuer könne sehen brennen. Welches dem Feuerkunst-liebenden sehr angenehm und gemütbeweglich ist: sintemal das Feuer geheuer und stille und daher dem Philosopho zu tiefsinniger Kontemplation (vornehmlich aber inter silentia nocturna & Luna splendente, bei nächtlicher Stille und heiterem Mondenschein) seines Unterhanden habenden Operis trefflich anreizet. Hiervon weiß niemand, als nur alleine der Kunstliebende und Verständige so es in der Tat erfahren, zu urteilen.
Etwas besonders künstliches (ohne vergebenen Ruhm, jedoch mit Wahrheit zu sagen) ist an diesem meinem Athanor auch hierinnen das man die Grade der Lauigkeit und Wärme kann stärken oder schwächen ohne einige Veränderung (verstehe Vergrößerung oder aber Verkleinerung) des Dochts und des Flämmleins, dieweil mit einerlei Flamme alle vorgezählte Grade der Wärme können gehalten und verrichtet werden. Ja auch mit Einerlei und gleichen Kosten: Nur alleine das im mittleren Teile dieses Öfleins durch die dazu bequemen Ringe, Verköcherung oder aber Verniederung geschehe, wie der Augenschein selbst lehret.

Auch ist die zu meinem Athanor gehörige Gläserne sphärische Ampel oder Lampe, sehr bequem und nützlich vor vielen anderen in dem, dass Sie also kann angestellt werden das nicht nur alleine auf Ein, zwei oder drei Tage und Nächte sondern auch (wonach Ich auch etliche Alte sonst wohlgeübte Artisten habe hören wünschen, das nämlich man solches haben möchte) auf also viel (wo vonnöten) Sie ohne neues Nachgießen des Feuers nutrimenti oder Nahrung, stetig und ohne Unterlass unauslöschlich in gleicher Flamme brennt: Dabei man den gar wohl ausreisen oder andere Geschäfte ohne Versäumung seines Werks oder aber ohne Unterhandengebung desselbigen an andere Leute in Geheim und Stille auch verrichten kann. Vor Eins zum anderen, das man von Außen an (dieweil das obere Teil durchsichtig, darum das es gläsern ist) sehen kann, wie weit Sie ausgebrennet und ohne Verrückung oder Auslöschung derselben wissen, wann von Neuen Sie wiederum anzustellen von Nöten. Zum Dritten, dass das Feuerflämmlein allezeit (wie mans erstanfänglich angestellt) unverrückt und fix an einem Orte beständig bleibt, daher ein stetiger Grad des Feuers gehabt kann werden: welches sonst nicht geschieht, wann in Vorzehrung des nutrimenti des Feuers die Tülle (wie an vielen andern Lampen zu sehen) mit dem Döchtlein nachsinkt und mählich sich immer niederer gibt, daraus denn Veränderung und Ungleichheit der Wärme (dem unterhanden habenden Werke zu schaden) entstehet.
So ist mein Docht auch unverbrennlich: mit Binsen, Baumwolle, gesponnener und roher weißer Seide (darauf etliche sehr viel halten) dieweil sie bald verbrennen, kann man in langwierigen Arbeiten nichts Beständiges vernehmen noch ausrichten.
Will man so kann die Lampe also und dermaßen auch zubereitet und angestellt werden, das durch zwei, drei oder vier Röhren derselben, 2. 3. oder 4. unterschiedliche angezeigtes Ofens gleichen zu erwärmen und zu regieren sind. Diesen Athanor kann der Künstler auch in seiner Wohnstube, Schlafkammer oder anderem Zimmer und Gemach ohne Rauch, Dampf oder Gestank gar wohl und bequem halten. Auf das aber dennoch auch nicht ein jeder (dem davon zu wissen nicht gebührt) stracks darüber laufe und sehe was man solcher Gestalt für habe, kann man ein hölzernen Behältnis oder Gehäuse, so oben auf etliche kleine Luftlöchlein lassen und dasselbe zuschließen. Ist von Nöten, dass ein jeder unverständige Mensch oder Unmensch die chimischen arbeiten des kunstliebenden nasenweislich beschnuppere und hernach sein zollisch Maulbeeren bei seines Gleichen davon habe.

Sieh her,
dieses ist der Philosophische Ofen, darinnen (wie vorne auch gesagt) geschehen und vollbracht werden können Extractio, Digestio, Depuratio, Separatio, Putrefactio, Solutio, Destillatio, Coagulatio und Fixatio vieler Dingen! Von welchem das nämlich dieser (aus oberzelter genügsamer Ursache) derselbe Ofen sei auch Wohl und Recht, kann angezogen werden der Philosophen Spruch: Unus Furnus, Unum Vas, Unus Ignis: Ein Ofen, Ein Geves, Ein Feuer: zu verstehen in der anderen Operation oder Nacharbeit der naturgemäß-künstlichen Zubereitung des Philosophischen Universal Steins, aus Azoth der Weisen, bequem und nützlich zu gebrauchen: Sintemal die innere Wärme oder wirkende Kraft das geheime unsichtbare Feuer der Natur in Azoth, h.e. Mercurio Philosophorum (so nächst GOTTES Willen der rechte Meister und Regent der Kunst Alchemiae, ja Vicarius quasi Dei, in Naturalibus, gleich als GOTTES Stad oder Haushalter in natürlichen Sachen ist, acujus nutu, proxime & secundum voluntatem Divinam, subministrante Arte, in Phisico-Chymia Omnia dependent, aus welchem Willen und gefallen nächst GOTTES Willen, vermittels der Kunst Dienst, Hilfe in Naturgämes-Alchimischer Kunst. Alles erstehet und gehet. Natura enim est quae solvit, separat, depurat, conjungit, coagulat, figit: Denn die Natur ist’s die da auflöset, scheidet, reinigt, zusammenfügt, härtet und beständig macht. Sintemal sage Ich das Feuer der Natur im Azoth, die notwendige unvermeidliche Mithilfe des äußeren sichtbaren Feuers, in gegenwärtigem Athanor, linde, schwach oder stärker, stetig und ohne Unterlass, nach allem Wunsch überkommen haben und lange behalten kann.

Est Ignis intrinsecus Naturalis rebus naturalibus omnibus, & secundum hoc Lapis noster suum habet in se Ignem: sed quiescit, nisi calore debito

Die Natur regieret: die Kunst dienet.

Ignis Naturalis, qui. Divinus dictus, atque Essentialis. Ignis exterioris, sive Elementaris, puta Carbonum, Olei, Butyri, Cerae, Seui, sive Aetherei, videlicet, vel vini sublimati non phlegmatici, vel spiritus frumenti ardentis (qui, nutriendo flammam, absumuntur, quare & ipsi additione sibi similis conservandi.) in Igne Innaturali sive Instrumentali, dicto Occasionato, puta in Balneo, Cineribus, Arena, scoria ferri, conuenienter excitetur, ad in actum Operationis artificiose stimuletur atque promoueatur. Gaudet enim Natura, in Opere hoc Physico-artificiali, operari in calido. Das ist das natürliche Feuer ist in allen natürlichen Dingen, und also hat auch unser Stein sein eigenes Feuer in sich: Es ist aber gleich als Ruhende und Stille, wo ferne es durch bequeme Wärme des äußeren als nämlich entweder des elementischen Feuers zu verstehen der Kohlen, Oles, Butter, Wachs, Unslet oder des Ätherischen, vernimm entweder des reinen unwässrigen Brandtweins, oder aber brennenden Geistes des Getreides (welche in dem Sie die Flammen erhalten verzehret werden und abnehmen, deswegen Sie auch selbst durch frischen Zusatz ihres Gleichen erhalten müssen werden) wo ferne es, sage Ich, durch das äußere Feuer in dem unnatürlichen oder instrumental Feuer, so auch (dieweil solches der Gelegenheit nach angestellt wird) das occassionierte Feuer genannt wird vernimm in Balneo, Asche, Sande, Hammerschlag bequem nicht aufbracht und zu und in den Stand seiner Wirkung künstlich angereizt und befördert werde. Denn die Natur freut sich in diesem Natur gemäß-künstlichen Werke, zu wirken in der Wärme.
Jetzt wird man nun leicht verstehen können wie es gemeint wann die Philosophi sagen nicht Balneum Maris, nicht die Asche, Sand, Kohle, nicht der künstliche Ofen, nicht das Tegiment des Feuers tun es in dieser Kunst, sondern Ignis fimi equini & clacis vivae das Feuer des Rossmists und lebendigen Kalchs tun es: Da Sie eigentlich nicht die äußerlich-empfindliche Wärme des Rossmists oder gemeinen Kalchs verstehen, sondern viel mehr kalorem Mercurii, Sulphuris & Salis Azothi Rerumque aliarum Naturalem atque internum, putredinalem, solventum, separantem, depurantem, conjungentem, alterantem, coagulantem & figentum, h.e. die natürliche Wärme Mercuri, Schwefels und Salzes des Azoth, ja auch anderer natürlicher Dinge, nämlich derselben innere faulende, auflösende, scheidende, reinigende, zusammen fügende, verändernde, erhärtende und beständig-machende Kraft und Wärme der Natur. Philosophisch gemeint und verstanden haben wollen.

Hiermit will Ich diesem Tractatum beschließen, der Kunstliebende nehme also damit vorlieb, erkenne solchen Ihm zu Nutz vorfertigt und an Tag gegeben zu sein: und bitte GOTT für mich, dass Er mich ferner sein lasse zum Guten id, quod Artifici est sua manus: So möchten vielleicht mit der Zeit Ihm auch Anleitungen widerfahren können. Erst von Geheimen des Lebens der Elementen zu samt Ihrer Früchte anreizenden, äußeren, naturgemäß- künstlich Katholisch-animierten, unseren leiblichen Augen sichtbaren auch anderen Sinnen empfindlichem Feuer der uralten Persischen, Griechischen, Römischen und anderer Völker Magorum, das ist Weisen. Zum Anderen von natürlich und Göttlich-Magischer Anzündung desselben: Welches Feuer beides in natürlicher, guter Magia, und auch in naturgemäßer Alchyma von Ihnen vielmals gebraucht worden, und von einem jeden Ihrer treuer nachfolgere, so etwas besonderes Hochnützliches in wohlgedachten geheimen guten Künsten verrichten will, auch noch heutigen Tages notwendig gebraucht müsse werden.

Zum Dritten und endlich auch von Ovo oder Vase Philosophorum, beneben von Hermetischer und GÖTTLICH-Magischer Sigillation desselben. AMEN.

Naturgemäß-Alchymisch und recht Philosophisch hab Ichs gesagt. Durch Beistand RVACH HHOCMAH-EL! Hallelu-IAH! Hallelu-IAH!
Hallelu-IAH! Phy Diabolo! AMEN.