Die beiden Säulen im Lebensbaum am Beispiel von Netzach und Hod

Dieser Text zeigt anhand der beiden Säulen des Lebensbaumes ein zentrales Thema der Kabbalah auf – das Gesetz der Polarität. Die gegenüberstehenden Säulen scheinen konträr zueinander, denn Netzach repräsentiert die Emotionalnatur und Hod verkörpert die Mentalebene, und doch ergänzen sich die beiden Aspekte und interagieren miteinander. Alles hat zwei Pole und ist doch Eines.

Der Lebensbaum ist eine Landkarte des Bewusstseins und stellt das ewige Spiel der Gegensätze, der Polaritäten dar. Der Lebensbaum bildet mit seinen 10 Sephiroth und den 22 hebräischen Buchstaben die 32 Pfade der Weisheit. So ist jedem Pfad eine Intelligenz zugeordnet, welche die zum Pfad gehörige Qualität ausdrückt.

Die zwei polaren Säulen sind die rechte und die linke Säule. Die rechte, weiße Säule, in der Kabbalah auch Säule der Gnade genannt, ist die Feuersäule, welche die aktive und männliche Energie darstellt und auch die selbstbewusste Ebene darstellt. Geben ist ein Aspekt der rechten Säule, es ist die Seite des Lichts. Demgegenüber ist die linke, schwarze Säule, die Säule der Strenge im Lebensbaum. Sie ist die Wassersäule, die unterbewusste Ebene, sie ist passiv, weiblich und magnetisch. Die linke Säule ist die Säule des Empfangens, des Nehmens, die Seite des Gefäßes.

Die jeweils unterste Sephirah auf den beiden Säulen sind Hod und Netzach und auch hier ist diese Wechselwirkung. Netzach, die siebente Sephirah und zugleich siebente Pfad im Lebensbaum, ist die verborgene bzw. okkulte Intelligenz. Aus dieser verborgenen Intelligenz strömen alle Tugenden. Netzach bedeutet Sieg, Erfolg. Netzach stellt eine ausströmende, gnädige Energie dar. Auf dieser Seite des Lebensbaumes haben wir die reine Energie ohne Form, ohne Grenze. Es ist reine Energie innerhalb und hinter der Form. Demgegenüber steht die Sephirah Hod, die Pracht bedeutet.

In Netzach ist unsere Wunsch- und Emotionalnatur. Unsere Wünsche und Emotionen sind bekanntlich unser Motor, also das, was uns die Kraft gibt unsere Wünsche bis zum endgültigen Erfolg (Sieg) zu erreichen. Hod hingegen ist die Mentalebene. Hier geht es mehr um Ideen, Gedanken und Konzepte. Hier ist aus der Intellekt als aktives Prinzip der Lebenskraft. Hod bringt also die reine ausströmende Energie von Netzach in eine klare, definierte Form. Wir könnten also sagen: „Gedanken (Hod) formen Gefühle (Netzach) oder jeder Gedanke war zuvor ein Gefühl!“

Unsere Gefühle und Emotionen können uns normalerweise viel mehr überwältigen als dies Gedanken können…Gedanken sind für uns auch fassbarer und konkreter, Gefühle hingegen weiter weg, für die meisten Menschen schwerer fassbar und kontrollierbar aufgrund ihrer enormen Kraft. Jedoch sind Gedanken eben häufig mit Emotionen verbunden oder besser sie machen unsere Emotionen sichtbarer, greifbarer. Netzach steht auch in Verbindung mit Chokmah, der zweiten Sephirah, der Wurzel des Feuers. Demnach ist Venus, die planetare Zuordnung, auch ein feuriges Wesen – jene große Muttergöttin und verkörpert das Feuer der Liebe.

Auf der anderen Seite ist Hod auf der Wassersäule. Hod hat mit Binah, der dritten Sephira, der Wurzel des Wassers, eine innere Verbindung. Netzach ist dominant, männlich, aktiv und Hod ist untergeordnet, weiblich, passiv. Netzach ist projizierend, und gibt die Energie, den Impuls. Hod hingegen ist empfänglich und bringt die undifferenzierte Energie in eine konkrete Form und Struktur. Energie und Form wäre das Gegensatzpaar hier.

So sind Netzach und Hod auf der Ebene von Gefühl und Gedanken ein anschauliches Beispiel dafür, wie die beiden Säulen des Lebensbaumes miteinander interagieren und die Polaritäten aufeinander und miteinander wirken.