Louis-Claude de Saint-Martin – Strophen über den Ursprung und die Bestimmung des Menschen

Strophen über den Ursprung und die Bestimmung des Menschen

Louis-Claude de Saint-Martin
Louis Claude de Saint Martin

I.
Die Stimme der Seele.
Überirdische Fackel, Dein Licht sinkt auf mich herab,
Das Mysterium meines Lebens wird von Dir erklärt.
Es ist nicht, weil ich Deine gütige Wärme freudig begrüße,
Wie Feuer abgeleitet von Schriftzeichen, die nie versagen;
Fackel, die erleuchtet, in Deiner Pracht strahlend
Sehe ich mich als von Deinem reinen Licht stammend.
Unsterblicher Bewohner eines himmlischen Ortes,
Vom ewigen Tage an folge ich den meinen.

II.
Mein strahlendes Geburtsrecht lässt jeglichen Ruhm verblassen,
Kein Licht soll das innere Licht verdüstern;
Wer diesen Heiligen Strahl zu verhüllen oder zu dämmen strebt,
Der, so halte ich dafür, lästert Gott Selbst;
Bezeugt es, Gesetze, welch allerheiligster Plan der Wahrheit
Eingemeißelt ist tief im Innersten des körperlosen Menschen,
wenn er – einst erzeugt von dieser Brust der Tugend –
Wörter im Tempel der Wahrheit gehört, so bezeuge es auch Du!

III.
Die göttliche Stimme.
Strahlendes Urbild meiner allmächtigen Kraft,
Meiner reinen Essenz die vollkommenste Blume –
Majestätischer Mensch, kenne Deine erhabene Wahl!
Wenn auf Dich hervor meine geheime Salbung fließt,
Ist es, um die Mission Deiner Geburt zu bestätigen,
Meine Gerechtigkeit, auf der gesamten Erde kundgetan,
Trägt mein Licht durch die dunklen Bereiche der Falschheit,
Durch die von Dir selbst verkündeten Herrschaft meiner Erhabenheit.

IV.
Die Stimme der Seele.
Ihr Elemente, in all euren Handlungen gebunden,
Folgt noch blind euren endlosen Runden –
Es ist nicht an euch, die Aufgaben der Götter zu teilen;
Der Mensch allein ist Erbe dieses göttlichen Rechtes;
Einziger Spender der Weisheit Gesetze,
Nur von der allerhöchsten Sonne zieht er Strahlen.
Ihre Herrlichkeiten lässt alle Dunkelheit verfliegen,
Und Gott im Menschen über das Universum strahlen.

V.
Ist der Mensch ein Gott? Welch eigenartige Täuschung ist das hier!
Siehe, wie dieses göttliche Wunder erscheint,
in Schwäche gekleidet, mit Schande gekrönt –
Welch Gegner hat ihm seinen alten Ruhm aberkannt?
Kein König ist er nun, wohl aber Gefangener, um Versklavung zu spüren,
Und verbannt, fern von seinem Kaisersaal,
Hört er nicht mehr die heiligen Töne des himmlischen Ufers,
Der Harfe harmonischer Schwingungen.

VI.
Die göttliche Stimme
Über allem, was lebt, hat sein einst festgeschriebenes Recht
Frieden gegeben für sein Reich, unter meinem Anblick;
Ihr Sklaven, die ihr nun euren alten Herrn unterwerft,
Frieden, wenn er begehrt, muss von euch erfleht werden!
Einst bezog er aus dem Lebensfluss, was meine Stimme hörte,
Und nach unten springend, die Erde mit Früchten erfreute;
Welche Wasser werden nun diese Wüste fruchtbar machen?
Einzig sind es Tränen aus seinen Augen, die dort hinabsteigen!

VII.
Zu ihm allein wendet sich diese Qual,
Wer meine Gerechtigkeit und ihre Streifen sich aufgeladen hat,
Auf mein Recht verzichtet, berufen seine Herrschaft zu unterstützen
Verdorbene Heerschar an Falschheit, und vergeblich gegen mich bewaffnet;
Denn Hoffnung basierend auf Verbrechen ist bald verraten,
Priester von Götzen wurden zu ihrem Opfer gemacht,
Tod ist die eine Frucht, die dem Sklaven solcher Dienst einbringt,
Und Leben ist das teure Opfer, welches er gab.

VIII.
Die Stimme der Seele.
Ewiger Gott, hat des Menschen höchst unglückselige Rasse
Für immer Euer Bild und Euer Werk entwürdigt?
Sprich, sind Deine Söhne in Scham so tief gesunken
Dass sie nicht im Namen Eurer Tugend aufsteigen?
Ist Euer heiligstes Wesen zerstört?
Euer höchster Titel – der des Vaters – nichtig?
Und muss dieser Name des Kindes, dessen Kräfte
Auf sie endlos Leben übertragen, damit nichtig werden?

IX.
Oh, wenn Deine Herrlichkeit mein Zuhause in vorzeiten wär
So lernte ich, Deine Liebe dauerte in alle Ewigkeit,
Unergründet und ungebunden ist Dein Meer der Barmherzigkeit!
Oh, Heiliger Gott, bekräftige Dein erstes Gebot!
Mit erneuter Gunst wächst Deine einstige Gnade,
Sehet, lehren sollen sie mich, meinen Pfad zu schreiten,
Unter Deinen Flügeln, und diesen Plan zu umfassen,
nach welchen mein Wesen einst von Deinem entworfen wurde.

X.
Die göttliche Stimme.
Vulkanische Kräfte, verdichtet in ihren Abgründen,
Durch Felsen und Ströme allem Übrigen verwehrt,
Doch die glühende Flamme züngelt um sie herum und bezwingt sie so –
Nutze du, oh ängstlicher Mensch, es wie Kräfte tun!
Eine stete Kraft lenkt, um die Ketten zu zerreißen,
Den Balken zu sprengen, und somit deine Freiheit zu gewinnen;
Träge sind sie, noch halten sie deiner Kraft stand,
Weit entfernt ihrer Fragmente, sollst du schließlich aufsteigen!

XI.
Wenn der rasante Blitz, ehe dem Donnerschlag,
Das gesamte Himmelsgewölbe mit Feuer offenbart,
manifestiert es einen Meister der Luft;
Dein ist dies Werk; erkenne Dein Symbol dort.
Siehe, aus der Sternenhöhe habe ich Dich ins Leben gerufen,
Es bist du, der du mit einem Lichtstrahl hinabgeschossen bist,
Und mit blitzartiger Einschlag auf irdischem Boden,
Und mit der gleichen Wucht in Deinen Himmel zurückgeschleudert.

XII.
Der Mensch ist die geheime Bedeutung von allem, was scheint,
Dass andere Lehren nur müßige Träume sind,
Lassen die Natur, fern jeglichen Streitpunkts,
Während seines großen Untergangs durch ihren Morgenstern erscheinen.
An gewaltigere Gesetze angepasst, soll er regieren,
Die Erde als seinem Thron, und seinen Stern die Krone erhalten,
Die universelle Welt sein Reich erwartend,
Ein königliches Gericht seinen alten Zustand wiederherstellt.

XIII.
Die Stimme der Seele.
Diese Stimme erneuert mich! Engel befreien von Sünde,
Beauftragte Gottes, die tief in euren Herzen verweilen,
Teilt meine Überlieferungen! Ein eifersüchtiger Herr ist Er,
Aber für meine Weisheit und Glückseligkeit –
Um meine allerhöchste Herkunft zu rechtfertigen
Um die Schätze meiner Geburtsgegend hervorzubringen –
Dass ich mit Dir aus Quellen von oben schöpfen möge
Die Konzepte des Wissens und die Konzepte der Liebe.

XIV.
Oh, wenn solch Liebe, trotz der Leere dazwischen,
Dich manchmal zu diesem irdischen Schauplatz treibt,
Werden dann nicht seine Tugenden und seine Kräfte
Uns irdischen Bewohner zu Deinen himmlischen Wegen erheben?
Oh Freunde zumindest, was auch immer für eine Gelegenheit sich ergibt,
Möge sich euer Wesen von dem meinen nicht trennen,
Mögen meine dürftigen Hymnen recht sein, um sich mit euren zu mischen,
Und möge ich in eurem Rat einen Platz finden!

XV.
Geweihte und heilige Wahrheit! Deine Stimme höre ich,
Dein ist der Sieg, dein Wort kommt nahe;
Seine göttlichen Strahlen verwandeln den Sehsinn
Bis Schauplatz und Auge das gleiche mächtige Licht ausstrahlen.
Oh göttliche Quellen, alle unvermischt mit Finsternis,
Denn Gott hat darin seinen heiligen Ort festgelegt,
Der Zeit verdrehter Pfade schwimmen unter meinen Füßen vorbei,
Ich verliere sie im Sprung in die Ewigkeit.