Kapitel 26 – Aurora von Jakob Böhme

Von dem Planeten Saturno

Das 26. Kapitel
Von dem Planeten Saturno

Saturnus, der kalte, scharfe und strenge, herbe Regent, nimmt seinen Anfang und Herkommen nicht von der Sonnen, denn er hat in seiner Gewalt die Kammer des Todes, und ist ein Vertrockner aller Kräfte, davon die Leiblichkeit entstehet.

2. Gleichwie die Sonne ist des Lebens Herze und ein Ursprung aller Geister in dem Leibe dieser Welt, also ist Saturnus ein Anfänger aller Leiblichkeit und Begreiflichkeit, und stehet in dieser zwei Planeten Gewalt der ganze Leib dieser Welt und mag keine Kreatur oder Bildung, sowohl auch keine Beweglichkeit außer dieser beider Gewalt in dem natürlichen Leibe dieser Welt werden.

3. Sein Ursprung aber ist die ernstliche, herbe und strenge Ängstlichkeit des ganzen Leibes dieser Welt, denn als in Zeit der Anzündung des Zorns das Licht in der äußersten Geburt dieser Welt verlosch – welche Geburt ist die Natürlichkeit oder Begreiflichkeit oder das Aufsteigen der Geburt aller Quellgeister – so stund die herbe Qualität in ihrer schärfesten und strengesten Geburt, und zog aller Quellgeister Gewirke ganz herb und streng zusammen. Davon dann die Erde und Steine sind worden. Und war wohl recht das Haus des Todes oder die Einschließung des Lebens, darinnen dann König Luzifer ist gefangen worden.

4. Als aber am ersten Tage das Licht durch das Wort oder Herze Gottes etwas in der Wurzel der Natur des Leibes dieser Welt wieder anbrach, gleichwie eine Erkiesung des Tages oder Anfang der Beweglichkeit des Lebens, so kriegte die strenge und herbe Geburt wieder einen Anblick oder Aufgang des Lebens in der Geburt.

5. Von diesem an ist sie gleichwie im ängstlichen Tode gestanden bis an dritten Tag, da die Liebe Gottes ist durch den Himmel des Unterscheides gedrungen und hat das Licht der Sonnen angezündet.

6. Weil aber der Sonnen Herze oder Kraft nicht konnte die ängstliche Geburt oder die Qualität des Grimmes und Zorns aufschließen und temperieren, vorab in der Höhe über dem Jupiter, so stund derselbe ganze Umzirk in grausamer Ängstlichkeit als ein Weib in der Geburt, und konnte doch die Hitze nicht erwecken von wegen der grausamen Kälte und Herbigkeit.

7. Weil aber gleichwohl allda die Beweglichkeit war aufgangen durch Kraft des verborgenen Himmels, so konnte die Natur nicht ruhen, sondern ängstete sich zur Geburt, und gebar aus dem Geiste der Schärfe den herben, kalten und strengen Sohn oder Stern Saturnum.

8. Denn der Geist der Hitze konnte sich nicht anzünden, davon das Licht und aus dem Licht durch das Wasser die Liebe und Sanftmut entstehet, sondern es war eine Geburt der strengen, kalten und ernsten Grimmigkeit, der da ist ein Vertrocknet, Verderber und Feind der Sanftmut, der in den Kreaturen die harten Beine gebäret.

9. Saturnus aber ist nicht an seinen Locum gebunden wie die Sonne, denn er ist nicht ein leiblicher Ort in dem Raume der Tiefe, sondern er ist ein Sohn, der aus der Kammer des Todes, aus der angezündeten, harten und kalten Angstlichkeit geboren ist, und ist nur ein Hausgenoß in dem Raume, da er in umlaufet. Denn er hat sein körperlich Eigentum für sieh wie ein Kind, wenn es von der Mutter geboren ist.

10. Warum er aber von Gott also aus der strengen Geburt ist aufgangen und was sein Amt ist, will ich hernach melden vom Umtreiben der Planeten.

11. Seine Höhe aber kann man nicht gar eigentlich wissen. Ich halte es aber gänzlich dafür, daß er zwischen dem Jupiter und dem allgemeinen Gestirne in der Tiefe inmitten steht, denn er ist das Herze der Leiblichkeit in der Natur.

12. Gleichwie die Sonne ist das Herze des Lebens und eine Ursache der Naturgeister, also ist er das Herze und eine Ursache aller Körper und Bildungen in der Erden und auf der Erden, sowohl in dem ganzen Leibe dieser Welt.

13. Und wie im Menschen die Hirnschale ist ein Umfasser und Einschließer des Hirns, darinnen sich die Gedanken gebären, also ist die saturnalische Kraft ein Umfasser, Vertrockner und Behalter aller Leiblichkeit und Begreiflichkeit.

14. Und gleichwie der Planet Jupiter, welcher ist ein Aufschließer und Gebärer der Sanftmut zwischen dem grimmigen Mars und dem strengen Saturnus stehet und gebäret die Sanftmut und Weisheit in den Kreaturen, also auch wird das Leben und der Sinn aller Kreaturen zwischen diesen zwei Qualitäten geboren, vorab der neue Leib dieser Welt, sowohl auch der neue Mensch, davon du bei Beschreibung des Menschen finden wirst.

Von dem Planeten Venus  

15. Venus, der holdselige Planet oder der Anzünder der Liebe in der Natur, hat seinen Ursprung und Herkommen auch von dem Aufgang der Sonnen. Seine Qualität, Wesen und Herkommen ist aber also beschaffen.

16. Hie merke dies recht und eigentlich: Als die Liebe Gottes den Locum der Sonnen oder die Sonne anzündete, so ging erstlich aus der Ängstlichkeit aus dem Loco der Sonnen, aus den sieben Quellgeistern der Natur auf der erschreckliche und grimmige bittere Feuerschrack, welches Geburt und anfänglicher Ursprung ist der angezündete bittere Zorn Gottes in der herben Qualität durch das Wasser.

17. Der ging zuerst in der Anzündung der Sonnen aus der Kammer des Todes auf und war ein Aufwecker des Todes und ein Anfänger des Lebens, und stieg ganz grimmig und zitternd über sich, bis ihn das Licht der Sonnen ergriff und infizierte. Da ward er durch die Sanftmut des Lichtes gefangen und blieb stehen. Davon ist der Planet Mars worden.

18. Nach demselben Feuerschrack ist die Kraft des Lichts, welche sich anfänglich aus dem Fetten des Wassers hinter dem Feuerschracke hat geboren, urplötzlich als eine Mächtigkeit hinach gefahren, und hat den grimmigen Feuerschrack gefangen genommen und sich über demselben hoch erhoben als ein Fürst und Zähmer der Grimmigkeit. Davon ist nun die Sinnlichkeit der Natur oder der Planet Jupiter worden.

Porten der Liebe  

19. Als aber die zween Geister der Beweglichkeit und des Lebens aus dem Loco der Sonnen durch die Anzündung des Wassers waren aufgangen, so drang die Sanftmut als ein Same des Wassers mit der Kraft des Lichts ganz sanft infizierend und freundlich unter sich in der Kammer des Todes. Davon ist die Liebe des Lebens oder der Planet Venus worden.

20. Du mußt aber allhier dies hohe Ding recht verstehen: Die Geburt oder der Aufgang der sieben Planeten und aller Sternen ist nichts anders als wie sich das Leben und die wunderliche Proporz der Gottheit von Ewigkeit geboren hat.

21. Denn als ihm König Luzifer den Locum dieser Welt als ein Zornhaus zugerichtet hatte und vermeinte, also grimmig und gewaltig darinnen zu herrschen, so verlosch zuhand das Licht in der Natur, darinnen er verrneinte, ein Herr zu sein, und erstarrete die ganze Natur als ein Leib des Todes, darinnen keine Beweglichkeit war, und mußte er als ein ewig Gefangener in der Finsternis bleiben.

22. Nun wollte aber der heilige Gott diesen Locum seines Leibes, verstehe den Raum dieser Welt, nicht lassen in ewiger Finsternis und Schande stehen und den Teufeln eigentümlich lassen, sondern gebar ein neu Regiment des Lichts und aller sieben Quellgeister der Gottheit, welches der Teufel nicht ergreifen noch fassen konnte, es war ihm auch nichts nütze.

23. Denn er kann in dem Lichte der Sonnen nichts mehr sehen als in der Finsternis, denn er ist in diesem Lichte nicht zur Kreatur worden, darum ists ihm auch nichts nütze.

24. Dieweil es aber sollte ein neu Regiment sein, so mußte es ein Regiment sein, das der Teufel nicht fassen konnte, und das er nicht zu seinem körperlichen Eigentum brauchen könnte.

25. Das ist nun also beschaffen: Es hat die Liebe oder das Wort oder das Herze, das ist: der eingeborne Sohn Gottes des Vaters, der da ist das Licht und die Sanftmut und die Liebe und die Freude der Gottheit, wie er selber saget, als er die Menschheit hatte an sich genommen: Ich bin das Licht der Welt, Joh 8,12 – den Locum dieser Welt beim Herzen genommen und in der Mitten des Raumes an der Stelle, wo der mächtige Fürst und König Luzifer war gesessen vor seinem Falle, und da er war zur Kreatur worden, neugeboren.

26. Und sind aus diesem angezündeten Loco der Sonnen sonderlich sechserlei Qualitäten entstanden und geboren worden, alles nach der göttlichen Geburt Recht.

27. Erstlich ist aufgangen der Feuerschrack oder die Beweglichkeit in der Hitze, das ist der Anfang des Lebens in der Kammer des Todes. Nach demselben ists zweitens das Licht in dem Fetten des Wassers in der Hitze scheinend worden. Das ist nun die Sonne.

28. Zum dritten als nun das Licht der Sonnen hat den ganzen Corpus der Sonnen infizieret, so ist die Kraft des Lebens, welche aus der ersten Infizierung ist aufgangen, über sich gestiegen, als gleich wenn man ein Holz anzündet oder so man Feuer aus einem Steine schläget.

29. So siehet man zuerst den Glanz und aus dem Glanz den Feuerschrack und nach dem Feuerschrack die Kraft des angezündeten Corporis. Und das Licht mit der Kraft des Corpus erhebet sich urplötzlich über den Schrack und regieret viel höher, tiefer und mächtiger als der Feuerschrack.

30. Auch qualifizieret die Kraft des angezündeten Corpus in der ausgegangenen Kraft außer dem Feuer sanft, lieblich und sinnreich, und verstehet man hierinnen das göttliche Wesen recht. Also hats auch eine Gestalt mit Werdung der Sonnen und der zwei Planeten Mars und Jupiter.

31. Weil aber der Locus der Sonnen, das ist die Sonne, alle Qualitäten nach der Gottheit Recht, wie auch alle anderen Örter in sich hatte, so stiegen auch zuhand in der ersten Anzündung alle Qualitäten auf und nieder und gebaren sich nach ewigem unanfänglichem Recht.

32. Denn die Kraft des Lichts, welche die herbe und bittere Qualität in dem Loco der Sonnen sänftigte und dünne machte gleich dem Wasser oder der Liebe des Lebens, stieg unter sich nach der Demütigkeit Art.

33. Daraus ist der Planet Venus worden, denn er ist in dem Hause des Todes ein Aufschließer der Sanftmut oder Anzünder des Wassers und ein weicher Durchdringer in der Härtigkeit, ein Anzünder der Liebe, in welchem das Oberregiment als der bittern Hitze des Mars und die herzliche Sinnlichkeit des Jupiters begierlich wird.

34. Davon entsteht die Infizierung, denn die Venuskraft macht den grimmen Mars oder Feuerschrack linde und sänftiget ihn. Und den Jupiter macht sie demütig, sonst bräche die Kraft Jupiters durch die harte Kammer Saturni und den Menschen und Tieren durch die Hirnschale und verwandelte sich die Sinnlichkeit in Hochmut über der Gottheit Geburtrecht auf Art und Weise des stolzen Teufels.

Von dem Planeten Marcurius

35. So man will gründlich und eigentlich wissen, wie da sei die Geburt oder der Anfang der Planeten und Sternen und des Wesens aller Wesens in der Tiefe dieser Welt, so muß man eigentlich die instehende Geburt oder des Lebens Anfang im Menschen betrachten.

36. Denn dasselbe nimmt einen solchen Anfang und Aufgang und stehet auch in solchem Orden wie die Geburt des Wesens aller Wesen in dem Leibe dieser Welt.

37. Denn das anstehende Rad der Sternen und Planeten ist anders nicht als wie die Geburt in dem siebenten Naturgeiste vor den Zeiten der Welt ist aufgangen, darinnen sich haben Bildnisse und Figuren, sowohl himmlische Früchte, figurieret nach der ewigen Gottheit Recht.

38. Weil denn der Mensch ist nach der Qualifizierung Gottes und auch aus dem göttlichen Wesen geschaffen, so hat das menschliche Leben einen solchen Anfang und Aufgang, wie der Planeten und Sternen gewesen ist.

39. Denn der Planeten und Sternen Anfang, Instehen, Lauf und Wesen ist anders nicht als der Anfang und Trieb oder das Regiment im Menschen.

40. Wie nun das menschliche Leben aufgehet, also ist auch die Geburt der sieben Planeten und Sternen aufgangen, und ist in diesem gar kein Unterscheid.

Das Centrum oder Zirkel des Lebens Geburt – Die große Tiefe  

41. Vor diesen Spiegel fordert der Geist die Medicos, sonderlich aber die Anatomicos und Menschenschinder, die durch ihre Schinderei haben wollen die Geburt und Aufgang des menschlichen Lebens erfahren, und haben manchen unschuldigen Menschen wider Gottes und der Natur Recht und Gesetz ermordet, in Hoffnung, die wunderliche Proporz und Gestalt der Natur zu erkundigen, damit sie vielen andern könnten zur Gesundheit dienen.

42. Weil sie aber in der Natur erfunden werden als Mörder und Übeltäter wider Gottes und der Natur Gesetz und Recht, so spricht ihnen der Geist, welcher mit Gott inqualieret, ihre Mörderei nicht für recht.

43. Hätten sie doch die wunderliche Geburt der Menschen können viel näher und gewisser erfahren, wenn sie ihr stolzer Hochmut und teuflischer mörderischer Suchlust hätte lassen dazu kommen, welcher ihnen die rechten göttlichen Sinnen verkehrst hat. Sie haben nur wollen mit Menschen und nicht mit Göttern kämpfen. Darum ist ihnen der Lohn ihres Irrtums billig zuteil worden.

44. Wohlauf, ihr gekröneten Hütlein, laßt sehen, ob auch ein einfältiger Laie könne die Geburt des Mensch Lebens in der Erkenntnis Gottes erforschen. Ists unrecht, so widerlegts; ists aber recht, so lassets stehen.

45. Diese Beschreibung von des Menschen Lebensgeburt setze ich darum hieher, damit der Ursprung der Sternen und Planeten könne besser gefasset werden. Bei der Beschreibung von Erschaffung des Menschen wirst du alles urkundlicher und tiefer finden, wie der Anfang des Menschen sei.

46. Nun merke: Der Same im Menschen wird auf Art und Weise geboren, wie die wunderliche Proporz und Gestalt der Natur ist in ihrem Ringen und Aufgang von Ewigkeit geboren worden.

47. Denn das menschliche Fleisch ist und bedeutet die Natur in dem Leibe Gottes, welche von den andern sechs Quellgeistern geboren wird, darinnen sich die Quellgeister wiederum gebären und in unendlich erzeigen, darinnen Formen und Bildungen aufgehen und darinnen sich das Herze Gottes oder die heilige klare Gottheit im mittlern Sede über der Natur gebäret im Centro, wo des Lebens Licht aufgehet.

48. Nun aber sind in dem menschlichen Leib in dem Geburtregiment drei unterschiedliche Dinge, da ein jedes ein sonderliches ist, und sind doch auch nicht voneinander getrennt, sondern sind alle drei zusammen nur der einige Mensch nach Art und Weise der Dreiheit in dem göttlichen Wesen.

49. Das Fleisch ist nicht das Leben, sondern es ist ein tot unverständiges Wesen, welches, wenn des Geistes Regiment darinnen aufhöret zu qualifizieren, alsbald ein tot Aas wird, verfaulen und zerstieben muß.

50. Nun aber kann auch kein Geist außer dem Leibe in seiner Vollkommenheit bestehen, denn alsbald er von dem Leibe entschieden wird, verlieret er das Regiment. Denn der Leib ist die Mutter des Geistes, in welcher der Geist geboren wird und in welcher er seine Stärke und Kraft nimmt. Er ist und bleibet wohl der Geist, wenn er vom Leibe geschieden wird, aber er verlieret das Regiment.

51. Diese drei Regimente sind der ganze Mensch mit Fleisch und Geiste, und haben zu ihrem Anfang und Regiment sonderlich siebenerlei Gestalt nach Art und Weise der sieben Geister Gottes oder der sieben Planeten.

52. Wie nun Gottes ewiges, unanfängliches Geburtregiment ist, also ist auch der Anfang und Aufgang der sieben Planeten und Sternen, und also ist auch der Aufgang des Menschen Lebens.

53. Nun merke: Wenn du sinnest und denkest, was da sei in dieser Welt und außer dieser Welt oder das Wesen aller Wesen, so spekulierest du oder sinnest du in dem ganzen Leibe Gottes, welcher ist das Wesen aller Wesen, und der ist ein unanfängliches Wesen.

54. Er hat aber in seinem eigenen Sede seine Beweglichkeit, Vernünftigkeit oder Begreiflichkeit, sondern ist eine finstere Tiefe, die weder Anfang noch Ende hat. Es ist darinnen weder dicke noch dünne, sondern ist eine finstere Kammer des Todes, da nichts gespüret wird, auch weder kalt noch warm, sondern ist das Ende aller Dinge.

55. Dieses ist nun der Leib der Tiefe oder die wahrhaftige Kammer des Todes.

56. Nun aber sind in diesem finstern Tale die sieben Geister Gottes, die auch weder Anfang noch Ende haben, da keiner der erste und auch keiner der ander, dritte und letzte ist.

57. In diesen sieben Regimenten teilet sich das Regiment in drei unterschiedliche Wesen, da keines außer dem andern ist oder von dem andern getrennet wird. Die sieben Geister aber gebären auch je einer den andern von Ewigkeit zu Ewigkeit.

58. Das erste Regiment stehet in dem Corpus aller Dinge, das ist in der ganzen Tiefe oder Wesen aller Wesen. Der hat an allen Enden und Orten die sieben Geister in sich habhaftig und eigentümlich, unabtrennlich oder unverrücklich zum Eigentum.

59. So nun die sieben Geister nirgends an einem Orte nicht triumphierend ringen, so ist am selben Orte keine Beweglichkeit, sondern eine tiefe Finsternis. Und ob gleich die Geister am selben Orte vollkömmlich sind, noch ist der Locus ein finster Haus, wie du solches an einem finstern Gemache kannst verstehen, darinnen die angezündeten Geister der Planeten und Sternen nicht können die Elementa anzünden.

60. Nun aber ist die Wurzel der sieben Geister an allen Enden, aber außer dem Ringen stehet sie stille, und spüret man keine Beweglichkeit.

61. Ein solch Haus ist die ganze Tiefe außer, in und über allen Himmeln, welches Haus heißt die Ewigkeit. Und ein solch Haus ist auch das Fleischhaus in Menschen und allen Kreaturen.

62. Und diesen Wesen zusammen begreift die Ewigkeit, welche nicht Gott heißt, sondern der unallmächtige Leib der Natur, da zwar die Gottheit unerstorben im Kern der sieben Geister verborgen stehet, aber nicht begriffen noch verstanden wird.

63. Ein solch Haus ist auch der ganze Raum dieser Welt worden, als sich die Gottheit in den sieben Geistern vor den greulichen Teufeln verborgen hat. Wäre es auch noch, wenn nun nicht die sieben Planeten und Sternen wären aus den Geistern Gottes aufgangen, welche die Kammer des Todes in dem finstern Hause dieser Welt an allen Enden wieder aufschließen und anzünden, davon das Regiment der Elementen entstehet.

64. Ferner sollst du aber gleichwohl auch wissen, daß das Regiment der sieben Geister Gottes in dem Hause dieser Welt darum nicht sei im Tode vertrocknet, daß nur alles müsse von den Planeten und Sternen sein Leben und Anfang bekommen.

65. Nein, denn die klare Gottheit stehet allenthalben im Zirkel im Herzen der ganzen Tiefe verborgen, und die sieben Geister stehen in dem Leibe der Tiefe in Ängstlichkeit und großer Sehnlichkeit und werden von den Planeten und Sternen immer angezündet, davon die Beweglichkeit und die Geburt in der ganzen Tiefe entstehet.

66. Dieweil sich aber das Herze der Gottheit in dem Leibe dieser Welt in der äußersten Geburt, welches ist die Leiblichkeit, verbirget, so ist die Leiblichkeit ein finster Haus, und stehet alles in großer Ängstlichkeit und bedarf eines Lichts, welches in der Kammer der Finsternis leuchtet, welches ist die Sonne, also lange bis sich das Herze Gottes in den sieben Geistern Gottes in dem Hause dieser Welt wieder wird bewegen und die sieben Geister anzünden.

67. Alsdann werden die Sonne und die Sternen wieder in ihren ersten Locum treten und in solcher Forma vergehen, denn es wird das Herz oder Licht Gottes wiederum in der Leiblichkeit, das ist in dem Leibe dieser Welt leuchten und alles erfüllen.

68. Alsdann höret die Ängstlichkeit auf, denn wenn die Ängstlichkeit im Geburtregiment die Süßigkeit des Lichts Gottes kostet, daß das Herze Gottes mit im Geburtregiment triumphieret, so ist alles freudenreich und triumphieret der ganze Leib.

69. Welches jetzunder in dieser Zeit in dem Hause dieser Welt nicht sein kann von wegen der grimmigen gefangenen Teufel, welche in der äußersten Geburt in dem Leibe dieser Welt haushalten bis in das Gerichte Gottes.

70. Hie kannst du nun verstehen, wie das Herze Gottes die Wurfschaufel in der Hand hat und wird einmal seine Tennen fegen, welches ich hiemit ernstlich anmelden tue als in Erkenntnis im Lichte des Lebens, wo das Herze im Lichte des Lebens durchbricht und verkündet den hellen Tag.

Vom Menschen und Sternen  

71. Wie nun die Tiefe oder das Haus dieser Welt ist ein finster Haus, da sich die Leiblichkeit ganz dicke, finster, ängstlich und halb tot gebäret und nimmt von den Planeten und Sternen sein Wallen, welche den Leib in der äußersten Geburt anzünden, davon der Elementen Beweglichkeit entstehet, sowohl das figurliche und kreatürliche Wesen, also ist auch das Fleischhaus des Menschen ein finster Tal, da zwar die Ängstlichkeit zur Geburt des Lebens innen ist und sich immer hoch bemühet, in willens sich ins Licht zu erheben, davon sich möchte das Leben anzünden.

72. Weil sich aber das Herze Gottes im Centro oder Kern verbirget, so kann es nicht sein, gebäret derowegen die Ängstlichkeit nicht mehr als einen Samen. Das Fleischhaus gebäret einen Samen seines gleichen wieder zu einem Menschen, und des Geistes Haus in dem Instehen der sieben Geister gebäret in dem Samen einen andern Geist seines gleichen wieder zu einem Menschengeist.

73. Und des verborgenen Herzens Haus gebäret ihm auch wieder einen solchen Geist, der dem Fleischhause und auch den siderischen Geburtgeistern im Leibe verborgen stehet, gleichwie das Herze Gottes in den sieben Geistern Gottes in der Tiefe dieser Welt in den Geistern verborgen stehet und sie nicht anzündet bis nach dieser Enummeration oder Zeitrechnung.

74. Dieser dritte Geist ist die Seele im Menschen, und inqualieret mit dem Herzen Gottes als ein Sohn oder kleines Götterlein in dem großen unermeßlichen Gott.

75. Nun diese drei unterschiedlichen Regimente werden in dem Samen geboren, welcher seinen Ursprung im Fleische nimmt, wie ich davorne angemeldet habe.

76. Nun merke die verborgene Geheimnis: Ihr Naturkünder, nun merket die Porten der großen Geheimnis: Aus der ängstlichen Kammer in dem Leibe dieser Welt aus den sieben Geistern Gottes sind aufgangen die Sternen, die zünden an den Leib dieser Welt, und aus dem Leibe gebäret sich nun die Frucht oder der Same, welcher ist Wasser, Feuer, Luft, Erde.

77. Die Erste ist des siebenten Geistes Gottes Frucht, welcher ist die Natur der Leiblichkeit, darinnen sich die andern sechs Geister wieder gebären und den Salitter des siebenten Geistes in unendlicher Gestalt und Formen figurieren, also daß die Erde auch ihren Samen gebäret, welches ist die Frucht der Gewächse, wie solches vor Augen ist.

78. Nun ist des Menschen Fleischhaus auch ein solch Haus wie die finstere Tiefe dieser Welt, darinnen sich die sieben Geister Gottes gebären.

79. Weil aber der Mensch ein eigen Leib ist, der da ist ein Sohn des ganzen Leibes Gottes, so gebäret er auch einen eigenen Samen nach dem Regiment seiner körperlichen Quellgeister.

80. Der Leib nimmt seine Speise von dem Samen der sieben Geister Gottes in dem Leibe der großen Tiefe, welcher ist Feuer, Luft, Wasser, Erde. Von der Erden nimmt er die Geburt der Erden oder die Frucht, denn er ist viel edler als die Erde. Er ist eine ausgezogene Masse aus dem Salitter aus dem siebenten Naturgeiste.

81. Denn als der Leib der Natur durch die Teufel angezündet war, so zog das Wort oder Herze Gottes die Massam zusammen, noch ehe als der verderbte Salitter zusammengedrückt war, welcher nun Erde heißt, von wegen der harten Grimmigkeit oder Verderbung.

82. Als aber die Erde zusammengedrückt war, so stund die Massa in der finstern Tiefe in dem erschaffenen Himmel zwischen der ängstlichen Geburt und der Liebe des Herzens Gottes bis an den sechsten Tag. Da blies das Herze Gottes das Licht des Lebens aus seinem Herzen in der Massa innerste oder dritte Geburt.

83. Als dieses geschah, so fingen in der Massa die sieben Quellgeister an zu qualifizieren, und gebar sich in der Massa der Same der sieben Quellgeister, als Feuer, Luft und Wasser, wie in dem Leibe der Tiefe.

84. Also ward der Mensch eine lebendige Seele nach Art und Weise, wie da ist aufgegangen die Sonne und daraus die sieben Planeten.

85. Das Licht im Menschen, welches das Herze Gottes hat neingeblasen, bedeut die Sonne, welche in der ganzen Tiefe leuchtet, davon du bei der Schöpfung des Menschen wirst klarer finden.

86. Nun siehe: Gleichwie in der Tiefe dieser Welt durch Anzündung der Sternen wird aus dem Leibe der finstern Tiefe ein Same geboren gleich dem kreatürlichen Leibe, also auch in gleicher Gestalt wird in dem Fleischhause des Menschen ein Same geboren nach der sieben Quellgeister ewigem Geburtrecht.

87. Und in dem Samen sind drei unterschiedliche Dinge, da je eines das andere nicht ergründen kann. Und sind doch nur in dem einigen Samen, und inqualieren auch miteinander als ein Wesen, und ist auch nur ein Wesen und auch drei unterschiedliche Dinge nach Art und Weise der Dreiheit in der Gottheit.

88. Erstlich ist der ganze Körper des Menschen, der ist ein finster Haus und hat außer der sieben Geister Qualifizieren keine Beweglichkeit, sondern ist ein finster Tal gleichwie der Leib der Tiefe dieser Welt.

89. Nun ist in dem finstern Leibe des Menschen auch ein solch Regiment mit den sieben Geistern gleichwie in dem Leibe der Tiefe. Wenn die sieben Geister nach der Gottheit Geburtrecht qualifizieren, so gebäret sich aus dem Ringen der sieben Geister ein Same nach ihres gleichen.

90. Derselbe Same hat nun erstlich eine Mutter, das ist die finstere Kammer des Fleischhauses. Zum zweiten hat er eine Mutter, das ist das Rad der sieben Geister nach Art der sieben Planeten. Zum dritten hat er eine Mutter, die wird im Zirkel der sieben Geister geboren inmitten und ist das Herze der sieben Geister.

91. Das ist nun die Mutter der Seelen, welche die sieben Geister durchscheinet und lebendig macht. Und an dieser Stätte inqualieret der Same mit dem Herzen Gottes, aber nur derjenige, in welchem das Licht angezündet wird. In welchem aber das Zornfeuer brennet, da bleibet diese dritte Mutter in der finstern Kammer gefangen.

92. Und ob sie gleich die dritte Mutter ist, so bleibt sie doch eine Närrin, so das Licht in ihr sich nicht anzündet, gleichwie die Tiefe dieser Welt eine Närrin vor dem Herzen Gottes ist, in dem das Rad der sieben Geister in so großer Ängstlichkeit stehet, in so vielem Verderben und Erlösen, in Hitze und Kälte, wie vor Augen ist.

93. Wenn aber die dritte Mutter im Lichte angezündet wird, so stehet sie im geschaffenen Himmel des heiligen Lebens und durchleuchtet die andere Mutter, davon die sieben Geister einen freundlichen Willen bekommen, welcher ist die Liebe des Lebens, wie du kannst davorne im 8. Kapitel von der Liebegeburt Gottes lesen.

94. Die dritte Mutter aber kann sie nicht immer beharrlich durchleuchten, denn sie stehet in dem Hause der Finsternis, sondern sie gibt ihr manchmal einen Blick, gleich als wenns wetterleuchtet, davon die dritte Mutter manchmal auch ganz lüsternd wird und sich hoch erfreuet, aber von der Grimmigkeit des Zorns Gottes bald wieder zugeriegelt wird.

95. Auch so tanzet der Teufel auf dieser Porten, denn es ist die Gefängnis, darinnen der neue Mensch verborgen lieget und darinnen der Teufel gefangen liegt.

96. Ich meine aber in dem Hause der Tiefe dieser Welt, wiewohl das Fleischhaus und die Tiefe alles zusammen miteinander inqualieret als ein Leib, und ist auch ein Leib, allein unterschiedliche Partes, oder Glieder.

Die Tiefe im Centro

97. Siehe, wenn nun der Same geboren ist, so stehet er inmitten des Leibes im Herzen, denn daselbst fänget die Mutter der Dreiheit.

98. Erstlich fänget der herbe Geist, der zeucht eine Massa aus dem süßen Wasser zusammen, das ist aus der Fettigkeit des Herzengeblütes oder Saftes oder Öles des Herzens. Dasselbe Öl hat nun schon die Wurzel der Dreiheit in sich wie der ganze Mensch, denn es ist eben, als würfe man einen Zunderfeuer in Stroh.

99. Nun fraget sichs, wie das zugebe. Hie ist nun der rechte Grund des Menschen. Nun merke eigentlich, denn es ist der Spiegel des großen Geheimnis, die tiefe Verborgenheit der Menschheit, darum alle Gelehrten von der Welt her haben getanzet und haben diese Tür gesucht und doch nicht funden.

100. Nun muß ich aber einmal anmelden, daß es die Morgenröte des Tages sei, als es dann der Türhüter haben will.

101. Nun merke: Gleichwie die erste Massa ist worden, daraus Adam ein lebendiger Mensch ward, also auch in gleicher Gestalt wird ein jeder Massa oder Same der Dreiheit in jedem Menschen.

102. Merke: Als der Salitter oder das Gewirke der sechs Quellgeister, welches ist der siebente Naturgeist, in dem Raum dieser Welt angezündet ward, so stund das Wort oder Herze Gottes allenthalben mitten im Zirkel der sieben Geister als ein Herze, das alles, verstehe den ganzen Raum dieser Welt, auf einmal zugleich erfüllet.

103. Weil aber die Tiefe, das ist der ganze Raum dieser Welt seines Vaters, verstehe des Herzes, Gottes Leib war, verstehe des Vaters Leib und das Herze in dem ganzen Leibe leuchtete als des Vaters Glanz, so war der verderbte Salitter allenthalben mit dem Lichte oder Herzen Gottes infizieret und konnte das Herze Gottes auch nicht daraus fliehen, sondern verbarg seinen Glanz und Schein in dem Leibe der ganzen Tiefe vor den greulichen angezündeten Geistern der Teufel.

104. Als dieses geschah, so wurden die Quellgeister alle ganz grimmig und hart ringend, und der herbe Geist als der stärkeste zog in dem siebenten Naturgeiste das Gewirke der andern fünf ganz schrecklich zusammen, davon die bittere Erde und Steine worden, waren aber noch nicht zusammengetrieben, sondern schwebeten in der ganzen Tiefe.

105. In dieser Stunde ist die Massa zusammengezogen worden. Denn als sich das Herze Gottes in dem Salitter verbarg, so blickte es den ganzen Raum oder Leib wieder an und dachte, wie ihm wieder zu helfen wäre, damit wieder ein englisch Reich in der Tiefe dieser Welt würde.

106. Der Anblick aber war der Liebegeist im Herzen Gottes. Der infizierte an dem Orte des Anblickes das Öle des Wassers, wo zuvorhin war das Licht aufgegangen.

107. Hie bedenke St. Petri Anblick im Hause Kaiphä, es ist eben das.

108. Gleichwie der Mann das Weib anblicket und das Weib den Mann, und des Mannes Geist, verstehe die Wurzel der Liebe, welche im Aufgang des Lebens aus dem Wasser durch Feuer aufgehet, so wohl auch des Weibes Geist, ein Geist den andern in demselben Öle des Herzens fänget, davon alsbald eine Massa, Same oder treibender Wille eines andern Menschen in der Massa entstehet.

109. Eben auf solche Weise ist auch die erste Massa worden, denn der Liebegeist im Herzen Gottes blickte in dem Leibe des angezündeten zornigen Vaters das Wasser des Lebens an, davon und daraus die Liebe im Feuerblitz aufging vor der Zeit des Zorns.

110. In diesem Anblicke hat ein Geist den andern gefangen. Das Öle oder Wasser im Zorn hat den Liebegeist im Herzen Gottes empfangen und mit demselben inqualieret, und der herbe Geist hat die Massam zusammengezogen. Allda ist es schon eine Geburt oder ein Wille einer ganzen Kreatur gewesen gleichwie der Same im Menschen.

111. Nun ist aber die Feste des Himmels zwischen das Herze Gottes und die angezündete harte Kammer des Todes geschlossen worden, sonst hätte sich alsbald das Leben in der Massa angezündet. Denn die Feste war in der Massa sowohl als außer der Massa, welche ist das Scheideziel zwischen dem Herzen Gottes und den grimmigen Teufeln.

112. Darum mußte das Wort oder Herze Gottes den wallenden Geist in der Massa aufblasen, welches erst am sechsten Tage geschah aus gewissen Ursachen.

113. So aber der Himmel nicht wäre als eine Feste in der Massa zwischen das Herze Gottes und der Massa körperliche Quellgeister geschlossen gewesen, so hätte die Massa können die Seele aus eigner Kraft anzünden, gleich wie mit den heiligen Engeln geschah.

114. Es wäre aber zu fürchten gewesen, daß es würde sein zugangen wie mit dem schönen Söhnlein Luzifer, dieweil die körperlichen Quellgeister in der Massa schon im Zornfeuer angesteckt waren.

115. Darum mußte der Himmel eine Feste zwischen dem Funken, welcher das Herze Gottes im ersten Anblick hatte empfangen, sein, im Fall, da ja der Corpus im Zornfeuer verdürbe, daß doch der heilige Same bliebe, welcher ist die Seele, die mit dem Herzen Gottes inqualieret, daraus dann könnte ein neuer Leib werden, wenn der ganze Gott würde die Tiefe dieser Welt wieder im Lichte des Herzens Gottes anzünden, wie es dann auch also geschehen ist, erbarme es die Liebe Gottes.

116. Der teure Mann Moses schreibet: Gott habe den Menschen aus einem Erdenkloße gemacht, wie es die Gelehrten verdeutschet haben. Er ist aber nicht dabei gewesen, als es geschehen ist.

117. Dies muß ich aber sagen, daß Moses wohl recht geschrieben hat. Aber der rechte Verstand, woraus die Erde worden sei, ist beides dem Mosi und auch seinen Nachkömmlingen im Buchstaben verborgen blieben und hat es der Geist bis auf diese Zeit verborgen gehalten.

118. Es ist auch Adam, weil er noch im Paradeis gewesen, verborgen gewesen. Nun aber wird es ganz offenbar, denn das Herz Gottes hat an die Kammer des Todes angesetzet und will nahen durchbrechen.

119. Darum werden jetzunder je länger je mehr etliche Strahlen des Tages in etlicher Menschen Herzen durchbrechen und den Tag verkündigen.

120. Wenn aber diese Morgenröte wird vom Aufgang zum Niedergang scheinen, so ist vorbaß mehr keine Zeit, sondern die Sonne des Herzens Gottes gehet auf und wird RA. RA. RP. in der Kelter außer der Stadt gestoßen und mit ihm AM. R. P.

121. Dies sind verborgene Worte und werden allein in der Sprache der Natur verstanden.

122. Moses schreibet wohl recht, daß der Mensch sei aus Erde geschaffen worden. Aber zu der Zeit, als die Massa vom Worte gehalten ward, war die Massa noch nicht Erde. So sie aber nicht wäre vom Worte gehalten worden, so wäre dieselbe Stunde schwarze Erde daraus worden, aber das kalte Zornfeuer war schon darinnen.

123. Denn dieselbe Stunde, als sich Luzifer erhub, ergrimmete der Vater in den Quellgeistern gegen die Legionen Luzifers und verbarg sich das Herze Gottes in der Festen des Himmels. Da war der Salitter oder das Gewirke der Leiblichkeit schon brennend, denn außer dem Lichte ist die finstere Kammer des Todes.

124. Die Massa aber ward in der Festen des Himmels gehalten, daß sie nicht erstarb, denn als das Herze Gottes mit ihrer hitzigen die Massam anblickete, so fing das Öl in der Massa, welches aus dem Wasser durchs Feuer aufstieg, daraus das Licht aufgehet und daraus der Liebegeist aufgehet, das Herze Gottes, und ward eines jungen Sohnes schwanger.

125. Das war der Same der Liebe, denn eine Liebe empfing die andere. Der Massa Liebe empfing die Liebe aus dem Anblicke des Herzens Gottes und ward damit infizieret und schwanger. Und das ist der Seelen Geburt. Nach diesem Sohne ist der Mensch Gottes Bild.

126. Die Quellgeister in der Massa konnten aber hiemit nicht bald von der Seelen angezündet werden, denn die Seele stund nur im Samen der Massa mit dem Herzen Gottes in seinem Hirnmel verborgen, bis der Schöpfer die Massam aufblies. Da zündeten die Quellgeister die Seele auch an; da lebete Leib und Seele zugleich.

127. Die Seele hatte wohl vor dem Leibe ihr Leben, aber es stund in dem Herzen Gottes in der Massa im Himmel verborgen und war nur ein heiliger mit Gott inqualierender Same, welcher ewig, unvergänglich und unzerstörlich war, denn es war ein neuer und reiner Same zu einem Engel und Bilde Gottes.

128. Das Gewirke aber der ganzen Massa war ein Auszug oder Anziehung des Wortes Gottes aus dem Gewirke der Quellgeister oder des Salitters, daraus Erde ward.

129. Dieser Auszug war noch nicht zu Erde worden, obs gleich der Erden Salitter war, sondern ward vom Worte gehalten. Denn als der Liebegeist aus dem Herzen Gottes den Salitter der Massa anblickte, so fing der Salitter und ward im Centro der Seelen schwanger. Und das Wort stund in der Massa im Schalle, aber das Licht blieb im Centro der Massa in der Festen des Himmels im Öle des Herzens verborgen stehen und bewegete sich nicht außer der Festen des Himmels in der Geburt der Quellgeister.

130. Sonsten wo sich das Licht in der Seelen Geburt hätte angezündet, so hätten alle sieben Quellgeister, auch der ewigen Gottheit Recht, in dem Lichte triumphieret und qualifizieret, und wäre ein lebendiger Engel gewesen. Weil aber der Zorn den Salitter schon hat infizieret, so war der Schade zu fürchten wie beim Luzifer.

131. Nun fraget sichs, warum denn nicht auf diesmal sind viel Massen geschaffen worden, daraus alsbald wäre auf einmal ein ganz englisch Heer an des gefallenen Luzifers Stelle worden? Warum sich doch sollte eine solche lange Zeit im Zorne verlängern und warum doch das ganze Heer sollte aus der einigen Massa geboren werden in solcher gar langen Zeit? Oder hat der Schöpfer diesmal nicht den Fall des Menschen gesehen und erkannt? Dieses ist nun das rechte Tor der Verborgenheit Gottes, daran der Leser ja merken soll, daß es nicht eines Menschen Vermögen wäre, solches zu erkennen oder zu wissen, wo nicht die Morgenröte im Centro in der Seelen anbräche. Denn es sind göttliche Geheimnisse, die kein Mensch aus eigener Vernunft erforschen kann. Ich achte mich auch zu unwürdig dazu. Ich werde auch Spötter genug haben, denn die verderbte Natur schämet sich grausam sehr vor dem Lichte.

132. Ich kann es aber darum nicht unterlassen, denn wenn das göttliche Licht im Zirkel des Lebens Geburt anbricht, so freuen sich die Quellgeister und sehen im Zirkel des Lebens in ihrer Mutter zurück in die Ewigkeit und auch vor sich in die Ewigkeit.

133. Es ist aber nicht ein beharrliches Wesen oder Verklärung der Quellgeister, viel weniger des tierischen Leibes, sondern es sind Strahlen der Durchbrechung des Lichts Gottes mit feurigem Trieb, welcher aufsteiget durch das sanfte Wasser des Lebens in der Liebe und bleibet in seinem Himmel stehen.

134. Darum kann ichs weiter nicht bringen als vom Herzen ins Hirn vor den fürstlichen Stuhl der Sinnen. Da wird es in der Festen des Himmels verschlossen und gehet nicht wieder durch die Quellgeister zurück in die Mutter des Herzens, daß es könnte auf die Zunge kommen. So dies geschähe, wollte ichs mündlich sagen und der Welt verkündigen.

135. Will es derowegen in seinem Himmel lassen stehen und nach meinen Gaben schreiben und mit Verwunderung zusehen, was doch werden will, denn ich kann es in den Quellgeistern nicht genug begreifen, dieweil sie in der ängstlichen Kammer stehen. Der Seelen nach sehe ichs wohl, aber die Feste des Himmels ist dazwischen, in welche sich die Seele verbirgt und allda selbst ihre Strahlen vom Lichte Gottes empfähet, gehet derowegen durch die Feste des Himmels, wie es wetterleuchtet, aber ganz sanft gleich einer lieblichen Wonne.

136. Daß ich also in der Begreiflichkeit meiner instehenden Quellgeister oder im Zirkel des Lebens anders nicht erkennen kann, denn der Tag breche an. Will derowegen dieser Erkenntnis nach schreiben, und sollte gleich der Teufel die Welt stürmen, welches er doch nicht tun kann, sondern es wird ihm auch hiermit sein Stundenglas gezeiget.

137. Nun wohlher, ihr Gnadenwähler, die ihr vermeinet, ihr treffts und den einfältigen Glauben für eine Närrin haltet. Ihr habt lange vor dieser Tür getanzet und euch der Schrift berühmet, wie Gott etliche Menschen habe in Mutterleibe in Gnaden zum Himmelreich erwählet und etliche verstoßen.

138. Hie macht euch nun viel Massen; daraus können andere Menschen anderer Qualität werden, so könnt ihr recht werden. Aus der einigen Massa könnt ihr nicht mehr als eine Liebe Gottes machen, die durch den ersten Menschen auf und durch alle dringet. Gott gebe, es habe gleich Petrus oder Paulus anders geschrieben, so sehet doch auf den Grund, aufs Herze. So ihr nur das Herze Gottes erhaschet, so habt ihr Grundes genug. Lässet mich Gott noch eine Weile leben, so will ich euch die Gnadenwahl St. Pauli wohl weisen.

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