Kapitel 22 – Aurora von Jakob Böhme

Von der Geburt der Sternen und Schöpfung des vierten Tages

Das 22. Kapitel
Von der Geburt der Sternen und Schöpfung des vierten Tages

Allhie wird nun angefangen die siderische Geburt zu beschreiben, und ist wohl zu merken, was der erste Titel dieses Buchs meinet, der da lautet “Morgenröte im Aufgang”, denn allhier wird auch gar ein Einfältiger können das Wesen Gottes sehen und begreifen.

2. Es macht sich nur der Leser nicht selber blind durch seinen Unglauben und zähe Begreiflichkeit, denn ich habe hiemit die ganze Natur mit allen ihren Kindern zum Zeugen und Beweis. Bist du nun vernünftig, so schaue dich um und siehe dich selber an und bedenke dich recht, so wirst du bald finden, aus waserlei Geist ich schreibe.

3. Ich will zwar den Befehl des Geistes gehorsamlich ausrichten. Schaue du nun zu und laß dich nicht in einer offenen Tür verschließen, denn allhie stehet dir die Porten der Erkenntnis offen.

4. Und obgleich der Geist wider etliche Astrologos wird laufen, so liegt mir nicht viel dran; ich muß Gott mehr gehorsam sein als den Menschen. Sie sind im Geiste blind, wollen sie nicht sehen, so mögen sie blind bleiben.

5. Nun merke. Als nun am dritten Tage der Feuerblitz aus dem Lichte, welches im süßen Wasser scheinend ward, aufging – welcher Blitz ist die bittere Qualität, der sich aus dem angezündeten Schracke des Feuers im Wasser gebäret.

6. So war nun die ganze Natur dieser Welt quallend und beweglich, in der Erden sowohl als über der Erden, und fing sich in allen Dingen wieder an, das Leben zu gebären.

7. Aus der Erden ging auf Gras, Kraut und Bäume, und in der Erden ging auf Silber, Gold und allerlei Erz, und in der Tiefe über der Erden ging auf die wunderbarliche Formung der Kräfte.

8. Damit du aber möchtest verstehen, wie es eine Substanz und Gelegenheit mit allen diesen Dingen und Geburten habe, so will ich alles nacheinander, ein jedes in seiner Ordnung beschreiben, damit du den Grund dieser Geheimnis recht verstehest; und will erstens an der Erden anfangen, hernach zweitens von der Tiefe über der Erden, und zum dritten von der Zusammenkorporierung der Körper der Sternen, zum vierten von den sieben Hauptqualitäten der Planeten und von derselben Herze, welches ist die Sonne, zum fünften von den vier Elementen, und zum sechsten von der äußerlichen begreiflichen Geburt, welche entstehet aus diesem ganzen Regiment, und zum siebenten von der wunderlichen Proporz und Geschicklichkeit des ganzen Rades der Natur.

9. Vor diesen Spiegel will ich nun alle Liebhaber der heiligen und hochgelobten Künste der Philosophiae, Astrologiae und Theologiae geladen haben. Da will ich ihnen die Wurzel und den Grund eröffnen.

10. Und ob ich schon nicht ihre Kunst studieret und gelernet habe und weiß auch nicht mit ihrem Zirkelmessen umzugehen, daran liegt mir keine Bekümmernis. Sie werden dennoch soviel zu lernen haben, daß es mancher die Zeit seiner Lebentage nicht wird ergründen oder begreifen.

11. Denn ich brauche nicht ihrer Formula und Art, sintemal ichs von ihnen nicht gelernet habe, sondern habe einen andern Lehrmeister, welcher ist die ganze Natura. Von derselben ganzen Natur mit ihrer anstehenden Geburt habe ich meine Philosophia, Astrologia und Theologia studieret und gelernet, und nicht von Menschen oder durch Menschen.

12. Weil aber die Menschen Götter sind und haben die Erkenntnis Gottes des einigen Vaters, aus dem sie sind herkommen und in dem sie leben, so verachte ich ihre Formulam der Philosophiae, Astrologiae und Theologiae gar nicht. Denn ich befinde, daß sie meistenteils gar auf rechtem Grunde stehet, und will mich auch befleißen, daß ich ihrer Formula möchte nachfahren.

13. Denn ich muß ja sagen, daß ihre Formula mein Meister ist und ich aus ihrer Formula meinen Anfang und erste Erkenntnis habe. Ich bin auch nicht des Willens, daß ich ihre Formula will umkehren und verbessern, denn ich kann auch nicht, habe sie auch nie gelernet, sondern lasse sie in ihrem Sede sitzen.

14. Ich will auch auf ihren Grund nicht bauen, sondern ich will als ein mühsamer Knecht die Erde von der Wurzel scharren, damit man kann den ganzen Baum sehen mit der Wurzel, Stamme, Ästen, Zweigen und Früchten, und daß also mein Schreiben nichts Neues sei, sondern daß ihre Philosophia und meine Philosophia sei ein Leib, ein Baum, der einerlei Früchte trage.

15. Ich habe dessen auch keinen Befehl, daß ich mich über sie soll hoch beschweren und sie verdammen, ohne über ihre Laster der Hoffart, Neid, Geizes und Zornes. Über das beschweret sich der Geist der Natur mächtig sehr, nicht ich. Was wollte ich armer Staub tun, der ich doch fast ohnmächtig bin?

16. Allein das zeiget der Geist: Ihnen ist das Pfund des Gewichtes und der Schlüssel überantwortet worden, und sie sind in ihren Wollüsten des Fleisches ersoffen und haben das Pfund des Gewichtes in die Erde vergraben und den Schlüssel in ihrer hoffärtigen Trunkenheit verloren.

17. Der Geist hat lange Zeit bei ihnen angehalten, sie sollen einmal aufschließen, der helle Tag sei vorhanden. So gehen sie in ihrer Trunkenheit um und suchen den Schlüssel, und haben doch den bei sich und kennen ihn nicht, und gehen also in ihrer hoffärtigen und ehrgeizigen Trunkenheit immer um suchen als wie jener Bauer, der sein Pferd suchte und ritt auch darauf.

18. Darum spricht der Geist der Natur: Weil sie nicht wollen aufwachen vom Schlafe und die Tür aufmachen, so will ichs selber tun.

19. Wie könnte ich armer, einfältiger Laie sonst von ihrer hohen Kunst lehren oder schreiben, so es mir nicht von dem Geiste der Natur gegeben wäre, in dem ich lebe und bin? Habe ich doch nur einen Laienstand und habe von diesem Schreiben keine Soldung. Sollte ich aber darum dem Geiste wehren, daß er nicht anfange aufzuschließen, wo er wolle? Bin ich doch nicht die Tür, sondern ein gemeiner Riegel davor. So mich nun der Geist auszöge und würfe mich ins Feuer, könnte ich ihm auch das wehren?

20. So ich aber ein unnützer Riegel sein wollte, der sich nicht wollte lassen ausziehen und dem Geiste aufschließen, würde nicht der Geist über mir erzürnen und mich abreißen und wegwerfen und ihm einen nützern und gefügern Riegel machen? Alsdann läge ich und würde mit Füßen getreten, da ich doch vorhin an der schönen Tür gepranget hatte. Wozu wäre der Riegel sonst als zu Feuerholz?

21. Siehe, ich sage dir ein Geheimnis: Sobald die Tür bis an ihren Angel aufgehet, so werden alle unnützen, festen eingekeilten Riegel weggeworfen werden, denn die Tür wird fürbaß nicht mehr zugeschlossen werden, sondern steht offen und gehen die vier Winde da aus und ein. Aber der Zauberer sitzet im Wege und wird manchen verblenden, daß er die Tür nicht sehen wird, dann kommt er heim und saget: Es ist keine Tür da, sondern es ist ein Gedichte, gehet nicht mehr dahin.

22. Also lassen sich die Menschen abweisen und leben in ihrer Trunkenheit.

23. Wenn nun dieses geschieht, so ergrimmet der Geist, der die Porten hat aufgemacht, dieweil niemand mehr will zu seinen Toren aus- und eingehen, und wirft die Pfosten der Toren in Abgrund, und ist fürbaß nunmehr keine Zeit; die hinnen sind, bleiben hinnen, und die draußen sind, bleiben draußen. Amen.

24. Nun fragt sichs: Was sind die Sterne? Davon schreibet nun Moses: Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Festen des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre, und seien Lichter an der Feste des Himmels, daß sie scheinen auf Erden.

25. Und es geschah also, und Gott machte zwei große Lichter; ein groß Licht, das den Tag regiere, und ein klein Licht, das die Nacht regiere, dazu auch Sternen. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, daß sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten, und scheideten Licht und Finsternis. Und Gott sah, daß es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag. Gen 1,14-19.

26. Diese Beschreibung zeiget genug an, daß der teure Mann Moses nicht der Autor sei, denn der Skribent hat weder den rechten Gott noch die Sternen erkannt, was die sind. Und ist wohl zu vermuten, daß die Schöpfung vor der Sündflut nicht ist beschrieben worden, sondern als ein dunkel Wort im Gedächtnis, von einem Geschlecht aufs ander gebracht, bis nach der Sündflut, da die Welt hat wieder angefangen epikurisch zu leben.

27. Da haben die heiligen Väter, als sie solches gesehen, die Schöpfung beschrieben, damit es nicht möchte vergessen werden und die epikurische Welt doch möchte einen Spiegel an der Schöpfung haben und daran sehen, daß ein Gott sei und daß dies Wesen der Welt nicht von Ewigkeit also gestanden sei, damit sie doch möchten einen Spiegel daran haben und denselben verborgenen Gott fürchten.

28. Dieses ist auch der Altväter nach der Sündflut und auch davor ihre vornehmste Unterweisung und Lehre gewesen, daß sie die Menschen an die Schöpfung gewiesen haben, wie solches auch das ganze Buch Hiob treibet.

29. Nach denselben Vätern sind die weisen Heiden kommen, die sind in der Erkenntnis der Natur was tiefer kommen; und muß mit Grund der Wahrheit sagen, daß sie in ihrer Philosophia und Erkenntnis sind vor Gottes Antlitz kommen und haben denselben doch weder sehen noch erkennen können.

30. Also gar ist der Mensch im Tode erstorben und in die äußerste Geburt in die tote Begreiflichkeit verriegelt worden, sonst würden sie ja gedacht haben, daß in der Begreiflichkeit müßte eine göttliche Kraft im Centro verborgen sein, der die Begreiflichkeit also erschaffen hätte, dazu erhielte, trüge und regierte.

31. Sie haben zwar die Sonne und Sternen für Götter geehret und angebetet, aber nicht erkannt, wie dieselben geschaffen oder worden sind oder woraus dieselben worden sind.

32. Denn sie möchten doch gedacht haben, daß sie von etwas herkommen wären und daß dasselbe, das sie geschaffen haben, rnüsse größer und älter sein als die Sternen.

33. Dazu haben sie ja die Erde und Steine zum Exempel, daß dieselben müßten von etwas sein herkommen, sowohl auch die Menschen und alle Kreaturen auf Erden. Das alles überzeuget sie, daß in diesen Dingen noch eine mächtigere Kraft vorhanden sei, die dieses alles also geschaffen habe.

34. Zwar was soll ich viel von der Heiden Blindheit schreiben, sind doch unsere Doctores in ihren gekrönten Hütlein gleich also blind. Sie wissen zwar, daß ein Gott ist, der dieses alles geschaffen habe, sie wissen aber nicht, wo derselbe Gott ist oder wie derselbe ist.

35. Wenn sie wollen von Gott schreiben, so suchen sie ihn außer dieser Welt in einem Himmel allein, gleich als wäre er ein Bild mit etwas zu vergleichen. Sie lassen zwar zu, daß derselbe Gott mit einem Geiste in dieser Welt alles regiere, aber sein körperlich Eigentum wollen sie schlechts über viel tausend Meilen in einem Himmel haben.

36. Wohlher, ihr Doctores, wo ihr Recht habt, so gebet dem Geiste Antwort; ich will euch ein wenig fragen:

37. Was vermeinet ihr wohl, daß vor der Zeit der Welt sei anstatt dieser Welt gestanden oder woraus vermeinet ihr wohl, daß die Erde und Sternen sind worden? Oder was vermeinet ihr wohl, daß in der Tiefe über der Erden sei oder wovon die Tiefe worden sei? Oder wie vermeinet ihr wohl, daß der Mensch Gottes Bild sei, in dem Gott wohnt? Oder was lasset ihr euch bedünken, daß der Zorn Gottes sei oder was Gott für einen Mißfallen an dem Menschen habe, daß er denselben peinige, sintemal er ihn geschaffen hat, daß er demselben Sünde zugerechnet und zur ewigen Pein verurteilet?

38. Warum hat er dann das erschaffen, daran sich der Mensch vergreift? So muß ja dasselbe noch viel böser sein. Warum oder woraus ist dasselbe worden oder was ist die Ursache oder der Anfang oder die Geburt des grimmen Zornes Gottes, daraus Hölle und Teufel worden sind? Oder wie kommts, daß sich alle Kreaturen in dieser Welt miteinander beißen, stoßen und schlagen, und wird doch dem Menschen allein Sünde zugerechnet?

39. Oder woraus sind die giftigen und bösen Tiere und Würmer worden mit allem Ungeziefer? Oder woraus sind die heiligen Engel worden? Und letztlich, was ist die Seele des Menschen und der große Gott selber?

40. Hierauf gebet richtige und gründliche Antwort, und beweiset das und lasset von eurem Wortzank ab! Wo ihr nun aus euren vorigen Schriften könnet erweisen, daß ihr den rechten einigen Gott kennet, wie derselbe sei in Liebe und Zorne und was derselbe sei, und könnet beweisen, daß nicht in Sternen, Elementen, Erden, Steinen, Menschen, Tieren, Würmern, in Laub, Kraut und Gras, in Himmel und Erden Gott sei, und daß dieses alles nicht Gott selber sei, und daß mein Geist falsch sei, so will ich der erste sein und mein Buch im Feuer verbrennen und alles dasjenige, was ich geschrieben habe, widerrufen und verfluchen, und will mich gehorsamlich unterweisen lassen.

41. Jedoch nicht also gemeinet, daß ich gar nicht irren könnte, denn es sind etliche Dinge nicht genug erkläret und sind gleich als wie von einem Anblick des großen Gottes beschrieben worden, da sich das Rad der Natur zu geschwinde umwendet und der Mensch mit seiner halbtoten und zähen Begreiflichkeit nicht genugsarn fassen kann.

42. Was du aber an einem Orte nicht erkläret und ausführlich findest, das wirst du am andern finden; wo nicht in diesem, doch in dem andern Buche.

43. Nun wirst du sagen: Es gezieme mir nicht also zu fragen, denn die Gottheit sei ein Geheimnis, die niemand erforschen kann. Höre, geziemet mir nicht zu fragen, so geziemet dir auch nicht, daß du mich richtest. Rühmest du dich aber der Erkenntnis des Lichtes und einen Leiter der Blinden und bist selber blind, wie willst du dann dem Blinden den Weg weisen? Werdet ihr nicht beide in eurer Blindheit fallen?

44. Willst du aber nun sagen: Wir sind nicht blind und sehen wohl den Weg des Lichtes, warum zankt ihr dann um den Weg des Lichtes, den doch keiner recht siehet? Ihr lehret andere den Weg und suchet ihn doch selber immerdar und tappet im Finstern und sehet ihn nicht. Oder vermeinet ihr, daß es Sünde sei, so einer nach dem Wege frage?

45. O, ihr blinden Menschen, lasset ab vom Zanke und vergießet nicht unschuldig Blut, und verwüstet darum nicht Land und Städte nach Teufels Willen, sondern ziehet an den Helm des Friedens und gürtet euch mit Liebe gegen einander , und braucht euch der Sanftmut. Lasset ab von Hoffart und Geiz; mißgönne keiner dem andern seine Gestalt. Lasset euch das Zornfeuer nicht anzünden, sondern lebet in Sanftmut, Keuschheit, Freundlichkeit und Reinigkeit, so seid und lebet ihr alle in Gott.

46. Denn du darfst nicht sagen: Wo ist Gott? Höre, du blinder Mensch, du lebest in Gott und Gott ist in dir; und so du heilig lebest, so bist du selber Gott. Wo du nur hinsiehest, da ist Gott.

47. Wenn du die Tiefe zwischen den Sternen und Erden ansiehest, wolltest du sagen: Das ist nicht Gott oder hie ist nicht Gott? O, du armer, verderbter Mensch, laß dich unterweisen, denn in der Tiefe über der Erden, da du nichts siehest und erkennest, und sprichst, da ist nichts, daselbst ist gleichwohl der lichtheilige Gott in seiner Dreifaltigkeit, und wird allda geboren wie in dem hohen Himmel über dieser Welt.

48. Oder meinest du, daß er von seinem Sede, da er von Ewigkeit ist gesessen, in Zeit der Schöpfung dieser Welt ist abgewichen? O nein, das kann nicht sein. Und ob er wollte, so kann er das selber nicht tun, denn er ist selber alles; so wenig ein Glied vorn Leibe kann von ihm selber abtreten, so wenig kann auch Gott zertrennt werden.

49. Daß aber so mancherlei Formungen in ihm ist, das macht seine ewige Geburt, welche erstlich ist dreifächig. Und aus derselben Dreiheit gebäret sie sich in unendlich oder in unermeßlich.

50. Von denselben Geburten will ich allhie schreiben und der letzten Welt Kindern anzeigen, was Gott ist. Nicht aus Ruhm oder Hoffart jemanden hiermit zu schmähen oder verachten; nein, der Geist will dich sänftig und freundlich unterweisen wie ein Vater seine Kinder. Denn das Werk ist nicht meines Fleisches Vernunft, sondern des Hl. Gottes Liebe-Offenbarung oder Durchbrechung im Fleische.

51. In meinen eigenen Kräften bin ich so ein blinder Mensch als irgend einer ist und vermag nichts. Aber im Geiste Gottes siehet mein ingeborner Geist durch alles, aber nicht immerdar beharrlich, sondern wenn der Geist der Liebe Gottes durch meinen Geist durchbricht. Alsdann ist die animalische Geburt und die Gottheit ein Wesen, eine Begreiflichkeit und ein Licht.

52. Nicht bin allein ich also, sondern es sind alle Menschen also, es seien gleich Christen, Juden, Türken oder Heiden; in welchem die Liebe und Sanftmut ist, in dem ist auch Gottes Licht.

53. Wolltest sagen: nein? Es leben die Türken, Juden und Heiden ja auch in demselben Corpus, darinnen du lebest, und brauchen auch desselben Leibes Kraft, die du brauchest. Dazu haben sie auch denselben Leib, den du hast, und derselbe Gott, der dein Gott ist, ist auch ihr Gott.

54. So wirst du sagen: Sie kennen ihn aber nicht und ehren ihn nicht. Ja, lieber Mensch, rühme dich nur, du hasts wohl getroffen; du kennest ihn vor andern wohl. Siehe, du blinder Mensch, wo die Liebe in Sanftmut aufgehet, da gehet das Herze Gottes auf, Denn das Herze Gottes wird im sanften Wasser des angezündeten Lichtes geboren, es sei gleich im Menschen oder außer dem Menschen. Es wird überall im Centro in der Mitten zwischen der äußersten und innersten Geburt geboren.

55. Und was du nur ansiehest, da ist Gott. Die Begreiflichkeit aber stehet in dieser Welt im Zorne. Die hat der Teufel angezündet. Und im verborgenen Kerne mitten im Zorne wird das Licht oder Herze Gottes geboren, dem Zorne unbegreiflich; und bleibet ein jedes in seinem Sede.

56. Nicht rühme ich darum der Juden, Türken und Heiden Unglauben und Halsstarrigkeit und ihren Grimm und Bosheit wider die Christen. Nein, das sind eitel Stricke des Teufels, der die Menschen dadurch in Hoffart, Geiz, Neid und Zorn reizet, damit er das höllische Feuer in ihnen anzünde. Auch so kann ich nicht sagen, daß diese vier Söhne des Teufels in der Christenheit nicht auch regieren, jawohl in einem jeden Menschen.

57. Nun sprichst du: Was ist dann der Unterscheid zwischen Christen, Juden, Türken und Heiden? Hie tut der Geist Tür und Tor auf. Willst du nicht sehen, so sei blind. Da ist der Unterscheid, den Gott je und allwege gehalten hat, daß diejenigen, die da wissen, was Gott ist und wie sie ihm dienen sollen, können durch ihre Wissenschaft durch den Zorn in die Liebe Gottes dringen und den Teufel überwinden. Tun sie es nicht, so sind sie nichts besser als die, die es nicht wissen.

58. So aber derjenige, der den Weg nicht weiß, durch den Zorn in die Liebe dringet, so ist er dem gleich, der durch seine Wissenschaft ist durchgedrungen. Die aber im Zorn beharren und zünden den in sich gar an, die sind einander auch alle gleich, es seien gleich Christen, Juden, Türken oder Heiden, Rom. 2,11; 29.

59. Oder was meinest du, damit man kann Gott dienen? Wolltest du mit ihm heucheln und deine Geburt schmücken?

60. Ich meine ja, du bist ein schöner Engel. Wer Liebe in seinem Herzen hat und führet ein barmherziges und sanftmütiges Leben und streitet wider die Bosheit und dringet durch den Zorn Gottes ins Licht, der lebet mit Gott und ist ein Geist mit Gott.

61. Denn Gott bedarf keines andern Dienstes, als daß sich sein Geschöpfe, welches in seinem Leibe ist, nicht von ihm verrücke, sondern heilig sei, wie er ist.

62. Darum gab auch Gott den Juden das Gesetze, daß sie sich sollten der sanften Heiligkeit und Liebe befleißen, damit die ganze Welt einen Spiegel an ihnen hätte. Als sie aber in Hoffart gerieten und rühmeten sich ihrer Geburt vor der Liebe, und machten aus dem Gesetze der Liebe eine Schärfe des Zorns, so stieß ihnen Gott den Leuchter weg und zog zu den Heiden.

63. Zum andern ist das der Unterscheid zwischen den Christen, Juden, Türken und Heiden, daß die Christen den Baum des Lebens wissen, welcher ist Christus, der da ist der Fürst unsers Himmels und dieser Welt und regieret in allen Geburten als ein König in Gott seinem Vater, und die Menschen sind seine Glieder.

64. Nun wissen die Christen, wie sie können in Kraft dieses Baumes aus ihrem Tode durch seinen Tod zu ihm in sein Leben eindringen und mit ihm herrschen und leben, da sie dann auch mit ihrem Durchdringen mit ihrer neuen Geburt aus diesem toten Leibe bei ihm im Himmel sein.

65. Und obschon der tote Leib mitten in der Höllen ist bei allen Teufeln, dennoch herrschet der neue Mensch mit Gott im Himmel, und ist ihnen der Baum des Lebens eine starke Porte, durch welche sie ins Leben eingehen. Nun dieses wirst du an seinem Orte ausführlich finden.

66. Nun merke: Es schreibet Moses, Gott habe gesprochen: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da leuchten auf Erden, und scheiden Tag und Nacht, und machen Jahr und Zeit, Gen 1,14.

67. Diese Beschreibung zeiget an, daß der erste Skribent nicht gewußt hat, was die Sternen sind, wiewohl er doch des rechten Gottes ist fähig gewesen. Er hat aber die Gottheit beim Herzen genommen und aufs Herze gesehen, was das Herze und der Kern dieser Schöpfung sei, und der Geist hat ihm die siderische und äußerste tote Geburt verborgen gehalten, und hat ihn allein auf den Glauben an das Herze der Gottheit getrieben.

68. Welches auch das Hauptstück ist, das dem Menschen am nötigsten ist, denn wenn er den rechten Glauben ergreift, so dringet er durch den Zorn Gottes durch den Tod ins Leben und herrschet mit Gott.

69. Weil aber die Menschen jetzo am Ende dieser Zeit sehr lüstern nach der Wurzel des Baumes, durch welches die Natur anzeiget, daß die Zeit des Baumes Entblößung vorhanden sei, als will ihnen der Geist dieselbe zeigen und sich die Gottheit ganz offenbaren, welches ist die Morgenröte und Anbrechung des großen Tages Gottes, an dem soll wiederbracht werden und aufgehen, was aus dem Tode zur Wiedergeburt des Leben geboren ist.

70. Siehe, als Gott sprach: Es werde Licht, so ist das Licht in den Kräften der Natur oder sieben Geistern Gottes aufgegangen, und ist die Feste des Himmels, welche stehet im Worte im Herzen des Wassers zwischen die siderische und äußerste Geburt mit dem Worte und Herzen des Wassers geschlossen worden, und ist die siderische Geburt der Locus des Scheideziels, welche stehet halb im Himmel und halb im Zorne.

71. Denn aus demselben halben Teil des Zorns gebäret sich nun immer die tote Geburt, und aus der andern Hälfte, welche reichet mit seinem innersten Grad bis in das innerste Herze und Licht Gottes, gebäret sich nun immer durch den Tod das Leben, und ist doch die siderische Geburt nicht zwei, sondern ein Leib.

72. Als aber in zweien Tagen die Schöpfung des Himmels und der Erden verrichtet war und der Himmel in dem Herzen des Wassers zum Unterscheid zwischen dem Lichte Gottes und dem Zorn Gottes gemacht war, so gingen nun am dritten Tage durch den Schrack des Feuerblitzes – welcher in dem Herzen des Wassers aufging und drang durch den Tod, dem Tod unbegreiflich wieder auf allerlei Figuren, wie es vor der Zeit des angezündeten Zorns war geschehen.

73. Weil aber das Wasser, welches ist der Geist des siderischen Lebens mit im Zorn und auch im Tode stund, figurierte sich auch ein jeder Leib also, wie die Geburt zum Leben und zur Beweglichkeit war.

Von der Erden

74. Die Erde war nun der Salitter, welcher aus der innersten Geburt ausgespeiet war und im Tode stund. Als aber der Feuerblitz durchs Wort im Wasser aufging, so war es ein Schrack, davon entstund die Beweglichkeit im Tode, und dieselbe Beweglichkeit in allen sieben Geistern ist nun die siderische Geburt.

Die Tiefe

75. Verstehe dies recht: Als sich am dritten Tage der Feuerblitz im Wasser des Todes hat angezündet, so ist durch den toten Leib des Wassers und der Erden das Leben durchgedrungen.

76. Nun aber begreift das tote Wasser und Erde nicht mehr als den Blitz oder Schrack des Feuers, dadurch ihre Beweglichkeit entstehet. Das Licht aber, welches in dem Feuerblitz ganz sanft aufgehet, das kann weder die Erde noch das tote Wasser ergreifen.

77. Es behält aber seinen Sitz in dem Kern, welches ist das Fette oder Wasser des Lebens oder der Himmel, denn es ist der Leib des Lebens, das der Tod nicht ergreifen kann, und gehet doch in dem Tode auf. Auch so kann es der Zorn nicht ergreifen, sondern der Zorn bleibet im Schracke des Feuerblitzes und macht die Beweglichkeit im toten Leibe der Erden und dem Wasser.

78. Das Licht aber dringet ganz sanft hinnach und formieret die Geburt, welche durch den Schrack des Feuerblitzes hat seinen zusammenkorporierten Leib bekommen.

Die Gewächse der Erden

79. Wenn nun der zornige Feuerblitz die Geister der Natur, welche in der Erden im Tode stehen, mit seinem grimmen Schrack aufgewecket und beweglich macht, so fangen die Geister an, nach ihrem eigentümlichen göttlichen Rechte sich zu gebären, wie sie von Ewigkeit getan haben, und figurieren einen Leib zusammen nach desselben Orts anstehenden Qualitäten.

80. Was für Salitter in der Zeit des Zorns Anzündung ist im Tode erstorben und wie er zur selben Zeit ist im instehenden Leben der sieben Geister Gottes qualifizierend gewesen, also ist er auch in der Zeit der Wiedergeburt im Feuerblitze wieder aufgegangen, und ist nichts Neues worden als nur eine andere Gestalt des Leibes, welcher in der Begreiflichkeit im Tode stehet.

81. Nun aber vermag sich der Salitter der Erden und des Wassers jetzo in seinem toten Wesen nicht mehr zu verändern und in unendlich zu erzeigen, wie er im himmlischen Sede tat, sondern wenn die Quellgeister den Leib formen, so gehet er in Kraft des Lichtes auf.

82. Und das Leben des Lichts bricht durch den Tod und gebäret ihm einen andern Leib aus dem Tode, welcher nicht ist dem Wasser und der toten Erden ähnlich, und krieget auch nicht ihren Geschmack und Geruch, sondern die Kraft des Lichts dringet durch und temperieret sich mit der Kraft der Erden, und nimmt dem Tode seinen Stachel und dem Zorn seine giftige Gewalt, und dringet in Mitten des Leibes in dem Gewächse als ein Herze mit auf.

83. Und hierinnen steckt der Kern der Gottheit im Centro in seinem Himmel, welcher stehet im Wasser des Lebens verborgen. Kannst du nun, so greife zu.

Von den Metallen in der Erden

84. Mit den Metallen hats eben eine Substanz und Geburt wie mit den Gewächsen über der Erden. Denn das Metall oder Erz ist in Zeit der Anzündung des Zorns im anstehenden Rade des siebenten Naturgeistes im Gewirke der Liebe gestanden, da sich hinter dem Feuerblitz das sanfte Wohltun gebäret, darinnen der heilige Himmel stehet, der sich in dieser Geburt, wenn die Liebe Primus wird, in solcher holdseligen Klarheit und schönen Farben erzeiget, gleich dem Golde, Silber und edelsten Steinen.

85. Aber das Silber und Gold in der toten Begreiflichkeit ist nur ein finsterer Stein gegen der Wurzel der himmlischen Gebärung. Ich setzte es nur darum hieher, daß du wissest, wovon es seinen Ursprung hat.

86. Weil es denn ist das schönste Aufsteigen und Gebären in der heiligen, himmlischen Natur gewesen, so wird es auch in dieser Welt vom Menschen vor allen andern geliebet. Denn die Natur hat dem Menschen wohl in sein Herze geschrieben, daß es besser sei als andre Steine und Erde. Sie hat ihm aber den Grund nicht können offenbaren, wovon es worden oder herkommen sei, dabei du nun die Morgenröte des Tages merken kannst.

87. Des Erzes ist aber viel und mancherlei, alles nach dem, wie der Salitter in dem Naturhimmel in seinem Aufsteigen im Licht der Liebe ist Prirnus gewesen. Denn ein jeder Quellgeist in der himmlischen Natur hat aller Quellgeister Art und Eigenschaft an sich, denn er wird immer mit den andern infizieret, davon das Leben und die unerforschliche Geburt Gottes entstehe. Aber nach einer Kraft ist er Primus, und das ist sein eigen Corpus, davon er den Namen hat.

88. Nun aber hat ein jeder Quellgeist die Eigenschaft der ganzen Natur, und ist sein Gewirk in Zeit der Anzündung des Zorns Gottes mit in Tod einkorporieret worden, und ist aus eines jeden Geistes Gewirke Erde, Steine, Erz und Wasser worden.

89. Darum findest du auch nach jedes Geistes Qualität in der Erden Erz, Steine, Wasser und Erden. Und darum ist die Erde so viel und mancherlei Qualität, alles nach dem, wie ein jeder Quellgeist mit seiner instehenden Geburt in Zeit der Anzündung ist Primus gewesen.

90. Die Natur hat gleichwohl dem Menschen so viel offenbaret, daß er weiß, wie er von eines jeden Quellgeistes fremdem infizierten Eingeburt kann die fremde Materiam abschmelzen, damit derselbe Quellgeist in seinem eigenen Primat Primus bleibet.

91. Dieses hast du an Gold und Silber ein Exempel. Du kannst dasselbe nicht eher rein machen, daß es rein Silber und Gold sei, es werde denn siebenmal im Feuer geschmelzet. Wenn das geschieht, so bleibts in mittlern Sede im Herzen der Natur, welches ist das Wasser, in seiner eigenen Qualität und Farben sitzen.

92. Erstlich muß ihm die herbe Qualität, welche dem Salitter im harten Tode gefangen hält, abgeschmelzet werden; das ist der grobe steinichte Abraum. Hernach der herbe Tod vom Wasser, davon wird ein giftig Scheidewasser, welches stehet im Aufgang des Feuerblitzes im Tode. Welches ist ein böser, ja der allerböseste Quell im Tode, ja der herbe und bittere Tod selber, denn das ist der Locus, wo das Leben, welches im süßen Wasser entstehet, ist im Tode erstorben. Das scheidet sich nun in der anderen Schmelzung.

93. Zum dritten wird der Bittere, welcher in der Anzündung des Wassers im Feuerblitz entstehet, abgeschmelzet, denn derselbe ist ein Wüter, Tober und Zerbrecher, und kann kein Silber noch Gold bestehen, wenn der noch nicht getötet ist, denn er macht alles bröde und erzeiget sich in mancherlei Farben, denn er reitet durch alle Geister und nimmt aller Geister Farben an sich.

94. Zum vierten muß der Feuergeist, welcher stehet in der grausamen Angst und Wehetun des Lebens, auch abgeschmelzet werden, denn er ist ein steter Vater des Zorns, und aus ihm gebäret sich die höllische Wehe.

95. Wenn nun dieser vier Geister Zorn getötet ist, so bleibet der Erzsalitter in dem Wasser eine zähe Materia und siehet dem Geist, welcher in demselben Erze Primus ist, ähnlich. Und das Licht, welches im Feuer stehet, färbet ihn nach seiner eigenen Qualität, es sei Silber oder Gold.

96. Und siehet nun die Materia in der vierten Abschmelzung dem Silber oder Golde ähnlich. Es bestehet aber noch nicht und ist noch nicht genug zäh und rein; der Leib besteht wohl darinnen, aber nicht der Geist.

97. Wenn es nun zum fünften Mal geschmelzet wird, so steiget der Liebegeist in dem Wasser durchs Licht auf und macht den toten Leib wieder lebendig, daß also die Materia, die von den ersten vier Abschmelzungen ist blieben, wieder die Kraft bekommt, die desselben Quellgeistes, welcher in diesem Erze Primus ist, Eigentum ist gewesen.

98. Wenn es nun zum sechsten Mal geschmelzet wird, so wird es etwas härter. Da beweget sich das Leben, welches in der Liebe ist aufgangen, und reget sich, und von demselben Regen entstehet der Ton in der Härtigkeit, und krieget das Erz einen hellen Klang, denn die harte, kochende und bitter-feurige Materia ist weg.

99. In dieser sechsten Schmelzung, halte ich dafür, sei die größte Gefahr bei den Alchymisten mit ihrem Silber- und Goldmachen. Denn hie gehöret ein recht subtil Feuer zu, und kann bald verbrannt und taub werden, und auch viel zu blind durch ein zu kalt Feuer. Denn es muß ein Median-Feuer sein, daß der Geist im Herzen nicht aufstehen werde, sondern fein sanft walle. So krieget es einen feinen süßen und sanften Klang, und freuet sich immer, als sollte sichs wieder im Lichte Gottes anzünden.

100. So aber das Feuer in der fünften und sechsten Schmelzung ist, so wird das neue Leben, welches sich in der Liebe hat im Aufgang des Lichts Kraft aus dem Wasser geboren, wieder in der Grimmigkeit, im Zornfeuer angestecket und wird aus dem Erze ein verbrannter Schaum und Abraum, und hat der Alchymist Dreck für Gold.

101. Wenn es nun zum siebenten Mal geschmelzet wird, so gehöret noch ein subtiler Feuer dazu, denn daselbst steiget das Leben auf und freuet sich in der Liebe, und will sich in unendlich erzeigen, wie es vor der Zeit des Zorns im Himmel hat getan.

102. Und in dieser Bewegung wird es wieder fett und geil und nimmt zu, und breitet sich aus und gebäret sich die höchste Tiefe aus dem Herzen des Geistes ganz freudenreich, gleich als wollte es einen englischen Triumph anfangen und sich in göttlicher Kraft und Form in unendlich, nach der Gottheit Recht, erzeigen. Und dadurch bekommt der Leib seine größte Stärke und Kraft, und färbet sich der Leib mit dem höchsten Grad und krieget seine rechte Schönheit und Tugend.

103. Und wenn es nun kalt gemacht wird, so hat es seine rechte Kraft und Farbe, und mangelt an nichts als nur an dem, daß sich der Geist nicht kann ins Licht mit seinem Leibe erheben, sondern muß ein toter Stein bleiben, ob er wohl viel kräftiger ist als andere Steine, noch bleibet der Leib gleich wohl im Tod.

104. Und das ist nun der blinden Menschen irdischen Gott, den sie lieben und ehren, und lassen den lebendigen Gott, der im Centro verborgen stehet, immer in seinem Sede sitzen. Denn das tote Fleisch begreift auch nur einen toten Gott und sehnet sich auch nur nach einem solchen toten Gott. Aber es ist ein Gott, der manchen Menschen hat in die Hölle gestürzet.

105. Du darfst mich darum für keinen Alchymisten halten, denn ich schreibe allein in Erkenntnis des Geistes und nicht durch Erfahrenheit. Wiewohl ich zwar allhie etwas mehrers anzeigen könnte, in wieviel Tagen und in welchen Stunden solche Dinge müssen präparieret werden, denn man nicht Gold in einem Tage machen kann, sondern es gehöret ein ganzer Monden dazu.

106. Es ist aber nicht mein Fürnehmen, mich auf das zu versuchen, sintemal ich nicht weiß mit dem Feuer umzugehen, auch so kenne ich der Quellgeister Farben in der äußersten Geburt nicht, welches großer Mängel zweene sind, sondern ich kenne sie nach einem andern Menschen, der nicht in der Begreiflichkeit stehet.

107. Bei der Beschreibung der Sonnen wirst du etwas mehrers und tiefers davon finden. Meine Meinung ist allein dahin gerichtet, die ganze Gottheit, als viel mir in meiner Schwachheit begreiflich ist, zu beschreiben, wie dieselbe sei in Liebe und Zorne, und wie sie sich jetzo in dieser Welt gebäre. Von den köstlichen Steinen wirst du bei der Beschreibung der sieben Planeten finden.