Elias Rubenstein – Tiphareth

Auszug – Baum des Lebens – Kabbalah der Unsterblichkeit

Elias Rubenstein

Durch den königlichen, hermetischen Weg kann eine dauerhafte Verbindung zum Christusbewusstsein in Tiphareth geschaffen werden. So erhebt sich der Magier zur Meisterschaft über die vier Elemente. Durch die ethische Schulung in einer authentischen Mysterienschule ist dies bereits in wenigen Jahren möglich. Letztlich erkennt der Adept in Tiphareth in allen Lebenssituationen die Schönheit des göttlichen Ausdruckes.

KABBALAH – TIPHARETH – SCHÖNHEIT
„Die Schönheit Gottes erstrahlt im Größten wie im Kleinsten.“

Tiphareth, die Sonnensphäre ist das Zentrum des Lebensbaumes. Dieser Sephirah wird die bilderschaffende Fähigkeit zugewiesen. Hier finden wir die heilende Vision über das Ziel der Schöpfung. Es gibt zwei Möglichkeiten um Tiphareth zu erreichen: der mystische Pfad beginnt in Malkuth, geht dann über Yesod nach Tiphareth und schließlich zur vollkommenen Gottverwirklichung zur Sephirah Kether. Der hermetische Weg nach Tiphareth bezieht jedoch die Sephiroth Hod und Netzach ein. Dieser Weg ist gleichsam reichhaltiger als der erste, da die Kräfte der linken und rechten Säule des Baums kontaktiert werden. Der mystische Pfad scheint ein schneller und direkter Weg zu sei, um das Hohe Selbst zu erfahren. Durch Meditation ereignen sich Veränderungen im unterbewussten Bereich. Dies führt zur Reinigung der Verhaltensmuster im persönlichen Unterbewusstsein. Das Licht von Tiphareth kann sich sodann klar in Yesod spiegeln. Beim hermetischen Weg hingegen spielt die Meisterschaft von Hod und Netzach eine wesentliche Rolle. Im Gegensatz zum mystischen Weg möchte der hermetische eine dauerhafte Veränderung herbeiführen. Der Mystiker kann zwar in meditativen oder besonders strebsamen Phasen Zugang zu Tiphareth erlangen, der Hermetiker strebt aber nach der Umwandlung seiner niederen Vehikel, damit das Tiphareth-Bewusstsein permanent erfahrbar wird. Der Hermetiker beherrscht also zusätzlich die Sphäre der Gedanken und der Gefühle. Er wird zum Pentagramm, zum bewussten Herrscher über die vier Elemente.

Elias Rubenstein – Die Kabbalah: Einführung zum Baum des Lebens

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Der hermetische Weg ist der königliche Weg, der das Verantwortungsbewusstsein mit sich bringt. Manche Schulungssysteme verwechseln die psychischen Kräfte mit den spirituellen, doch der Hermetiker hat sowohl psychische als auch spirituelle Kräfte. Die psychischen Kräfte sind eine Nebenerscheinung auf dem kabbalistischen Pfad, primär wichtig sind jedoch die spirituellen Kräfte. Auch die Aufgaben unterscheiden sich auf dem spirituellen Weg. Ein spiritueller Lehrer, der die Massen unterrichtet, wird ganz andere Vorgehensweisen haben als ein Lehrer in hermetisch-kabbalistischen Mysterienschulen. Beide benötigen unterschiedliche Talente und Stärken. Vielleicht kann es für den spirituellen Lehrer, der die Masse schult, notwendig sein, schnelle mystische Erfahrung zu machen. Diese mystische Erfahrung wird ihn dazu bringen, dass er zwischen dem Höheren Selbst und dem Ego differenzieren kann. Er wird sich für erleuchtet halten, da er die Tiphareth-Erfahrung kennt. Aus der Sicht einer Mysterienschule ist diese Erfahrung auf einer ganz niedrigen Stufe, denn die gleichen Erfahrungen haben zahlreiche Schüler in niedrigeren Einweihungsstufen. In jeder Sphäre gibt es einen Lebensbaum und somit auch die vier Welten. Daher ist es durchaus möglich, dass jemand eine spirituelle Erfahrung in Tiphareth gemacht hat, doch ähnlich kann es in der untersten Welt, im Lebensbaum der untersten Sephirah sein. Dies erklärt auch den gegenwärtigen Erleuchtungs-Boom, in dem sich zahlreiche Lehrer der Esoterik für große Erleuchtete halten. Die meisten Schüler, die in Mysterienschulen beginnen, halten sich vorerst für große Erwachte. Kaum einer würde sich der untersten Ebene von Malkuth zuordnen. Viele meinen, sie wären bereits die Eingeweihten in Hod, Tiphareth oder noch höherer Sphären, doch allzuoft sind sie einseitig geschult und haben einen überstrapazierten Verstand. Diese „Kopfaspektierung“ verwechseln sie dann mit den hohen Einweihungsstufen. In jeder Mysterienschule gibt es für jede einzelne Sephirah unterschiedliche Erfordernisse. So kann es sein, dass es für einen Schüler erforderlich ist, der in einer Mysterienschule bereits in Tiphareth initiiert ist, in einer anderen Schule wie alle anderen Anfänger trotzdem in Malkuth zu beginnen, da es unterschiedliche Ausbildungsniveaus gibt. So kann es vorkommen, dass spirituelle Leiter von Mysterienschulen auf niedrigem Niveau in anderen Schulen im äußeren Kreis sind und dort ihr Unterrichtsmaterial erhalten. Gleichermaßen kann es sich ereignen, dass manche Eingeweihte verhältnismäßig schnell die einzelnen Sphären im Lebensbaum voranschreiten. In wenigen Jahren erreichen sie bereits die Sephiroth Geburah oder Chesed.

Der Schüler setzt seine Arbeit in der Sphäre fort, die seiner ursprünglichen seelischen Reife entspricht. Wenn jemand in dieser Inkarnation ein Eingeweihter von Tiphareth ist, dann wird er in einer kommenden Inkarnation diesen Weg wieder aufnehmen und innerhalb kürzester Zeit dort weiterschreiten. Es ist jedoch erforderlich, dass er die Einweihungen der niederen Sphären vorher wiederholt. So baut er sich wieder das Vehikel, welches für das bewusste Erleben des Christus-Bewusstseins erforderlich ist. Der „normale“ Weg außerhalb einer Mysterienschule ist langwierig und dauert viele Jahre oder Inkarnationen. Eine Mysterienschule beschleunigt die individuelle Evolution, so dauert in einer authentischen Mysterienschule die ethische Schulung ungefähr zehn Jahre, bis der Schüler für die Höheren Mysterien vorbereitet ist. Mysterienschulen, die innerhalb von zwei bis drei Jahren oder schneller ihre Kandidaten in die Hohen Mysterien einweihen, sind unseriös. Sie arbeiten auf unterstem Niveau, ihre Schüler sind dann ethisch unreif. Diesen Sachverhalt kann man historisch bei einigen Initiatenorden verfolgen. Schüler von authentischen Mysterienschulen sind in den niedrigeren Stufen bereits entwickelter als jene „Adepten“ dieser vermeintlichen Schulen. Mysterienschulen unterscheiden sich einerseits durch das Einweihungssystem, der Rituale und Lehren, andererseits durch die Kapazität der spirituellen Lehrer. Jede dieser Schulen hat andere Aufgaben. Sobald die geheimen Einweihungsrituale einer Mysterienschule öffentlich zugänglich sind, verlieren sie ihre ursprüngliche Wirkung. Das profane Auge entweiht die sakralen Symbole.

Die Sonne ist Tiphareth zugeordnet, sie ist das Zentrum unseres Sonnensystems. Alle Sonnensysteme kreisen um einen weiteren solaren Mittelpunkt so wie alle Galaxien um die Zentralsonne im Herzen des Universums kreisen. Unsere Sonne spendet allem Leben hier auf diesem Planeten Licht und Leben. Nur solange die Sonne besteht, kann es hier Leben geben. Sie ist das geistige und materielle Haupt dieses Sonnensystems. Die Sonne hat ein Bewusstsein, das man als Christus-Bewusstsein bezeichnet. Hier ist Vorsicht angebracht, denn manche Schüler verwechseln die biblische Gestalt Jesus von Nazareth mit Christus. Christus ist das Bewusstsein, dass Jesus erfahren konnte. Genauso könnte man dieses Bewusstsein auch als Osiris, Krishna oder Buddha bezeichnen. In den Eleusinischen Mysterien nennt man das göttliche Kind „Iakchos“, die Sephirah Tiphareth entspricht also dem himmlischen Sohn.

Der Sohn oder „BEN“ ist Adam, seine göttlichen Eltern sind „AIMA“ (Mutter) und „AB“ (Vater). Die göttliche Mutter ist der Sphäre von Binah immanent, der göttliche Vater ist in Chokmah. Auf diesen göttlichen Vater bezieht sich Jesus in seinen Gleichnissen. Ein Symbol von Tiphareth ist das Kleinkind in der Krippe. Dieser Archetyp hat in unserem Kulturraum eine starke Prägung, und für gewöhnlich assoziiert man damit Jesus. Die symbolische Geschichte des Kindes im Stall zu Bethlehem wird mit Jesus personifiziert, doch dieses Kind ist überpersonell und eine Offenbarung des Christusbewusstseins. Dieses Bewusstsein wird in unserem Inneren empfangen. Weihnachten ist ein Symbol der geistigen Geburt dieses Bewusstseins. In der dunkelsten Jahreszeit wird das Licht geboren, somit ist Christus auch ein Sonnengott. Das himmlische Kind ist jungfräulich empfangen worden, es ist frei von jeglicher Erbsünde. Das Wort „Sünde“ bedeutet in diesem Fall „Trennung“. Christus ist in einem ungetrennten erlösenden Bewusstsein, das heilend ist. Das Kind ist Erbe seiner göttlichen Eltern und kommt durch das Tor der Geburt in die Manifestation. Die Geburt von Jesus ist die unterste spirituelle Erfahrung von Tiphareth. Es ist der Beginn der Hohen Mysterien. Erst wenn diese Geburt in uns stattfindet, haben wir einen Kontakt zum Höheren Selbst, davor ist dies alles nur eine Vermutung. Ab Tiphareth startet die Verifikation, denn mit der Geburt des Sonnenbewusstseins beginnt die erste Stufe der Erleuchtung. Dann entwickelt sich dieses Kind zum mystischen König. Seine himmlischen Eltern sind die Regenten aller Welten und sein Geburtsrecht ist dieses Erbe. Christus bedeutet übersetzt der „Gesalbte“.

Die heilige Salbung ist dem Priesterkönig vorbehalten. Der erste Schritt in sein majestätisches Dasein ist es, den Schöpfer wieder auf seinen Thron zu setzen. Sobald der König (Christus) wieder auf seinem Thron ist, erkennt der Mensch, dass Christus der Lenker im Gefährt der Persönlichkeit ist. Dieser König regiert sein Reich von Innen. Das ist Dionysos. Er hat Verantwortung für sich und seine Umgebung, und diese Erfahrung unterscheidet das Kind vom Erwachsenen. Der reife König betrachtet sein Reich und regiert es durch seine innere Herrschaft. Dies ist der königliche Hohepriester. In den ägyptischen Mysterien illustriert es den Pharao, der die Verkörperung des Osiris ist. So war auch Moses, auf den die Hauptwerke des Alten Testaments der Bibel zurückgehen, ein hoher Eingeweihter der ägyptischen Mysterien. Erwähnenswert ist, dass sich auch im Neuen Testament der Bibel zahlreiche altgriechische Begriffe finden, die direkt aus der Mysterientradition und den Einweihungsriten stammen. Ihre wahre Bedeutung ist daher nur den Eingeweihten vorbehalten. Wörtliche Übersetzungen solcher Fachtermini sind paradox und entstellen die wesentliche Bedeutung.

Die erste Aufgabe des Eingeweihten in Tiphareth besteht darin, sein Vehikel zu optimieren. Die unteren Sphären Malkuth, Yesod, Hod, Netzach werden für den Empfang höherer Vibrationen eingestimmt, sie werden in diesem Werk etappenweise angepasst. So können die subtilen Kräfte von Tiphareth durch immer hellere Strahlen in die einzelnen Sphären strahlen. Die unterbewussten Verhaltensmuster werden durch reifere Muster ersetzt, welche die Einheit des Lebens zur Schau tragen. Der Verstand wird darauf ausgerichtet, hinter den Schleier der Erscheinung zu blicken und die Einheit zu erkennen. Die Gefühlsnatur wird harmonisiert, um Liebe zu allen Wesen frei fließen zu lassen. Dadurch erkennt der Adept in Tiphareth in allen Umständen des Lebens die Schönheit des göttlichen Ausdrucks. Das bedingt alle Lebenssituationen, und innere Gelassenheit ist die Folge. Anfangs erscheint der Weg ungemütlich, da viele Lügen zu beseitigen sind. Es gilt den Tod und den Teufel als Feinde zu besiegen und diese göttlichen Prinzipien als Freunde zu gewinnen.

Dieses Werk wird vom Heiligen Schutzengel vollzogen. Erst wenn alle Umstände des Lebens der Führung Gottes gewidmet wurden, kann die Führung dieses Schutzengels bewusst wahrgenommen werden. Die Persönlichkeitstransformation ist das Werk des Heiligen Schutzengels. Obwohl man in den anfänglichen Stufen davon überzeugt ist, dass dieses Werks persönliche Anstrengung sei, so löst sich diese Illusion ab Tiphareth allmählich auf. Das Christus-Prinzip ist der Heiland in uns. Diese Vibration hat heilende Wirkung. Menschen, in denen sich das Christusbewusstsein entfaltet hat, haben eine heilende Atmosphäre, ihre Gegenwart erlöst und heilt die Wunden. Für solche Menschen ist die Zeit belanglos, denn sie leben in der Ewigkeit. Ob die heutige Ursache sofortige Wirkungen zeigt oder erst in Äonen, ist für sie belanglos. Die Gier nach Ergebnissen plagt nur den Sterblichen. Dennoch gibt es noch Höheres zu verwirklichen, denn obwohl der Mensch intellektuell erkannt hat, dass er den Willen des Vaters vollzieht, spürt er dennoch einen Eigenwillen. Diese Wahrnehmung wandelt sich erst in der mächtigen Sphäre Geburah.