Michael Sendivogius – Vom Merkurio

Vom Merkurio

Michael Sendivogius

Michael_Sendivogius

Der Adelige, Alchemist, Philosoph und Arzt Michael Sendivogius, der auch mit den Rosenkreuzern in Bezug gebracht wird, schreibt in diesem Werk, einem Zwiegespräch zwischen Merkurius und dem Alchemisten, über den alchemistischen Merkurius (Merkur, Quecksilber) und seine Bedeutung bei der Herstellung des “Stein der Weisen“. Der Gott Hermes Trismegistos (Thot) soll die Herstellungsformel in eine Smaragdtafel (Tabula Smaragdina) eingraviert haben.

Das ist ein Philosophisches Naturgemäß und Wohlgegründes Gespräch zwischen dem Merkurio einem Alchemisten und der Natur gehalten darinnen des Philosophischen Merkuri Eigenschaften sehr klar und hell offenbart werden.

Einem vertrauten Freund der Alchemischen Musen zugefallen beschrieben durch den Autoren so da spricht Also mach weise ding.

Gespräche 
des Merkurs, eines Alchemisten und der Natur.

Es versammelten sich einst die Alchemisten und hielten Rat, wie sie den philosophischen Stein machen und bereiten sollten, und also beschlossen sie, dass ein jeder seine Meinung durch Stimmen geben sollte. Und dieser Zulauf war unter freien Himmel, auf einer Wiesen, an einem heitern Tag. Und viele haben übereingestimmt; dass der Mercurius desselben erste Materie sei, andere der Sulphur, andere etwas anders. Aber von dem Merkurio war deren selben größte Meinung, sonderlich aus denen Sprüchen der Philosophen, während sie solchen vor die wahre erste Materie hielten, und auch vor die erste Materie der Metalle: dann die Philosophen schreien: unser Mercurius und da sie also unter sich stritten in unterschiedlichen Arbeiten; (dann ein jeder von ihnen mit Verlangen und Freuden den Entschluss erwartete) so erhob sich unterdessen das allergrößte Ungewitter, mit Sturm-Winden, Platz-Regen, und unerhörten Wind, welcher diese Versammlung in verschiedene Provinzen zerstreute, einen jeden besonders, ohne Entschluss. Jedoch hat ein jeder sich eingebildet, was doch deren Disputation Ende sein sollte. Deshalb fing ein jeder, wie ehe seine Arbeit an, der eine in diesem, der andere in einem anderen Dinge, den Lapidem Philosophorum suchend, und dieses geschieht bis hierher ohne Aufhören. Einer aber deren, so der Disputation eingedenk war, dass der Stein der Philosophorum notwendig in dem Merkurio zu suchen wäre, sagte zu sich selbst:, obgleich noch kein Endschluss geschehen ist; so will ich doch in dem Merkurio arbeiten, und ich will den Endschluss machen, nachdem der gebenedeite Stein wird gemacht sein: dann er war ein Mensch, welcher allezeit pflegte mit sich selbst zu reden, gleichwie es die Alchemisten zu tun pflegen. Deshalb fing er an philosophische Bücher zu lesen, und verfiel auf das Buch Alani, welches von dem Merkurio handelt, und also ist dieser Alchemist ein Philosophie worden, jedoch ohne Entschluss. Und nahm den Merkur und fing an zu arbeiten, setzte ihn in ein Glas, und gab ihm Feuer; der Mercurius aber ist, gleich wie er in Gebrauch hat, ausgeraucht.

Der arme Alchemist, so die Natur nicht kennte, schlug sein Weib, und sprach: niemand als du konnte dazu kommen; du hast mir den Merkur aus dem Glas genommen. Das Weib entschuldigte sich weinend, und sagt stillschweigend zu den Mann: du wirst einen Dreck aus diesem machen. Der Alchemist hat auf ein neues den Merkur genommen, und ihn wiederum in das Gefäß gelegt, und, damit das Weib ihn nicht nehme, verwahrte er solches; aber der Mercurius ist seiner Art nach wiederum ausgeraucht. Der Alchemist sich erinnernd, dass die erste Materie des Steins flüchtig sein müsste, hat sich sehr erfreut, und sich gänzlich persuadieret, dass er jetzt nicht mehr fehlen könnte, nachdem er diese Materie hätte, fing jetzt an mit dem Merkurio keck umzugehen, lernte hiernach denselben sublimieren, auf wunderbare Weise kalzinieren, jetzt mit Salien, bald mit Schwefel, bald mit Metalle, dann mit Erzen, bald mit Blut, bald mit Haaren, mit Aquis fortibus, dann mit Kräutern, Urin, Essig; aber konnte zu seinen Vorhaben nichts finden: er lies auch in der Welt nichts unberührt, womit er den guten Merkur nicht tractiert hätte. Und da er gänzlich nichts ausrichten konnte, ist ihm dieser Spruch eingefallen, dass es in dem Mist gefunden werde. Alsdann hat er angefangen den Merkur mit unterschiedlichen Dreck zu tractieren, zugleich und besonders: und da er also abgemattet, und voller Gedanken war, so schlief er ein. In dem Traum erschien ihm ein Gesicht: Es käme zu ihm ein alter Mann, welcher ihn grüßte, und sagte: Freund, warum bist du traurig? Er antwortete: ich wollte gern den Lapidem Philosophorum machen. Darauf fragte er: Freund, aus was willst du den Lapidem Philosophorum machen? Alchemist: Herr, aus dem Merkurio. Der Alte: aber aus was für einem Merkurio? Alchemist: es ist nur ein Mercurius. Der Alte: es ist wahr, dass nur ein Mercurius ist: aber verändert in mancherlei Örtern: ein Teil reiner als der andere. Alchemist: o Herr, ich weiß denselben auf das beste zu reinigen: mit Essig und Salz, Nitro und Vitriol.

Der Alte: ich sage dir, dieses ist nicht die wahre Reinigung, weder ist es also der wahre Mercurius: dann die weisen Männer haben einen anderen Merkur, und eine andere Reinigung desselben, und also verschwand er. Da der Alchemist aus dem Schlaf erwachte, gedachte er, was dieses vor ein Gesicht wäre; er dachte, was dieses für ein Mercurius Philosophorum sein müsste: konnte doch nichts anders ausfinen, als diesen seinen gemeinen Merkur; doch aber wünschte er, dass er mit diesem Alten länger hätte reden können. Jedoch hat er emsig gearbeitet, jetzt in Kot der Tiere und Knaben; hiernach fing er an in seinem eigenen Kot zu arbeiten: und er ginge alle Tag an den Ort, wo er das Gesicht gesehen hat, damit es diesen Alten wiederum anreden könnte; unterweilen stellte er sich schlafend, und lag mit geschlossenen Augen, den Alten erwartend. Als er aber nicht kommen wollte, vermeinte er, der Alte fürchtete sich, und würde nicht glauben, dass er schliefe, derowegen schwur er, sprechend: mein alter Herr, fürchte dich nicht, ich schlaffe gewiss: wann du es nicht glaubest, so besehe die Augen. Und dieser arme Alchemist fiel nach so vieler Arbeitung und Verschwendung seiner Güter nunmehr in eine Torheit, in der er allezeit an den Alten gedachte. Und aus dieser allerstärkesten Einbildung ist ihm im Schlaf ein Phantasma in Gestalt jenes Alten erschienen, und sagte zu ihm: verzweifle nicht, mein Freund, dein Mercurius und deine Materie ist gut; aber, wenn er dir nicht gehorsamen will, so beschwöre ihn, damit er nicht flüchtig sei: pflegt man doch die Schlangen zu beschwören, und warum nicht den Merkur? Und also wollte der Alte von dannen weichen; aber der Alchemist bat ihn, sagend: Herr, warte! Durch das Geschrei ist der Arme erwachet, doch nicht ohne Trost. Nachgehendes hat er ein Gefäß voll Merkurs genommen, und fing an denselben auf eine wunderbare Weise zu beschwören, gleichwie ihm der Traum gelehrt hat. Und er erinnerte sich der Worte des Alten, welcher gesagt hat: die Schlangen werden beschworen, und der Mercurius wird mit Schlangen abgemalt, gedachte er, man muss ihn gewiss so beschwören, wie die Schlange.

Und nahm das Gefäß mit dem Merkurio, und fing an zu sprechen: ux, ux, ost as und wo der Namen der Schlange sein sollte, hat er den Namen des Merkurs gesetzt, sagend: und du Mercurius, du allerschalthafteste Bestie Zu diesen Worten fing der Mercurius an zu lachen, und zu den Alchemisten zu reden, sagend: was willst du? Was beunruhigst du mich, mein Herr Alchemist? Alchemist: O ho! Jetzt nennst du mich einen Herrn, wenn ich dich beim Lebendigen angreife. Jetzt habe ich vor dich ein Gebiss gefunden: warte ein wenig, du wirst mir bald nach meinem Liedlein pfeifen. Und fing an denselben tapfer anzureden, gleichsam im Zorn: bist du nicht der Mercurius Philosophorum? Mercurius: (der Mercurius antwortete gleichsam sich fürchtend) mein Herr, ich bin der Mercurius. Alchemist: warum hast du mir nicht wollen gehorsam sein, weder, dass ich dich könnte fix machen? Mercurius: O vortrefflicher Herr, ich bitte, schone mir Armen, denn ich habe nicht gewusst, dass du ein solcher großer Philosophie seiest. Alchemist: hast du dieses nicht aus meinen Arbeiten gespürt, da ich also Philosophisch mit dir procedirte? Mercurius: es ist also, mein vortrefflicher Herr, jedoch habe ich mich verbergen wollen; aber ich Armer sehe, dass ich mich vor meinen vortrefflichen Herrn nicht verbergen kann. Alchemist: erkennst du mich jetzt vor einen Philosoph? Mercurius: für einen sehr großen, mein Herr, ich sehe, dass eure vortreffliche Herrlichkeit, der allerausbindigste Philosophie ist. Alchemist: (in seinem Herzen erfreut, spricht) Jetzt habe ich gewiss gefunden, was ich gesucht habe; sagte wiederum zu dem Merkurio mit erschrecklicher Stimme: Eia! jetzt sei mir deshalb gehorsam, sonsten wird es mit dir nicht gut werden. Mercurius: gar gerne mein Herr, wenn ich nur könnte: dann ich bin jetzt sehr schwach. Was entschuldigst du dich jetzt? Mercurius: nein mein Herr, sondern ich bin schwach. Alchemist: was schadet dir? Mercurius: der Alchemist schadet mir. Alchemist: was? du lachst mich noch aus? Mercurius: ach! mein Herr, ich rede von den Alchemisten; du aber bist ein Philosophie. Alchemist: o wohl! wohl! es ist also: aber was hat dir der Alchemist getan? Mercurius: o! mein Herr, er hat mir viel Übels getan: denn er hat mich Armen mit widerwärtigen Dingen vermischt, daher ich nicht zu meinen Kräften kommen kann, und bin fast tot, dann ich bin fast auf den Tod gepeinigt. Alchemist: o! du hast es recht verdienet, während du ungehorsam bist. Mercurius: niemals bin ich einem Philosophen ungehorsam gewesen; sondern von Natur aus verlache ich die Narren. Alchemist: und was haltest du von mir? Mercurius: o Herr! du bist ein großer Mann, der allergrößte Philosophie, mit deiner Größe übertriffst du den Hermetem. Alchemist: gewiss es ist also, ich bin ein gelehrter Mann; aber ich will mich selbst nicht loben: ja mein Weib aber sagt mir, dass ich ein gelehrter Philosophie sei, dieses erkannt sie an mir. Mercurius: ich glaube es leicht: denn also müssen die Philosophen sein, welche vor allzu vieler Klugheit und Arbeit zu Narren werden.

Alchemist: Also, so sage mir deshalb, was soll ich mit dir machen, auf, welche Art muss ich aus dir den Lapidem Philosophorum machen? Mercurius: o! mein Herr Philosoph, das weiß ich nicht. Du bist ein Philosophie; ich ein Diener der Philosophen: was sie aus mir machen wollen, das machen sie, ich gehorsame ihnen, so viel ich kann. Alchemist: du musst mir sagen, wie ich mit dir prozedieren soll; und ob ich aus dir den philosophischen Stein machen kann. Mercurius: wann du es weißt, wirst du ihn machen, wenn du es aber nicht weißt, so wirst du nichts machen: von mir wirst du nichts lernen, wenn du es vorhin nicht weißt, mein Herr Philosoph. Alchemist: du redest also mit mir, gleichwie mit einem einfältigen Menschen: vielleicht ist dir unwissend, dass ich bei großen Fürsten gearbeitet habe, und bei ihnen ein Philosophie war? Mercurius: das glaube ich gar leichte, mein Herr, dann dieses weiß ich am besten: denn ich stinke noch von der Vermischung dieser Arbeit. Alchemist: sage mir derowegen, bist du der Mercurius der Philosophen? Mercurius: ich bin der Mercurius, ob ich aber der Philosophorum sei, das musst du wissen. Alchemist: sage mir nur, ob du der wahre Mercurius bist; oder, ob ein anderer sei? Mercurius: ich bin der Mercurius; aber es ist noch ein anderer. Und also ist er verschwunden.

Der Alchemist schreiet und redet; aber niemanden antwortet ihm. Und als er bei sich in Gedanken sagte: wahrhaftig ich bin der beste Mann; der Mercurius hat mit mir geredet, gewiss er liebt mich: und fing an, den Merkur zu sublimieren, destilieren, kalzinieren, Turbith zu machen, zu präcipitieren, solvieren auf wunderliche Art, mit mancherlei Wässern; aber wie er es vorher vergeblich unternommen, hat er vergeblich die Zeit und Unkosten verzehret: deshalb er endlich angefangen, den Merkur zu verfluchen, und der Natur zu lästern, dass sie denselben erschaffen habe. Da aber die Natur dieses hörte, rief sie den Merkur zu sich, und sprach zu ihm: was hast du diesem getan? Was flucht er über mich, wegen deiner, und lästert mich? Warum leistest du nicht, was du schuldig bist? Aber der Mercurius entschuldigt sich gar bescheiden. Doch befiehlt ihm die Natur, dass er denen Söhnen der Natur, welche ihn suchen, gehorsam sei. Der Mercurius versprach, dass er dieses leisten wolle, und sagte: Mutter Natur, wer wird aber denen Narren genug tun? Darüber schiede die Natur lächelnd von dannen; der Mercurius aber war über den Alchemisten zornig, und ginge auch an sein Ort. Nach etlichen Tagen fiel dem Alchemisten ein, dass er in seinen Arbeiten etwas ausgelassen habe: begabe sich wiederum zurück zu dem Merkurio, nahm sich für, denselben mit Schweins-Kot zu vermischen.

Aber der Mercurius war erzürnt, dass er ihn so übel bei der Mutter der Natur angeklagt hatte, und sprach zu dem Alchemisten: du Narr! was willst du von mir haben? Warum hast du mich verklaget? Alchemist: bist du nun derjenige, den ich zu sehen verlanget? Mercurius: ich bin es; aber mich kann kein Blinder sehen. Alchemist: ich bin nicht blind. Mercurius: du bist sehr blind: dann du siehst dich selbst nicht; wie solltest du dann mich sehen? Alchemist: O! jetzt bist du hoffärtig: ich rede mit dir bescheiden; und du verachtest mich also. Weist du vielleicht nicht, dass ich bei vielen Fürsten gearbeitet habe, und bei ihnen ein Philosophie gewesen’ bin? Mercurius: an die Höfe der Fürsten laufen die Narren, dann daselbst werden sie geehrt, und vor anderen wohl gehalten. Bist du auch bei Hofe gewesen? Alchemist: o! du bist der Teufel, und kein guter Mercurius, wenn du also mit denen Philosophen reden willst, dann du hast mich schon vorher verführet. Mercurius: kennst du nicht die Philosophie? Alchemist: ich bin selbst ein Philosophie. Mercurius: seht unseren Philosoph (sagte er lächelnd: und fing an mit demselben weiters zu reden, sagend:) mein Philosoph, sage mir doch, was suchst du, und was willst du haben? Was begehrst du zu machen? Alchemist: den Lapidem Philosophorum. Mercurius: o mein Philosoph, nun will ich von dannen weichen, währenddessen ich nicht der eurige bin. Alchemist: o! du bist nichts, und willst mich verführen. Mercurius: gewiss, mein Philosoph, du bist mir ein Teufel, aber ich dir nicht: dann du hast mich gar übel auf teuflische Art tractieret. Alchemist: O was höre ich! Hier ist gewiss der Teufel: dann ich mache alles nach den Schriften der Philosophorum, und weiß auf das allerbeste zu arbeiten.

Mercurius: auf das allerbeste weißt du es: dann du tust ihm mehr, als du weißt, und lesest. Die Philosophen haben gesagt, man solle die Natur mit der Natur vermischen, und außerhalb der Natur befehlen sie nichts; aber du hast mich allbereit, fast mit denen allerunflätigsten Dingen, und Kot, vermischt. Alchemist: ich tue nichts außer der Natur ; sondern ich säe den Samen in seine Erde, wie die Philosophen gesagt haben. Mercurius: Du säst mich in Kot, und zur Zeit der Ernte verschwinde ich; du aber pflegst nur Dreck einzuernten. Alchemist: es haben doch also die Philosophen geschrieben, dass man ihre Materie im Mist suchen sollte. Mercurius: was die Philosophen geschrieben, das ist wahr; und du verstehst es den Silben und nicht deren Verstand und Sin nach. Alchemist: jetzt sehe ich, dass du vielleicht der Mercurius bist; aber du willst mir nicht gehorsamen. Und fing denselben wiederum an zu beschwören, sprechend: ux, ux; aber der Mercurius antwortete lachend: mein Freund, du wirst nichts ausrichten. Alchemist: man sagt von dir nicht vergeblich, du seist wunderlich, unbeständig und flüchtig. Mercurius: du sagst mir, dass ich unbeständig sei, dieses löse ich dir also auf. Ich bin beständig einem standhaften Künstler: ich bin fix, einem beständigen Gemüte: aber du und deines gleichen sind unbeständig, schweift von einem Ding zu dem anderen herum, und von einer Materie zu der anderen. Alchemist: sage mir deshalb, ob du der selbige Mercurius bist, von, welchem die Philosophen geschrieben und gesagt haben, dass er mit dem Schwefel und Salz, der Anfang aller Dinge sei; oder, ob man einen anderen suchen müsse?

Mercurius: gewiss die Frucht fällt nicht weit von dem Baum; aber ich suche nicht meine Ehre: ich bin eben der, der ich gewesen; aber meine Jahre sind ungleich. Im Anfang war ich so lang ein Jüngling, so lange ich allein gewesen; aber jetzt bin ich älter, aber der nämliche, wie ich vorher war. Alchemist: jetzt gefällst du mir, dass du jetzt älter bist: dann ich habe allezeit einen solchen gesucht, welcher zeitiger und fixer sei, damit ich desto leichter mit ihm könnte übereinkommen. Mercurius: du suchst mich vergebens im Alter, der du mich nicht in der Jugend gekannt hast. Alchemist: habe ich dich nicht gekannt, der ich dich allezeit auf wunderbare Weise tractiert habe, wie du selbst gesagt hast? Und ich will noch nicht aufhören, bis ich den Lapidem Philosophorum zuwege bringen werde. Mercurius: o mir Armen! Was werde ich tun, der ich vielleicht wiederum mit Kot vermischt werde? Man peinigt mich auf ein neues. O mir Armen! Ich bitte dich o Herr Philosoph, vermische mich nur nicht mit Schweins-Kot: denn sonst werde ich verderben, dann von diesem Gestank werde ich gezwungen, meine Gestalt zu verändern. Und was willst du, dass ich soll weiter machen? Werde ich nicht genug von dir gepeinigt? Gehorsame ich dir nicht? Vermische ich mich nicht, mit, welchen Dingen du willst? Bin ich nicht ein Sublimat? Bin ich nicht ein Praecipitat? Bin ich nicht ein Turbith? Bin ich nicht ein Amalgama? Bin ich nicht ein Tausendkünstler? Was begehrst du jetzt mehr von mir?

Mein Leib ist schon also gegeißelt auch bespeiet worden, dass ein Stein sich meiner erbarmen könne. Aus mir hast du Milch; aus mir hast du Fleisch; aus mir Butter; aus mir Öl; aus mir Wasser: und, welches unter allen Metalle und Mineralien konnte dieses leisten, was ich alleine, und ist keine Barmherzigkeit vor mich. O mir Armen! Alchemist: o ho! es schadet dir nicht, du bist ein Schalk:, ob du dich gleich auf vielerlei Art verkehrest; so veränderst du dich doch nicht, es sei dann, dass du deine Gestalt verstellest, so kehrst du allezeit wiederum in deine erste Gestalt zurück. Mercurius: ich tue wie du willst: wann du willst, dass ich ein Körper sei, so bin ich ein Körper; wann du willst, dass ich ein Pulver sei, so bin ich ein Pulver. Ich weiß nicht, wie ich mich mehr demütigen solle, als, dass ich zu Pulver und nichts werde. Alchemist: deshalb sage mir, wer bist du in deinem Zentrum? Und so will ich dich nicht mehr peinigen. Mercurius: jetzt werde ich genötigt, mit dir aus dem Grunde zu reden: wann du willst, kannst du mich verstehen. Du siehst meine Gestalt: von dieser ist dir nicht nötig zu melden; aber was du mich von meinem Zentrum fragest: so ist mein Zentrum das allerfixeste, unsterbliche, und durchdringende Herz: in ihm ist die Ruhe meines Herrn; ich aber bin selbst der Weg und der Laufer, der Fremde und der Einheimische: ich bin allen meinen Gehilfen der Allergetreueste, ich verlasse diejenigen nicht, die mich begleiten, mit ihnen bleibe ich, mit ihnen komme ich um.

Ein unsterblicher Leib bin ich: ich sterbe zwar, wenn ich umgebracht werde; aber bei dem Gericht, vor einem klugen Meister, stehe ich wieder auf. Alchemist: deshalb, bist du der Lapis Philosophorum? Mercurius: meine Mutter ist dergleichen; aus ihr wird künstlicher Weise etwas geboren, aber mein Bruder, der im Schloss wohnet, hat in seinem Wollen, was der Philosophie will. Alchemist: bist du nicht alt? Mercurius: meine Mutter hat mich geboren; aber ich bin älter, als die Mutter. Alchemist:, welcher Teufel kann dich verstehen, während du mir auf mein Vorhaben nicht antwortest, und allezeit in Gleichnissen redest? Sage mir, ob du die Fontina bist, von, welcher Bernhardus Comes Trevisanus geschrieben hat? Mercurius: die Fontina bin ich nicht, aber ein Wasser bin ich: die Fontina hat mich umgeben. Alchemist: wird nicht das Gold in dir aufgelöst, weil du ein Wasser bist? Mercurius: was mit mir ist, liebe ich, als einen Freund; und was mit mir geboren wird, dem gebe ich Nahrung; und was nackend ist, bedecke ich mit meinen Flügeln. Alchemist: ich sehe, dass mit dir nicht zu reden ist: von anderen Sachen frage ich, von anderen sagst du mir.

Wann du nicht willst recht antworten, gewiss, ich gehe mit dir wieder zu Werk. Mercurius: o Herr! ich bitte dich, sei mir barmherzig: jetzt will ich gerne sagen, was ich weiß. Alchemist: sage mir deshalb, ob du das Feuer fürchtest? Mercurius: ich bin selbst ein Feuer. Alchemist: und warum fliehst du doch vom Feuer? Mercurius: mein Geist mit dem Geist des Feuers lieben sich, und einer bekleidet den anderen, wo er kann. Alchemist: und wohin pflegst du zu gehen, wenn du mit dem Feuer aufsteigest? Mercurius: wisse, ein jeder Fremdling trachtet allezeit nach seinen Vatterlande: und, wenn er dahin kommt, wo er ausgegangen ist; so ruht er, und kehrt allezeit klüger zurück, als er ausgegangen ist. Alchemiste: kehrst du nicht einstens wiederum zurück? Mercurius: ich kehre wiederum zurück, aber in einer anderen Gestalt. Alchemist: ich verstehe nicht, was dieses ist, weder etwas von dem Feuer. Mercurius:, wenn Jemand das Feuer meines Herzens kennt, der hat gesehen, dass das Feuer (die gebührende Wärme) meine Speise sei; und wie länger der Geist meines Herzens das Feuer speiset, desto fetter wird er, dessen Tod hiernach das Leben aller Dinge ist, die immer in diesem Reich sind, wo ich bin.

Alchemist: bist du nicht groß? Mercurius: du hast an mir ein Beispiel, aus tausend Tröpflein werde ich eines; aus einem gebe ich viele tausend Tropfen: und gleichwie mein Leib vor deinen Augen ist, wenn du mit mir zu spielen weißt; so kannst du mich in so viel als du willst zerteilen, so werde ich wiederum eines sein. Was soll dann der Geist (mein Herz) innerlich, welcher allezeit aus dem allergeringsten Teile viele tausend hervor bringt? Alchemist: und was muss ich darum mit dir tun, damit du also seiest? Mercurius: inwendig bin ich ein Feuer: das Feuer ist meine Speise; aber das Leben des Feuers ist die Luft. Ohne Luft wird das Feuer ausgelöscht; das Feuer übertrifft den Luft, deshalb ruhe ich nicht, weder kann mich die rohe Luft zusammen ziehen. Setze Luft zu Luft, damit sie beide eines sind, und das Gewicht halten; vereinige sie mit trocknem Feuer, und gib sie denen Zeiten zu verwahren. Alchemist: was wird hiernach werden? Mercurius: das überflüssige wird abgezogen; das übrige verbrenne mit Feuer: setze es ins Wasser, koche es; hiernach gib das gekochte den Kranken zur Arznei. Alchemist: du sagst mir nichts auf meine Fragen; ich sehe, dass du mich nur willst mit Gleichnissen betrügen.

Weib! bringe mir Schweins – Kot her, ich will diesen Merkur auf eine neue Art tractieren, bis er mir sage, wie der Lapis Philosophicus aus ihm zu machen sei. Als der Mercurius dieses hörte, fing er an, sich über den Alchemisten zu beklagen; und ginge zu der Mutter Natur, verklagte den undankbaren Laboranten. Die Natur glaubte dem Sohn Merkurio, der glaubwürdig ist, kam also erzürnet zu dem Alchemisten, und rufet ihm: Holla! wo bist du? Alchemist: wer ist da, der mich rufet? Natur: du Narr! wie handelst du mit meinem Sohn? Warum tust du ihm so viel Schmach an? Warum peinigst du ihn, der dir alles gutes tun will, wenn du es nur verstehen wollest? Alchemist:, welcher Teufel schilt mich? Einen solchen Mann und Philosoph? Natur: o du Narr, der du voller Hoffart, und ein Dreck der Philosophen bist! Ich kenne die Philosophos, und alle Weisen, welche ich liebe, dann diese lieben mich auch, und tun mir alles zu gefallen, und wo ich nicht fort kann, helfen sie mir; aber ihr Alchemisten, aus derer Zahl du auch einer bist, tuet mir, ohne mein Wissen und Verwilligung, ja alle Widerwärtigkeit an, dessentwegen wiederfahrt euch auch das Wiederspiel. Ihr vermeinet, dass ihr meine Söhne wohl tractiert; aber ihr erhaltet nichts: und wann ihr es recht betrachten wollt, so tractiert ihr dieselben nicht, sondern sie tractieren euch: dann ihr könnet noch wisset nichts aus ihnen zu machen; sie machen aber Narren aus euch, wenn sie wollen.

Alchemist: es ist nicht wahr! ich bin auch ein Philosophie, und weiß wohl zu arbeiten. Ich bin nicht bei einem Fürsten gewesen, (1) und war bei ihnen ein Philosophie, welches auch ein mein Weib weiß; auch habe ich nun jetzt ein geschriebenes Buch, welches etliche hundert Jahre, in einer gewissen Mauer verborgen war: an jetzt werde ich gewiss wissen, den Lapidem Philosophorum zu machen, und auch dieser Tagen ist es mir im Schlaf offenbar worden. O! ich pflege wahre Träume zu haben: Weib! du weißt es. Natur: du wirst es machen, gleichwie deine andere Kollegen tun, welche im Anfang alles wissen, und vermeinen es zu wissen; am Ende aber ist es nichts. Alchemist: es pflegen es jedoch andere aus dir, (wann du die wahre Natur bist) zu machen. Natur: das ist wahr; aber nur allein diejenigen haben mich gekannt, deren wenige sind. Wer mich aber kennt, der peinigt meine Söhne nicht, noch verhindert er mich; sondern tut mir nach Gefallen, und vermehrt meine Güter, und heilet meiner Söhne Leiber. Alchemist: und ich tue jedoch also. Natur: du tust mir alle Widerwärtigkeiten an, und wider meinen Willen prozedierst du, mit meinen Söhnen. Wo du sollst lebendig machen, tötest du: wo du sollst figieren, sublimierst du; wo du sollst kalzinieren, destillierst du, sonderlich diesen meinen allergehorsamsten Sohn Merkur, welchen du mit so vielen korrosiven Wassern, und so vielen giftigen Dingen peinigest. Alchemist: nun will ich also mit ihm nur allein lieblich, durch die Digestion prozedieren. Natur: wohl, wenn du es weißt; wo nicht, so wirst du nicht ihm, sondern dir selbst, und mit deinen Unkosten schaden: denn es gilt ihm gleich. Er vermischt sich also mit Kot, gleichwie mit demselben ein Edelgestein: er ist allezeit gut, und der Kot verringert ihn nicht, wenn er auch in denselben geworfen wird; wann er abgewaschen wird, ist er eben derselbe Edel-Gestein, welcher er zuvor war.

Alchemist: aber ich wollte gerne wissen den Lapidem Philosophorum zu machen. Natur: deshalb traktiere meinen Sohn nicht also. Wisse dann, dass ich viele Söhne und Töchter habe, und ich bin denjenigen zu Hilfe, so mich suchen, wenn sie würdig sind. Alchemist: so sage mir deshalb, wer ist dieser Mercurius? Natur: du sollst wissen, dass ich nur einen dergleichen Sohn habe, der einer aus sieben, und der erste ist, derselbe ist alles im allen, welcher nur einer war: nichts ist, und dessen Zahl ganz ist; in ihm sind die vier Elementen, welcher doch kein Element ist; er ist ein Geist, welcher doch einen Leib hat; er ist ein Mann, und vertritt doch Weibes statt; er ist ein Knab, und führt männliche Waffen; er ist ein Tier und hat Flügel wie ein Vogel: er ist ein Gift, und heilet doch den Aussatz; er ist das Leben, und tötet doch alles; er ist ein König, aber ein anderer besitzet sein Königreich, er flieht mit dem Feuer hinweg, und doch wird aus ihm Feuer bereitet; er ist ein Wasser, und netzet nicht; er ist Erde, und wird doch gesät; er ist Luft, und lebt im Wasser: Alchemist: Jetzt sehe ich, dass ich nichts weiß, aber ich darf es nicht sagen, dann ich verlierte mein gutes Ansehen, und mein Nachbar half mir nicht mehr, wenn er wüsste, dass ich nichts weiß; doch will ich sagen, dass ich es gewiss weiß, sonsten wird mir niemand Brot geben: dann viele von ihnen hoffen von mir viele Güter. Natur: und, wenn du es in die Länge treibest, was wird es hiernach sein?

Unterdessen werden deine Nachbarn ihre Unkosten wieder von dir haben wollen. Alchemist: ich will sie alle mit Hoffnung speisen, so lange ich werde können: Natur: und endlich was zu Letzt? Alchemist: ich will stillschweigend unterschiedliche Arbeiten versuchen, wenn es gelingt, will ich bezahlen: wo nicht, so werde ich in ein anderes Land gehen, und dieses nämliche tun. Natur: was wird es hiernach sein? Alchemist: Ha, Ha, Ha, es sind viel Länder, und auch viel Geizige, denen will ich eine große Menge Golds versprechen, und das in der allerkürzesten Zeit, und also wird ein Tag nach dem anderen vorbei gehen, unterdessen wird entweder der König, oder der Esel, oder ich sterben.

Natur: ein Strick wartet billig auf dergleichen Philosophos: packe dich hinweg, und mache auf das geschwindeste deine Philosophie an dem Galgen ein Ende: denn mit diesem einigen Rat, wirst du weder mich, noch deinen Nächsten, vielweniger dich selbst
 betrügen.